Die Amerikanerin Allison (Abigail Breslin) absolviert ein Auslandsstudium in Südfrankreich, als sie in Marseille wegen Mordverdachts verhaftet wird. Sie soll ihre Freundin getötet haben. Allisons Vater, der Bohrarbeiter Bill Baker (Matt Damon) aus Stillwater, Oklahoma, reist daraufhin nach Frankreich. Zwar haben Vater und Tochter nur noch wenig Kontakt, doch nun will Bill alles daran setzen, die Unschuld seiner Tochter zu beweisen. Der wortkarge Amerikaner kämpft für Allison, während ihm Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede und ein kompliziertes Justizsystem im Weg stehen. Bill baut dabei eine Beziehung zu der Französin Virginie (Camille Cottin) und deren kleiner Tochter auf, die ihn so gut es geht unterstützen, doch für Allison wird die Lage immer aussichtsloser und schließlich gerät auch der Vater in Gefahr, der sich mehr und mehr in den Fall verwickelt. Wie weit wird Bill auf seiner Reise gehen?
Stillwater hat eine einfache Story: Ein zutiefst amerikanischer Arbeiter aus dem Nirgendwo Oklahomas versucht sich in Marseille als Privatdetektiv, um die Unschuld seiner wegen Mordes angeklagten und sich im Gefängnis befindlichen Tochter zu beweisen. Der Kriminalfall lehnt sich überdeutlich an die Geschichte von Amanda Knox an, der Film ist aber an dessen Auflösung nur am Rande interessiert. Zum ersten Mal seit langer Zeit steht hier ein ultimativer Durchschnitts-Amerikaner im Mittelpunkt eines Films - kulturlos, antiintellektuell, Durchschnittsoutfit, zwei Waffen zuhause, eben Trump's Own Country - Matt Damon spielt den Protagonisten Bill Baker so uneitel wie zurückhaltend. In Marseille eröffnet sich diesem wandelnden Kulturschock und notorischen Fuck-Up die Möglichkeit auf ein anderes Leben, als er eine Schauspielerin und deren hinreißendes Kind kennenlernt.
"Stillwater" wertet nicht und spielt seine Figuren nicht gegeneinander aus, auch wenn sich ein angenehmer Antiamerikanismus durch manche Momente zieht. Tatsächlich fühlt sich der Film ein bisschen wie französisches Kino an; entspannt, aber mit 140 Minuten keine Sekunde zu lang, man weiß nie so genau, wie es weitergehen könnte, und lässt sich auf das Leben anderer Menschen ein, von denen keiner zu einem kinotypischen Makeover gezwungen wird. Das sieht ästhetisch, aber nicht ästhetisiert aus und wirkt weitestgehend echt und überraschend authentisch, auch weil McCarthy, der bereits mit "Spotlight" einen guten Film ablieferte (was von der Academy gefeiert wurde) hat, nie ins Sentimentale kippt. "Stillwater" ist herausragendes Schauspieler- und Erzählkino, das nur zwei Mankos hat: eine furchtbar aufdringliche Filmmusik, die den Film viel seichter scheinen lässt, als er ist, und die ungelenken und unpassenden Versuche, gegen Ende doch noch ein wenig klassischen Thrill aufzubauen. Aber das ist Makulatur.
8/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Universal Pictures
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