Schon als Kind beschließt Alfred Yankovic (Daniel Radcliffe), später einmal seinen Lebensunterhalt mit Parodien bekannter Chart-Hits zu verdienen. Sein Vater (Toby Huss) ist von dieser Idee wenig begeistert und verlangt von seinem Sohn, Fabrikarbeiter zu werden. Trotzdem schenkt seine Mutter (Julianne Nicholson) dem Jungen heimlich ein Akkordeon, mit dem er einige Jahre später nach Hollywood durchbrennt, um seinen Traum wahrzumachen. Der Coup gelingt: Al wird tatsächlich berühmt und fängt sogar eine Liebesaffäre mit Superstar Madonna (Evan Rachel Wood) an. Seine Freunde warnen ihn zwar, dass die Sängerin ihn und seine Bekanntheit nur für ihre eigenen Zwecke ausnutzen wolle, aber Al glaubt an die große Liebe. Eines Tages wird Madonna von den Schlägern des Drogenbarons Pablo Escobar (Arturo Castro) nach Kolumbien entführt. Wie sich herausstellt, ist Escobar ein Yankovic-Fan, der auf diese Weise erreichen will, dass Al bei seiner Geburtstagsparty auftritt. Der gibt vor, auf die Forderung einzugehen, hat jedoch einen Plan...
Al Yankovic, "Weird" Al Yankovic ist wohl der unwahrscheinlichste MTV-Star der modernen Geschichte: ein Akkordeonspieler, der mit seinen familienfreundlichen Song-Parodien vier Jahrzehnte lang die Top 40 geknackt hatte und sich damit zu einem der bekanntesten Künstlern der Welt gemausert hat. Das Schein-Biopic "Weird: The Al Yankovic Story", ein zum Brüllen komischer Film mit Daniel Radcliffe in der Hauptrolle, geschrieben von Yankovic himself und Eric Appel, der auch Regisseur des Films war - und eigentlich ist es nur ein weiterer Film, in dem ein Künstler sein eigenes Leben vom behüteten Kind über den kauzigen Teenager zum Rock Gott beschreibt. Aber wie! Glänzend, grandios und mit der Tendenz, die schlimmsten Momente seines Protagonisten zu übergehen, ist das Hollywood-Musik-Biopic in den letzten fünf Jahren zum großen Geschäft geworden. In dieser Zeit wurden Queen, Elton John, Aretha Franklin, Billie Holiday, Whitney Houston und David Bowie verfilmt, und Filme über Bob Dylan und Dolly Parton sind in Vorbereitung. Tatsächlich sind diese Filme so zahlreich geworden, dass man sich leicht vorstellen kann, wie ein Studiomanager mit einem Klemmbrett irgendwo eine lange Liste alternder Stars abhakt und dabei Dollarzeichen in den Augen hat. Ein Name, von dem man nicht erwarten würde, dass er die Kassen zum Klingeln bringt, ist "Weird Al" Yankovic.
Mit Daniel Radcliffe in der Hauptrolle des titelgebenden Parodie-Songwriters ist "Weird: The Al Yankovic Story" das perfekte Gegenmittel zu modernen Popstar-Blockbustern. Zunächst einmal ist nur sehr wenig davon wirklich wahr. Na gut, Yankovic wurde von einem Vertreter dazu inspiriert, Akkordeon zu spielen. Aber sein Vater hat den Kerl danach bestimmt nicht halb tot geprügelt. Ja, er stürmte in den 80er Jahren die Charts mit Parodien von Michael Jacksons "Beat It" ("Eat It") und "Like A Virgin" ("Like A Surgeon") von Madonna. Allerdings hat er sie nie länger als 30 Sekunden getroffen - und er ist auch nie mit ihr ausgegangen. Yankovic hat tonnenweise Geld damit verdient, extrem albern zu sein - da ist es nur logisch, dass auch der Film über sein Leben so ist. Nach einem halbwegs glaubwürdigen Intro, das Yankovics Aufwachsen in einer amerikanischen Kleinstadt mit weißem Lattenzaun zeigt, wird "Weird: The Al Yankovic Story" immer surrealer, bis der inzwischen berühmte, drogensüchtige und alkoholkranke Al nackt aus einem riesigen Ei auf der Bühne auftaucht, mit Glibber bedeckt ist und vor Tausenden kreischender Fans E-Gitarre spielt. Der Rest des Films schildert seine Rückkehr zur Nüchternheit - mit weiteren bizarren Höhepunkten wie einer Schießerei auf einer Geburtstagsparty mit dem kolumbianischen Drogenboss Pablo Escobar, Als Mentor Doktor Demento mit Hut (gespielt von Rainn Wilson) und einer Kampfszene im Stil von John Wick in einem Diner. Das macht jede Menge Spaß und ist oft auch sehr lustig. Radcliffe, der Yankovic überhaupt nicht ähnlich sieht, hat sichtlich Spaß an der Sache. Seit "Harry Potter" hat er sich bewusst skurrile Projekte ausgesucht. 2016 spielte er in der Komödie "Swiss Army Man" eine fühlende, furzende Leiche und 2019 in "Guns Akimbo" eine Figur, die aufwacht und feststellt, dass an ihren Händen Pistolen befestigt sind. Hier hebt er diese exzentrischen Tendenzen auf eine andere Ebene, und das mit einer Starbesetzung von komödiantischen Talenten wie Jack Black, Patton Oswalt, Quinta Brunson und unerwartet Evan Rachel Wood, deren intrigante Madonna eine urkomische Überraschung ist.Das Skript entkräftet jegliche Anmaßung, dass Yankovic ein lyrisches Genie ist. Auf neckische Weise zieht Appel eine Sequenz in die Länge, in der Al beim Zusammensetzen eines Sandwichs so lange über seine Version von "My Sharona" nachdenkt, bis das Publikum "Bologna!" durch die Zähne zischt. Später versucht seine Mutter, ihrem ahnungslosen Sohn das Libretto für "Fat" aufzuzwingen - und scheitert. Dennoch ist Radcliffe in seiner Darbietung gewinnend arglos und zuckt mit seinen kostümierten Augenbrauen und dem Schnurrbart wie sanfte Hasenohren, selbst wenn er "Another One Rides The Bus" mit solcher Hingabe lippensynchronisiert, dass seine Halsvenen fast platzen. Der Kameramann Ross Riege lässt es sich nicht nehmen, Radcliffes Perücke von hinten zu beleuchten, so dass sie einem Heiligenschein ähnelt. Gelegentlich wird das Ganze also etwas zu sehr auf die Spitze getrieben. Die ständige Verhöhnung von Als lyrischem Können ist übertrieben - und das verzweifelte Bedürfnis von Co-Autor Yankovic, zu zeigen, dass er mitspielt, wird schnell ermüdend. Und doch reicht Radcliffes überzeugende Leistung - wie ein alberner Highschool-Schüler, der im Lotto gewinnt - aus, um alle zum Lachen zu bringen. Zusammen mit den vielen schrägen Gastauftritten auf dem Album, darunter die Andy-Warhol-Imitation von Conan O'Brien, die wirklich zum Totlachen ist, entsteht ein Kultklassiker und macht "Weird: Die Al Yankovic Story" zu Yankovics größtem Scherz.7/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Netflix
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