Dominic Toretto (Vin Diesel) ahnt nicht, dass seine Taten, die Jahre zurückliegen, tiefe Spuren bei dem mittlerweile mächtigen Dante (Jason Momoa) hinterlassen haben. Dieser sinnt nun auf Rache und will die ganze Toretto-Familie auseinanderbringen. Es entbrennt eine Rachegeschichte, die alle Mitglieder der Original-Crew, aber auch Deckard Shaw (Jason Statham), Bruder Jakob (John Cena) sowie den Neuzugang Tess (Brie Larson) auf den Plan ruft. Diese haben fortan alle Hände zu tun, um sich gegen den Gegenspieler sowie dessen Gefolgschaft samt Cipher (Charlize Theron) und Aimes (Alan Ritchson) zur Wehr setzen zu können. Da Dom nicht jeden aus der großen Familie beschützen kann und der rachsüchtige Rivale vor nichts zurückschreckt, wird er vor die schwierigste Wahl seines Lebens gestellt: Wen wird er retten?
Nach dem katastrophalen "Fast & Furious 9", der in keiner seiner beiden Fassungen überzeugen konnte, war der nachfolgende Teil "Fast X" bereits durch Vin Diesel angekündigt. Die Filme beschrieb er anfangs noch als "eine letzte Trilogie", bis im Oktober 2020 "Fast & Furious 11" angekündet wurde. Im Stile von Harry Potter sollte der Abschluss der Hauptfilmreihe auf zwei Filme aufgeteilt werden, während weiterhin Spin-Offs möglich seien. Als Regisseur konnte zunächst Justin Lin verpflichtet werden, der zuvor bereits fünf Filme der Reihe inszenierte und gemeinsam mit Dan Mazeau auch das Drehbuch schrieb. Neben Diesel und Lin fungieren Neal H. Moritz, Jeff Kirschenbaum und Samantha Vincent als Produzenten. Die Filmaufnahmen begannen am 20. April 2022 mit Kameramann Stephen F. Windon in London und sollen back-to-back mit denen zu "Fast & Furious 11" erfolgen. Doch kurz nach Drehbeginn wurde bekannt, dass Justin Lin aufgrund kreativer Differenzen fortan nicht mehr als Regisseur des Films tätig sein werde, dem Projekt allerdings als Produzent erhalten bleibe. Hintergrund sollen Meinungsverschiedenheiten mit Hauptdarsteller sowie Produzent Vin Diesel und dessen ständige Einflussnahme auf das Drehbuch gewesen sein. Auch das Vorgehen seitens Universal, einen weiteren Autoren zu engagieren, der die Dialoge überarbeiten sollte, soll Lin missfallen haben. Nach seinem Rückzug wurden die Dreharbeiten vorübergehend unterbrochen, was Mehrkosten von bis zu einer Million US-Dollar je verstrichenem Drehtag für das Filmstudio verursachte. Das gesamte Budget soll gleichzeitig auf über 300 Millionen US-Dollar gestiegen sein. Die Zwangspause, von der die Second Unit nicht betroffen war, wurde letztendlich für die Suche nach einem neuen Regisseur genutzt. Anfang Mai 2022 wurde die Verpflichtung von Louis Leterrier für den Regieposten bekannt, der ebenso das gesamte Drehbuch überarbeitete. Im Juli 2022 erfolgten Filmaufnahmen in Rom, so unter anderem auf der Engelsburg. Dreharbeiten im Stadtviertel Angelino Heights in Los Angeles wurden im Folgemonat von Anwohnerprotesten gegen illegale Straßenrennen begleitet. Und nach dieser dramatischen Geschichte steht der zehnte Teil nun in den Startlöchern.
Doch das "Fast & Furious" Franchise hat seine besten Tage längst hinter sich.Spätestens, als sich die Reihe mit "Fast & Furious - Neues Modell. Originalteile." sich quasi selbst rebootete und in einen hahnebüchenen Action-Unsinn abdriftete, in dem nahezu alle Protagonisten unverwundbar und mit übermenschlichen Fähigkeiten ausgerüstet waren, wusste man aber, wohin die Reise gehen würde. Dass es die Macher übertrieben haben, wurde spätestens in "Fast & Furious 9" klar, als die Macher ihre "Drohung" wahr machten und Teile der Crew in einem umgebauten Pontiac Fiero ins All fliegen ließen - wider sämtlicher Physik, Logik oder Hoffnungen der Zuschauer. Zudem darf man von Teil zu Teil verwundert sein, wer denn noch alles zu Dominic Toretto's Familie gehören darf - der fünfte Halbbruder achten Grades wurde offenbar noch gar nicht erwähnt, obwohl er eine essentielle Rolle im Familienleben der Torettos spielte. Wenn man bereit ist, all das zu glauben und, wenn auch unter Kopfschütteln, zu akzeptieren, dann bekommt man einen wilden, blöden Ritt serviert, den man gern konsumiert. Die brüllende, hirnlose und gleichzeitig unbändige Freude von "Fast & Furious 9" weicht nun dem kakophonischen "Fast X", einer ausufernden und überladenen Eröffnungssalve eines geplanten mehrteiligen Finales, das wieder ein wenig mehr auf die Bremse tritt. Gerettet wird es fast im Alleingang durch eine zutiefst schräge und sehr unterhaltsame Bösewicht-Performance von Jason Momoa.
Es war im Jahr 2011, als Hobbs in "Fast Five" Brian und Dom verfolgte, während sie den Safe des Drogenbarons Hernan Reyes durch Rio schleppten. Es war ein entscheidender Moment, in dem die Cartoon-Logik ihren Weg in eine ehemals selbstironische Serie fand, die am besten mit einer Dose Axe-Körperspray-Werbung und einer Spiele-Kopie von "Need for Speed" zusammenpasste. Es birgt eine gewisse Verletzlichkeit und ein gewisses Risiko, wenn man den Ton eines Franchise auf halbem Wege ändert, und nur wenige hätten sich beim Anschauen des Originals von 2001 vorstellen können, dass die "Fast & Furious" Filme dieses Risiko nicht nur eingehen, sondern es auch so erfolgreich in etwas einzigartig Bombastisches verwandeln würden.
Wie es in dieser Reihe üblich ist, enthüllt "Fast X" erneut sehr schlampig, dass Hernans Sohn Dante (Jason Momoa) bei der ganzen Verfolgungsjagd in "Fast Five" tatsächlich anwesend war und, nachdem er gesehen hat, wie das unrechtmäßig erworbene Vermögen seiner Familie zerstört und sein Vater getötet wurde, wieder aufgetaucht ist, um Dom (Vin Diesel) - dem Anführer der weltweit führenden Gruppe von Autodieben/internationalen Spionen - den Krieg zu erklären. Seine Rachemotivation mag klar sein, und "Fast X" unterstreicht seinen Status als Anti-Dom-Typ auf Schritt und Tritt, aber die Art und Weise, wie Dante diese Rache an der Fast Family ausübt, ist so unberechenbar wie Dante selbst. Nur mit Hilfe der Technologie und der Söldnertruppen, die er irgendwie anhäufen kann, ist er in der Lage, etwas zu erreichen. Er will Dom leiden lassen, indem er seine Familie verletzt, aber er ignoriert regelmäßig Gelegenheiten, seine Rache auf eine Art und Weise zu führen, die sich weniger als geduldig sadistisch und mehr als... ineffektiv anfühlt.
Die Lockerheit des Charakters verlangte nach einem Schauspieler, der bereit war, dies in seiner Darstellung auszunutzen, und Jason Momoa kam, sah und siegte. Das muss man ihm lassen. Abgesehen von Dantes Effektivität als Antagonist ist die grenzenlose Chaos-Energie, die Momoa während der gesamten Laufzeit von "Fast X" aufrechterhält, das einzige durchgängig unterhaltsame Element. Man kann es nicht anders sagen: Dante ist ein echter Freak, und Momoa trägt diese Fahne mit Gusto. Es fühlt sich an, als hätte er all diese Filme durchlaufen und parodiert Doms Machogehabe und vorhersehbare Logik auf Schritt und Tritt, sowohl in Doms Gesicht als auch ganz allein. Es sind die privaten Momente, in denen er seinen Ziegenbart zwirbelt, die Dante von den anderen Bösewichten der Serie abheben, und Momoa verdient ein großes Lob dafür, dass er "Fast X" vor dem angekündigten, sicheren Untergang bewahrt hat.
Dom Torretto hingegen fühlt sich an, als würde er nur von einer Grübelei über die Bedeutung der Familie zur nächsten treiben, und Vin Diesel fühlt sich jedes Mal abgehängt, wenn Momoa ihn nicht aktiv dazu zwingt, Dom in eine andere Richtung zu drängen, anstatt das wiederzukauen, was der Zuschauer nicht schon einmal gehört hat.
Keine der unbeholfen inszenierten Verfolgungsjagten von "Fast X" hat auch nur annähernd eine eigene Identität, und das ist eine herbe Enttäuschung für eine Serie, die in der Vergangenheit immer wieder neue und interessante Wege gefunden hat, Fahrzeuge durch Raum und Explosionen zu bewegen. Mehrere Actionszenen wirken wie Wiederholungen früherer Filme - erinnert man sich noch daran, als die beiden Protagonisten in "Fast & Furious: Hobbs & Shaw" mit einem Hubschrauber Tauziehen spielten? Ja. Nun, jetzt macht Dom das Gleiche mit zwei Hubschraubern. Eskaliert die Situation? Ja. Ist es umwerfend originell? Nein, ist es nicht.
Es ist kein großartiger Vorbote für die Symphonien des motorisierten Chaos, dass sich die Nahkämpfe (insbesondere einer mit Charlize Therons Cipher) wie willkommene Abwechslung anfühlen. Dantes seltsamer frevelhafter Plan, eine Bombe durch Rom zum Vatikan zu rollen, stellt die befriedigendste Actionsequenz dar - was wiederum größtenteils Momoas Unberechenbarkeit zu verdanken ist, und doch bleibt danach eine ganze Menge Film übrig, der den Nervenkitzel nicht weiter steigern kann. Regisseur Louis Leterrier gelingt es nicht, weder den Maximalismus noch das Melodrama der Serie zu zelebrieren, und er lässt "Fast X" in beiden Bereichen ziemlich verwirrt zurück.Justin Lin, der dieses Mal das Drehbuch schrieb, weiß genau, was einen guten "Fast & Furious"-Film ausmacht. Er hat bei mehreren Regie geführt. Für den neuesten Film hat er sich erneut mit den Darstellern und der Crew zusammengetan, damit diese Filmreihe das tun kann, was sie am besten kann. Er sorgt für kühne Wendungen in der Handlung, knallharte Ernsthaftigkeit und überirdische Action, um ein Kinospektakel zu schaffen, das man unbedingt auf der größten Leinwand und mit dem lautesten Soundsystem sehen muss. Zugegeben, diese Filme weigern sich, sich allzu ernst zu nehmen. Aber was könnten sich Fans dieser hochoktanigen Unterhaltung mehr wünschen?
6,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Universal Pictures
Textauszüge: Wikipedia
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen