Barry Allen alias The Flash (Ezra Miller) arbeitet mittlerweile als
Kriminalermittler bei der Polizei von Central City. Als "The Flash" ist
er außerdem ein Mitglied der Justice League - einem Team aus Superhelden
rund um Batman mit Superman, Wonder Woman, Aquaman und Cyborg. Seine
Superkraft besteht darin, dass er sich mit übermenschlicher
Geschwindigkeit durch Raum und Zeit bewegen kann. Damit plant er, die
Vergangenheit zu manipulieren, um so den Tod seiner Mutter zu verhindern
und die Unschuld des ursprünglich für den Mord an ihr verurteilten
Vaters zu beweisen. Dabei verstellt Barry Allen jedoch aus Versehen eine
Stellschraube in der Zukunft, sodass er in einer Realität landet, in
der General Zod (Michael Shannon) mit der Vernichtung des Planeten
droht. Das Problem: Viel Widerstand kann sich gegen diesen Plan nicht
regen, denn in dieser Realität gibt es keine Superhelden, die Zod
aufhalten könnten. Außer dieser eine Batman, der eigentlich schon lange
im Ruhestand ist…
Bevor der Film "The Flash" in den Kinos erschien, gab es zahlreiche Ansätze, eine Kinoadaption mit der gleichnamigen Hauptfigur zu produzieren. So beauftragte Warner Bros. Ende der 1980er Jahre den Comicbuchautoren Jeph Loeb, ein Drehbuch zu einer Flash-Verfilmung zu schreiben. Doch dieses Projekt wurde nie verwirklicht. Im Jahr 2004 gab David S. Goyer bekannt, dass er beauftragt wurde, ein Drehbuch zu "The Flash" zu schreiben, nachdem Warner Bros. das Drehbuch zu "Batman Begins", der 2005 erschien, überzeugte. Er meinte, dass der Ton jenes Films nicht so düster wie Batman Begins werden sollte, sondern verglich diesen eher mit Sam Raimis Familienfilmen "Spider-Man" und "Spider-Man 2". Neben der Regie wurde bekannt gegeben, dass Goyer für den Film über The Flash auch Regie führen sowie der Produzent sein sollte. Anfang Februar 2007 gab Goyer jedoch bekannt, dass das Projekt gescheitert ist. Als Grund gab er an, dass er und Warner Bros. sich nicht einig waren, welche Richtung der Film einschlagen sollte. Ende Mai 2010 gab Barry Meyer, zu der Zeit Vorsitzender von Warner Bros., erneut bekannt, an einer Leinwandadaption zu "The Flash" zu arbeiten. Greg Berlanti war dabei als Regisseur vorgesehen. Am 9. Juni 2010 wurde er mit Michael Green und Marc Guggenheim, die zusammen auch das Drehbuch zum 2011 erschienenen Film "Green Lantern" verfassten, dazu beauftragt, eine Abhandlung über den geplanten Film zu schreiben. Das Drehbuch war bereits vollendet, doch entwickelte sich der Film "Green Lantern" zu einem finanziellen Misserfolg und das Projekt wurde eingestellt.
Nachdem 2013 der Film "Man Of Steel" in den Kinos veröffentlicht worden war, gab Warner Bros. bekannt, dass dieser Film der Beginn eines Filmuniversums darstelle, in dem auch andere Figuren aus dem DC-Universum existieren. Bei einer Pressemitteilung am 15. Oktober 2014 kündigte Kevin Tsujihara, nun Vorsitzender von Warner Bros., zahlreiche Filme über das später als DC Extended Universe (DCEU) bekannte Filmfranchise bis einschließlich 2020 an, darunter zahlreiche Filme über einzelne Figuren wie "The Flash". Der Film über Flash wurde für 2018 als Nachfolger des Films "Justice League" angekündigt und setzt die Handlung des Films fort. Anfang Oktober 2015 wurde Seth Grahame-Smith als Regisseur für den Film "The Flash" bestätigt. Wegen kreativen Differenzen mit Warner Bros. verließ Grahame-Smith das Projekt jedoch Ende April 2016 wieder. Im Juni 2016 wurde Rick Famuyiwa als neuer Regisseur vorgestellt, der fünf Monate später das Projekt ebenfalls wegen kreativen Differenzen mit Warner Bros. verließ. Im März 2018 wurden schließlich John Francis Daley und Jonathan Goldstein für den Regieposten verpflichtet. Ein Jahr später wurde bekannt, dass beide auch für das Drehbuch verantwortlich sein werden, das vorher zunächst von Joby Harold und später auch von Dan Mazeau überarbeitet werden sollte. Da Daley und Goldstein allerdings einen eher lustigen Film im Stile von "Aquaman" machen wollen, bat Ezra Miller das Studio darum, ein eigenes, düstereres Drehbuch schreiben zu dürfen, woraufhin ihm Grant Morrison zur Seite gestellt wurde.
Im Juli 2019 wurde bekannt gegeben, dass Daley und Goldstein durch Andy Muschietti und Christina Hodson als Regisseur bzw. als Drehbuchautor ersetzt wurden, wobei Barbara Muschietti das Produktionsteam ergänzte. Zugleich wurde der Beginn der Vorproduktion für Januar 2020 angekündigt. Unter dem Titel "The Flash" wurde der Film im Oktober 2018 für 2021 angekündigt. Mit der Ankündigung des Films ließ Tsujihara verlauten, dass Flash von Ezra Miller verkörpert wird. Nachdem Affleck zwischenzeitlich verkündet hat, nicht mehr Batman zu verkörpern, wurde am 20. August 2020 bekannt gegeben, dass er in "The Flash" wieder die Rolle verkörpern wird. Zuvor, am 22. Juni 2019, wurde bekannt gegeben, dass Warner Bros mit Michael Keaton verhandelt, als Batman aufzutreten. Er verkörperte diese Rolle bereits in den Filmen "Batman" und "Batmans Rückkehr" von Tim Burton aus den Jahren 1989 und 1992. Später schlossen sich Maribel Verdú als Nora Allen, Sasha Calle als Supergirl und Kiersey Clemons erneut als Iris West der Besetzung an, und im Dezember 2021 bestätigte Warner Bros die Beteiligung von Michael Shannon und Antje Traue, die ihre jeweiligen Rollen aus dem Film "Man Of Steel" erneut übernehmen sollen.Die Dreharbeiten sollten nun ursprünglich Anfang 2017 beginnen. Nach zahlreichen Verschiebungen wurde im Oktober 2018 schließlich angekündigt, dass der Film frühestens Ende 2019 gedreht werden soll und somit erst 2021 in die Kinos kommen kann. Der Grund dafür ist die Überschneidung der Dreharbeiten mit dem dritten Teil der "Phantastische Tierwesen"-Filmreihe, in dem Ezra Miller ebenfalls mitspielen sollte. Später wurde der Drehstart auf November 2019 und schließlich auf das erste Quartal 2021 konkretisiert. Die Dreharbeiten begannen Mitte April in London und sollen den Leavesden Studios fortgesetzt werden. Doch damit nicht genug. Wegen Millers Eskapaden, Prügeleien, gewalttätigkeiten und anderen strafrechtlich relevanten Delikten kam es erneut zum Stopp der Produktion. Als James Gunn jedoch als CEO die DC-Sparte bei Warner übernahm und den bereits fertigen Film sah, wurde erneut ein Starttermin festgelegt und nach diversen positiven Testscreenings sogar vorverlegt. Und nun ist der "schnellste Mann der Welt" endlich im Kino angekommen.
Hätte Warner Bros "The Flash" auf Eis legen sollen? Diese Frage bleibt unbeantwortet. Die Berichte des Hauptdarstellers Ezra Miller und seine zweijährige Abwärtsspirale - die Vorwürfe der Belästigung, des Groomings und der körperlichen Gewalt einschließt - sind auf eine Weise erschütternd, die über jede kritische Analyse hinausgeht. Noch vor der Frage der Verantwortlichkeit muss die Frage gestellt werden, warum es kein Unterstützungssystem gab. Warum hatte niemand die Mittel oder die moralische Verpflichtung, in einer Situation einzugreifen, in der sich eine Person in einem so eindeutig gefährlichen Zustand befand? Es gibt keinen wirklichen Grund dafür, dass irgendjemandem durch die Veröffentlichung oder den Abbruch von Millers Film geholfen werden würde. In beiden Fällen kann Warner Bros. jede Verantwortung von sich weisen und sich auf das Schicksal seines Produkts konzentrieren, nicht auf die Menschen, die es beschäftigt. Und obwohl der Schauspieler (wie seine Vertreter betonen) derzeit in Behandlung ist, bringt das Händeringen um eine geplante Fortsetzung die perverse Implikation mit sich, dass die Behandlung nicht dann endet, wenn die Ärzte es sagen, sondern wenn Hollywood entscheidet, dass es für Miller Zeit ist, wieder an die Arbeit zu gehen. Die Geschichte in "The Flash" lehnt sich an die Handlung im Buch "Flashpoint" an, indem mehrere Figuren der DC Comics vorkommen. "The Flash", der sich also seit fast zehn Jahren in der Entwicklung befindet, kommt nun auch nach der Ankündigung, dass die neue Führung von DC, Peter Safran und James Gunn, größtenteils bei Null anfangen wird. Adieu, 10 Jahre unfähige Franchise-Entwürfe. Das bedeutet, dass der Film, der hier ankommt, ein seltsamer ist - verworren und unsicher in Bezug auf seine eigene Identität, gefärbt durch äußere Umstände, aber manchmal seltsam ergreifend. Er bewegt sich irgendwo zwischen zynischem Fanservice und der aufrichtigen Sehnsucht, aus einer Unternehmensstrategie Kunst zu machen.
Ein Großteil dieser Zweiteilung ist in der Handlung begründet, in der sich The Flash, alias Barry Allen, auf eine intime Reise mit metaphysischen Implikationen begibt. Als der Zuschauer ihn zum ersten Mal trifft (in einer - zugegeben - sehr coolen Sequenz), ist Barry frustriert über seinen Platz im Pantheon der Superheldenliga, da er im Grunde genommen "der Hausmeister der Justice League" geworden ist und für Batman (Ben Affleck) den Dreck weg räumt. Es schmerzt ihn auch, dass er nicht in der Lage ist, die Unschuld seines Vaters (Ron Livingston) am Mord an seiner Mutter (Maribel Verdú) zu beweisen. Und so nutzt er seine Kräfte, um die Zeit zurückzudrehen. Doch dabei gerät das Raum-Zeit-Kontinuum aus den Fugen - und Barry trifft auf eine jüngere Version seiner selbst, die weder denselben Verlust noch dieselben Heldentaten erlebt hat - und noch keine Kräfte hat. Die Drehbuchautorin Christina Hodson gelingt es dankenswerterweise, etwas Menschlichkeit aus diesem Meta-Menschen herauszukitzeln. Dies ist schließlich eine Geschichte über den Trauerprozess und eine wörtliche Umsetzung des Konzepts der Heilung des eigenen inneren Kindes. Barry erfährt, wer er ohne den persönlichen Schmerz gewesen wäre, und beginnt natürlich, sich über sein glücklicheres, unbeirrtes Ich zu ärgern. Miller findet mit diesen beiden, manchmal konkurrierenden Darbietungen stets das richtige Gleichgewicht - ein Fortschritt für eine Figur, deren einziges Merkmal bisher "nervig" war. Das soll aber nicht heißen, dass er nervigkeitsfaktor völlig ad acta gelegt wurde - es gibt durchaus Szenen, die den Zuschauer mit den Augen rollen lässt. Doch es insgesamt ist ein Produkt eines starken Drehbuches... wenn man es tatsächlich durch die Geräusche von Explosionen und die zahllosen Cameos hören kann.
Wie bereits bekannt, landet Barrys Zeitlinienschwindel in einem Universum, in dem Michael Keaton Batman ist, so wie er es in Tim Burtons Doppeldosis von Filmen 1989 und 1992 war. Keaton taucht mit dem gleichen gewinnenden Lächeln auf wie Andrew Garfield in "Spider-Man: No Way Home", wenn auch nicht mit dem gleichen emotionalen Abschluss. Regisseur Andy Muschietti hat hier wahrscheinlich den meisten Spaß, da er seinen Film enthusiastisch in die gotische, nebelverkrustete Ästhetik von Burtons Werk und die entsättigte Düsternis von Zack Snyders DC-Beiträgen einführt (Michael Shannons Zod aus "Man Of Steel" kehrt nämlich ebenfalls zurück). Außerdem gibt es zwei Flash-zentrierte Sequenzen, die eine unerwartete Hommage an die Looney Tunes darstellen, mit Babys, die aus Wolkenkratzern fallen, und Musikinstrumenten einer Band, die aus einem Lastwagen purzeln. Sie sind so selbstverliebt albern, dass sie irgendwie funktionieren. Vorausgesetzt, man ignoriert die völlig inkonsistenten Spezialeffekte. Und apropos Spezialeffekte: was die Macher wohl völlig vergessen haben, ist, neben den teilweise hervorragend animierten Auftritten des Flash in der "realen Welt", den CGI in der "Zeitreiseebene" eine finale Politur zu verpassen. Diese Effekte sind teilweise so dermaßen und vor allem sichtbar schlecht, dass sie schon eine Erwähnung wert sind.
Erwähnenswert sind dagegen auch die Handvoll Cameos, von denen manche das Fanherz höher schlagen lassen und man sich schon beinahe ein Grinsen verkneifen muss, und andere, die so lächerlich (und cool gleichzeitg) sind, dass man die Hartnäckigkeit der Macher fast bewundern muss. Der federleichte Auftritt von Sasha Calles Supergirl passt daher hervorragend rein. Es ist klar, dass DC nicht wirklich weiß, was sie hier würdigen, außer dem Wissen, dass es andere Comicverfilmungen gibt. "The Flash" ist, ähnlich wie Barry selbst, ohne wirklichen Sinn für die Geschichte gestrandet, und auch ohne wirklichen Sinn für die Zukunft. Er tut das Beste, was er kann. Ob das hier jemals fortgesetzt wird, scheint dennoch fragwürdig, da man unterm Strich zwar wunderbar unterhalten wird - mit ein paar kleineren Längen - aber letztlich wieder einen Superheldnfilm bekommt, bei dem sich alles irgendwie zusammengeklaut anfühlt.
7/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Poster/Artwork: Warner Bros.
Textauszüge: Wikipedia
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