Freitag, 16. August 2019

[KINO] Fast & Furious Presents: Hobbs & Shaw (2019)

https://www.imdb.com/title/tt6806448/

Secret-Service-Agent Luke Hobbs (Dwayne Johnson) und Ex-Elitesoldat Deckard Shaw (Jason Statham) mussten in der Vergangenheit zwar bereits zusammenarbeiten, taten dies jedoch immer zähneknirschend. So richtig grün sind sich die beiden Muskelprotze nicht und lassen auch keine Gelegenheit aus, um sich gegenseitig zu triezen. Doch die Sicherheit des Planeten hat natürlich Vorrang vor den Querelen der beiden und als der internationale Terrorist Brixton (Idris Elba) auf der Bildfläche auftaucht, sind Hobbs und Shaw gezwungen, einmal mehr zusammenzuarbeiten. Brixton ist nicht nur hochintelligent, sondern durch genetische und kybernetische Weiterentwicklung sogar eine Art Supersoldat, dem ein einzelner Mann nichts entgegensetzen könnte. Doch im Doppelpack haben Hobbs und Shaw eine Chance – und Deckard ist nicht der einzige aus der Shaw-Familie, der ein Hühnchen mit Brixton zu rupfen hat. Denn auch seine Schwester, die abtrünnige MI6-Agentin Hattie Shaw (Vanessa Kirby), ist hinter dem Terroristen her...


Die "Fast & Furious"-Reihe macht aus ihrer eigenen übertriebenen Dummheit ja selten einen Hehl und insofern bleibt das Spin-Of "Hobbs & Shaw" durchaus bei den Wurzeln der Serie. Es geht darum, möglichst laut möglichst viel kaputt zu machen, es geht um die Aufrechterhaltung eines sehr, nun ja, traditionellen Männlichkeits-Verständnis und es geht natürlich auch um Familie und die Reiberein dazwischen.


Die Tonalität dieses Edel-Action-Trashfestes wird schon in den ersten Minuten gesetzt, wenn "The Rock" vor einem Drogenhändler bierernst doziert, dass er dessen Aktivitäten monatelang im DarkNet verfolgt haben will (man stelle sich das kurz bildlich vor). Sobald die beiden Streithähne dann aufeinander losgelassen werden, entwickelt sich eine Art Hochglanz-Bud-Spencer-und-Terrence-Hill-Ripoff, in dem sich die beiden durch eine seidentuchdünne Handlung prügeln, kalauern, und Schwanzvergleichen. Die Trefferquote der Pointen ist dabei auch durchaus okay, auch wenn das permanente Gedisse irgendwann zu viel wird. Und damit schwankt der Humor zwischen 'überraschend clever' und 'tiefergelegter als Shaws 2017er McLaren 720S'. Anders gesagt: Man muss als Zuschauer teilweise eine hohe Affinität für sehr schlichten Humor mitbringen, inklusive Penis- und Deine-Mudda-Jokes. Im Grunde wirkt der Film häufig wie eine freie Actionfilm-Adaption von Adam McKays Meisterwerk "Die Stiefbrüder", dessen Witz darauf fußt, dass sich zwei Mitvierziger wie Achtjährige aufführen dürfen.


Die Action ist überwiegend kreativ choreographiert, spektakulär, herrlich drüber, aber für David-Leitch-Verhältnisse sehr CGI-lastig und mitunter sogar unübersichtlich zerschnitten. Das stört jedoch nicht groß, da der Film jeden Anflug von Realismus oder Physik peinlichst genau vermeidet. Es torpediert allerdings die Strahlkraft des Bösewichtes zusehend, dass gefühlt jeden Actionszene damit endet, dass die Helden dem Bösewicht in letzter Sekunde entkommen können.


So weit, so überraschungsfrei, glücklicherweise hat Regisseur David Leitch neben Vanessa Kirby und Idris Elba noch ein paar weitere Edeljoker im Ärmel, deren Cameos an dieser Stelle nicht verraten werden. Bleiben wir also bei Kirby und Elba. Erstere bestätigt ihren tollen Actionfilm-Einstand in "Mission: Impossible: Fallout" hier in jeder Form. Dabei bleiben allerdings weniger ihre etwas vorhersehbaren "Black Widow"-Moves, sondern vielmehr ihr immer etwas linkisches und stets unberechenbares Charisma im Gedächtnis. Idris Elba gibt einen wunderbaren und extrem coolen Bösewicht, vielleicht den besten der gesamten "Fast & Furious"-Reihe, dessen Obsession für transhumanistische Optimierungen und Medienmanipulation einen perfekten Gegenpol für urkonservatives Weltbild unserer Helden bildet. Dazu gehören neben Fake-Media-Rufen eine ambivalente Fortschrittsangst, die undifferenziert zwischen Technikphobie und -begeisterung schwankt. 


Deshalb bedienen sich Hobbs und Shaw einerseits ganz selbstverständlich neuester Automobile und Spionagegadgets, der körperlich optimierte Supersoldat Brixton Lore geht ihnen dann aber doch 10 Schritte zu weit (obwohl sie ihren eigenen Körper im Fitnessstudio und durch Anabolika ja selbst optimieren). Hinzu kommt die auffällige Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln, Familie, Tradition und insbesondere auf Mutti. Das mag der "Fast & Furious"-Reihe geschuldet sein, aber es ist schon auffällig, dass sowohl Hobbs, als auch Shaw am Ende vor allem ihre Mutter stolz machen wollen. Einer wild gewordenen Technikbegeisterung und unübersichtlichen Konfliktlinien setzen unsere urkonservativen Haudegen eine archaische Stammeskultur (wortwörtlich) und klar umrissene Familienwerte entgegen. Das ist immerhin sehr konsequent und stimmig zu ende gedacht und natürlich bis ins Mark reaktionär.

7,5/10

Von UNIVERSAL kommt der Film im Steelbook, welches den Film sowohl als 4K Ultra-HD Blu-ray und auch als Blu-ray enthält.   


Quellen
Inhaltsangabe: Universal Pictures

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