Da sie mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, zieht die alleinerziehende Mutter Callie (Carrie Coon) mit ihren Kindern Trevor (Finn Wolfhard) und Phoebe (Mckenna Grace) auf das heruntergekommene Anwesen ihres verstorbenen Vaters in ein kleines Provinznest in Oklahoma. Der anfangs total genervte Trevor macht bald in den alten Hinterlassenschaften seines Großvaters die spannende Entdeckung einiger merkwürdiger Utensilien - Waffen und Gerätschaften, die wie sein Lehrer Grooberson (Paul Rudd) meint darauf deuten, dass sein Opa einst Mitglied der legendären, aber weitgehend vergessenen "Ghostbusters" war. Während Trevor und Phoebe damit beginnen, die Technik mit einigen neuen Klassenkameraden auszuprobieren, braut sich eine mystische Bedrohung unterhalb der verschlafenen Kleinstadt zusammen.
Als Ivan Reitman 1984 die "Ghostbusters" auf die Menschheit losließ, ahnte er nicht, welchen Kult er lostreten würde - und das mit nur einem Film. Was folgte, war ein zweiter Teil fünf Jahre später und ein dem Franchise unwürdiges Remake, über das man lieber weiteren Worte mehr verliert. Nun unterlag auch "Ghostbusters: Afterlife" (so der originale Titel) der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und wurde verschoben von einem Termin auf den nächsten, sodass aus dem urspünglich anvisirten Termin im Sommer 2020 letztendlich November 2021 wurde. Zeit genug, um den Zuschauern mit ein paar Teasern und Trailern den Mund wässrig zu machen und eines musste man im Vorfeld neidlos anerkennen: Fan-Service war das durch und durch. Egal ob der kultige 1959er Cadillac Miller-Meteor Futura Duplex Ambulance ("Ecto-1") oder die Andeutung auf "Ray's Occult Books" ("Rays Welt der okkulten Bücher") - das alles brachte das Fan-Herz dazu, regelrechte Freudensprünge zu vollführen. Kurz und knapp: Allein die Teaser/Trailer des aktuellen Sequels, auf das die Fans schon seit Jahrzehnte warten, machten alles besser als das 2016er Remake.Als Regisseur und Drehbuchator trat hier der Sohn von Ivan Reitman, Jason Reitman, an die Stelle seines Vaters und man darf sich schon die Frage stellen, wie die Beziehung des Filmemachers zu diesem Klassiker von 1984 ist. Er wuchs neben dem Film seines Vaters auf, besuchte die Dreharbeiten im Alter von fünf Jahren und lebte mit dem beträchtlichen Erbe des Films als perfekte Komödie. Und die Momente, die in seinem Nachfolger wirklich überzeugen, sind nicht die herrlichen Witze oder der unverhohlene Fanservice für die Verehrer des Originals, , nein, wo "Ghostbusters: Legacy" lebt, ist der einfache Nervenkitzel eines kleinen Mädchens, das auf einem Schrottplatz steht und sein Protonenpäckchen zum ersten Mal einschaltet und summen hört, oder wenn ihr älterer Bruder bei einer Spritztour mit dem originalen Ecto-1 einen Drift durch ein Getreidefeld macht. Herrlich. Dies kindliche Begeisterung für etwas, was man selbst als Kind erlebte, wird hier nahezu 1:1 gespiegelt.Technisch gesehen ist dieser aufgemotzte Cadillac ein ja nur ein Ambulanzfahrzeug. Viele Menschen, die mit dem Originalfilm aufgewachsen sind, halten ihn heute noch für ein "cooles Auto", aber damals war er ein Gag; eine Pointe über die Mittel der Arbeiterklasse der ursprünglichen Geisterjäger. Dennoch wird es in dem Sequel mit der Art von typisch amerikanischer Symbolik assoziiert, die Regiseure normalerweise für Filme über Superhelden oder Invasionen von Außerirdischen reservieren. Also, ja, "Ghostbusters: Legacy" ist ein großspurigerer Ansatz als der Originalfilm. Doch in seinen schönsten Momenten fängt er diesen einen unverwechselbaren kindlichen Zauber ein. Er stellt neu vor, wer ein Ghostbuster sein kann, und könnte es dabei schaffen, ein echter Publikumsliebling zu werden. Jason Reitmans "Ghostbusters: Legacy" lehnt sich sowohl an Steven Spielbergs Filme aus den 1980er Jahren als auch an das Werk seines Vaters an: "Ghostbusters: Legacy" ist die Geschichte einer Familie, die in einer namenlosen Stadt lebt, lange nachdem der (unsichtbare) Großvater von der Bildfläche verschwunden ist. Die alleinerziehende Mutter Callie (Carrie Coon) hat ihren Vater nicht mehr gesehen, seit sie ein Kleinkind war. Jetzt, nach dem Tod des entfremdeten alten Mannes, hat sie seine heruntergekommene Farm mitten im Nirgendwo von Oklahoma geerbt, und es ist ein perfektes Gruselhaus, um ihren Teenager-Sohn Trevor (Finn Wolfhard) zu zitieren. Aber der Junge ist auch einfach nur deprimiert, weil er gezwungen wurde, in dieses Kaff zu ziehen. Glücklicherweise bessert sich seine Laune bald, weil das sprichwörtliche "Mädchen von Nebenan" im örtlichen Diner arbeitet. Das jüngste Kind der Familie, Phoebe (Mckenna Grace), hat es schwerer, Anschluss zu finden. Sie trägt eine runde Nickelbrille, ist introvertiert und weiß, dass niemand ihren trockenen Humor zu würdigen weiß. Während sie sich in der Schule mit einem anderen Außenseiter anfreundet, der sich "Podcast" (Logan Kim) nennt, und mit ihrem schlampigen Naturwissenschaftslehrer (Paul Rudd), interessiert sie sich mehr und mehr für das Übernatürliche.
Die Bedeutung des Erbes wiegt in diesem "Ghostbusters" schwerer als in jeder anderen Fortsetzung. Dies ist der Film eines Sohnes, der buchstäblich dem größten Werk seines Vaters Tribut zollt, und ein Film eines Studios, das versucht, den Kurs zu korrigieren, nachdem der vorherige Versuch, die Marke "Ghostbusters" wiederzubeleben, zu sehr in die falsche Richtung ging und das Material nur als ein weiteres hochkarätiges Setup für Improvisationssketche behandelte. "Ghostbusters: Legacy" macht diesen Fehler zum Glück nicht. Abgesehen von der bereits erwähnten Nachdenklichkeit der Bilder gibt es hier genügend Anspielungen auf die alten Zeiten. Wer die Trailer gesehen hat, kennt bereits die Dämonenhunde, die wandelnden Mini-Marshmallow-Männchen und bekommt hier noch mehr altbekannte Geistergesichter zu sehen. Und ein Auftritt, der einem wahrlich das Wasser in die Augen treibt. Glücklicherweise funktioniert der Film aber vor allem deshalb, weil auch die neuen Elemente so überzeugend sind. Im Gegensatz zu anderen Fortsetzungen, die einfach nur die tonale Art ihrer Vorgänger wiederholen, konzentriert sich Reitman auf Phoebes Familiendynamik und führt einen deutlich natürlicheren und jüngeren Humor ein, der zu dem Filmemacher passt, so dass seine Version der Geisterjäger wirklich zur Geltung kommt.
Finn Wolfhard, der bereits in "Stranger Things" ein ähnliches Terrain betreten hat, gedeiht in seiner Rolle des großen Teenager-Bruders. Er ist noch zu jung, um ein Peter Venkman zu sein, aber er könnte auf dem besten Weg sein, ein Leben im selben Zynismus zu verbringen. Noch überzeugender sind Mckenna Grace und Logan Kim als die jüngsten Ghostbusters aller Zeiten. Grace war in den letzten Jahren ein Liebling der Hollywood-Castingstudios und hier bekommt sie wirklich den Raum, um zu zeigen, warum das so ist - mit einem scharfen Drehbuch und einer intelligenten Charakterisierung durch Reitman und Gil Kenan. Ihre Phoebe ist nie kitschig oder altklug, sondern immer scharfsinnig und hat einen monotonen Tonfall, der Norm MacDonalds würdig ist. Oder eben einem Egon Spengler / Harold Ramis.
Die Tatsache, dass der Humor von den jüngsten Darstellern ausgeht - darunter ein Kim, der wirklich jede Szene an sich reißt, als 10-jähriger Podcaster - verleiht den Sequenzen, in denen all die alten Geräte wieder zum Vorschein kommen, eine neue Dimension - ganz zu schweigen von den Geistern. Die albernen Gags überlässt man Paul Rudd, dessen Mr. Grooberson im Grunde eine Live-Action-Version von Randy Marsh aus "South Park" ist. Die Besetzung ist so gut und die Dialoge so clever, dass Reitman das erreicht, was sein eigentliches Ziel zu sein scheint: einen Spielberg'schen Abenteuerfilm im "Ghostbusters"-Universum zu schaffen. Außerdem wünscht man sich, dass viel mehr von diesen Abenteuern wirklich eigenständig und nicht ganz so gezwungen wären, dem zuvor eingeschlagenen Weg zu folgen. Denn wie die Quintessenz von "The Force Awakens" ist "Ghostbusters: Legacy" ein Film, bei dem man die Haupthandlung schon einmal gesehen hat, und beim ersten Mal war sie auch noch spannender (und sogar gruseliger). Dennoch ist es eine Tugend, dass "Ghostbusters: Legacy" dem Zuschauer am Ende regelrecht Lust auf mehr macht. Nicht mehr vom "Stay Puft"-Marshmallow-Mann oder von Zuul, sondern von seiner eigenen neuen Ecke im "Ghostbusters"-Universum, die auch so aufgebaut wurde, dass sie ihren eigenen Weg gehen kann. Die Vergangenheit wird liebevoll gewürdigt, auch durch den behutsamen Umgang mit Ramis' Tod, aber zum ersten Mal seit fast 40 Jahren kann sich eine neue Generation als "Geisterjäger" bezeichnen - endlich.9/10
Als "ULTIMATE EDITION" erschienen die 3 Filme "Ghostbusters", "Ghostbusters II" und "Ghostbusters: Afterlife" in der limitierten Box in Form einer Geisterfalle, in 4K Ultra-HD, mit Unmengen an Bonusmaterial und den bis dato unveröffentlichten TV- und Preview-Cuts.
Inhaltsangabe: Sony / Columbia Pictures
Poster/Artwork: Sony / Columbia Pictures
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