http://www.imdb.com/title/tt2488496/
Mehr als drei Jahrzehnte nach "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" wurde das Imperium durch die "Erste Ordnung" abgelöst, eine ebenfalls diktatorische Organisation mit anderem Namen, die Krieg gegen den Widerstand führt. Von großer Politik aber weiß Rey (Daisy Ridley) auf dem Wüstenplaneten Jakku zunächst nicht viel. Die junge Frau verbringt ihre Tage damit, die karge Landschaft nach Schrott abzusuchen, den sie danach verkauft. Sie ist allein, wartet auf ihre Familie - bis sie die Bekanntschaft von Finn (John Boyega) macht, einem ehemaligen Sturmtruppler, den die Untaten der Ersten Ordnung abgeschreckt haben. Er hat nach einer besonders brutalen Invasion Fahnenflucht begangen und dabei gleich noch dem Widerstand geholfen, durch die Befreiung des gefangenen Piloten Poe Dameron (Oscar Isaac). Finn, Poe und mit ihnen auch Rey geraten ins Visier des sinisteren Kylo Ren (Adam Driver), der dem machtvollen Strippenzieher Supreme Leader Snoke (Andy Serkis) dient und die Mission vollenden will, die Darth Vader einst begann. Eine Flucht nimmt ihren Lauf, die das Helden-Trio mitten in den Kampf zwischen Erster Ordnung und Widerstand bringt, Seite an Seite mit den legendären Rebellenhelden Han Solo (Harrison Ford) und Generalin Leia (Carrie Fisher)...
Das Licht ist aus. Absolute Stille im Kino. Keine 20th Century Fox-Fanfare, logisch. Es beginnt mit dem Logo von Lucasfilm und der Bildschirm wird schwarz. Pause. Eine Posaune durchbricht diese Dunkelheit und ein Gefühl eines "Nach-Hause-Kommens" nach langer Abwesenheit, pures Glück und Zufriedenheit, durchflutet den Körper des Zuschauers. Die altbekannten Klänge spielen und man liest: "Es war einmal vor langer Zeit, in einer weit, weit entfernten Galaxis..."
Endlich. Nach über 10 Jahren und eigentlich 32 Jahren ist "Star Wars"
zurück auf der großen Leinwand. Stilgerecht, stilecht und mit
Erfolgsgarant J.J. Abrams auf dem Regiestuhl ist der siebte Ausflug in
die Welt der Jedi ein lange erwartetes Stück Kino gewesen. Schon der
erste Trailer wusste ganz genau, wie man einen Fan (also auch mich)
abholt und wie man eben jenem eine Träne aus dem Auge quetscht, wenn man
als Abschluß der zweiminütigen Vorschau
Chewbacca sanft brüllen hört und ein gealterter Han Solo aus dem Dunkel
auftaucht und sagt: "Chewie... we are home." Auch die Tatsache, dass
Lawrence Kasdan, verantwortlich für solche Filme wie "Das Imperium schlägt zurück", "Jäger des verlorenen Schatzes" oder "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" das Drehbuch zum siebten Teil der "Star Wars"-Saga schrieb, stimmte einen unglaublich hoffnugsvoll.
Nun ist man zurück im "Star Wars"-Universum.
Und "Star Wars: Episode VII: Das Erwachen der Macht" ist ein typischer
J.J.Abrams-Streifen. Visuell opulent und knallig, mit viel explosivem
Effekt und vielen geschickt eingesetzten (und dazu gelungenen) Gags,
überaus sympathischen Figuren, perfektem Setting, beeindruckender
Ausstattung und über die volle Laufzeit wunderbar unterhaltsam. Aber es
mangelt deutlich an einem, nämlich Substanz. Wer "Star Wars: Episode IV: Eine neue Hoffnung"
gesehen hat, kennt auch diesen Film. Wieder ein neuer Todesstern (der
sich hier nur Starkiller nennt), wieder eine Person, die sich mit der
Macht vertraut machen muss, wieder ein Bösewicht mit Maske. Okay,
letzteres gehört dann doch irgendwie zu "Star Wars" wie das Salz in die Suppe. Aber man hätte sich - gerade in Anbetracht zu Abrams sehr gelungenem "StarTrek"-Reboot - ein wenig mehr Idee gewünscht. Ein wenig mehr Mut, etwas Innovation - vielleicht sogar ein wenig Bruch mit Altbekanntem.
Dabei sind die Protagonisten gut gewählt. Daisy Ridley als Müllsammlerin Rey und John Boyega als Ex-Stormtrooper Finn sind von Anfang an sympathisch und tragen - auch ohne Unterstützung von Harrison Ford oder Carrie Fisher - den ganzen Film. Natürlich ist es mehr als nur nett, die beiden Letztgenannten wieder zu sehen. Gerade Fords erster Auftritt zusammen mit Chewbacca ist echt toll und ruft ein unglaublich schönes, wohliges Gefühl hervor. Da ist der von Fisher schon fast erwartungsgemäß kühl. Im Verhältnis etwas im Hintergrund bleibt Oscar Isaac, der nämlich über weite Strecken abwesend ist, aber vor allem zu Beginn und Ende zeigt, dass er noch wichtig werden will und kann. Sein Charakter, Poe Dameron, als bester Pilot der Rebellenallianz ist auch ein ganz klarer Gewinn. Er ist charismatisch und hat einfach das Zeug zum Anführer. Genau wie auf der Gegenseite Andy Serkins, der dem komplett digitalem Supreme Leader Snorke dank seines ihm eigenen Motion-Capturings dieselbe Echtheit verleiht wie einst Gollum in der "Der Herr der Ringe"-Trilogie. Sogar Max von Sydow, der den Anführer der "Kirche der Macht" Lor San Tekka auf dem Planeten Jakku spielt, ist irgendwie passend. Allein der Bösewicht - Kylo Ren - gespielt von Adam Driver geht gar nicht. Und das auch nur, weil er sich viel zu früh demaskiert und damit dem Zuschauer eine gewisse Illusion nimmt, die zwar einerseits in den Kontext der Geschichte passt, nicht jedoch in das Bild, welches die vorigen Teile von einem ultimativen Bösewicht aufbauen konnten. Driver ist einfach zu weich, hat nicht das richtige Gesicht eines Bösewichts - da hilft es auch nicht viel, dass er schwarz gekleidet ist und schwarzes Haar hat. Aber positiv ist auch der kleine Sidekick-Droide namens BB-8, von dem man hätte befürchten können, dass er der neue "Jar Jar Binks" des Films wird. Doch weit gefehlt. BB-8 ist eine kleine niedliche Knutschkugel, der mit seiner Gestik und seinem Gepiepse und einfach seiner herrlich freundlichen, beinahe kindlichen Art sofort alle Herzen erobern kann.
Und der Fan-Service funktioniert: das hervorragend eingebrachte Wiedersehen mit dem Falken und alten Bekannten, die beiläufigen Hintergrundfiguren, R2-D2 und C-3PO und die Suche nach Luke sind alles perfekte Komponenten für einen solchen Film. Auch ist es schön zu sehen, dass die Stormtrooper ein wenig an Erfahrung gewonnen haben und eben nicht mehr strunzdumm ins Feuer laufen. Nein, sie kämpfen, sie nutzen verschiedene Waffen und scheuen sich nicht auch mal Ärger aus dem Weg zu gehen. Kurzum: sie sind intelligenter und damit gefährlicher. Ein großer Pluspunkt im Vergleich zu den alten Filmen. Was dann wieder zu Minuspunkten fehlt ist die mangelnde Logik und die unzähligen Plotholes. Da greifen 8 X-Wing den Todesstern an. Acht. Und was passierte mit Captain Phasma? Wieso teilt sich plötzlich ein ursprünglich gebündelter abgefeuerter Energiestrahl auf und vernichtet so vier Planeten statt einem? Und wieso kratzt das keinen? Warum kommt der innerlich zerrissene Kylo Ren immer überall so schnell hin und warum dann nicht gleich früher? Auch hat man das Gefühl, dass trotz besser inszenierter (weil viel dynamischer) Kämpfe die Action durch die Bank weg recycelt ist. X-Wing gegen Tie-Fighter. Und während Rey die in ihr erwachte Macht gegen Kylo Ren ausprobiert und diesen erstaunlicherweise sogar in echte Bedrängnis bringt verlässt einen spätestens beim Durchflug des Grabens am neuen Todesstern das Interesse. Weil man eben weiß, wie zumindest dieser Kampf ausgehen wird. Auch die offensichtlichen und damit unnötigen Referenzen, dass die „First Order“ wirklich böse ist hätten nun wirklich nicht sein gemusst. Da braucht es keine Rede und keine in die Höhe gereckte linke Faust der Sturmtruppen, denn die an alte deutsche Uniformen angelehnte Kleidung des Imperiums unterstreicht schon seit "Eine neue Hoffnung" deren Charakter.
Der Soundtrack von John Williams ist bekannt und daher nahezu unauffällig. Kurzum: er ist nicht so präsent wie in der Original-Trilogie. Auch wenn man diese alten Melodien liebt, so wären neue Themen etwas besser gewesen. Allein "Rey’s Theme" und "The Starkiller" heben sich etwas aus dem gewohnten Klangbild ab.
"Star Wars: The Force Awakens" ist also ein handwerklich gut gemachtes, technisch erstklassiges Weltraum-Spektakel mit starken Schauwerten, außerdem gibt es zahlreiche charmante Referenzen an die Vorgänger und der Film liefert das, was man von einem "Star Wars"-Film erwartet. Das ist jedoch auch der große Schwachpunkt von "Episode VII": Er bietet nicht viel Neues, sondern fühlt sich streckenweise wie eine Nacherzählung der vorherigen Trilogie an. "The Force Awakens" ist zwar Nostalgie pur und es ist großartig, die alten Darsteller noch mal zu sehen (Harrison Ford glänzt als Han Solo), die Musik von John Williams klingt selbstverständlich immer noch klasse und der Film ist insgesamt ein würdiger Beitrag zum "Star Wars"-Franchise, aber den Spagat zwischen Tradition und Moderne schafft der Film nicht so gut wie erhofft. Man vermisst einfach den Fortschritt, der eine weitere Trilogie rechtfertigt. Die neu eingeführten Charaktere sind mehr oder weniger Epigonen der alten Figuren, die bei all der angestrebten Nostalgie natürlich nicht fehlen dürfen. Nach einem starken Auftakt weicht die Originalität der erzählten Geschichte zunehmend, zudem wirkt die Story zum Ende hin überfrachtet und manche Entwicklungen sind arg unglaubwürdig. Aber es ist nun wie es ist und im Grunde stellt sich während des Films auch ein wohliges "Star Wars"-Feeling ein. Und das ist die Hauptsache.
7,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Twentieth Century Fox
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