Acht junge, wilde Genre-Regisseurinnen und Regisseure haben sich versammelt, um der Sagenwelt ihres Landes furchterregendes Leben zu verleihen: Ihre Geschichten erzählen von Räubern, die auf ihrer Flucht von einem verführerischen Geist verfolgt werden. Sie zeigen, dass ein Joint einen diabolischen Fluch mit sich bringen kann, uralte schamanische Rituale und wie diebische Kobolde auch vor den intimsten Kostbarkeiten nicht haltmachen. Egal, ob auf der erschreckenden "Insel der Puppen", im unwirklichen Kratergebiet der mexikanischen Gebirgsregion oder bei einer Feier zum "Tag der Toten": Niemand ist sicher! "México Bárbaro" entführt in ein Land, das voll ist mit gierigen Legenden, welche die Menschen mit Grauen erfüllen. Von surrealem Grusel bis zu blutrünstigem Terror: In diesem Episodenfilm ist jeder Schrecken versammelt, den Mexiko zu bieten hat!
Filmische Anthologien haben in den letzten Jahren geradezu eine starke Renaissance erlebt. Egal ob man an die beiden "ABCs Of Death", "Southbound" oder die "V/H/S"-Trilogie denkt - sie alle zeigen, manchmal in einer größeren Geschichte verschachtelt, Episodenfilme in Kurzfilmlänge. Ganz egal, was davon man nun bevorzugt, von Low-Budget bis Hollywood-Mainstream, die Qualität reicht - unabhängig vom Budget - von grauenhaft schlecht bis ausgezeichnet. "México Bárbaro" (alias "Barbarous Mexico") bringt nun acht Regisseure aus Mexiko zusammen, um acht verstörende Horror-Geschichten zu erzählen. Da es sich um separate Kurzgeschichten handelt, die außerhalb dieser Kollektion nicht miteinander verwandt sind und in keine Rahmenhandlung eingebunden sind, kann man diese auch getrost einzeln bewerten.
"Tzompantli", geschrieben und inszeniert von Laurette Flores Bornn, macht den Anfang. Menschen verschwinden und es gibt nur Gerüchte über ihren Verbleib. Ein Mann riskiert seine eigene Sicherheit, um sich mit einem Informanten zu treffen, der sagt, er wisse, was da geschieht. Anstatt der typischen Drogenkartellgeschichte, die man vielleicht erwartet hätte, erzählt der Informant eine viel beängstigendere Geschichte und führt unseren mutigen Detektiv zu einer Werkstatt, in der ein verstörendes Geheimnis wartet. Das ist dann für den Auftakt auch eine ansprechend gruselige Geschichte, die in eine andere Richtung geht, als man zunächst erwarten würde - was immer ein Plus ist. Ein guter Einstieg mit gutem Grusel. Allerdings sollte man tunlichst vermeiden, den Begriff "Tzompantli" zu googeln - es könnte den Spaß an dieser Geschichte verderben. An zweiter Stelle steht "Jaral de Berrios", Regie von Edgar Nito und geschrieben von Edgar Nito und Alfredo Mendoza. Ein paar Diebe, von denen einer mit einem Bauchschuss schwer verletzt ist, suchen und finden in einem verlassenen Gebäude Schutz. Der Verletzte sagt, der Ort sei verflucht, aber der andere wendet sich ab und schaut sich um. Sehr bald erfahren man, wie gefährlich dieser Ort für die Anwesenden wirklich ist. "Jaral de Berrios" ist eine großartige, übernatürliche / geisterhafte Geschichte mit einer guten Balance aus Angst und Verrücktheit, ganz zu schweigen von Brutalität. Genau mit der richtigen Laufzeit, passt.


"Siete Veces Siete", eine von Paulo Rique verfasste und von Ulises Guzman inszenierte Geschichte beginnt verrückt und wird immer verrückter. Sie beginnt mit einem Mann, der in ein Leichenschauhaus geht, eine Leiche zu seinem Lastwagen bringt und dann zu einem Teich mitten im Nirgendwo fährt. Von dort wenden sich die Dinge ins Surreale. Man sieht - unter anderem - einen brennenden Mann auf einem Pferd, eine nackte Frau, aus der Spinnenbeine herausbrechen und eine wiederbelebte Leiche. Die Art und Weise, wie diese seltsamen Gestalten durch eine Kombination aus Flashbacks und aktueller Handlung zusammengefügt wird, liefert eine Geschichte, die auf ihrem Höhepunkt eine der brutalsten, heftigsten und surrealen Rache-Geschichten enthüllt, die man seit einiger Zeit gesehen haben dürfte. "México Bárbaro" endet mit der achten Episode, Gigi Saul Guerreros' "Dia de los Muertos", und der Erzählung von einer Frau, die erklärt, wie sie von ihrer Mutter gelernt hat, stark zu sein. In einem Raum voll wenig bekleideter junger Damen, die, wie man bald erfährt, alle in einem Nachtclub als Tänzerinnen beschäftigt sind. Nur heute Nacht fügen sie die Gesichtsfarbe und die Dekoration hinzu, die mit "Dia de los Muertos" (dem "Tag der Toten") einhergeht. So entgegenkommend diese Frauen für ihre meist männliche Klientel sind, werden sie sehr schlecht behandelt, beleidigt, befummelt und erniedrigt. Aber die Dinge werden sich gerade für die Gewalttätigen wenden - und das nicht zum Besten.

Konzeptionell ist "México Bárbaro" allgegenwärtig. Ohne klare Regeln, um diese Segmente miteinander zu verknüpfen, leidet er am meisten unter seiner Inkonsistenz. Es sind trotz des guten Unterhaltungsfaktors zu wenige "Highs" und diese sind auch noch zu weit voneinander entfernt. Die "Lows" können trotzdem mit ihrer bizarren Herangehensweise bezaubern. Die wahre Enttäuschung lag bei den Segmenten, die nur einen Einblick in die Geschichte geben; diejenigen, die sich aufgrund ihrer fehlenden Darstellung als unvollendet und schamlos fühlten. Dies ist hart, gewalttätig und weitgehend unvorhersehbar. Als Feier der kulturellen Tradition, der Legenden und der Folklore aus Schrecken kann man dies als Erfolg werten. Noch nie war man neugieriger auf Mexikos Mythologie. So funktionieren alle Geschichten adäquat als Kurzfilme, und manche scheinen eben reif zu sein, um sich zu Filmen mit voller Länge auszudehnen (Edgar Nito, wenn Sie Ihr Segment bitte in ein vollständiges Feature umwandeln könnten, wäre das sehr zu begrüßen). Es gibt viel Blut und Gekröse, einige echte Angst-Momente und viele unerwartete Wendungen, die selbst den erfahrenen Zuschauer erreichen können. Empfehlenswert.
6,5/10
Von RAWSIDE/WICKED VISION erschien der Film im limitierten Mediabook, welches den ungeschnittenen Film auf BD und DVD beinhaltet und dazu mit jeder Menge informativen Bonusmaterial ausgestattet ist.
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