Donnerstag, 14. Dezember 2017

살인의 추억 - Salinui Chueok - Memories Of Murder (2003)

http://www.imdb.com/title/tt0353969/

1986 in Südkorea. Das Land ist von der vorherrschenden Militärdiktatur geprägt und die Gesellschaft befindet sich in einem gelähmten Zustand. Als eines Tages in einem kleinen Dorf nahe Seoul eine tote Frau gefunden wird, gerät die abgesteckte Welt noch mehr aus ihren Fugen. Park Doo-Man (Kang-ho Song) und Seo Tae-yoon (Sang-kyung Kim), ihres Zeichens beide Kommissare der örtlichen Provinz, gehen dem Fall auf die Spur und stoßen schnell auf die grauenvollen Taten eines perfiden Serienmörders, der es strukturiert auf weibliche Opfer abgesehen hat. Obwohl anfangs sämtliche Hinweise im verregneten Schlamm der Felder zu versickern scheint, gelangen Park und Seo immer tiefer in ein Labyrinth aus düsteren Verbrechen und Geheimnissen. Am Ende wartet nur noch der moralische Abgrund des Menschseins auf sie.

Die Handlung des Films beruht auf wahren Begebenheiten, die sich zwischen 1986 und 1991 ereigneten. Der erste Serienkiller in der Geschichte Südkoreas ermordete zehn Frauen in einem Umkreis von zwei Kilometern auf besonders bestialische Art und Weise und hinterließ dabei niemals Spuren am Tatort. Das älteste Opfer war 71 Jahre alt, das jüngste 13. Mehr als 3000 Verdächtige wurden befragt und am Ende der Ermittlungen 300.000 Polizisten mobilisiert, aber dennoch konnte der Täter niemals gefasst werden. Gedreht wurde der Film am Originalschauplatz der Ereignisse und erforderte mehr als ein Jahr an Nachforschungen.

Alles beginnt in den 80ern mit dem Leichenfund einer jungen Frau in der tiefsten koreanischen Pampa, zwischen endlosen Feldern, Trampelpfaden und herumstreunenden Bauernlümmeln. Um dieses offensichtliche Gewaltverbrechen aufzuklären, machen sich zwei Provinzcops an die Arbeit, die mir Ihrer schlampigen Vorgehensweise scheinbar schon genug Probleme haben, den Tatort und Beweise zu sichern. Hilfe naht aus Seoul, in Form von einem studierten, augenscheinlich cleverem Kommissar, der der Provinz eine Serienkillerproblematik offenbart, der, wie üblich, nach bestimmten Schematas vorgeht. Die inszenatorische Klasse von Regisseur Bong Joon-ho zeigt sich dabei gleich von Beginn an; die Optik ist schier eine Wucht. Die Suche nach dem Mörder ist in vielen Filmen das Kernstück des Werkes. Aber wer glaubt, dass dieser Film diesen Regeln und diesem Ablauf folgen wird, der hat die Rechnung ohne Bong Joon-ho gemacht. Die Suche nach dem Täter wird nämlich zu einer blinden Hetzjagd. Je länger die Jagd wird, desto mehr Druck lastet auf den Polizisten. Desto dringender verlangt die Bevölkerung nach Aufklärung der Fälle. Desto radikaler werden die Methoden der Polizisten und desto stärker werden sie in den Strudel des Wahns und der Verzweiflung gesogen. Sie wollen die Geständnisse schließlich erzwingen. Da ist ihnen schon egal, wer es generell ist, den sie da vor sich haben. Egal, wer der Täter ist, solange es überhaupt jemand war und der Albtraum sein ersehntes Ende nimmt.

Während man sich die erste Stunde über noch fragt, ob es sich um eine sarkastische Polizeifarce handelt, bei dem die Provinzbullen lediglich durch hanebüchene Theorien, brutale Verhörmethoden und, zugegebenermaßen, recht eindrucksvolle Dropkicks, auffallen, wird aus dem zweiten Teil eine intensive, atmosphärische Jagd nach Indizien, Beweisen und Verdächtigen. Dabei erweisen sich nicht nur Trittbrettfahrer, falsche Fährten und schlampige Polizeiarbeit als problematisch, sondern auch die Spannungen und Spaltung zwischen der zunehmend ängstlichen Bevölkerung und den Beamten. Diese innere Zerrissenheit wird zunehmend an den handelnden Protagonisten deutlich, die sich immer weiter in Belanglosigkeiten verrennen während der Mörder weiter seinem Trieb nachgeht, was soweit geht, dass selbst der Ruhepol, der Cop aus Seoul sein Gesicht verliert. Diese Mischung aus Dilettantismus, Brutalität, Verzweifelung und zu großen Egos führt letztlich zu... nichts... was uns Regisseur Bong in der letzten Sequenz, einige Jahre später, mit dem ungewöhnlich vielsagendem offenem Ende, nochmal eindrucksvoll offenbart.

Mit "Memories Of Murder" gelingt dem südkoreanischen Regisseur Bong Joon-ho formidables Thrillerkino der saftigen Sorte. Er zeichnet eine erbarmungs- und manchmal auch hilflose Welt, von der die Protagonisten sich abkapseln, in einem letzten schwachen Versuch des Selbstschutzes. Der Spruch, der Täter käme immer zum Tatort zurück, wird dann zum Ende hin auch wahr, jedoch mit diesem erwähnt sanften Zynismus bestückt. Letztendlich ist es nämlich der Polizist Park, der zum Tatort zurückkehrt, an dem die erste Leiche gefunden wurde. Aus dem Holzschacht ist ein unendlich langer Tunnel geworden. Aus dem Fall ein böser Traum ohne Erinnerung. Nur noch ein taubes Gefühl, dass an die zerfressende Schuld erinnert, die sich am eigenen Körper zu schaffen macht.

8,5/10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen