http://www.imdb.com/title/tt0408306/
Während der olympischen Sommerspiele 1972 in München kommt es zu einem
feigen Terroranschlag durch die palästinensische Terrorgruppe Schwarzer
September, bei dem elf israelische Athleten ermordet werden. Getreu dem
Motto "Auge um Auge, Zahn um Zahn" stellt die israelische Regierung eine
Todesliste zusammen, auf der die Namen von elf Verantwortlichen stehen.
Der junge Mossad-Agent Avner Kaufman (Eric Bana), Sohn eines
israelischen Helden, wird speziell für diesen Auftrag ausgesucht, der
ausschließlich jenseits des Eisernen Vorhangs in Europa durchgeführt
werden soll. Außerpolitische Komplikationen sollen dadurch vermieden
werden. Auf sich allein und sein Team gestellt, nimmt Avner den Auftrag
an und bekommt von seinem Vorgesetzten Ephraim (Geoffrey Rush) die Namen
der in das Attentat Involvierten.
Steven Spielberg entschied sich für "Munich" als Titel seines
Politthrillers und dieser Titel verwirrt in der Tat, man könnte erwarten hier eine
Nachstellung des furchtbaren Geiseldramas präsentiert zu bekommen -
statt dessen gibt's das Massaker nur in ein paar Rückblenden (die
trotzdem ihre Wirkung nicht verfehlen) und der Film beschäftigt sich mit
den Folgen. Man könnte jedoch der Hollywood-Legende eine
bewusste Täuschung unterstellen. Eine ausgeklügelte Marketingstrategie
anlässlich der Fokussierung auf ein bedeutendes, geschichtliches Ereignis
zu unterstellen wäre dabei aufgrund des enormen, weltweiten
Bekanntheitsgrades der Regielegende vermessen, von der wahren Botschaft
des Filmes abzulenken jedoch eher in Betracht zu ziehen, denn der Titel
der (fiktiven) Buchvorlage lautet "Vengeance" - und trifft den Kern der
Sache auf den Punkt.
Schnell wird dem Zuschauer klar, dass ideologische,
politische, wirtschaftliche und vorallem profitgierige Interessen
längst ein weltweites, verworrenes und undurchschaubares Netz aus Terror
und Tod gesponnen haben, in dessen klebrigen Fäden irgendwo als kleines
Opferteilchen auch die damaligen Ereignisse aus München auftauchen. Die
schonungslose und brutale Darstellung der blutigen Kettenreaktion,
welche das olympische Desaster ausgelöst hat, wird von den Machern
leider Pro-Israel geführt, wenn auch lediglich anhand der
Hauptcharaktere um den Anti-Helden Eric Bana. Dies ist verständlich,
aufgrund dramaturgischer Überlegungen, denn irgendwo muß der Zuschauer
nun mal seine Emotionen und seine Anteilnahme lassen, oder? Nein, denn
ohne diese Positionierung wäre "Vengeance" wohl als Meisterwerk
durchgegangen, offenbart es doch (fast) ultimativ die Sinnlosigkeit der
weltweiten Vergeltungsspirale, welche seit Jahrhunderten existiert und
wohl auch leider niemals enden wird.
Der Weg den Spielberg dabei einschlägt ist aber verwirrend:
er will eigentlich die Ereignisse aufzeigen und im Grunde mahnen das
Gewalt eben Gegengewalt erzeugt (ein Kritiker nannte den Film "ein Gebet
für Frieden"), benutzt aber dabei sehr viele Thrillerelemente um den
Film unterhaltsam zu machen. Letztlich ist es ein düsterer,
deprimierender Agentenfilm geworden in dessen Mittelpunkt das Gewissen
seiner Hauptfigur steht (Eric Bana bringt als gewissensgebeutelter Agent
eine Superdarstellung) und der auf der Grundlage realer Ereignisse basiert.
8/10
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