Ein alter Knacki (Jon Voight) und ein jüngerer Häftling (Eric Roberts) brechen aus einem brutalen Gefängnis aus. Sie nutzen die Gunst der Stunde und fliehen durch einen offenliegenden Abwasserkanal. Am Bahnhof angekommen springen sie auf den erstbesten Zug auf, der unangenehmerweise jedoch führerlos ist, da der Lokführer einen Herzinfarkt erlitten hat. Nur eine einzige Bahnarbeiterin ist noch an Bord, die den Zug, der vollkommen außer Kontrolle geraten ist, allerdings auch nicht mehr zu bedienen weiß. Die Drei müssen von da an zusammenarbeiten, wenn sie diese Höllenfahrt überleben möchten. Ihr Ziel ist es, in den vordersten Wagon zu gelangen, doch bei der Geschwindigkeit ist es gar nicht so einfach wie sie glauben. Unterdessen macht sich der sadistische Gefängnischef auf, die zwei Ausbrecher wieder dingfest zu machen und betrachtet dies als seine persönliche Rache...
In etwa so kann man sich einen perfekten Actioner vorstellen. Manchmal ist zwar nicht sicher, ob man in "Runaway Train" nicht doch bloß einem zynischen Genre-Reißer beiwohnt, tatsächlich aber ist dieser beinharte Hochgeschwindigkeitsfilm ein ausnehmend kluger, mitreißender ebenso wie nachdenklich stimmender Vertreter seiner Zunft. Und das kann niemand, nicht mal das oft unausweichliche Logik-, Zufall-, und Klischeeargument, denn das fährt maximal im Schritttempo auf dem Nebengleis. "Express in die Hölle" überrollt jede Angriffsfläche mit einem Mordstempo und besonders mit einer radikalen Wucht, da wird jedes Kontra effektiv auf die Schienen gefesselt und plattgewalzt, kleinkariertes Fehlersuchen auf nichtigem Niveau ist so fehl am Platz wie eine gültige Fahrkarte. Aus einem recht simpel gestrickten Escape-Thriller mit grob geschnitzten Figuren wird beinhartes Survival-Kino ohne Zwischenstopp.

Abgesehen von den zeitlosen Pluspunkten (Schnee und Eis sind grundsätzlich ein Ding für sich) ist "Runaway Train" extrem brillant inszeniert. Ohne künstlichen Firlefanz ist es neben Regisseur Konchalovsky besonders Kameramann Alan Hume zu verdanken, was hier in seiner reinen Pracht auf einen einprasselt. Grandios gefilmte Action/Survival-Sequenzen erscheinen in Anbetracht ihrer Fülle fast wie selbstverständlich, sind allerdings souverän und drückend inszeniert. Die technische Perfektion schmückt "Runaway Train" nur noch mehr, als es eigentlich nötig wäre. Hier wird sich nicht in unsinnige Side-Plots verrannt, das Essenzielle wird kompromisslos ausgereizt. In seiner schlichten Dramaturgie schöpft der Film aus den Vollen und reizt alles bis zum Ende aus.
Andrey Konchalovskiy handelt aus, was individuelle Freiheit bedeutet und was es kosten kann, um diese zu erreichen. Es ist schlichtweg begeisternd, wie emotional-effektiv der philosophische Unterbau von Express in die Hölle auf den Zuschauer einwirkt. Dieser Film ist nicht einfach nur straightes, reduziertes Action-Kino aus dem Cannon-Köcher, durchweg auf Hochspannung gepolt, ohne krampfhaft dabei zu wirken, sondern besetzt tatsächlich wunderbar ausgearbeitete, facettenreiche Figuren. Es ist eine existenzialistische Suche nach Menschlichkeit, die Andrey Konchalovskiy hier vollstreckt. Und er trifft auf diese in den klaustrophobischen Eingeweiden einer urzeitlich grölenden Dampflok. Ergreifend. Spannend. Grandios.
8,5/10
Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film nun endlich auch hierzulande in HD in einem tollen Mediabook:
Aber es kommt nicht auf die Stars sondern den Inhalt an: gut, Stories in denen Schauspieler in ein reales Umfeld geraten und dabei alles nur für Show halten gab es schon ein paar Mal, trotzdem lotet Stiller die Story bis zum Boden aus und fördert dabei grandiose, zündende Gags zu Tage. Parallel dazu ist der Film aber ach ein hervorragender, großartig in Szene gesetzter Actionkracher bei dem man sich mit Herzenslust an den zahlreichen gigantischen Explosionen (und der nicht gerade blutarmen Szenerie) erfreuen kann. Allerdings sollte man einen recht robusten Sinn für Humor haben und hier und da ist ein starker Magen auch nicht schlecht – denn vereinzelt baut Stiller den ein oder anderen Splattereffekt ein, der es echt in sich hat. Verpackt in einem Film-im-Film Karton mit einer Vietnamfilm-Persiflage-Schleife. Hier bekommt Hollywood mal richtig sein fett weg, und kann doch darüber lachen. Völlig überzogen, der Behinderten-Lobby Tränen in die Augen treibend, total doof, totlustig und manchmal auch zum Fremdschämen. Stiller lässt es krachen. Und das ganz gewaltig.
7/10