http://www.imdb.com/title/tt3099498/
Für seinen Podcast reist Wallace (Justin Long) durch Amerika und trifft
sich mit interessanten Menschen, die ihm ihre Lebensgeschichte erzählen
wollen. Eines Tages erhält er einen Brief von einem alten Seefahrer
namens Howard Howe (Michael Parks), der in seinem Leben viel gesehen hat
und vor seinem Tod noch einmal alles Revue passieren lassen möchte.
Wallace folgt der Einladung in das entlegene Haus des alten Mannes in
Kanada und als er eintrifft, offenbart im Howard eine schier
unglaubliche Geschichte: Als Überlebender eines Schiffbruchs sei er
alleine gestrandet und wurde von einem Walross gerettet, mit dem er
Freundschaft schloss. Noch bevor der Journalist seinen Tee austrinken
kann, fällt er betäubt in Ohnmacht und wird von Howard auf dessen
Anwesen festgehalten, um von diesem Stück für Stück transformiert zu
werden - in ein Walross! Währenddessen sorgen sich Wallaces Freundin
Ally (Genesis Rodriguez) und sein bester Freund Teddy (Haley Joel
Osment) um den Vermissten und entschließen sich, ihm nachzureisen, um
seinem Verschwinden auf den Grund zu gehen.
"Wenn Sie glauben, schon alles gesehen zu haben, dann ist hier der Film für Sie!" - Was für ein grandioser Lacherfolg. So absurd die Idee einen funktionsfähigen Walrossanzug zu basteln
auch sein mag, ist dies genau die Prämisse von Kevin Smiths aktuellem
Spielfilm "Tusk". Ist diese Plotbeschreibung vielleicht das absurdeste und gleichzeitig tollste, was ich jemals
für möglich gehalten habe, ist auch der Film eine kleine Offenbarung und
wird vor allem von der Kombination aus Spannung, Tragik und schwarzem
Humor getragen, welche den Zuschauer in stetigem Kontrast fordert. Die Motivation des Howard Howl ist auch dementsprechend schräg
zusammengeschustert, so dass die Story in der Mitte etwas verschlafft,
da dieser Teil einfach mäßig originell ist, aber sehr breit gewalzt
wird.
Aber "Tusk" beginnt dafür schon mit einer für Genrefans sehr witzigen Einstellung, die einen quasi überrennt und damit sofort in die Geschichte wirft. Die wohl beste Rolle hat dabei Michael Parks als Howard Howl, der wohl vielen als "Earl McGraw" aus diversen Tarantinofilmen in Erinnerung geblieben ist. Er übernimmt mit einer derartig grandios-perfiden und gleichzeitig witzig und bösartigen Weise den Zuschauer mit, dass man irgendwann selbst das Gefühl hat, von ihm gefangen zu sein. Doch Halt. Er ist der beste Hauptdarsteller bis zu einem Punkt. Als sich Guy LaPointe in die Geschehnisse rund um das Verschwinden des jungen Podcasters einmischt wird mit einem Schlag der Level erhöht und Parks abgelöst. Diese Rolle kann wirklich nur er spielen - und ich schreibe jetzt bewusst nicht, wer ihn spielt. Das kann jeder für sich selbst beim Sehen herausfinden oder nachschlagen, wenn er sich die Überraschung nehmen möchte.
Wie
ein trashiger Exploitationfilm nimmt sich "Tusk" zum Glück niemals wirklich
ernst und kann dem Zuschauer sogar ein unbehagliches Gefühl vermitteln, wie es wohl nur sehr gute
Horrorfilme schaffen. Und dabei ist "Tusk" darüber hinaus nicht nur trashiger Horror,
sondern eine einzige Liebeserklärung an die Grenzenlosigkeit von
Kreativität und dem wohligen Gewissen, dass jegliche Situation, in
welcher Menschen interagieren eine erzählenswerte ist, wenn man weiß,
wie man sie inszenieren muss. Vor allem, wenn man ein so mutiger und
durchgeknallter Filmemacher ist wie Kevin Smith. Die letzte Aktion von Howard Howl reisst einen dann förmlich vom Hocker vor Lachen, ist sie doch noch absurder (wenn man bis hierhin geglaubt hat, dass dies gar nicht mehr möglich wäre) und völlig an der Reailtät vorbei.
Ich bin voll des Lobes, aber "Tusk" ist auch einfach grandios! Für mich der Film des Tages - ich hätte ihn lediglich ein paar Minuten früher enden lassen und für die Transformation hätte ich mir noch ein oder zwei Zwischenstufen gewünscht.
8/10
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