http://www.imdb.com/title/tt0499549/
Rund vier Jahre von der Erde entfernt liegt Pandora - ein Planet, dessen reichhaltige Unobtanium-Vorkommen die existenziellen Rohstoff-Sorgen der Menschheit im Jahr 2154 auf einen Schlag lösen würden. So bricht eine Gruppe von Wissenschaftlern auf, um mit den Ureinwohnern Pandoras, den hochgewachsenen und in Stämmen organisierten Na’vi, Verhandlungen über die Kolonisation ihrer Heimat aufzunehmen. Darunter ist der an den Rollstuhl gefesselte Ex-Marine Jake Sully (Sam Worthington). Anstelle seines verstorbenen Bruders schlüpft nun Jake in die Haut eines Avatars - eines geklonten Na’vi-Körpers, der gleichzeitig als Vehikel und als diplomatisches Instrument dient. Bei seinem ersten Ausritt in den Dschungel trifft er auf die Eingeborene Neytiri (Zoe Saldana), zu der er sofort einen Draht findet. Doch die Zeit drängt: Das Militär unter Führung von Colonel Quaritch (Stephen Lang) scharrt längst mit den Hufen...
Wenn man James Cameron's "Avatar" das erste Mal sieht, fühlt man sich in etwas so, wie wenn man zum allerersten Mal "Star Wars" sieht. Damals wie heute ging das Publikum mit gemischten Gefühlen ins Kino und vor allem auch über Camerons Film wurde im Vorfeld wild spekuliert - genau wie über sein "Titanic". Doch genau wie mit "Titanic" brachte Cameron seine Zweifler zum Schweigen, indem er schlicht einen außergewöhnlichen Film abgeliefert hat. Es gibt immer noch mindestens einen Mann in Hollywood, der weiß, wie man 237 Millionen Dollar sinnvoll ausgibt. "Avatar" ist, trotz seiner viel-kritisierten und eigentlich althergebrahcten Story, nicht einfach nur eine sensationelle Unterhaltung, er ist auch ein technischer Durchbruch. Er hat eine durch und durch grüne und Antikriegs-Botschaft. Er ist prädestiniert dafür, einen Kult zu begründen. Er enthält so viele visuelle Details, dass es sich lohnt, ihn mehrmals anzuschauen. Er erfindet eine neue Sprache, Na'vi, wie es "Herr der Ringe" tat, obwohl man gnädigerweise bezweifeln darf, dass diese Sprache von Menschen gesprochen werden kann, selbst von Teenagern. Er schafft neue Filmstars. Er ist ein Ereignis, einer jener Filme, die man unbedingt sehen muss, um mit der Unterhaltung Schritt zu halten. Da es mittlerweile 3 Fassungen von diesem grandiosen Film gibt, schaut man die Kinofassung aber eigentlich - und das muss man schmerzlich zugeben - nur noch wegen dem 3D-Wow-Effekt.
Die Geschichte spielt im Jahr 2154 und handelt von einer Mission der US-Streitkräfte zu einem erdgroßen Mond in der Umlaufbahn um einen massiven Stern. Diese neue Welt, Pandora, ist eine reiche Quelle für ein Mineral, das die Erde dringend benötigt. Pandora stellt nicht einmal eine geringe Bedrohung für die Erde dar, aber wir schicken trotzdem ehemalige Söldner, um sie anzugreifen und zu erobern. Übermütige Krieger setzen Maschinengewehre ein und steuern gepanzerte Luftschiffe auf Bombardierungsflügen. Dass Cameron dies als Allegorie auf die heutige Politik nutzt, ist nur zu offensichtlich. Pandora beherbergt einen Waldplaneten, der friedlich von den Na'vi bewohnt wird, einer blauhäutigen, goldäugigen Rasse schlanker Riesen, von denen jeder vielleicht drei Meter groß ist. Die Atmosphäre ist für Menschen nicht atembar, und die Landschaft macht den Menschen zu Pygmäen. Um in dieser Welt zu existieren, benutzen sie Avatare - Na'vi-Nachbildungen, die organisch gewachsen sind und von Menschen gesteuert werden, die in einem tranceartigen Zustand auf dem Schiff bleiben. Während sie als Avatare agieren, sehen, fürchten, schmecken und fühlen sie wie die Na'vi und verfügen über die gleichen körperlichen Fähigkeiten. Diese letzte Eigenschaft ist für den Helden Jake Sully (Sam Worthington), der querschnittsgelähmt ist, befreiend. Er wurde rekrutiert, weil er genetisch mit einem toten identischen Zwilling übereinstimmt, für den ein teurer Avatar geschaffen wurde. Im Avatar-Zustand kann er wieder gehen, und als Bezahlung für diese Aufgabe erhält er eine sehr teure Operation, um die Beweglichkeit seiner Beine wiederherzustellen. Theoretisch ist er nicht in Gefahr, denn wenn sein Avatar zerstört wird, bleibt seine menschliche Gestalt unversehrt. Theoretisch. Auf Pandora beginnt Jake als guter Soldat und wird dann zum Eingeborenen, nachdem ihm die geschmeidige und mutige Neytiri (Zoë Saldana) das Leben gerettet hat. Er stellt fest, dass es tatsächlich stimmt, was der aggressive Col. Miles Quaritch (Stephen Lang) ihnen gesagt hat, nämlich dass fast jede Lebensform hier ihn zum Mittagessen haben will. Die Na'vi überleben auf diesem Planeten, weil sie ihn gut kennen, in Harmonie mit der Natur leben und die Kreaturen, mit denen sie ihn teilen, gut kennen. In dieser und unzähligen anderen Aspekten ähneln sie den amerikanischen Ureinwohnern. Wie diese zähmen sie eine andere Spezies, um sie herumzutragen - keine Pferde, sondern anmutige, fliegende, drachenähnliche Kreaturen. Die Szene, in der Jake eines dieser großen Biester einfängt und zähmt, ist eine der großartigsten Sequenzen des Films.Wie damals "Star Wars" und später "Herr der Ringe" setzt auch "Avatar" auf eine neue Generation von Spezialeffekten. Cameron hatte dies angekündigt, und viele haben an ihm gezweifelt. Er tut es. Pandora besteht zu einem großen Teil aus CGI. Die Na'vi werden durch Motion-Capture-Techniken überzeugend verkörpert. Sie sehen wie spezifische, überzeugende Individuen aus, umgehen aber den unheimlichen Uncanny-Valley-Effekt. Und Cameron und seine Künstler meistern die schwierige Herausforderung, Neytiri zu einer blauhäutigen Riesin mit goldenen Augen und einem langen, geschmeidigen Schwanz zu machen, und dennoch - irgendwie sexy. Mit 163 Minuten fühlt sich der Film schon in der Kinofassung nicht zu lang an. Er enthält so viel. Die menschlichen Geschichten. Die Geschichten der Na'vi, denn die Na'vi werden auch als Individuen entwickelt. Die Komplexität des Planeten, der ein globales Geheimnis birgt. Die ultimative Kriegsführung, bei der sich Jake dem Widerstand gegen seine ehemaligen Kameraden anschließt. Kleine anmutige Details wie ein schwebendes Wesen, das aussieht wie eine Kreuzung aus einem wehenden Löwenzahnsamen und einer treibenden Qualle und das Gute verkörpert. Oder erstaunliche schwebende Steininseln. "Avatar" hat zwar genau dasselbe Problem wie viele andere Filme vor ihm, nämlich das im dritten Akt keine Geschichte mehr erzählt wird, sondern nur noch Action über den Zuschauer hereinbricht. Aber bis dahin hat "Avatar" so viel in die Entwicklung seiner Figuren investiert, so dass es wichtig ist, was sie im Kampf tun und wie sie es tun. Es geht um mehr als nur darum, welche Seite gewinnt.
Schlußendlich ist es hier doch so: Jedes Detail, jeder Effekt, alles ist punktgenau eingesetzt und sorgt immer wieder für ein wohliges Gefühl, wenn man in Pandora eintaucht. Mittendrin statt nur dabei ist eindeutig die Devise gewesen und das wurde perfekt und visuell überbordernd erreicht. "Avatar" ist rein Storytechnisch immer noch kein innovativer Film; im Gegenteil. Es ist ein rein optischer und akustischer
Augenschmaus. Aber das wurde schon einmal hier im Blog besprochen und das will ich nun nicht weiter ausdehnen. "Avatar" ist und bleibt ein Film zum immer wieder ansehen. Und jede Fassung hat ihre Vor- und Nachteile. Aber der 3D-Effekt hier lässt einen ab und zu doch wieder mal in Pandora reinschauen.
7,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Twentieth Century Fox
Poster/Artwork: Twentieth Century Fox
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