http://www.imdb.com/title/tt3398436/
Mit "German Angst" präsentieren die deutschen Regisseure Jörg Buttgereit, Michal Kosakowski und
Andreas Marschall drei schockierende Berlin Stories über deutsche
Urängste. So blutig, mystisch und bizarr wie auch extrem. Aber zu den einzelnen Episoden:
"Final Girl": Eigentlich eine Bezeichnung für die letzte Überlebende in einem Slasher-Film à la "Scream", hat das titelgebende Final Girl (Lola Gave) hier eine andere Art von Tortur überstanden. Während der
Moderator im Radio von einem muslimischen Mann erzählt, der seine Frau
brutal niedergemetzelt hat, begibt sich das Mädchen mit einer
Gartenschere ins Schlafzimmer ihres Vaters (Axel Holst)...
Jörg
Buttgereits Beitrag ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Einserseits ist er ansprechend atmosphärisch inszeniert, andererseits ist er psychologisch viel eindringlicher erzählt als die meisten anderen Rape & Revenge-Horrorfilme. Hier ist selbst der in seinem Bett gefesselte Vater eine interessante Figur, denn
entgegen der Erwartungshaltung des Publikums lässt er die blutige Rache
seiner Tochter ohne Gegenwehr oder Schrei über sich ergehen. Warum? Hat er ein Einsehen? Ist es Schuld? Und wenn das
Mädchen schließlich aus dem Off erzählt, dass Meerschweinchen es gar
nicht mögen, wenn wir mit ihnen kuscheln, aber die Menschen einfach ihre
Signale nicht verstehen, weshalb die Tierchen sich ab einem gewissen
Punkt alles gefallen lassen, dann kehrt man als Zuschauer in sich und wird nachdenklich - trotz der morbiden Situation. Lediglich die viel zu monotone und beinahe schon lächerliche Erzählweise des Finals Girls hinterlies bei mir einen fragenden Blick. Aber vielleicht war auch genau das das Ziel. - 7/10
"Make A Wish":
Der taubstumme Jacek (Matthan Harris) erzählt seiner ebenfalls
taubstummen Freundin Kasia (Annika Strauss) in einer leerstehenden
Fabrik die Geschichte seines Talismans: 1943 hat ein polnisches Mädchen
ihn bei einem Überfall der Nazis auf ihr Dorf benutzt, um einen Bauern
und einen SS-Offizier die Körper tauschen zu lassen. Als dann der
Skinhead Jens (Andreas Pape) und seine Kumpane auftauchen und das
Paar brutal zusammenschlagen, will auch Kasia den Glücksbringer zur
Hilfe einsetzen: Diesmal sollen Jacek und Gottfried die Körper tauschen...
In dieser Episode verarbeitet der früh aus Polen nach Österreich
gezogene Filmemacher Michal Kosakowski offesnsichtlich ein persönliches Kindheitstrauma -
und die tief in ihm steckende Angst und Abscheu spürt auch der
Zuschauer sofort: Während die Gewalt in der Nazi-Rückblende wie in so
vielen Splatterfilmen deutlich überhöht anmutet, fühlt sich die
brutale Eskalation in der Filmgegenwart ungleich realer an. Der Beitrag war für mich weder tiefgründig, noch besonders schockierend, er war eben da. Während hier ein so schlechtes und dialektdeutsches Englisch gesprochen wurde, dass einem die Ohren bluten ist dann die finale Eskalation in Anbetracht der Situation schon wieder völlig absurd. Radikal? Bestimmt. Aber genial? Auf keinen Fall.
Allein schon die im Film gesprochene Phrase "... a polish Eagle!" in englische Untertitel mit "...a polish hedgehog!" zu übersetzen ist schon äusserst belustigend... - 4/10
"Alraune":
Der erfolgreiche Berliner Fotograf Eden (Milton Welsh) lernt in einem
Club die verführerische Kira (Kristina Kostiv) kennen und folgt ihr bis
zu einer Tür, an der er von dem mysteriösen Petrus (Rüdiger Kohlbrodt)
aufgehalten wird: Eden dürfe zwar gerne reinkommen, aber dafür müsse er
erst einmal (lebenslanges) Mitglied ihrer Gesellschaft werden…
Für mich der beste Beitrag zu "German Angst". Milton
Welsh ist großartig als getrieben-verschwitzter
Fotograf, der mit der absoluten sexuellen Befriedigung auch die
ultimative Sucht für sich entdeckt. Es ist ein Spiel um Sex und Gewalt, es ist aber vor allem eine mitreißende und spannende Reise, auf die er sich begibt und die letztendlich in einer traumhaft-monströsen Absurdität endet, die ihren realen Ausgang nur noch böser erscheinen lässt. Vor allem Kristina Kostiv ist (neben dem Hauptdarsteller) zu loben, Sie spielt ihre Rolle mit dem nötigen Charisma eine tief verletzten Seele. Großartig. - 8/10
"German Angst" tut beim Anschauen teilweise richtig, richtig weh - und
genau das zeichnet ihn aus. Für einen deutschen Horrorfilm (Episodenhorrfilm) ist er tatsächlich sehr gut, auch wenn noch viel Potential ungenutzt bleibt. So wäre schon die erste Maßnahme einen deutschen Film auch auf Deutsch zu drehen, wie es Buttgereit in seiner Episode tat. Alles andere wirkt lächerlich und nur wenig glaubhaft. Vor allem Rüdiger Kuhlbrodt hat wohl in seinem Leben noch keinen einzigen englischen Satz gesprochen. Hätte man dies beachtet, dann, ja dann wäre "German Angst" sogar noch eine Spur besser geworden.
6,5/10
"Pierrot Le Fou UNCUT #5", so lautet der Editionsname des limitierten
Mediabooks, welches den Film in der ungeschnittenen Fassung (FSK-18)
enthält:
Quellen:
Inhaltsangabe: Pierrot Le Fou
Poster/Artwork: Pierrot Le Fou
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