http://www.imdb.com/title/tt2326554/
In der iranischen Geisterstadt Bad City leben die Individuen der
untersten Schicht der menschlichen Gesellschaft. Taschendiebe,
Prostituierte und Zuhälter durchstreifen die Straßen. Es riecht nach Tod
und Einsamkeit. Die Stadtbewohner wissen nicht, dass ein Vampir Jagd
auf sie macht. Doch unerwartet entspinnt sich zwischen zwei gequälten
Seelen eine ungewöhnliche Romanze.
Ana Lily Amirpurs Regiedebüt "A Girl Walks Home Alone At Night" vereint mit spielender Leichtigkeit
sämtliche Genres in sich: Vampirfilm, Western, Thriller, Horror, Romanze
und mit seiner morbiden Komik sogar ein bisschen Komödie als auch eine
gehörige Portion Suspense. Dazu kommt ein sehr passender und damit stimmiger Soundtrack, hypnotische
Bilder und fertig ist das zutiefst eigenwillige Arthouse-Filmchen, mit - und das kann man ruhigen Gewissens sagen - leichten Anflügen von David Lynch.
Es ist ein Film, der gekonnt Gegensätze aufzeigt: der
drogenabhängige Vater, der zu Hause liegt und sich vom hart arbeitenden
Sohn aushalten lässt, dazu im Gegensatz ständig immer wiederkehrend die
Ölpumpen, die der Stadt eigentlich Reichtum bescheren sollten, es aber
nicht für alle tun. Dazu dann die reiche Oberschicht, die es nicht
einmal bemerkt wenn ein Paar Diamantenoringe fehlen, oder sich dann auf
der Feier über den armen Schlucker lustig machen wenn er versucht
irgendwie dazu zu gehören. Dazwischen noch die sparende Prostituierte, die ihren Niedergang vor
Augen hat, ihre Schönheit, die langsam aber sicher schwindet, einiges
Geld gespart hat, aber auf die Frage was sie will und wo sie ihre
Zukunft sieht, keine Antwort parat hat. Die eigentlich in Bad City
gefangen ist. Und letztendlich der arme Underdog, der über zweitausend Tage für sein Auto
gespaart hat und es dann wegfahren sieht, weil der Vater seine Drogen
nicht mehr bezahlen kann. Und irgendwie zwischendrinnen ist dann unsere zähnefletschende
Rächerin. Ist sie gut oder ist sie böse? Auf jeden Fall scheint sie
zumindestens ein Gewissen zu haben und einen Unterschied zu machen.
"A Girl Walks Home Alone At Night" ist ein Film, der eben durch seine
einprägsamen, traumähnlichen Schwarzweiß-Bilder und seinen
eigenwilligen, aber sehr passenden Soundtrack lebt, doch im Kontrast zu "So finster die Nacht"
mangelt es hier an der emotionalen Komponente, sodass ich mich als
Zuschauer nie wirklich auf die Beziehung zwischen Arash und dem
Vampirmädchen einlassen konnte. Sehr amüsant fand ich die Begegnung der beiden mitten in der Nacht,
der eine verkleidet als Dracula und die andere ist der wirkliche
Vampir. Da abgesehen von dieser Beziehung in dem Film aber sonst nicht viel passiert, wirkt er trotz der 99-minütigen Laufzeit streckenweise leider auch etwas zäh. Der Film ist ein ansprechendes und interessantes Experiment, welches aber aufgrund der eigenwilligen Art in der großen Rige der Vampirfilme verschwinden wird. Sehr interessant und deswegen erwähnenswert sind die Bilder, die eindeutig an alte James Dean-Filme oder zumindest an derartige Werke erinnern - und eine Einstellung ist arg Tarantino-lastig, wenn zudem noch Morricone-gleiche Musik ertönt und eine lange Einstellung Arash in seinem Auto zeigt. Zudem ist die erste etwas intimere Begegnung zwischen Arash und "The Girl", in der der Song "Death" von den 'White Lies' von Schallplatte fast vollständig ausgespielt werden, eine sehr intensive, berührende, spannende und gleichzeitig knisternde Szene.
Ein großes Lob geht meinerseits noch an die Filmkatze, den wohl besten Stubentiger in einem Film seit langer Zeit.
7/10
Von CAPELIGHT PICTURES kam eine wundervolle Veröffentlichung, die den Film auf BD und DVD im Mediabook und die 32-seitige Graphic Novel enthält.
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