http://www.imdb.com/title/tt0103905/
Ein Filmteam begleitet den Serienkiller Ben (Benoît Poelvoorde) bei
seinen Morden, um eine Dokumentation über den Mann zu drehen. Dabei
stellt sich heraus, dass der Täter jenseits seiner Gewaltanwendung
gegenüber irgendwelchen Opfern auch eine liebevolle Seite in sich trägt.
So kümmert er sich beispielsweise um seine Großeltern (Nelly Pappaert
und Hector Pappaert) und zeigt auf diese Weise seine Menschlichkeit. Die
charismatische Art Bens sorgt dafür, dass die Mitglieder des Filmteams
immer stärker in seine Welt hineingezogen werden. Sie verlieren
vollständig die Distanz zu Ben und der Tatsache, dass er Menschen
ermordet. Schließlich werden sie sogar willige Helfer bei den
Tötungsakten, wenn sie ihre technischen Mittel einsetzen, um ihm dabei
zu helfen, sein Werk erfolgreich zu verrichten. Die Grenze zwischen
Beobachtung und eigenen Handlungen verschwindet.
Komischer Film. Und dabei doch seltsam interessant und auch spannend.
Die belgischen Filmemacher liefern ja irgendwie in angemessener
Regelmäßigkeit Filme ab, bei denen einem das Lachen im Halse stecken
bleibt. Im Blickpunkt stehen dabei fast
immer Protagonisten aus sozialen Randmilieusund aus dieser
Randständigkeit kristalisieren sich offenbar und zwangsläufig moralische
sowie ethische Handlungsansätze. "Mann beisst Hund"
reflektiert nicht allein TV-Sensationsgeilheit, Gewaltgier und
Voyeurismus, sondern führt auch den Anspruch auf Authentizität und
Natürlichkeit eines Dokumentarfilmes ad absurdum, indem er dieses
Streben als Inszenierungsmechanismus demaskiert. Dazu kommt ein herrlich
selbstverliebter Protagonist, der wie die anderen beiden Macher des
Films unter seinem bürgerlichen Namen spielt und eine fast beispiellose
und wahrlich denkwürdige Auftritte hinlegt.
Was den Film so
verstörend und amüsant macht, ist seine absolute emotionale
Unangemessenheit, die sich in ähnlicher Form auch in dem Film "Adams Äpfel" wiederfindet. Sorgen die Morde zu Beginn in ihrer tiefschwarzen
Komik zunächst für einige Lacher, überkommt einen schon bei der Tötung
der Rentnerin ein Schaudern. Im letzten Drittel des Streifens bleibt
einem dann zunehmend das Lachen im Halse stecken.
Es ist schon
eine perfidie Idee des Films, den Zuschauer nicht nur zum Voyeur
machen, sondern ihm gleich eine Täterschaft unterjubeln zu wollen. Aber
so ist es, und beide, Zuschauer und Filmcrew, erliegen dem entwaffnendem
und doch gleichzeitig alarmierendem Charme von Ben. Dabei tauchen immer
und immer wieder geniale satirische Momente auf: so stoßen die vier
einmal auf ein anderes Kamerateam, das wiederum einen Mörderkollegen von
Ben begleitet. Natürlich ist der Streifen irgendwie ein tief
moralischer Film, der sich in all seiner bizarren Brutalität zu einer
Anklage für all das aufbaut, was er dem zuschauer zeigt. Und was zurück
bleibt ist eine unglaublich fesselnde schwarze und bitterböse
Mediensatire über die man lange nachdenkt.
7,5/10
Von Eightyfour Entertainment erschien der Film auch im auf 333 Stück limitierten Mediabook.
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