http://www.imdb.com/title/tt1757769/
Der erfolgreiche Neurochirurg David (Àlex Brendemühl) wird durch einen Autounfall förmlich aus dem Leben katapultiert: Nicht nur kommt seine Liebe, Anaïs (Irene Montalà),
bei dem Unfall ums Leben, die Rettungsmaßnahmen an David fördern zudem
zutage, dass er an Leukämie leidet. Nur eine Knochenmarkspende einer
seiner Eltern kann die erhoffte Heilung bringen. Als er sie besucht und
seine Bitte vorträgt, enthüllen diese die Wahrheit: Sie sind nicht seine
wirklichen Eltern. Auf der Suche nach diesen erfährt David ein dunkles
Geheimnis: In den 1930ern, zurzeit des spanischen Bürgerkrieges, wird
eine Gruppe von Kindern entdeckt, die als eine Laune der Natur ohne
Schwerzempfinden sind. Da sie als Bedrohung angesehen werden, sperrt man
sie in einer Kerker-ähnlichen Anlage vor den Augen der Öffentlichkeit
weg, um an ihnen Experimente durchzuführen. Eines dieser Kinder war
Davids Mutter. Und es gibt Kräfte, die Davids Neugier nicht still
hinnehmen…
Die Spanier habens einfach drauf! Regisseur Juan Carlos Medina liefert
bei seinem brutalen Mystery-Schocker einen sehr sehenswerten
Horrorthriller ab. Mit deutlich härterer Gangart wird hier eine Richtung
eingeschlagen, die man reflektiert, die einen fesselt und fasziniert.
Dabei laufen im Film zwei Handlungsstränge parallel: die Gegenwart zur
Klärung der Ereignisse und die Vergangenheit zur Visualisierung
derselben. Das funktioniert wunderbar, gerade die gezeigten Ereignisse
in den lichtarmen Einzelzellen, in denen in den 30er Jahren ein Dutzend
Kinder vor sich hin vegetieren. Schnell entpuppt sich die einsame
Gefangenschaft der Insassen als die spannendere der beiden Geschichten.
Die gegenwärtige Spurensuche verbleibt als erzählerischer Rahmen der
verdeutlicht, wie tief das Trauma der Franco-Diktatur in der spanischen
Gesellschaft noch immer sitzt. Schließlich findet sich aber doch der Weg
in die katalonischen Berge, wo dann beide Handlungsstränge
zusammenlaufen.
Die Nähe zu Guillermo del Toros "Pans Labyrinth" ist dabei nicht von der hand zu weisen: auch hier erleiden zu
Zeiten des Bürgerkriegs kleine, kranke Kinder fürchterliches, was zudem
drastisch dargestellt wird: Blonde Mädchen verbrennen sich bei
lebendigem Leib Haut und Haar, das Herausreißen von Haaren und
Fingernägeln stellt für die Kinder eine willkommene Abwechslung im
tristen Alltag dar, und selbst die blutigen Gedärme eines Hundes, dem
Benigno ohne Betäubung einen kastaniengroßen Tumor herausoperiert, fängt
die Kamera schonungslos ein.
Der Film driftet dabei aber
glücklicherweise nicht ins Torture-Porn-Genre ab. So wirken Szenen, die
nur angedeutet sind und erst in der Phantasie der Zuschauer zum Leben
erwachen deutlich verstörender. Folterszenen enden oft in
markerschütternden Schreien aus dem Off, die zerschundenen Körper der
Kinder erzählen von Leid, das auch ohne konkrete Bilder verstört. In
einer der stärksten Szenen des Films verhüllt ein milchglasartiger
Vorhang im Krankenhaus ein von Berkano fast zu Tode gefoltertes Opfer,
das den hauptdarsteller mit ächzender Stimme auf die richtige Spur
bringt.
"Painless" punktet mit seiner knisternd-morbiden
Atmosphäre und der ergreifenden Geschichte um das grausame Schicksal der
von der Gesellschaft vergessenen Kinder. Phantastisch!
8,5/1
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