http://www.imdb.com/title/tt0101410/
"Barton Fink" ist ein Film, an dessen Ende man selbst genauso wenig wie
der Protagonist weiß. Man weiß nur, dass der Kopf voller Bilder ist,
die so bald nicht mehr verschwinden werden. Das surrealistische
Drama um den ambitionierten Jungschriftsteller Barton Fink, der sich
als Drehbuchschreiber in den Mühlen von Hollywoods Studiosystem
verliert, war nach "Miller´s Crossing" ein Jahr zuvor das zweite ganz
große Werk der Coen-Brüder, den Meistern des filmischen Stilempfindens
und der ergreifend mitleidlosen Charakterstudie. Barton Fink erscheint
als eine Art Wiedergänger von Jack Torrance, dem von Jack Nicholson
verkörperten Autor aus Stanley Kubricks "The Shining", allerdings nicht
axtschwingend, sondern verkörpert von seinem Zimmernachbarn Charley.
Außerdem ist der New Yorker Schreiberling nicht faktisch isoliert,
sondern tatsächlich nur in seinem Kopf.
Viele Filme hat man
bereits wieder vergessen, wenn der Abspann läuft. "Barton Fink" braucht
man hingegen nur einmal gesehen zu haben, damit sich die surrealen
Bilder und seltsamen Protagonisten für Jahre im Gedächtnis festsetzen.
Etwa der Consierge (Steve Buscemi), der - nachdem die Glocke an der
leeren Rezeption fast eine Ewigkeit nachhallt - aus einer Luke im Boden
steigt. Oder der beinahe reglose alte Mann, der den Lift bedient und
dabei ein rasselndes Atmen von sich gibt, oder der Kampf mit den fetten
Tapeten, die sich in der Hitze von den Zimmerwänden ablösen, so dass es
scheint, als würde das Hotel schmelzen. Am meisten bleibt jedoch Bartons
Zimmernachbar im Gedächtnis hängen. John Goodman spielt hier die Rolle
seines Lebens. Die Mischung aus Kumpeltyp, schwitzigem Vertreter und
Psychopathen ist unübertroffen. Und schließlich gibt es auch noch den
folgenschwersten Mückenstich der Filmgeschichte sowie ein Inferno, das
die meisten anderen Filmemacher - und hätten sie zehn Mal so viel
Kerosin zur Verfügung - niemals so höllisch hinkriegen würden. Und wo
Coen drauf steht ist auch Coen drin. Man weiß irgendwie auf was man sich
einlässt, auch wenn man man anfangs noch denkt "Was ist das denn?"
Aber schließlich steckt der Kopf in einer Schachtel. Und eigentlich
weiß niemand so genau, was in der Schachtel ist. Mit Ausnahme einiger
Filme von David Lynch hat postmodernes Rätselkino nie so großartig
funktioniert wie in diesem Meisterwerk der Coen-Brüder.
8/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Warner bros.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen