Eineinhalb Jahre sind vergangen, seit der pensionierte CIA-Agent Bryan Mills (Liam Neeson) seine Tochter Kim (Maggie Grace) aus den Fängen brutaler albanischer Mädchenhändler gerettet hat. Inzwischen lebt er zurückgezogen und nimmt nur noch selten Aufträge als Leibwächter an. Als ihn seine Frau Lenore (Famke Janssen) und Kim während eines Jobs in Istanbul besuchen, wird das Familienidyll schlagartig zerstört: Mills und Lenore werden gekidnappt. Der Vater eines von Mills damals ermordeten Albaners sinnt auf Rache. Doch er hat sich mit dem falschen Gegner angelegt. Mills setzt alles daran, sich und siene Frau aus der Gewalt ihrer Peiniger zu befreien. Dabei ist er dieses Mal auch auf die Hilfe einer ganz bestimmten Person angewiesen – Kim, die nun in die Fußstapfen ihres Vaters treten muss...
Wenn ein Film das Zehnfache seiner Kosten einspielt, ist der
Produzenten-Reflex, dem Kinovolk umgehend Nachschlag zu verabreichen,
nur schwer unterdrückbar - selbst wenn es keinen offensichtlichen inhaltlichen
Grund gibt, weiterzumachen. Irgendwie hat es Luc Besson doch geschafft,
Hauptdarsteller Liam Neeson davon zu überzeugen, noch einmal als
schlagkräftiger Vater gnadenlos durch die Unterwelt zu pflügen. Die
Prämisse, die sich Besson dafür aus den Fingern gesaugt hat, ist
zumindest auf einer emotionalen Ebene nachvollziehbar, denn wieder geht
es um Rache: Im Kreise der Kriminellen im ländlichen Albanien ist man
mächtig sauer, schließlich hat Bryan Mills eine ganze Reihe ihrer
Kumpane im ersten Teil abserviert - nun soll der Amerikaner für seine
Taten bezahlen. Sind Mills und seine Ex-Frau erst einmal entführt, geht
es Schlag auf Schlag und der Tanz kann beginnen.
Die Zutaten
sind nach wie vor die gleichen: Die Action ist weiterhin spektakulär, es
wird immer noch ein Expresstempo angeschlagen, das Geben und Nehmen von
Schlägen und Tritten hat auch diesmal einen guten, wenngleich auch
teilweise zu schnell geschnittenen Rhythmus und Liam Neeson beherrscht
als rabiater Rachevater erneut die Szenerie. Dazu kommt der neue
Schauplatz Istanbul, der hier wunderbar exotisch und zugleich modern
erscheint. Doch bei all dem geht formale Perfektion über erzählerische
Präzision. Die provozierend-archaische Eindeutigkeit des ersten Teils
wirkte dahingehend deutlich überzeugender.
Der Versuch, dem Action-Feuerwerk thematische Doppelbödigkeit zu verleihen, mag scheitern, aber das mindert das Vergnügen nicht entscheidend. Neeson beweist sich erneut als Action-Star mit einmaliger Aura und bringt als ehemaliger CIA-Ausputzer die Leinwand wieder einmal fast zum Bersten, er kämpft und schießt sich mit größter Selbstverständlichkeit den Weg frei. So ist "96 Hours: Taken 2" ein solider Action-Thriller, der optisch ausgereifter wirkt, aber dafür fehlt der teuren Fortsetzung auch weitgehend der raue Charme und die infernalische Wucht des Vorgängers. Trotzdem sehenswert.
7/10
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