http://www.imdb.com/title/tt1935896/
"The ABCs Of Death" ist das vielleicht ehrgeizigste Anthologie-Filmprojekt aller Zeiten. Wenn weltweit einschlägige Genrefilme-Macher aus 15 Ländern einen Buchstaben aus dem Alphabet zugeteilt bekommen und daran anlehnend eine Geschichte über den Tod abliefern sollen, wird eines schnell klar: Hier kommt eine Menge verrückt-krasses Zeug zusammen! Schockierend, exotisch und voller Ironie, ist THE ABCs OF DEATH eine Vision der modernen Horror-Vielfalt.
Es ging ja gut los und hörte sich im Vorfeld auch gut an. 26
Genre-Regisseure bekamen einen Buchstaben zugeteilt und sollten nun in
kurzer Zeit einen genre-typischen
Beitrag abliefern, der ein paar Minuten lang ist. Der Vorspann lies
hoffen und auch Buchstabe A ging sofort gut zur Sache. Selbst Buchstabe B
machte noch Laune, aber danach ging es so steil bergab, das hätte man
schon als Abgrund bezeichnen können. "The ABCs of Death" ist ein
waschechter Crowdpleaser, ein Film, bei dem man sich gemeinsam vor
Lachen die Bäuche hält, gemeinsam vor Entsetzen nach Luft schnappt und
danach erst recht gemeinsam über Subtexte, Geschmacklosigkeiten und die
beste Splatter-Szene debattiert.
Weniger involvierend sind all
die Kurzfilme, in denen bloß Genre-Allgemeinplätze durchgespielt
werden, aber sehr wohl hat Noboru Iguchi die Aneinandereihung von
Kurzfilmen mit einer Vollbremung gestoppt: im passend betitelten "Fart"
endet die gemeinsame Reise einer Lehrerin und der von ihr besessenen
Schülerin wortwörtlich im Allerwertesten der Pädagogin. Bei derartigen
Fäkalhumor-Eskapaden mag man noch eine Augenbrauhe hochziehen und müde
lächeln, aber vor allem auch richtig ekeln. So hat man das Gefühl, dass
jeder 3. Regisseur von nun an seine anale und toilettäre Phase ausgelebt
hat. Rotz!
"Hydro-Electric Diffusion" von Regisseur Thomas
Cappelen Malling schießt ebenso mit Volldampf über alle
Geschmacksgrenzen hinweg, wenn der Regisseur irgendwo zwischen
Naziploitation und "Der fantastische Mr. Fox" eine von Winston
Churchills großer Luftkriegsansprache träumende Dogge gegen eine
SS-Füchsin antreten lässt. Ebenso: Schotter!
Wieder andere
Episoden sind dagegen so herrlich albern und clever zugleich: in Yudai
Yamaguchis "Jidai-geki" ("Samurai Movie") zieht ein gefallener Samurai
beim rituellen Selbstmord immer absurdere Grimassen, bis seinem Henker
vor schallendem Gelächter das Katana aus der Hand fällt. Mit Adam
Wingards "Quack" und Jon Schnepps "WTF!" folgt zwischendurch die
passende Reflektion auf diesen ständigen Overkill der Bilder, Ideen und
Referenzen. Während der Regisseur als sein eigener Hauptdarsteller
fieberhaft überlegt, was er mit dem Buchstaben W anfangen soll, wird er
zunehmend wahnsinniger, die Schnittfrequenz schneller und der
erzählerische Zusammenhang loser – bis die Episode in einem Inferno
zerstückelter Eindrücke gipfelt.
Xavier Gens klagt in "X Is For
XXL" mit eindringlicher Klarheit den Schlankheitswahn an: Von einer
Beauty-Werbung heimgesucht erleidet eine schwergewichtige Frau erst eine
Fressattacke – und beginnt dann, das verhaßte Übergewicht mit dem
Messer abzutragen, Schicht für Schicht. 6 von 26 Kurzfilmen retten aber
leider nicht den ganzen Film. So sieht man teils uninspirierte und auch
richtiggehend dämliche Werke und man hofft inständig, dass der Film zu
Ende ist. Wenigstens kann man es anhand der Buchstabenreihenfolge
erahnen. Müll.
3/10
Obwohl ich den Film so schlecht bewerte, bin ich dann doch irgendwo Sammler. Und ich habe gern Reihen komplett. "The ABCs Of Death" erschien als Nr. 18 in der CAPELIGHT PICTURES-Mediabook-Reihe und ist letztendlich doch (vom Artwork her) ganz schick...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen