Als ein mächtiger Troll erwacht, gerät Norwegen ins Chaos. Nora (Ine Marie Wilmann), Andreas (Kim Falck) und Kapitän Kris (Mads Sjøgård Pettersen) stehen vor ihrer bislang gefährlichsten Mission. Um die zerstörerische Kreatur aufzuhalten, müssen sie neue Verbündete gewinnen, mächtige Waffen finden und tief in die alte norwegische Geschichte eintauchen. Doch können sie die gewaltigen Herausforderungen meistern, bevor ihr Land ins Verderben stürzt?
"Troll 2" ist einer dieser Sequels, die so bemüht sind, ihrem Vorgänger gerecht zu werden, dass sie am Ende eher dessen Schatten als dessen Erbe sind. Der Netflix-Film setzt genau da an, wo "Troll" von 2022 aufgehört hat: wieder steht Nora Tidemann im Zentrum, wieder geht es um uralte norwegische Mythen, die mit militärischer Gegenwart kollidieren, wieder stampfen Riesentrolle durch majestätische Landschaften. Doch während der erste Film vom Überraschungsmoment lebte - von der Entdeckung der Kreatur, vom Zusammenprall von Folklore, Bürokratie und Medienöffentlichkeit - wirkt "Troll 2" von Anfang an wie ein Produkt, das sein eigenes Rezept kennt und nun vor allem die Dosis erhöht: mehr Action, mehr Zerstörung, mehr Monster, dafür weniger Staunen, weniger Ambivalenz, weniger stiller Schrecken. Zugegeben: die Fortsetzung versucht, Nora als Figur zu vertiefen, macht sie zur etablierten Expertin, die zugleich mit Schuld und Verantwortung für die Ereignisse des ersten Teils ringt. Auf dem Papier ist das ein reizvoller Ansatz - eine Heldin, die nicht mehr gegen den Unglauben der anderen kämpft, sondern gegen die Konsequenzen ihres eigenen Handelns. In der Praxis bleibt vieles Behauptung: Andeutungen über gebrochene Beziehungen, alte Fehler und die Bürde, nun "die Einzige zu sein, die die Trolle versteht", tauchen auf, werden kurz betont und dann vom nächsten Setpiece weggespült. Der Nora des ersten Films wohnte eine eigensinnige Reibung inne: Sie war zugleich Insiderin der Wissenschaft und Außenseiterin im System, eine Figur, die aneckte. Die Nora von "Troll 2" ist dagegen stärker zur Funktion verdichtet - sie repräsentiert Vernunft und Empathie gegenüber den Kreaturen, vermittelt zwischen Militär und Mythos, trägt am Ende die moralische Botschaft - aber sie kämpft seltener wirklich für eine innere Wahrheit, eher für die nächste Plotwendung.
Dramaturgisch folgt "Troll 2" einem vertrauten Kaiju-Schema: eine neue, noch größere oder anders geartete Bedrohung erwacht, politisch-militärische Entscheider reagieren zu spät oder falsch, ein kleines Team aus Wissenschaft, Militär und idealistisch motivierter Heldin versucht, in unwegsamem Terrain eine Alternative zu purem Vernichtungswillen zu finden. Die Schauplätze - Höhlensysteme, abgelegene Siedlungen, alte Kultstätten, Kontrollräume, Kommandozentralen - sind mit sichtbarem Produktionsaufwand gestaltet, doch sie erzählen selten mehr als "es geht weiter, nur größer"; die Bewegungen von A nach B wirken manchmal wie das Abarbeiten eines Drehbuchfahrplans, der sich selbst versichert, dass ein moderner Monsterfilm alle paar Minuten einen neuen Ort, eine neue CGI-Demonstration, ein neues "größer, lauter, gefährlicher" braucht. Im Vorgänger war die Katastrophe noch eng mit dem norwegischen Selbstbild verschränkt: Der Troll als verdrängter Teil der Geschichte, als Manifestation eines Mythos, den man im Namen von Fortschritt und Religion zur Seite geschoben hatte. In "Troll 2" bleibt diese Ebene zwar angedeutet - es gibt wieder Anspielungen auf alte Sagen, auf die zerstörerische Kraft von Glaubenssystemen, auf die Arroganz moderner Politik -, doch die Motive sind eher Hintergrundgeräusch, während der Film an der Oberfläche seine Konflikte standardisiert: Vernichtung vs. Verständigung, Geheimhaltung vs. Öffentlichkeit, Opfertod vs. Rettung in letzter Sekunde.
Die Trolle selbst sind zugleich Stärke und Schwäche des Films. Rein technisch sind sie beeindruckend: Das Creature Design knüpft an die wuchtige Physis des ersten Teils an, ergänzt sie um Variationen, verleiht den Gesichtern mehr Ausdruck und den Bewegungen mehr Gewicht. Einige Einstellungen besitzen eine fast mythische Qualität – der Troll, der aus dem Nebel einer Schlucht tritt, die Silhouette vor der Skyline, das kurze Innehalten vor der nächsten Verwüstung. Doch Charakter im eigentlichen Sinne, jene fragile Balance aus Bedrohung, Traurigkeit und Staunen, die der ersten Kreatur ihren Reiz gab, stellt sich seltener ein. "Troll 2" behandelt seine Monster oft wie eindrucksvolle, aber austauschbare Naturgewalten, die bestimmte dramaturgische Aufgaben zu erfüllen haben - sie kommen, zerstören, rühren uns kurz, ziehen weiter -, ohne dass die Beziehung zwischen Mensch und Wesen nachhaltiger neu gedacht würde. Wo der Vorgänger im Finale einen Moment der bitteren Erkenntnis fand - dass die eigentliche Schuld womöglich beim Menschen liegt -, verlässt sich die Fortsetzung stärker auf genretypische Lösungen: Opfer, Kompromiss, ein visuell betontes "Gleichgewicht", das sich eher wie eine semantische Pflichtübung als wie das Ergebnis eines schmerzhaften Lernprozesses anfühlt. Verglichen mit "Troll" ist "Troll 2" damit so etwas wie eine routinierte Staffelfortsetzung einer Serie: Die Welt steht, die Figuren sind eingeführt, das Budget ist spürbar, und doch fehlt der Funken, der alles noch einmal neu entzündet. Der erste Film hatte Ecken und Kanten, irritierende Übergänge zwischen Ironie und Ernst, zwischen Katastrophenkino und Volksmärchen, die nicht immer perfekt saßen, aber eine eigene Identität schufen. Die Fortsetzung glättet viele dieser Reibungen, bemüht sich um einen international verständlichen, bequem konsumierbaren Monsterfilm, der kaum anstößt - und sich damit auch schwerer einprägt. Das Ergebnis ist ein durchaus unterhaltsames, visuell versiertes, gelegentlich bewegendes Spektakel, das sein Publikum selten langweilt, aber noch seltener wirklich verblüfft. "Troll 2" ist kein Fehltritt, sondern ein ordentlicher Film, der alles richtig machen möchte - und dabei vergisst, wie viel vom Zauber des Vorgängers aus den Dingen kam, die nicht ganz richtig, aber entschieden eigen waren.


















