Samstag, 15. November 2025

No Entres - Do Not Enter (2024)

https://www.imdb.com/de/title/tt27155283/

Die paraguayischen Brüder Cristian (Pablo Martinez) und Aldo (Lucas Caballero) haben einen YouTube-Kanal und träumen davon, mit diesem groß rauszukommen. Sieben Tage die Woche streamen sie 24 Stunden lang ihren Alltag in den Äther hinaus. Da dieser aber eher unspektakulär ist, halten sich die Klickzahlen für ihre Übertragungen in arg übersichtlichen Grenzen. Als sie bei einem Ausflug in den Regenwald allerdings auf ein verlassenes Herrenhaus stoßen, landen sie plötzlich einen viralen Hit. Das einst offenbar glamouröse, nun aber eher schaurig und heruntergekommen ausschauende, mitten im Nirgendwo stehende Gebäude fesselt die Zuschauer und bringt Cristian und Aldo eine ungeahnt hohe Menge an neuen Abonnenten. Natürlich hat das Duo dadurch Blut geleckt. Deshalb beschließen die zwei in der Nacht zu dem unheimlichen Kasten zurückzukehren. Und dieses Mal gehen sie – trotz der Warn- und Verbotsschilder überall – auch rein. Kaum haben sie sich Zutritt verschafft, müssen die Jungs allerdings feststellen, dass etwas übernatürlich Böses die Villa beherrscht …

"Do Not Enter" ist ein mittelmäßiger Found-Footage-Horrorfilm aus Paraguay, der zwei YouTuber beim Versuch begleitet, mit einem nächtlichen Ausflug in ein verlassenes Spukhaus Internetruhm zu erlangen. Die Story beginnt spannend und nutzt das Setting effektiv, doch verliert sich schnell in genretypischen Klischees wie vorhersehbaren Jumpscares und lauten Effekten, die echte Spannung vermissen lassen. Zwar ist die Atmosphäre stellenweise dicht und die Kameraarbeit für das kleine Budget überzeugend, aber die Hauptfiguren bleiben unsympathisch und ihre Entscheidungen wirken oft unlogisch, was die Identifikation erschwert. Die technische Umsetzung ist solide, das Finale bietet jedoch wenig Aufklärung und die narrative Struktur leidet unter mangelnder Kohärenz. Trotz einzelner gelungener Momente entsteht so insgesamt ein konventioneller Horrorbeitrag, der zwar unterhält, aber weder echten Nervenkitzel noch originelles Genre-Kino liefert.

5/10

Quellen:
InhaltsangabeFilmstarts
Poster/Artwork: FilmSharks International/HJ Producciones/Urbanachievers Producciones

Freitag, 14. November 2025

Flight Risk (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt10078772/

Ein Pilot (Mark Wahlberg) soll Air Marshal Harris (Michelle Dockery) transportieren, die den flüchtigen Verbrecher Winston (Topher Grace) zu einem Prozess in New York begleitet, wo der gegen die Mafia aussagen soll. Während sie die Wildnis Alaskas überfliegen, wachsen jedoch die Spannungen zwischen den dreien und das gegenseitige Vertrauen wird auf eine harte Probe gestellt, da nicht jeder an Bord der ist, der er vorgibt zu sein. Denn der vermeintliche Pilot entpuppt sich schon bald psychopathischer Mafia-Killer, der die Agentin und den Zeugen zu ermorden versucht. Es ist der Beginn eines hitzigen Kampfes auf beengtem Raum in gefährlich luftiger Höhe...

"Flight Risk" ist ein mittelmäßiger Thriller von Mel Gibson, der trotz seines vielversprechenden Setups - ein Katz-und-Maus-Spiel über den Wolken mit Mark Wahlberg als zwielichtigem Piloten, Michelle Dockery als taffer Marshal und Topher Grace als nervösem Kronzeugen - nie sein volles Potential ausschöpft. Das Kammerspiel im engen Flugzeug schafft es zwar zeitweise, Spannung aus der Enge und Paranoia zu ziehen, doch die zahlreichen Twists bleiben vorhersehbar, die Charaktere wirken oft schablonenhaft, und die psychologische Dynamik kratzt nur an der Oberfläche. Visuell wird die atemberaubende alaskanische Kulisse zu wenig genutzt, der Fokus liegt stattdessen auf der klaustrophobischen Kabine, was auf Dauer eher repetitiv wirkt als nervenaufreibend. Mark Wahlberg liefert als Schurke solide ab, aber ansonsten bleiben die Figuren und Dialoge blass, und die Handlung verliert sich in platten Subplots. Flight Risk ist unterhaltsam genug für einen kurzweiligen Abend, bleibt aber ein konventioneller Genrebeitrag mit verschenkten Chancen und wenig Nachhall - ein Film, der weder wirklich begeistert noch enttäuscht, sondern irgendwo im luftleeren Raum zwischen Spannung und Mittelmaß schwebt.

5/10

Quellen:
InhaltsangabeFilmstarts
Poster/Artwork: Lionsgate/Media Capital Technologies/Hammerstone Studios

Dienstag, 11. November 2025

Futurama, Season 10 (2025)

https://www.imdb.com/title/tt0149460/

Die zehnte Staffel beinhaltet Episoden über weltweite Kuriositäten wie Menschen, die in den Himmel schweben ("Wicked Human"), einen verzweifelten Versuch, den Klimawandel durch die Entzündung eines Vulkans aufzuhalten ("The World Is Hot Enough"), Benders Verwandlung in Giganten ("Destroy Tall Monsters") und Frys Umgang mit der Tatsache, dass Leelas Seelenverwandter nicht er selbst ist ("Fifty Shades Of Green"). Weitere Handlungsstränge drehen sich um die Erkundung einer Zahlenwelt, Benders Besuch eines Camps für Bildschirmabhängige, eine Verschwörungstheorie gegen eine Pizzeria und die Crew, die mit Zoidbergs neuen Nachbarn zu kämpfen hat...

https://www.imdb.com/de/title/tt29730673/
10.1 Zerstöre große Monster (Destroy Tall Monsters)
Nachdem Bender von Barbot, einem weiblichen Roboterstar, wegen seiner geringen Größe abgewiesen wurde, fühlt er sich unsicher und nimmt Pillen, die ihn größer machen. Barbot ist von Benders neuer Größe begeistert, verliebt sich aber bald in noch größere Wesen, woraufhin Bender noch mehr Pillen nimmt, bis er zu einem randalierenden Riesen wird. Die Planet-Express-Crew muss den Riesen-Bender daran hindern, die Stadt zu verwüsten. - 7/10

https://www.imdb.com/de/title/tt29730677/
10.2 Die Welt ist heiß genug (The World Is Hot Enough)
Nachdem Professor Farnsworth Messungen in der Arktis durchgeführt hat, stellt er fest, dass die globale Erwärmung den Planeten in rasantem Tempo zerstört. Er präsentiert seine Daten auf einer Umweltkonferenz, und nach anfänglichem Widerstand werden seine Ergebnisse schließlich akzeptiert. Daraus resultiert ein Plan zur Verhinderung einer Katastrophe: Durch einen Vulkanausbruch am Vesuv soll die Sonneneinstrahlung auf die Erde gestoppt und die weitere Erwärmung verhindert werden. Unterdessen adoptiert Fry zwei vermeintlich verwaiste Eisbärenjunge. - 7/10

https://www.imdb.com/de/title/tt29730687/
10.3 Pflanzenliebe (Fifty Shades Of Green)
Fry veranstaltet eine Silvesterfeier, um Leela seine Liebe zu beweisen. Dabei tötet er jedoch Leelas Zimmerpflanze, was ihre Beziehung belastet. Um herauszufinden, ob die beiden füreinander bestimmt sind, besorgt sich die Crew ein verbotenes Gerät, das jedem seinen Seelenverwandten anzeigt. Während das Gerät bestätigt, dass Leelas Seelenverwandte Fry ist, behauptet es gleichzeitig, dass Leelas Seelenverwandte ein Botaniker im Central Park ist, den Fry daraufhin zur Rede stellt. - 7/10

https://www.imdb.com/de/title/tt29730707/
10.4 Der Numberland Gap (The Numberland Gap)
Benders Antenne empfängt eine mysteriöse Radiosendung eines Zahlensenders. Fry entdeckt derweil seine Leidenschaft fürs Malen nach Zahlen. Amy vermutet einen Zusammenhang zwischen den beiden Ereignissen und wandelt die gesendeten Zahlen in ein Malen-nach-Zahlen-Bild um. Dieses entpuppt sich als Schaltplan für eine Maschine, die ein Portal in die Welt der Zahlen öffnet. Nach der Erkundung dieser neuen Welt beschließt Professor Farnsworth zu bleiben und trifft bald auf den inhaftierten Georg Cantor, der die Nachricht gesendet hatte. Die beiden müssen Mathematik anwenden, um aus der Zahlenwelt zu entkommen. Unterdessen werden in der realen Welt Frys Gemälde bei einem Kunstwettbewerb eingereicht. - 8/10

https://www.imdb.com/de/title/tt29730739/
10.5 Schirmverbot (Scared Screenless)
Da sie genug von der Handysucht der Jungen haben, schicken der Professor, Hermes und Kif Cubert, Dwight, Axl und Bender in ein von Zapp geleitetes „bildschirmfreies“ Camp. Während ihre Kinder weg sind, verbringen die Jungs einen Männerabend und die Mädchen trinken sich in einer Bar einen an. Im Camp haben die Jungen Schwierigkeiten, ohne ihre Geräte auszukommen, und nachdem Zapp eingeschlafen ist, bekommen sie sie zurück - mit Bender als WLAN-Empfänger. Der Planet entpuppt sich als von anarcho-primitivistischen Hippies bewohnt, die die Jungen für das Verschwinden der Sonne während einer Sonnenfinsternis verantwortlich machen. Die Hippies greifen die Jungen mit primitiven Waffen an, und die Jungen müssen einen Weg finden, ihre Eltern um Hilfe zu bitten. - 7/10

https://www.imdb.com/de/title/tt29730783/
10.6 Himmelfahrt (Wicked Human)
Als Menschen in den Himmel aufsteigen, bestreitet Professor Farnsworth, dass es sich um die Entrückung handeln könnte, und sucht nach einer wissenschaftlichen Erklärung. Dabei gründet er ungewollt seinen eigenen wissenschaftlich orientierten Kult. Nachdem die Bevölkerung von Neu-New York schrumpft und all seine Versuche, eine wissenschaftliche Erklärung zu finden, scheitern, gerät er in eine Glaubenskrise und bekennt sich schließlich zum Glauben an eine höhere Macht. Schließlich steigt auch er in den Himmel auf, wo er die wahre Ursache der Aufstiege aufdeckt. - 7/10

https://www.imdb.com/de/title/tt29730811/
10.7 Der Salami-Keller (Murderoni)
In einer Parodie auf die Pizzagate-Verschwörungstheorie werden die Besitzer einer Pizzeria Opfer einer Verschwörungstheorie, die sie beschuldigt, ihre Peperoni aus menschlichen Babys im Keller ihres Restaurants herzustellen. Um die Unschuld der Restaurantbesitzer zu beweisen, begeben sich Hermes und sein Sohn tief in die labyrinthischen Archive der Zentralbürokratie, um alte Baupläne zu finden, die beweisen, dass das Restaurant keinen Keller hat. - 7/10

https://www.imdb.com/de/title/tt29730822/
10.8 Der Mutanten-Krabben-Sohn (Crab Splatter)
Ein Meteorit von Zoidbergs Heimatplaneten zerstört das Haus von Amys und Kifs Nachbarn, und diese ziehen in Zoidbergs Müllcontainer. Zoidberg ist gezwungen, bei Leelas Eltern in der Kanalisation unterzukommen, die ihn schnell ins Herz schließen und ihn schließlich adoptieren. Leela ist angewidert von Zoidberg als Stiefbruder, bis eine seltene Krankheit eine ungewöhnliche Verbindung zwischen den beiden entstehen lässt. - 8/10

https://www.imdb.com/de/title/tt29730836/
10.9 Trouble mit Trüffeln (The Trouble with Truffles)
Als Fry seine Restaurantrechnung wegen der horrenden Trüffelpreise nicht bezahlen kann, übernimmt die Robotermafia die Kosten - im Gegenzug für einen Gefallen. Nachdem Bender von den hohen Preisen erfahren hat, versucht er, mithilfe eines sprechenden Trüffelschweins im Trüffel-Asteroidengürtel reich zu werden. Als Bender erkennt, dass er gegen die anderen professionellen Trüffelsucher keine Chance hat, nimmt er einen tödlichen Trüffel-Asteroiden ins Visier, von dem noch nie ein Trüffelsucher zurückgekehrt ist. - 7,5/10

https://www.imdb.com/de/title/tt29730852/
10.10 Das Weiße Loch (The White Hole)
Über Neu-New York erscheint ein Weißes Loch und lädt eine Crew ein, die Entstehung eines neuen Universums mitzuerleben. Aufgrund der Zeitdilatation dauert die Reise ins Weiße Loch relativistisch betrachtet 10 Millionen Jahre. Die Planet-Express-Crew wird für diese Reise ausgewählt und kryogenisch eingefroren, um ihr schnelles Altern zu verhindern. Kurzlebige Klone der Crew werden bei Bedarf per 3D-Druck hergestellt, um die routinemäßige Wartung des Raumschiffs durchzuführen. Als sich die 10 Millionen Jahre dauernde Reise dem Ende zuneigt, rebellieren die Klone, als sie ihren letzten Auftrag erhalten: die echte Crew aufzutauen. - 8,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Twentieth Century Fox
Poster/ArtworkTwentieth Century Fox

Samstag, 8. November 2025

Frankenstein (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt1312221/

Die Arktisexpedition rund um Captain Anderson (Lars Mikkelsen) kommt in der lebensfeindlichen Natur des Nordpols einfach nicht weiter – und dann läuft ihnen auch noch ein schwerverletzter Mann in die Arme. Dieser Mann ist Dr. Victor Frankenstein (Oscar Isaac), dem ein ein regelrechtes Monster dicht auf den Fersen ist. Dieses Monster, diese menschenähnliche Kreatur (Jacob Elordi) muss jedoch nach gemeinsamer Gegenwehr von Frankenstein und Andersons Truppe erst mal den Rückzug antreten. Diese unverhoffte Atempause nutzt der Doktor dafür, dem Captain die ganze Misere zu erklären: Der Tod seiner Mutter (Mia Goth) bei der Geburt seines Bruders William (Felix Kammerer) hat ihn gehörig aus der Bahn geworfen und dazu geführt, dass er gewissermaßen dem Tod den Kampf angesagt hat. Fortan setzte er nämlich alles daran, künstliches Leben zu schaffen. Möglich machte das sein wohlhabender Gönner Harlander (Christoph Waltz). Doch das Ergebnis lief aus dem Ruder und trachtet Frankenstein nun nach dem Leben...

Guillermo del Toro erfüllt sich einen Lebenstraum und präsentiert mit einer Neuauflage von "Frankenstein" nicht nur eine weitere Adaption des Stoffes, sondern ein zutiefst persönliches, künstlerisch bedeutendes Werk. Wer nun glaubt, den Mythos von Victor Frankenstein, dem ruhelosen Forscher, und seinem verstoßenen Geschöpf bereits zu kennen, wird hier eines Besseren belehrt. Del Toro gelingt nämlich das vermeintlich Unmögliche: Er verleiht einer altbekannten Geschichte neue emotionale und visuelle Kraft, ohne sich in nur nostalgischer Verbeugung zu verlieren. DelToro begeht dabei den (durchaus fragwürdigen) Kniff, gewisse Dinge und Wissen beim Zuschauer vorauszusetzen, wie etwa die Tatsache, dass Frankenstein eben die Dinge tut, die er tut und das eben auch kann. Nichts wird übererklärt, die Figuren werden als bekannt vorausgesetzt. Kleine Änderungen am Script und das Variieren von Begebenheiten (wie etwa, dass Elizabeth nicht Victors Geliebte ist, sondern die seines Bruders) setzen einen anderen Fokus. So kommt es, dass Elizabeth Victor nicht mehr hemmungslos verfallen sein muss, sondern ihm, als Schwägerin in spe, durchaus kritischen Konter zu seinen Vorhaben gibt. Sicher, "Mary Shelley's Frankenstein" gab den Figuren mehr Tiefe und Hintergrund und ist aus dieser Sicht heraus die bessere, weil tiefgründigere Version. Doch diese Adaption fühlt sich im direkten Vergleich frischer an, zeitgemäßer und aktueller.


Allein das Ensemble ist grandios. Oscar Isaac als Victor Frankenstein überzeugt in jeder Szene: Sein Spiel oszilliert zwischen arrogantem Genie und existenzieller Verzweiflung, ohne jemals in den albernen Wahnsinn anderer Darsteller abzurutschen. Jacob Elordi als Kreatur brilliert mit einer Leistung voller Zärtlichkeit, Schmerz und Verletzlichkeit; er schenkt dem Monster eine Tiefe, die an Boris Karloff in der Universal-Adaption erinnert und Kenneth Branaghs Creature in "Mary Shelley’s Frankenstein" weit übertrifft. Seine physischen Veränderungen spiegeln sowohl Horror als auch Mitgefühl wider - und erschüttern auf stille Weise. Mia Goth, Felix Kammerer und Christoph Waltz komplettieren das einschlägige Figurenensemble. Waltz spielt den Erfinder Harlander mit subtiler Abgründigkeit, Goth als Elizabeth trifft den Kern des viktorianischen Morbiden. Diese Nebenfiguren und ihre Schicksale geben Del Toros Interpretation zusätzliche Tiefe, wobei gerade der Kontrast zwischen der Schönheit und Grausamkeit der Welt die Handlung trägt.


Visuell ist der Film (erwartungsgemäß) eine Wucht. Set-Design und Kostüme sind atemberaubend und erinnern an die handwerkliche Exzellenz, die Del Toro schon in "Crimson Peak" oder "Pinocchio" gezeigt hat. Jeder Frame erzählt von Todessehnsucht und Schöpfungsrausch, von Blut und Blitz, von Albtraum und Schönheit. Die Kameraarbeit taucht die Szenen immer wieder in tiefe Schwarz- und Rottöne, verschafft den Gestalten darin aber Raum: Man fühlt sich einem Gemälde entsprungen, das der Finsternis widersteht. Das Design des Monsters ist glatter und nicht so roh und grobschlächtig wie noch in "Mary Shelley's Frankenstein". Es wirkt beinahe außerirdisch und erinnert etwas an die menschenähnliche "Konstrukteure" in "Prometheus". Auch dieses Update passt in die Zeit und vor allem zu DelToros Stil. Zugegeben: das muss man mögen und darüber hinwegsehen, dass dieser Frankenstein eben kein narbenüberzogenes Monster ist, sondern ein verletzliches Geschöpf, welches  ohne Frage seltsam, aber eben nicht abstoßend wirkt. Was auch die Brücke schlägt zu der aufkeimenden Zuneigung Elizabeths, die dem Monster interessiert, mitfühlend und helfend gegenübersteht, ihn zwar eindeutig nicht liebt, dafür aber begleitet und dessen Tragik am besten erkennt.

Der Score von Alexandre Desplat führt wie ein musikalisch schlagendes Herz durch die Geschichte: melodramatisch, düster, immer ein Echo der emotionalen Untiefen. Effekte und Makeup sind überragend - vor allem, weil sie auf Praktikabilität setzen und CGI gezielt meiden. Die Kreatur erscheint fleischlich und geisterhaft, nie wie ein animierter Sonderling: Das mag technisch beeindrucken, aber es wirkt vor allem menschlich und mitreißend.


Vergleicht man diesen "Frankenstein" mit früheren Adaptionen, zeigt sich Del Toros Liebe zum Original, ohne ihn zum Sklaven der Vorlage zu machen. Im Gegensatz zu Branaghs bombastischer "Mary Shelley's Frankenstein"-Version setzt Del Toro auf leise Zwischentöne, vielschichtige Charaktere und die emotionale Reise des Monsters. Er befindet sich in guter Gesellschaft mit James Whales Klassikern, doch er überträgt Shelley in die Sprache eines 21. Jahrhunderts, das nach Sinn, Zugehörigkeit und Erlösung dürstet. Del Toro glaubt an die Ernsthaftigkeit der Geschichte, an ihr philosophisches und spirituelles Gewicht - das spürt man in jedem Bild, jedem Dialog, jedem jähen Donnerschlag. Wer bereit ist, zweieinhalb Stunden in eine Welt aus Schnee, Schatten und Sehnsucht einzutauchen, bekommt hier ein Filmerlebnis von grimmiger Schönheit und überwältigender Melancholie geboten.

8/10

Quellen:
InhaltsangabeFilmstarts
Poster/Artwork: Netflix

Freitag, 7. November 2025

Predator: Badlands (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt31227572/

Ein noch junger Predator namens Dek (Dimitrius Schuster-Koloamatangi) wird von seinem eigenen Clan verstoßen. Die anderen sehen in ihm keinen starken, furchtlosen Krieger heranwachsen. Damit ist er für die Gemeinschaft wertlos, da niemand glaubt, dass Dek eine glorreiche Zukunft bei der Jagd bevorsteht. Fortan muss er also alleine auf einem abgelegenen Planeten klarkommen. Doch dort bleibt er nicht lange alleine. Dek stößt auf die Androidin Thia (Elle Fanning), mit der er eine unverhoffte Verbündete findet. Von nun an gehen die beiden also gemeinsam auf die Jagd und müssen sich schließlich auch einer scheinbar übermächtigen Bedrohung stellen...

Nachdem Regisseur Dan Trachtenberg mit "Prey" einen Riesenhit landete (mit dem nach "Predator: Upgrade" von Shane Black, dem vierten Eintrag im "Predator"-Franchise wohl keiner mehr gerechnet hätte), übernahm er nicht nur das Ruder für den animierten Eintrag "Predator: Killer Of Killers", sondern durfte gleich noch mit "Predator: Badlands" völlig neues Terrain betreten. "Predator: Badlands" ist nicht nur der neueste Eintrag in einem Franchise voller ikonischer Actionfilme und cooler Effekte - er ist die vielleicht sogar erfrischendste Variation, die der Trophäenjäger jemals durchgemacht hat. Mit Trachtenberg am Steuer wagt sich der Film als erstes überhaupt in der Reihe an die Geschichte eines jugendlichen Predators namens Dek, dessen emotionale Reise dem Werk eine neue Tiefe verleiht, ohne die ureigenen Reize des Originals von 1987 zu verspielen.

Dimitri Schuster-Koloamatangi als der Predator Dek ist bemerkenswert: Trotz aufwendiger Masken versteht er es, Facetten wie Verletzlichkeit und Stolz in die Figur zu integrieren, die bisher kein Predator-Protagonist erreichte. Doch die wahre Entdeckung ist Elle Fanning - sie überzeugt in einer Doppelrolle als charmante Androidin Thia und deren kaltblütige "Zwillingsschwester" Tessa mit großer darstellerischer Bandbreite. Fannings Performance ist das emotionale Herz des Films, und sie schafft es, eine fast schon liebevolle Chemie mit Dek zu entwickeln. Trachtenberg startet mit einem Survival-Abenteuer, das an Science-Fiction-Versionen von "Robinson Crusoe" oder, ja, "Cast Away" erinnert, doch schon bald wächst daraus ein pures Buddy-Drama zwischen dem jungen Predator und der Androidin - eine Dynamik, die dem Franchise bisher fremd war. Die Regieführung und insbesondere die Kameraführung profitieren von kühnen Ideen: Die Welt des Planeten Genna ist ein tödlicher Mikrokosmos, in dem Flora und Fauna als clevere Kreaturen stilisiert werden. Die Kamera fängt nicht nur die spektakulären Actionsequenzen ein, sondern auch die Details im mimischen Spiel der Protagonisten. Beeindruckend ist, wie der Film trotz digitaler Effekte nie steril wirkt, sondern haptisch bleibt.

Der Einsatz von Effekten ist kreativ und differenziert: Von organischem Napalm bis hin zur inszenierten Jagd auf den Kalisk, einen scheinbar unbesiegbaren Monstergegner, zeigen sich sowohl die praktischen als auch die digitalen Tricks in ihrer besten Form. Die Effektarbeit hebt sich von der Genre-Konkurrenz ab und scheut nicht vor mutigen Ideen, etwa wenn die Bedrohungen von Tieren durch clevere Interaktionen und einfallsreiches Design geprägt werden. Der Showdown bleibt weniger bombastisch als vergleichbare Monsterfilme der letzten Jahre und konzentriert sich auf die intime und kreative Konfrontation zwischen den Figuren. Die Filmmusik unterstreicht diese Atmosphäre subtil, bleibt aber zurückhaltend genug, niemals die Bilder zu übertönen. Sie greift das Predator-Thema der 80er mit modernen Motiven wieder auf und öffnet dabei auch neue emotionale Fenster - ein gelungener Brückenschlag zwischen Nostalgie und Innovation.

Im Vergleich zum Originalfilm von John McTiernan aus dem Jahr 1987 markiert "Predator: Badlands" einen mutigen Richtungswechsel: Wo einst knallharte Männlichkeit und Survival-Horror dominierten, stehen jetzt Themen wie Zusammenhalt, Empathie und Selbstfindung im Vordergrund - und das auf eine Weise, die, trotz des altbekannten Motivs, nie aufgesetzt wirkt. Die Dynamik zwischen Dek und Thia ist ein starker Kontrapunkt zum Duell Schwarzenegger vs. Predator, und gerade deshalb gelingen neue emotionale Höhepunkte und ein smarterer Umgang mit dem Mythos der "Yautja". "Predator: Badlands" ist damit so viel mehr als nur ein weiterer Predator-Film: Er nimmt die Franchise-Geschichte ernst, kreiert liebevoll Neues und zeigt, dass Weiterentwicklung und Herz auch im Blockbuster-Kino möglich sind. Für Fans des Franchise, wie für Neulinge ist dies der unterhaltsamste und gefühlvollste Ausflug seit dem Original - und vielleicht der erste, der dem Mythos wahrhaftig gerecht wird.

8/10

Quellen:
InhaltsangabeFilmstarts
Poster/Artwork: Twentieth Century Studios

Dienstag, 4. November 2025

Ballad Of A Small Player (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt32063098/

Lord Doyle (Collin Farrell) ist in Macau untergetaucht. Er lebt praktisch in Casinos, betäubt sich dort rund um die Uhr mit jeder Menge Alkohol und gräbt sich immer tiefer ins Schuldenloch, weil er das Spielen einfach nicht lassen kann. Doch dann schlägt ihm die Casinoangestellte Dao Ming (Fala Chen) einen Deal vor, den Doyle als Weg aus seiner Misere begreift. Mittlerweile dicht auf den Fersen ist ihm die mit allen Wassern gewaschene Privatermittlerin Cynthia Blithe (Tilda Swinton), die mit dem Grund zusammenhängt, aus dem Doyle eigentlich nach Macau geflohen ist. Er scheint sich nicht mehr lange davor verstecken zu können...

Edward Bergers "Ballad Of A Small Player" ist ein visuell beeindruckendes Drama, das zwischen stilistischer Eleganz und erzählerischer Sperrigkeit pendelt. Die opulente Kulisse Macaus wird von der Kamera meisterhaft eingefangen: Neonlichter, reflektierende Nässe und enge Gassen erzeugen eine dichte Atmosphäre, die das Glücksspielmilieu als sowaohl glamourös als auch erstickend zeigt. Colin Farrell gibt eine solide, wenn auch nicht durchgehend überzeugende Performance als Lord Doyle, ein vom Pech verfolgter britischer Glücksspieler, dessen Absturz und Suche nach Erlösung den Fokus des Films bilden. Tilda Swinton und Fala Chen ergänzen das Ensemble mit starken, wenn auch etwas distanzierten Nebenrollen. Berger liefert eine detailreiche Inszenierung mit einem anspruchsvollen Blick für Bildkomposition und Sounddesign, doch wirkt das Werk inhaltlich überfrachtet mit Symbolik und Metaphern, die nicht immer greifbar bleiben. Der Score unterstützt die emotionale Tragödie stimmungsvoll, wird aber gelegentlich zu dominierend. Im Vergleich zu anderen Glücksspiel-Filmen wie "Leaving Las Vegas" oder "Casino" fehlt "Ballad Of A Small Player“ die erzählerische Tiefe und menschliche Nähe, um wirklich zu fesseln, und die Geschichte bleibt eher abstrahierend und kühl. Trotz seiner Hitchcock-artigen Versuchungen wirkt der Film eher als kunstvolles, aber distanziertes Porträt eines gescheiterten Mannes, das eher Bewunderung als echte emotionale Anteilnahme hervorruft. Insgesamt ist der Film ein technisch beeindruckendes, aber dramaturgisch ambivalentes Werk, das für Liebhaber experimenteller Erzählweise interessant sein kann, für ein breiteres Publikum jedoch zu sperrig bleibt.

6/10

Quellen:
InhaltsangabeFilmstarts
Poster/ArtworkGood Chaos/Nine Hours/Stigma Films

Montag, 3. November 2025

Vermines - Spiders: Ihr Biss ist der Tod (2023)

https://www.imdb.com/de/title/tt26744289/

Kaleb (Théo Christine) wird bald 30 und war noch nie in seinem Leben so einsam wie heute. Er streitet sich mit seiner Schwester um eine Erbschaftsangelegenheit und das Verhältnis zu seinem besten Freund scheint irreparabel zerrüttet. Da er sich obendrein leidenschaftlich für exotische Tiere aller Art interessiert, kommt er eines Tages mit einer äußerst giftigen Spinne nach Hause, lässt sie jedoch versehentlich entwischen. Schnell tobt im ganzen Haus ein Kampf um Leben und Tod, denn die Spinne vermehrt sich und hat es mitsamt der frischgeschlüpften achtbeinigen Sippe auf die Bewohner*innen abgesehen…

"Spiders" ist ein herrlich frischer Beitrag zum Spinnenhorror-Genre, der trotz einiger Klischees durch seinen ungewöhnlichen Schauplatz und eine gelungene Balance zwischen Horror und Sozialkritik überzeugt. Regisseur Sébastien Vaniček, der hier mit seinem Langfilmdebüt überzeugt, verlegt die Handlung in ein französisches Armenviertel und nutzt die Situation als Metapher für soziale Ausgrenzung, was in der Genre-Konkurrenz wie "Arachnophobia" oder in dem neueren "Sting" selten so durchdacht umgesetzt wird. Im Gegensatz zu "Arachnophobia", das auf die Bedrohung durch wenige übergroße Spinnen setzt, oder "Sting", wo die Gefahr vor allem in der Größe der Räuberin liegt, bleibt "Spiders" den (halbwegs) realistischeren Dimensionen treu. Die Gefahr entsteht durch eine rapide Vermehrung vieler Spinnen, was handwerklich durch eine Mischung aus echten Spinnen und CGI-Effekten überzeugend dargestellt wird. 


Die Kameraarbeit fängt mit gekonnt eingesetztem Licht und Schatten die klaustrophobische Atmosphäre eines heruntergekommenen Wohnblocks ein, dessen soziale Dynamik eng mit der Bedrohung verflochten ist. Die Figurenzeichnung ist differenzierter als üblich: Théo Christine als Kleinkrimineller Kaleb ist ein ambivalenter Protagonist, der trotz eigener Fehler Empathie hervorruft, und das Ensemble bringt eine authentische Mischung aus Konflikt und Zusammenhalt. Zwar gibt es einige überflüssige Nebenstränge und die Dramatik wird gelegentlich übertrieben, doch insgesamt wirkt das Charakter-Setup nicht beliebig, sondern trägt das Geschehen. 

Vaničeks Inszenierung erzeugt gezielt Spannung und beklemmende Momente, unterstützt von einem atmosphärischen Score und einem hip-hop-lastigen Soundtrack, der das urbane Setting unterstreicht. Anders als bei manchen Tierhorroren verzichtet der Film auf übertriebene Gore-Effekte und nutzt stattdessen das Spiel mit Licht, Dunkelheit und echten Tieren, um den Schrecken glaubwürdig zu vermitteln - das Resultat ist effektvoll, ohne billig zu wirken. 

Die Inszenierung steigert sich bis zum packenden Finale, das mit einer hohen Bodycount-Rate aufwartet, dabei jedoch niemals in Slapstick verfällt. Im Vergleich zu "Arachnophobia" fehlt "Spiders" zwar die klassische Nervenkitzel-Struktur des Kultfilms, und gegenüber "Sting" fehlen einige handwerkliche Highlights, doch die sozialkritische Dimension und das Setting machen den Film besonders. "Spiders: Ihr Biss ist der Tod" bietet somit einen gelungenen, wenn auch nicht revolutionären Vertreter des Spinnenhorrors, der dank gelungener Figuren und geschickter Atmosphäre nicht nur Fans des Genres anspricht, sondern auch mit seiner unterschwelligen Metaphorik Punkte sammelt - kein Meisterwerk, aber eine spannende, unterhaltsame und stellenweise beklemmende Erfahrung, die zeigt, dass das Biest auch im urbanen Raum sein Grauen verbreiten kann.

7/10

Quellen:
InhaltsangabeFilmstarts
Poster/Artwork: My Box Productions/Tandem/Netflix