Montag, 1. Dezember 2025

Troll 2 (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt29232158/

Als ein mächtiger Troll erwacht, gerät Norwegen ins Chaos. Nora (Ine Marie Wilmann), Andreas (Kim Falck) und Kapitän Kris (Mads Sjøgård Pettersen) stehen vor ihrer bislang gefährlichsten Mission. Um die zerstörerische Kreatur aufzuhalten, müssen sie neue Verbündete gewinnen, mächtige Waffen finden und tief in die alte norwegische Geschichte eintauchen. Doch können sie die gewaltigen Herausforderungen meistern, bevor ihr Land ins Verderben stürzt?

"Troll 2" ist einer dieser Sequels, die so bemüht sind, ihrem Vorgänger gerecht zu werden, dass sie am Ende eher dessen Schatten als dessen Erbe sind. Der Netflix-Film setzt genau da an, wo "Troll" von 2022 aufgehört hat: wieder steht Nora Tidemann im Zentrum, wieder geht es um uralte norwegische Mythen, die mit militärischer Gegenwart kollidieren, wieder stampfen Riesentrolle durch majestätische Landschaften. Doch während der erste Film vom Überraschungsmoment lebte - von der Entdeckung der Kreatur, vom Zusammenprall von Folklore, Bürokratie und Medienöffentlichkeit - wirkt "Troll 2" von Anfang an wie ein Produkt, das sein eigenes Rezept kennt und nun vor allem die Dosis erhöht: mehr Action, mehr Zerstörung, mehr Monster, dafür weniger Staunen, weniger Ambivalenz, weniger stiller Schrecken.  Zugegeben: die Fortsetzung versucht, Nora als Figur zu vertiefen, macht sie zur etablierten Expertin, die zugleich mit Schuld und Verantwortung für die Ereignisse des ersten Teils ringt. Auf dem Papier ist das ein reizvoller Ansatz - eine Heldin, die nicht mehr gegen den Unglauben der anderen kämpft, sondern gegen die Konsequenzen ihres eigenen Handelns. In der Praxis bleibt vieles Behauptung: Andeutungen über gebrochene Beziehungen, alte Fehler und die Bürde, nun "die Einzige zu sein, die die Trolle versteht", tauchen auf, werden kurz betont und dann vom nächsten Setpiece weggespült. Der Nora des ersten Films wohnte eine eigensinnige Reibung inne: Sie war zugleich Insiderin der Wissenschaft und Außenseiterin im System, eine Figur, die aneckte. Die Nora von "Troll 2" ist dagegen stärker zur Funktion verdichtet - sie repräsentiert Vernunft und Empathie gegenüber den Kreaturen, vermittelt zwischen Militär und Mythos, trägt am Ende die moralische Botschaft - aber sie kämpft seltener wirklich für eine innere Wahrheit, eher für die nächste Plotwendung.

Dramaturgisch folgt "Troll 2" einem vertrauten Kaiju-Schema: eine neue, noch größere oder anders geartete Bedrohung erwacht, politisch-militärische Entscheider reagieren zu spät oder falsch, ein kleines Team aus Wissenschaft, Militär und idealistisch motivierter Heldin versucht, in unwegsamem Terrain eine Alternative zu purem Vernichtungswillen zu finden. Die Schauplätze - Höhlensysteme, abgelegene Siedlungen, alte Kultstätten, Kontrollräume, Kommandozentralen - sind mit sichtbarem Produktionsaufwand gestaltet, doch sie erzählen selten mehr als "es geht weiter, nur größer"; die Bewegungen von A nach B wirken manchmal wie das Abarbeiten eines Drehbuchfahrplans, der sich selbst versichert, dass ein moderner Monsterfilm alle paar Minuten einen neuen Ort, eine neue CGI-Demonstration, ein neues "größer, lauter, gefährlicher" braucht. Im Vorgänger war die Katastrophe noch eng mit dem norwegischen Selbstbild verschränkt: Der Troll als verdrängter Teil der Geschichte, als Manifestation eines Mythos, den man im Namen von Fortschritt und Religion zur Seite geschoben hatte. In "Troll 2" bleibt diese Ebene zwar angedeutet - es gibt wieder Anspielungen auf alte Sagen, auf die zerstörerische Kraft von Glaubenssystemen, auf die Arroganz moderner Politik -, doch die Motive sind eher Hintergrundgeräusch, während der Film an der Oberfläche seine Konflikte standardisiert: Vernichtung vs. Verständigung, Geheimhaltung vs. Öffentlichkeit, Opfertod vs. Rettung in letzter Sekunde.

Die Trolle selbst sind zugleich Stärke und Schwäche des Films. Rein technisch sind sie beeindruckend: Das Creature Design knüpft an die wuchtige Physis des ersten Teils an, ergänzt sie um Variationen, verleiht den Gesichtern mehr Ausdruck und den Bewegungen mehr Gewicht. Einige Einstellungen besitzen eine fast mythische Qualität – der Troll, der aus dem Nebel einer Schlucht tritt, die Silhouette vor der Skyline, das kurze Innehalten vor der nächsten Verwüstung. Doch Charakter im eigentlichen Sinne, jene fragile Balance aus Bedrohung, Traurigkeit und Staunen, die der ersten Kreatur ihren Reiz gab, stellt sich seltener ein. "Troll 2" behandelt seine Monster oft wie eindrucksvolle, aber austauschbare Naturgewalten, die bestimmte dramaturgische Aufgaben zu erfüllen haben - sie kommen, zerstören, rühren uns kurz, ziehen weiter -, ohne dass die Beziehung zwischen Mensch und Wesen nachhaltiger neu gedacht würde. Wo der Vorgänger im Finale einen Moment der bitteren Erkenntnis fand - dass die eigentliche Schuld womöglich beim Menschen liegt -, verlässt sich die Fortsetzung stärker auf genretypische Lösungen: Opfer, Kompromiss, ein visuell betontes "Gleichgewicht", das sich eher wie eine semantische Pflichtübung als wie das Ergebnis eines schmerzhaften Lernprozesses anfühlt. Verglichen mit "Troll" ist "Troll 2" damit so etwas wie eine routinierte Staffelfortsetzung einer Serie: Die Welt steht, die Figuren sind eingeführt, das Budget ist spürbar, und doch fehlt der Funken, der alles noch einmal neu entzündet. Der erste Film hatte Ecken und Kanten, irritierende Übergänge zwischen Ironie und Ernst, zwischen Katastrophenkino und Volksmärchen, die nicht immer perfekt saßen, aber eine eigene Identität schufen. Die Fortsetzung glättet viele dieser Reibungen, bemüht sich um einen international verständlichen, bequem konsumierbaren Monsterfilm, der kaum anstößt - und sich damit auch schwerer einprägt. Das Ergebnis ist ein durchaus unterhaltsames, visuell versiertes, gelegentlich bewegendes Spektakel, das sein Publikum selten langweilt, aber noch seltener wirklich verblüfft. "Troll 2" ist kein Fehltritt, sondern ein ordentlicher Film, der alles richtig machen möchte - und dabei vergisst, wie viel vom Zauber des Vorgängers aus den Dingen kam, die nicht ganz richtig, aber entschieden eigen waren.

5/10

Quellen:
InhaltsangabeNetflix
Poster/Artwork: Netflix

Sonntag, 30. November 2025

Zoomania 2 - Zootopia 2 (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt26443597/

Ex-Gauner-Fuchs Nick Wilde (Stimme im Original: Jason Bateman) und Polizeianfänger-Häsin Judy Hopps (Ginnifer Goodwin) haben gemeinsam den bis dato größten Fall in der Geschichte von "Zoomania" gelöst und wollen ihre ungewöhnliche Zusammenarbeit nun als frischgebackene Partner fortsetzen. Doch das ist längst kein Selbstläufer und die beiden hadern miteinander. Chief Bogo (Idris Elba) schickt die beiden deshalb zum Therapieprogramm "Partner in Krisen". Doch es dauert auch nicht lange, bis das Duo direkt in einen richtigen Fall und damit das nächste Abenteuer stolpert. Die Giftschlange Gary De’Snake (Ke Huy Quan) taucht in der tierischen Metropole auf und sorgt für Chaos und Panik, schließlich wurde ein solches gefährliches Reptil seit vielen Jahren nicht mehr in der Stadt gesichtet. Nick und Judy wollen herausfinden, was es damit auf sich hat, und müssen sich dafür auf einen gefährlichen Undercover-Einsatz in Ecken von Zoomania begeben, die selbst ihnen unbekannt sind.

"Zoomania 2" setzt als Fortsetzung eines modernen Disney-Klassikers - neun Jahre nach dem ersten Film - einen ambitionierten Spagat zwischen spektakulärem Worldbuilding, Buddy-Komödie und kluger Gesellschaftskritik. Die Erwartungen sind nach dem Oscar-prämierten Vorgänger von 2016 riesig, und Disney kontert mit einer Welt, die größer und bunter, aber auch dunkler und komplexer geworden ist. Die Story führt Judy Hopps und Nick Wilde in eine neue Tiefe der Metropole: Ein geheimnisvolles Reptil namens Gary De'Snake taucht auf und zwingt das Ermittlerduo, in bislang unbekannte Stadtviertel vorzudringen. Neu ist dabei nicht nur die tierische Bedrohung, sondern auch ein spielerischer Umgang mit hybriden und exotischen Tierarten; erstmals werden Reptilien und Meeresbewohner als Teil der Gesellschaft gezeigt. Die Buddy-Dynamik zwischen Judy und Nick bleibt das emotionale Herz: Ihre Partnerschaft wird in immer heikleren Situationen gestählt, und die Dialoge schwanken gekonnt zwischen Ironie, Warmherzigkeit und tieferem Ernst.

Im Vergleich zum ersten "Zoomania" ist die Welt deutlich erweitert. Während im Original die Rollenkonflikte von Raub- und Beutetieren im Mittelpunkt standen, öffnet Teil zwei den Blick auf neue Minderheiten und Verdrängungsmechanismen - die Reptilien, lange verborgen und "unsichtbar". Das wiederkehrende Motiv: Vorurteile und gesellschaftliche Spaltung können nur durch unvoreingenommene Zusammenarbeit und Mut überwunden werden. Der Vorgänger bestach durch sein Subtext-Wortspiel, hier wird der moralische Kommentar offensiver, aber bleibt stets im Rahmen einer kinderfreundlichen Erzählung - mit Elementen, die auch die erwachsenen Zuschauer zumindest zum Schmunzeln bringen. Die Animation ist erneut beeindruckend - Disney übertrifft sich mit einem Urban Jungle, der noch vielschichtiger und visuell verspielter wirkt als zuvor. Die Action lebt von rasanten Verfolgungsjagden und überraschenden Slapstick-Momenten, vom Marsh Market bis hin zu neonbunten Unterwasserquartieren. Michael Giacchinos Score schafft einen atmosphärischen Spagat aus Großstadtklängen, Abenteuerfeeling und Emotionalität, und Shakiras neue musikalische Beiträge fügen sich klanglich organisch ins Weltbild. Die Integration neuer Tierarten ist auch in der Animation ein Triumph: Jedes Detail, jedes Fell oder Schuppe wirkt lebendig und charaktervoll.

"Zoomania 2" nimmt sich erneut sozial relevanter Themen an: Diversität, Vorurteile und das komplexe Zusammenleben in einer Großstadt sind Kernelemente. Humor und Ernst greifen gekonnt ineinander und die Message wird nie moralisierend, sondern stets clever und zugänglich transportiert. Der neue Fall und die ungewöhnlichen Partnerschaften bieten immer wieder originelle Pointen, die die Handlung leichtfüßig vorantreiben. Bemerkenswert ist die Vielschichtigkeit der Schurkenfigur Gary De'Snake, deren Geschichte nicht auf reine Bösartigkeit reduziert wird, sondern auch für Empathie sorgt. Unterm Stricht ist "Zoomania 2" eine fulminante Rückkehr ins Herz der tierischen Stadt: Sowohl Fans des Originals als auch neue Zuschauer bekommen ein klug arrangiertes Abenteuer, dessen visuelle Details und emotionale Nuancen begeistern. Die Buddy-Dynamik, die raffinierte Animation und der gesellschaftliche Subtext machen den Film zu einem der besten Disney-Sequels der letzten Jahre. Die Fortsetzung steht ihrem Vorgänger in puncto Innovationsfreude, Scharfsinn und Herz in nichts nach - vielleicht ist sie sogar noch mutiger.

8/10

Quellen:
InhaltsangabeDisney
Poster/Artwork: Disney

Freitag, 28. November 2025

Down Periscope - Mission: Rohr frei! (1996)

https://www.imdb.com/de/title/tt0116130/

Schuld an dem Chaos ist eigentlich Admiral Graham. Er gibt Lt. Thomas Dodge, der die Intelligenz eines Rollmopses besitzt, das Kommando über ein U-Boot. Mit diesem soll er strategisch wichtige US-Militärhäfen einnehmen, ohne daß die eigene Flotte etwas merkt. Dodge ahnt nicht, daß Graham diese Mission nur plant, damit er die Angriffe medienwirksam mit den modernsten Schiffen stoppen kann. Dodge erhält eine Crew, die aus den unfähigsten Marines besteht, die in der Navy herumdümpeln. Und auch sein Gefährt ähnelt mehr einer verrosteten Sardinenbüchse als einem modernen High-Tech-Unterwasser-Kreuzer. Somit sind alle Voraussetzungen erfüllt, diese Operation zur Mission Rohrkrepierer werden zu lassen. Erleben Sie jetzt, wie naß Wasser sein kann.

"Mission: Rohr frei!" ist eine dieser Komödien, die man ohne große Erwartungen einschaltet und mit einem Schulterzucken wieder verlässt: nicht ärgerlich, aber auch selten wirklich komisch. Kelsey Grammer bringt als unorthodoxer U-Boot-Kapitän Dodge eine ruhige, leicht ironische Präsenz mit, die den Film immer dann trägt, wenn das Drehbuch ihm Raum gibt, mit Understatement und trockenem Timing zu arbeiten. Die Idee, eine veraltete Diesel-U-Boot-Schrottkiste mit einer Ansammlung von Versagern und Exzentrikern in ein Manöver gegen Hightech-Nuklearboote zu schicken, hat Charme, doch der Film nutzt sie nur halb: Vieles wirkt wie eine weichgespülte Mischung aus "Police Academy" und "Die Indianer von Cleveland", mit genau den Gags, die man erwartet, und kaum einem, der überrascht. Handwerklich ist das solide, aber unspektakulär - routinierte Inszenierung, eine TV-artige Optik und harmlose Militär-Slapstick-Szenen, die selten echten Biss entwickeln. Die Nebenfiguren bleiben überwiegend Stichworte-tragende Karikaturen, vom cholerischen Offizier über den verpeilten Sonarmann bis zur „experimentellen“ Frau an Bord, die trotz engagierter Schauspielerinnenleistung doch stark klischeehaft geschrieben ist. Am Ende funktioniert "Mission: Rohr frei!" als leicht verdauliche Wohlfühl-Militärposse für einen entspannten Abend, aber es fehlt ihm an Konsequenz und Mut, seine eigene Absurdität wirklich auszukosten - ein mittelmäßiger, unaufdringlicher Film, der so leise wieder aus dem Gedächtnis taucht, wie er hineingeschippert ist.

5/10

Quellen:
InhaltsangabeTwentieth Century Fox
Poster/Artwork: Sprockets Music/Twentieth Century Fox

Donnerstag, 27. November 2025

The Running Man (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt14107334/

In naher Zukunft gehört "The Running Man" zu den beliebtesten Fernsehsendungen. In der brutalen Show kämpfen sogenannte Runner ums Überleben, während Profikiller gnadenlos Jagd auf sie machen. Jede ihrer Bewegungen wird live vor einem sensationshungrigen Publikum übertragen. Für jeden Tag, den sie dem Tod entkommen, wächst das Preisgeld. Ben Richards (Glen Powell), ein Mann aus der Arbeiterklasse, sieht in der Teilnahme seine einzige Chance, das Leben seiner kranken Tochter zu retten. Dan Killian (Josh Brolin), der einflussreiche und skrupellose Produzent der Show, überzeugt ihn schließlich davon, sich dem gefährlichen Spiel zu stellen. Mit Entschlossenheit und Überlebenswillen gelingt es Ben, sich gegen die Jäger zu behaupten. Sein Mut und seine Unnachgiebigkeit ziehen bald die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich. Während die Quoten steigen, wächst der Druck. Ben muss nicht nur den Killern entkommen, sondern auch einer Gesellschaft trotzen, die seinen Untergang erwartet.

Die Neuverfilmung des dystopischen Sci-Fi-Romans von Stephen King (unter dem Psyeudonym Richard Bachmann), der bereits mit Arnold Schwarzenegger adaptiert wurde, "The Running Man" unter Regie von Edgar Wright ist ein glühender, postmoderner Ritt durch das dystopische Amerika nach Stephen King, der das Versprechen einer werkgetreuen Adaption nicht nur einlöst, sondern das Original von 1987 mit Entschlossenheit, Emotionalität und satirischer Schärfe auf den Kopf stellt. Gut, der 1987er "Running Man" hatte sich nur lose an die Buchvorlage gehalten, und setzte mehr auf Brutalitäten und Action mit einem ikonischen Schwarzenegger in der Hauptrolle und kann daher nur schwer als Vergleich Buch <> 1987er Film -<> 2025er Film herhalten. Doch das muss er auch nicht. beide Filme haben ihre Daseinsberechtigung, doch tatsächlich ist Wrights Film der bessere.

Glen Powell erweist sich als Idealbesetzung für Ben Richards: Wuchtig in seiner physischen Präsenz, bringt er zugleich Menschlichkeit und Verwundbarkeit ins Spiel, die das Publikum spüren lässt, worum es eigentlich geht - die Zerreißprobe zwischen Überlebenstrieb und letzter Würde, Familienliebe und gesellschaftlicher Zermalmung. An seiner Seite überzeugt Jayme Lawson als Richards' Frau, deren emotionale Zurückhaltung Powells Performance umso tragischer und zwingender erscheinen lässt. Die Besetzung wird von einem markanten Ensemble getragen, darunter Josh Brolin als zynischer Game-Show-Produzent, Colman Domingo, Lee Pace, Michael Cera und William H. Macy, die allesamt archetypische wie gebrochene Figuren in diesem grellen Untergangsszenario verkörpern. 

Wright inszeniert mit angriffslustiger Präzision: Von gnadenlosen Showdowns in Neon-beschienenen Arenen, in denen die Kamera von Chung-hoon Chung (bekannt für "Oldboy" und "Es") das Geschehen dynamisch und doch stets kontrolliert einfängt, bis zu ruhigeren Momenten, in denen die digital gleißende Kälte des Studios mit Erinnerungen an frühere Science-Fiction-Klassiker wie "Blade Runner" und "The Hunger Games" spielt. Die Effekte gehen Hand in Hand mit der Inszenierung, sind stilisiert und keineswegs Selbstzweck, sondern arbeiten die Verfremdung, das Spiel mit der Medienrealität und den Zynismus des Systems messerscharf heraus. Die Musik von Daniel Pemberton schafft den Spagat zwischen zeitgenössischem Synthwave und orchestralen Verzerrungen - ein Soundtrack, der die Künstlichkeit der Show-Welt betont und doch nie den emotionalen Resonanzraum der Figuren aus den Augen verliert. 

Im Vergleich zum berüchtigten Schwarzenegger-Film von 1987 ist dies ein entscheidender Schritt hin zum Kern der Buchvorlage: Wright inszeniert keine bloße "Tötungsshow" für die Massen, sondern ein gnadenloses Sozialexperiment, das sowohl die Verrohung als auch die Sehnsucht nach Menschlichkeit unter der Oberfläche abbildet. Die Satire erinnert dabei an Filme von Paul Verhoeven, während der Umgang mit dem Publikum und dessen Sucht nach Gewalt und Spektakel der Romanvorlage näher ist als dem testosterongeladenen Action-Vehikel von damals. Wright gelingt es, die nervösen, überzeichneten und doch stets geerdeten Kamera- und Erzähltricks seiner "Cornetto-Trilogie" hier in den Dienst einer bitterbösen Dystopie zu stellen, die das Genre neu denkt und zugleich Hommage bleibt. "The Running Man" schlägt damit die Brücke zwischen literarischer Vorlage - mit deren pessimistischer Gesellschaftsdiagnose und psychologischer Tiefe - und dem Bedürfnis nach großem, emotionalem Kino, wie es in seiner Form selten gelingt. Das Ergebnis ist eine scharfgeschnittene, von energiereichem Schauspiel getragene, kluge Mischung aus Action, Gesellschaftskritik und Kino der alten Schule.

7,5/10

Quellen:
InhaltsangabeFilmstarts
Poster/Artwork: Paramount Pictures

Until Dawn (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt30955489/

Ein Jahr nach dem rätselhaften Verschwinden von Melanie (Maia Mitchell) kehren ihre Schwester Clover (Ella Rubin) und eine Gruppe von Freunden in das abgelegene Tal zurück, in dem Melanie zuletzt gesehen wurde. Die Suche nach Antworten führt sie zu einem verlassenen Besucherzentrum, doch ihre Erkundung wird bald zum Albtraum: Ein maskierter Killer taucht auf und beginnt, sie auf grausame Weise zu jagen und zu töten. Doch anstatt zu sterben, erwachen Clover und ihre Freunde immer wieder am selben Abend, gefangen in einer endlosen Zeitschleife. Jeder Neustart bringt neue Schrecken, denn der Killer wird mit jedem Durchlauf unberechenbarer und brutaler. Während die Gruppe verzweifelt versucht, einen Weg aus dem Tal zu finden, erkennen sie, dass ihre Wiederauferstehungen begrenzt sind – jeder Tod bringt sie dem endgültigen Ende näher. Ihre einzige Chance auf Überleben: den Mörder bis zum Morgengrauen zu überlisten und den Albtraum zu durchbrechen. Doch mit jeder Runde wird der Kampf um ihr Leben immer hoffnungsloser.

"Until Dawn" ist ein Horrorfilm, der wie ein Dialog zwischen Genretradition und psychologischem Kammerspiel funktioniert: Er beginnt als scheinbar konventioneller Teenie-Slasher und verwandelt sich Schritt für Schritt in eine Reflexion über Trauma, Schuld und die Frage, ob man seinen eigenen inneren Dämonen jemals entkommen kann. Was auf dem Papier wie eine riskante Mischung aus Zeitschleife, Wendigos und Mystery-Mythologie klingt, erweist sich im Film als erstaunlich stringente Konstruktion, die ihre Regeln ernst nimmt und das Publikum nicht mit bloßen Schockeffekten abspeisen will. Im Zentrum steht Clover, eine junge Frau, die nicht nur nach ihrer vermissten Schwester sucht, sondern nach einem Halt im eigenen, von Depressionen und Selbstzerstörung gezeichneten Leben. Dass sie und ihre Freunde in Glore Valley in einer Art "Albtraum-Experiment" landen _ gefangen in maximal dreizehn Nächten, in denen jeder Tod Spuren an Körper und Seele hinterlässt -, macht den Film weniger zu einer Geisterbahnfahrt als zu einer Spirale aus wiederholter Konfrontation mit dem, was die Figuren am meisten fürchten. Jede Wiederholung der Nacht ist weniger ein Neustart als ein weiteres Kapitel im Protokoll eines psychischen Zusammenbruchs.

Die Zeitschleifen-Struktur ist das ehrgeizigste Element von "Until Dawn", und sie ist zugleich das, was den Film über die üblichen Spieleverfilmungs-Reflexe hinaushebt. Anders als das Spiel, das seine Entscheidungen in klaren, verzweigten Pfaden organisiert, lässt der Film die Wege der Figuren bewusst ineinanderlaufen: Die Nacht wiederholt sich, aber nie exakt gleich, und so entsteht ein ständiger Wettlauf zwischen dem Lernprozess der Figuren und der Eskalation der Bedrohung. Die Begrenzung auf dreizehn Leben - eine Art morbides Kontingent - fungiert dabei wie eine sichtbare Uhr im Hintergrund, weniger Gimmick als moralischer Druck: Jeder Fehler wiegt schwerer, jede impulsive Entscheidung wird nicht nur mit Blut, sondern mit verringertem Handlungsspielraum bezahlt. Die Stärke des Films liegt darin, diese Mechanik nicht wie ein bloßes Videospielsystem zu bespielen, sondern sie als Metapher zu lesen: Wie oft kann man dieselben destruktiven Muster wiederholen, bevor man an ihnen zerbricht. Wenn die Gruppe irgendwann versucht, sich im Badezimmer zu verbarrikadieren und dann - ironisch und grausam - am vergifteten Wasser explodiert, wirkt das wie eine bittere Pointe auf den Wunsch nach Kontrolle in einer Welt, die sich permanent der Kontrolle entzieht.

Auf der rein erzählerischen Ebene arbeitet "Until Dawn" wie ein Mosaik aus klassischen Horrortropen: maskierter Killer, verlassene Besucherzentrale, sturmumtoste Nacht, unterirdische Tunnel, ein Sanatorium voller Geheimnisse. Doch der Film arrangiert diese Versatzstücke mit einer fast verspielten Konsequenz, bei der jeder Schauplatz eine andere Facette der Geschichte und der inneren Zustände der Figuren spiegelt. Die Wendigos, der Pickaxe-Mörder, die besessene alte Frau - sie sind weniger "Monstergalerie" als Manifestationen von Clovers Ängsten, wie der Film in der Konfrontation mit Dr. Hill explizit macht. In diesen Momenten erinnert "Until Dawn" eher an eine Horrorversion von Therapie: Hill, der Psychiater, der zum sadistischen Spielleiter geworden ist, seziert seine Versuchspersonen, bis sie nicht mehr wissen, ob sie gegen äußere Kreaturen kämpfen oder gegen das, was längst in ihnen lebt. Wenn Clover erkennt, dass die Monster nicht zufällig, sondern gezielt aus ihrem Innenleben gespeist werden, kippt der Film endgültig von der Monsterjagd in ein Duell zwischen Patientin und Therapeut - oder, genauer: zwischen einer Frau, die endlich Verantwortung für ihr Leben übernehmen muss, und einem Mann, der diese Verantwortung pervertiert hat.

Interessant ist, wie nüchtern "Until Dawn" das Motiv der mentalen Gesundheit in seinen Plot integriert. Clover hat eine Vorgeschichte von Depressionen und Suizidversuchen; ihre Reise nach Glore Valley ist offiziell eine Spurensuche, aber unterschwellig auch ein Test, ob sie überhaupt noch an einen Neuanfang glaubt. Die Zeitschleife wird dadurch lesbar als Wiederholungsschleife von Selbstsabotage und Schuldgefühlen - jede Nacht endet im Tod, jeder neue Abend beginnt mit der Frage: "Was habe ich diesmal falsch gemacht?". Dass Hill ehemalige Katastrophenopfer in Monster verwandelt und die Einwohner der Stadt zu Wendigos werden, übersetzt das Thema Trauma in Körperlichkeit: Wer lange genug unter unaufgearbeiteter Angst lebt, wird selbst zum Teil eines Systems der Gewalt. Der Film übertreibt diese Metapher, aber er nimmt sie ernst; gerade in den ruhigeren Szenen, wenn Clover vor Entscheidungen steht, ob sie jemandem vertraut oder jemanden opfert, bekommt man ein Gefühl für das emotionale Gewicht hinter all der Genre-Mechanik.

Formell arbeitet "Until Dawn" mit einer Mischung aus klassischer Suspense und fast schon makabrem Timing: Viele Tode sind einstudiert wie Punchlines, jede Wiederholung der Nacht verschiebt den Rhythmus ein wenig. Der Regie gelingt es, die Wiederkehr der gleichen Orte – das Besucherzentrum, die Hütte, das Sanatorium - visuell zu variieren, sodass der Film selten wirklich monoton wirkt, obwohl er seine eigene Geschichte immer wieder erzählt. Kameraführung und Schnitt betonen die räumliche Orientierung, was bei einer Handlung, die bewusst auf Wiederholung setzt, entscheidend ist: Die Zuschauer sollen sich auskennen, damit sie merken, wann sich etwas verschiebt. Der Score unterstreicht eher die melancholische Grundstimmung als den reinen Schock; das passt zu einem Film, in dem es zwar reichlich brutale Tode, aber fast noch mehr Momente der Resignation gibt. Wenn schließlich Tageslicht in die Tunnel und über Glore Valley bricht, wirkt das Ende weniger wie ein triumphaler Sieg als wie ein mühsam erkauftes Aufwachen - mit dem bitteren Nachgeschmack, dass Hills Plan vielleicht noch nicht wirklich vorbei ist.

Die Schwächen des Films liegen in einem Mittelteil, der sich manchmal in seinen eigenen Regeln verheddert und Figurenentscheidungen erzwingt, weil die Dramaturgie noch eine weitere Variante der Nacht abspielen möchte. Manche Nebenfiguren bleiben eher Funktionsträger im System als vollwertige Charaktere, was in einem Ensemble, das so stark auf Gruppendynamik setzt, gelegentlich auffällt. Doch "Until Dawn" gelingt etwas, das vielen Spieleverfilmungen und vielen Horrorfilmen verwehrt bleibt: Er hat eine Idee, die über das nächste Blutbad hinausreicht, und er verfolgt sie konsequent. Im Kern ist es die Geschichte einer jungen Frau, die gezwungen wird, ihre Ängste so oft anzusehen, bis sie beschließt, die Regeln des Spiels zu brechen. Dass der Film dafür Wendigos, Zeitschleifen und einen wahnsinnigen Psychiater braucht, ist nicht sein Problem, sondern seine Besonderheit.

7/10

Quellen:
InhaltsangabeFilmstarts/Sony
Poster/Artwork: Screen Gems/PlayStation Productions/Mångata Production

Mittwoch, 26. November 2025

Fear PHarm 2 - Field Of Blood 2 - Field Of Blood 2: Farm der Angst (2021)

https://www.imdb.com/de/title/tt13197764/

Die Teenagerin Melanie (Tiana Tuttle) befindet sich immer noch in der Gewalt der grausamen Familie Walker, die abgelegen am Rande eines riesigen Maisfeldes haust. Diese plant, aus ihrer Haut und der  anderer junger Mitgefangener eine bahnbrechende Hautcreme mit heilender Wirkung zu entwickeln. Melanie und den anderen Gepeinigten gelingt schließlich die Flucht, doch im Labyrinth des riesigen Maisfeldes sind ihnen die Killer-Familie und ihre kettensägenschwingende Helfer schon auf den Fersen...

Man muss schon masochistisch veranlagt sein, um nach dem abgrundtief schlechten "Field Of Blood: Labyrinth des Schreckens" den zweitren Teil, "Field Of Blood 2: Farm der Angst", direkt anzuschließen - und das nur in der vagen Hoffnung, es könne ja eh nicht mehr schlechter werden. Doch die Fortsetzung fühlt sich an wie die XXL-Version eines schlechten Witzes, der im ersten Teil schon nicht funktioniert hat: etwas mehr Laufzeit, mehr Figuren, mehr Gerede - aber nicht mehr Spannung oder Grusel. Die Story dehnt den ohnehin dünnen Maislabyrinth-/Hautfarm-Plot zu einer wirren Rache-und-Flucht-Geschichte, die vor allem aus erklärenden Dialogen und ziellos aneinandergeklebten Szenen besteht. Die Schauspieler liefern erneut bestenfalls TV-Niveau, oft darunter: Overacting, ungewollte Komik und völlig künstliche Emotionen lassen jede potenzielle Bedrohung verpuffen. Handwerklich bleibt alles auf Billig-Niveau - flache Bilder, generischer Score, holpriger Schnitt -, und selbst die etwas umfangreicheren Gore-Effekte wirken wie verzweifelte Versuche, fehlende Atmosphäre mit Kunstblut zu übertünchen. "Field Of Blood 2: Farm der Angst" ist damit kein Befreiungsschlag, sondern eine aufgeblähte, noch ermüdendere Wiederholung, die zeigt, dass aus einer schlechten Idee auch beim zweiten Mal kein guter Film wird.

1,5/10

Quellen:
InhaltsangabeFilmstarts/Lighthouse Home Entertainment
Poster/Artwork: Make The Movie

Fear PHarm - Field Of Blood - Field Of Blood: Labyrinth des Schreckens (2020)

https://www.imdb.com/de/title/tt9191844/

Wendy (Emily Sweet) und ihre Freunde erwartet in diesem Jahr eine ganz und gar außergewöhnliche Halloween-Attraktion: Ein gigantisches Labyrinth mitten in einem Maisfeld. Der vermeintlich harmlos anmutende Horror-Spaß entpuppt sich jedoch schnell als blutiger Ernst. Denn eine Handvoll maskierter Killer macht in dem Irrgarten erbarmungslose Jagd auf die Teenager und tötet einem nach dem anderen. Der Grund dafür? Die DNA der Jugendlichen...

"Field Of Blood: Labyrinth des Schreckens" wirkt wie ein Horrorfilm, der schon im Drehbuchstadium hätte entsorgt werden müssen: eine lächerliche Maislabyrinth-Prämisse trifft auf konfusen DNA-Creme-Unsinn, der jeden letzten Rest von Spannung sabotiert. Die Schauspieler stolpern lustlos durch Klischee-Dialoge, spielen Angst ohne Überzeugung und wirken eher wie Statisten in einer billigen Halloween-Attraktion als wie Figuren in einem echten Film. Visuell sieht das Ganze nach Discount-Slasher aus - flache Bilder, holpriger Schnitt, kaum Atmosphäre - und selbst der vorhandene Gore verpufft, weil man weder mit den Figuren mitfiebert noch die Inszenierung irgendeinen Rhythmus findet. "Field Of Blood: Labyrinth des Schreckens" ist damit weniger gelungener Trash als schlicht ermüdender Ausschuss, den man ohne Verlust überspringen kann. Zum Glück läuft er nur etwas mehr als 70 Minuten.

2/10

Quellen:
InhaltsangabeFilmstarts/Lighthouse Home Entertainment
Poster/Artwork: Make The Movie