College-Studentin Stefanie (Kaitlyn Santa Juana) wird von wiederkehrenden Albträumen geplagt, in denen sie nicht nur ihre eigene Familie sterben sieht, sondern auch sich selbst. Doch ein Detail stimmt dabei nicht: die Zeit. Denn diese sich in Stefanies Kopf wiederholenden Bilder scheinen aus einem längst vergangenen Jahrzehnt zu stammen. Doch mit der Zeit scheint sie auf ein Muster zu kommen und erkennt, dass der für sie so qualvolle Traum eine 50 Jahre alte Vision ihrer Oma ist. Die konnte damals nämlich zahlreichen Menschen vor dem Tod bewahren, weil sie einfach geahnt hat, dass etwas schlimmes passieren wird. Wie sich nun jedoch zeigt, ist die Gefahr doch noch nicht gebannt. Also kehrt Stefanie in der Hoffnung in ihre Heimat zurück, die eine Person ausfindig zu machen, die den Kreislauf durchbrechen und ihre Familie vor dem sicheren Tod bewahren kann...
Das "Final Destination"-Franchise, in dem der Sensenmann immer cartoonhaftere und komischere Wege findet, sich an denen zu rächen, die glauben, dem Tod entgangen zu sein, ist seit über einem Jahrzehnt auf Eis gelegt. Vielleicht ist das bezeichnend. Doch die Regisseure Zach Lipovsky und Adam B. Stein, die mit dem einfallsreichen Low-Budget-Science-Fiction-Spektakel "Freaks" für Furore sorgten, verleihen dem Film Klasse, ohne sich dabei allzu ernst zu nehmen.
Ihr sechstes Kapitel bedient sich der bewusst albernen Prämisse und dem grausigen Nervenkitzel, den man von einer 25 Jahre alten Serie erwarten, in der verfluchte Charaktere durch Solarien, Augenoperationen und Holztransporter ihr Ende finden. In "Final Destination" macht der Tod mit seiner Vorliebe für komplizierte Methoden im Stil von Rube Goldberg selbst die banalsten und leblosesten Objekte zu einer Bedrohung, die wir nie wieder mit denselben Augen betrachten werden. Doch wo "Final Destination: Bloodlines" brilliert, ist die clevere und oft teuflische Erzählkunst und die visuelle Umsetzung. Die Dekadenz des Films steht nicht im Widerspruch zum kitschigen Charakter von "Final Destination", sondern entfaltet dessen volles Potenzial.
Nirgendwo wird das deutlicher als in der atemberaubenden Eröffnungsszene, die mit einer Nahaufnahme einer jungen Frau (Brec Bassinger) mit verbundenen Augen beginnt - ein witziges Detail, denn sie ist diejenige, die in die Zukunft sehen wird. Ihr Name ist zufällig auch Iris. Es sind die 60er. Iris wird von ihrem Freund zu einem Überraschungsabend chauffiert. Sie besuchen die Eröffnung eines schicken neuen Restaurants auf einer Aussichtsplattform, wo die magische Aussicht mit gehobenem Essen und Tanz gepaart wird; eine Hausband steigert die ausgelassene Stimmung mit "Shout" der Isley Brothers. Jeder, der die Formel von "Final Destination" kennt, weiß, dass wir Iris’ Vorahnung erleben und dass es für die Feiernden, die sich auf der Tanzfläche mit Glasboden drehen und schreien, nicht gut ausgehen wird. Die Sequenz ist so angelegt, dass sie uns auf Trab hält und uns neugierig auf das macht, was kommt. Doch die Spannung wird auf wundervolle, entspannte Weise gehalten, liebevoll in Szenerie und Chemie zwischen den Figuren vertieft, während die rasante Romantik des Abends die Zuschauer fesselt.
Die vereitelte Katastrophe bereitet nicht nur Iris' Schicksal vor, sondern rückwirkend auch das gesamte "Final Destination"-Franchise. "Final Destination: Bloodlines" führt im Prolog eine Ursprungsgeschichte ein, die spielerisch mit der Mythologie der Serie spielt. Generationen später, in der Gegenwart, wird Iris' Enkelin Stefani (eine perfekt ausgelaugte Kaitlyn Santa Juana) von derselben Vorahnung auf der Aussichtsplattform heimgesucht. Sie gräbt vergrabene Familiengeheimnisse aus, um herauszufinden, was das alles bedeutet. Währenddessen häufen sich die Geheimnisse an den Familiengräbern. Diesmal verfolgt der Tod nicht nur diejenigen, die die auslösenden Ereignisse überlebt haben, sondern auch diejenigen, die deren Fluch geerbt haben. Und weil die Besetzung so charmant sein kann, insbesondere Richard Harmon als bissiger, aber sentimentaler Cousin, drücken wir einigen von ihnen vielleicht sogar die Daumen, dass sie überleben - eine Seltenheit in einem Franchise, in dem wir uns ein Ticket gekauft haben, um alle auf spektakuläre Weise sterben zu sehen.
Die unterhaltsamsten Morde, die diesmal alles von Gartengeräten bis zu einem MRT beinhalten, haben ein Buster-Keaton-artiges Flair für physische Komik. Diese Sequenzen, wie auch die Handlung als Ganzes, enthalten oft kleine Anspielungen auf die Vergangenheit: Busse, Grills, Deckenventilatoren und Holzscheite haben Cameo-Auftritte - spannende kleine Erinnerungen an das Chaos, das sie in Final Destination anrichten können. Klar, es ist Fanservice, wie ihn so viele feige Reboots bieten. Aber in "Final Destination: Bloodlines" fühlt er sich verdienter an, weil sie oft auf etwas Neues und in einem Fall sogar Bewegendes hinarbeiten.Die sentimentalste - und vielbeachtete - Hommage an die Vergangenheit des Franchise ist die Rückkehr des verstorbenen Tony Todd als William Bludworth. Der legendäre "Candyman"-Darsteller ist regelmäßig in „Final Destination“ zu sehen und spielt den schelmischen Bestatter, der den potenziellen Todesopfern oft die eine oder andere rätselhafte Wahrheit vor die Füße wirft. Todd, der im Herbst starb, tritt ein letztes Mal als Bludworth auf und hält einen improvisierten Monolog. Zum Abschied regen seine Worte an, die wenige Zeit, die uns noch bleibt, optimal zu nutzen. Die Charaktere, die in dieser Szene zuhören und versuchen, dem Unvermeidlichen zu entgehen, befolgen seinen Rat nicht ganz. Der Film, der einem Franchise über die Verfolgung durch den Tod neues Leben einhaucht, nimmt sich die Idee zu Herzen, jeden Moment auszukosten.
7/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Poster/Artwork: New Line Cinema/Practical Pictures/Freshman Year/Fireside Films