Diana (Gal Gadot) stammt von Themyscira, der Insel der Amazonen, wo Frauen regieren und es keine Männer gibt. Doch auch auf dem paradiesisch wirkenden Eiland geht es um Macht und Kampf. Schon als Kind lernt Diana, mit dem Schwert umzugehen. Als der amerikanische Pilot Steve Trevor (Chris Pine) auf der Insel strandet und von den grauenvollen Kriegen und Konflikten überall auf der Erde berichtet, vermutet Diana dahinter das Wirken des bösartigen Kriegsgottes Ares. So folgt sie Steve in unsere Welt, lässt ihr Zuhause mit ihrer Mutter, Königin Hippolyta (Connie Nielsen), und ihrer Tante Antiope (Robin Wright) hinter sich, um Ares dort zu suchen, wo das Schlachtgetümmel am dichtesten ist. Doch in den Wirren des Ersten Weltkriegs bekommt sie es zunächst mit dem deutschen Heerführer General Ludendorff (Danny Huston) und der Wissenschaftlerin Dr. Maru (Elena Anaya) zu tun, die den Krieg mit allen Mitteln für sich entscheiden wollen...
Na also, es geht doch. Das DC Universum hat es bislang nicht leicht gehabt. "Man Of Steel", "Batman v Superman" und zuletzt "Suicide Squad". Alle drei (obwohl nun auch nicht so abgrundtief schlecht) haben jeweils vernichtende Kritiken bekommen, während der Konkurrent Marvel mit seinen Filmen weiterhin unaufhaltsam auf der Kritiker-Erfolgswelle ritt. "Wonder Woman" ist nun endlich ein dankbarer Schritt in die richtige Richtung, obgleich der Film noch Meilen hinter dem immer noch übermächtigen MCU hinterher hinkt. Der Film ist aber in vielerlei Hinsicht etwas besonderes. Zum ersten Mal seit langer Zeit, steht eine Frau in einer Comicverfilmung im Vordergrund. Und nicht nur das. Auch bei der Regie übernimmt diesmal eine Frau. Regisseurin Patty Jenkins, die mit ihrem Spielfilmdebüt "Monster" bereits eindrucksvoll bewies, dass sie Dramatik und Spannung gekonnt verknüpfen kann, versucht sich hier an einer Heldin, die bereits seit Mitte des 20. Jahrhunderts ihre Fans hat und für sie ist diese Comicverfilmung der erste große Blockbuster.
Es ist endlich eine vernünftige Origin-Story, die DC da aus dem Hut gezaubert hat. Zu Beginn steht die junge Diana im Mittelpunkt, die auf der, von der Außenwelt, abgelegenen Insel Themyscira lebt und langsam zu einer mächtigen Kriegerin heranreift. Die große Stärke des Films liegt vor allem in Hauptdarstellerin Gal Gadot, die hier zum ersten mal eine Hauptrolle spielt. Gadot ist sicherlich (noch) nicht die größte Schauspielerin, die perfekt mit Emotionen/Mimik/Gestik umgehen kann, und wer weiß, vielleicht hätte es eine bessere gegeben, aber sie spielt die Rolle zu jedem Zeitpunkt des Films mit sehr viel Herzblut und Ehrlichkeit. Chris Pine als Gadot’s Sidekick (und leider auch als Love Interest) funktioniert ebenfalls erstaunlich gut. Die Chemie zwischen den beiden entwickelt sich gut und glaubwürdig, auch wenn es schade ist, dass man hier noch eine kleine Liebesgeschichte einbauen musste. Es wirkt im Film einfach zu gewollt und leider auch zu klischeehaft. Auf der Seite der Bösen existieren in "Wonder Woman" gleich drei Personen. Zum einen Dr. Maru als Doctor Poison (Elena Anaya), zum anderen General Ludendorff (Danny Huston). Der dritte Antagonist taucht erst im späteren Verlauf des Films auf. Leider kann keiner von ihnen als Gegenspieler wirklich überzeugen, obwohl gerade der letzte einiges an Potential gehabt hätte. Ein Problem, das bislang fast jede Comicverfilmung (sowohl Marvel als auch DC) hat. Die Bösenwichter erfüllen zwar ihren Zweck, bleiben aber komplett blass hinter ihrer schablonenhaften Fassade.
Was dagegen hervorragend ist, ist das Setting. "Wonder Woman" spielt zur Zeit des ersten Weltkriegs, was definitiv mal etwas Neues ist. Das absolute Highlight ist das alte London, wo das Abenteuer für Diana und Steve beginnt. Patty Jenkins blüht hier richtig auf und investiert Zeit in ihre Charaktere. Es ist einfach sympathisch, wenn Gadot und Pine darüber lamentieren wie die Ehe funktioniert, ob alle Männer gleich sind und den Sinn des Lebens. Eine der schönsten Szenen des Films ist, wenn Wonder Woman zum ersten Mal in ihrem Leben ein Eis isst. Es sind die ruhigen Momente, in denen "Wonder Woman" am besten ist. Darüber hinaus besitzt der Film auch eine gesunde Portion nicht übermäßigen Humor, die dem DC Universe bislang gefehlt hat. Auch die Action in "Wonder Woman" passt zum großen Teil. Es gibt einige großartige Actionsequenzen und eine, die völlig misslungen ist. Zu den Highlights gehört definitiv die Trainingssequenz von Diana, in der vor allem die Kamera sehr gut mitarbeitet. Der große Höhepunkt findet aber in einem kleinen Dorf mitten in der Schlacht des ersten Weltkriegs, die von deutschen angegriffen wird, statt. Wonder Woman rettet die hilflose Gemeinde auf spektakuläre Art und Weise. Und wie bislang in allen DC Filmen, gibt es im Showdown eine brachiale, laute Schlacht zwischen unserer Heldin und dem Bösewicht.
Nur leider sind gerade die letzten 20 Minuten, in denen der finale Kampf stattfinden, eine einzige Katastrophe. Man hätte, allein aufgrund des Settings, einen wirklich guten Endkampf auf die Beine stellen können, stattdessen bekämpfen sich zwei übermächtige Gegner, bei dem - wie könnte es anders sein? - der Gewinner von Anfang an fest steht und der bis auf eine wirklich harte Klopperei nicht wirklich etwas Neues, Erfrischendes bietet. Hier wäre so viel mehr drin gewesen. Auch unschön sind im letzten Akt die mäßigen CGI-Effekte, die aber auch in anderen Teilen des Films nicht immer positiv auffallen. Von Logiklöchern während der Sequenzen mal ganz abgesehen, denn die sind sogar für einen Superheldenfilm extrem daneben. Auch ist die Blutarmut zu bemängeln, die, auch wenn es sich dabei sicher um gewollt-sanfte Action handelt, besonders bei den Schwertkämpfen und im Pre-Finale negativ auffällt. Schön aber, dass eben dies alles nicht Überhand nimmt und nicht der Löwenanteil der 141 Minuten langen Geschichte ist, die angenehm spannend und unterhaltsam abläuft.
Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Poster/Artwork: Warner Bros.
7,5/10
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