Dienstag, 9. August 2016

[KINO] Ghostbusters (2016)

http://www.imdb.com/title/tt1289401/

Abby Yates (Melissa McCarthy) hat schon immer an Gespenster geglaubt, es ist ihr ganz egal, ob man sie dafür belächelt. In einem heruntergekommenen Labor erforscht sie das Paranormale, unterstützt wird sie von der schrägen, aber genialen Ingenieurin Jillian Holtzmann (Kate McKinnon), die allerlei abgefahrene Anti-Geister-Waffen bastelt. Abbys alte Freundin Erin Gilbert (Kristen Wiig) hat das umstrittene Forschungsgebiet hingegen schon lange für eine Karriere als seriöse Physikerin aufgegeben, was einst zum Bruch zwischen den beiden Partnerinnen geführt hat. Doch als Erin kurz vor einer Festanstellung an der renommierten Columbia-Universität steht, wird sie von der gemeinsamen Geisterforschervergangenheit eingeholt. Sie bittet Abby um Hilfe, aber die wittert schnell eine ganz andere Gelegenheit und schleppt Erin mit zu einem Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert, in dem es zu einer Geistererscheinung gekommen sein soll. Nach diesem Termin ist nichts mehr so wie vorher: Die Frauen mischen als Ghostbusters New York auf und erhalten durch die resolute U-Bahn-Angestellte Patty Tolan (Leslie Jones) weitere Verstärkung.

32 Jahre nach dem ersten und 27 Jahre nach dem zweiten Auftritt der "Ghostbusters" wagte sich Melissa McCarthys Lieblingsregisseur Paul Feig an ein im Vorfeld äußerst kritisch erwartetes Reboot, dessen Trailer auf YouTube den Titel "Unbeliebtester Trailer aller Zeiten" einheimste. Die Kritik beruhte aber etwa nicht auf der Frage, ob die Geschichte gut wird oder die Effekte mit denen von damals mithalten können, die Fangemeinde stieß sich viel mehr am Geschlecht der Geisterjäger. Und wenn man ehrlich ist, dann ist es auch ein wenig befremdlich, wenn die komplette Besatzung der Geisterjäger aus den ersten beiden Teilen von jetzt auf gleich geschlechtgewandelt wird. Denn dieses Phänomen betrifft beileibe nicht nur die Helden, sondern auch die Sekretärin, die in Feigs Version nun - natürlich - männlich ist. Aber gut, das könnte ja funktionieren, denn über "Barrieren" wie Geschlechter zu diskutieren und welches Geschlecht nun in welchen Film gehört ist gerade heute völlig absurd und gleichzeitig naiv.


Feigs Version der "Ghostbusters" ist in aller erster Linie ein Reboot, kein Remake, auch wenn man im Film viele Parallelen zum 84er Original ziehen kann. Und auch beim Cast kann man im Grunde nicht meckern, mag er einem nun persönlich gefallen oder nicht. Ich persönlich bin definitiv kein Fan von Melissa McCarthy, zu plump sind ihre Filme, zu banal ihr Spiel, auch wenn sie stets mit vollem Einsatz auftritt. Aber mit Kate McKinnon hat man einen gewissen durchgeknallten Ausgleich. Womit man schon beim Thema ist: durchgeknallt. Das ist der Film definitiv und während man sich kaum zu einem echten, ehrlichen Lacher durchringen kann und in wenigen Szenen maximal schmunzelt, fällt einem spätestens bei der schlampigen Charakterzeichnung auf, wie plump hier versucht wurde, eine halbwegs anständige Action-Komödie auf die Beine zu stellen. Nur mit sehr, sehr viel Wohlwollen nimmt man nämlich den Frauen ihre Rollen als "Wissenschaftlerinnen" ab. Sie sind eigentlich alles andere. Sie sind kindisch, teilweise wahnsinnig (Aus welchem Grund würde man sonst eine Protonen-Kampffaust erfinden?), laut, schrill und im Inneren immer noch kleine, 14-jährige Mädchen. Da hat es nur Chris Hemsworth schlimmer erwischt, der in seiner Rolle aus Sekretär genau auf das herunter gestuft wird, was in den 80ern mit Frauen gemacht wurde: Hauptsache gut aussehen, aber beim "bis 3 zählen" viermal ins Stocken geraten. Damit passiert dem Film genau das, was alle Befürworter im Vorfeld eigentlich kritisiert hatten: Frauenfeindlichkeit. Denn leider verliert sich hier das Drehbuch in typischen Frauenrollen und wird sogar rassistisch, wenn die einzig schwarze Geisterjägerin keine Wissenschaftlerin ist und sich richtig schön als Klischeeschwarze präsentieren darf. Da sagt Patty Tolen ernsthaft im Interview, dass dies doch kein Problem ist. Scheinbar hat sie sich mit der Diskriminierung nicht weit genug auseinander gesetzt. Wenn dann noch, nachdem wirklich jedes Frauenklischee erfüllt ist, die Männer als dumme Idioten gezeigt werden, dann erleben wir eben auch noch gleichzeitig den umgekehrten Sexismus und da werden natürlich auch sämtliche Klischees abgefeiert.


Auch wenn der Streifen also taffe Mädels in den Hauptrollen hat, so sind sie doch eigentlich typische Frauenbilder und damit auch gar nicht cool. Da hilft es wenig, dass Feig dankenswerter Weise seinen sonst so üblichen Fäkalhumor auf ein für ihn tatsächlich merkbares Minimum heruntergefahren hat. Nein, dieser Film fängt nicht einmal den Geist des Originals ein und verpulvert schon zu Beginn sämtliche Munition. Das Original war keine alberne Komödie. Es nahm sich selbst ernst und baute aus der ernsthaften Bedrohung einen unterschwelligen Humor. Ein Spagat, den heute kaum ein Film schafft. Dies gelang nicht nur durch das gute Schauspiel, sondern auch durch gelungene Dialoge. Genau hier scheitert Feigs Film. Dumme Gags, viele Actionszenen und eine langweilige Geschichte. Da reicht es auch nicht die eine oder andere Szene zu kopieren, damit der Fan abgeholt wird. Auch der Soundtrack kann nicht völlig überzeugen. Zwar ist der Originalscore noch enthalten, aber gerade das Thema wurde arg schlecht remixed. Poppig: ja, cool: nein.

Nein, "Ghostbusters" ist echt kein Über-Hit und das liegt noch nicht mal an den Mädels, die trotz aller Albernheiten auch einige coole Szenen haben und insgesamt noch eine gute Figur machen. Die coolste Sequenz hat wohl McKinnon im Showdown und treibt einem tatsächlich ein kleines Grinsen ins Gesicht. Die Story ist aber einfach viel zu oberflächlich und nur unzureichend erklärend. Das hatte Ivan Reitman bei seiner Version wesentlich besser raus, er verknüpfte besser Geschichte und daraus resultierende Gags, setzte Effekte gekonnt ein und spielte mit kleinen Frechheiten. Dies kann Feig einfach nicht. Konnte er noch nie. Klar sind hier die Geister wesentlich 'schöner' (weil CGI-lastiger) und der 3D-Effekt kann mehr als einmal aufgrund toller Tiefenschärfe und sich anbietender PopOuts überzeugen, aber aufgrund des hohen Fremdschämfaktors und der Unglaubwürdigkeit der Charaktere langweilt man sich spätestens im Mittelteil. Das furiose und effektreiche Ende kann dann noch einmal die Augen aufziehen, rettet aber den Film nicht mehr aus seiner Mittelmäßigkeit. Einziger Pluspunkt ist da noch, dass jeder, aber auch wirklich jeder(!) Charakter der alten Besatzung einen Cameo-Auftritt hat. Nach dem Abspann deutet der Film noch eine Fortsetzung an, bringt tatsächlich den Torwächter "Zuul" ins Spiel und führt damit zu einem weiteren "Och nee, bitte nicht!"-Gefühl. Man kann nur hoffen, das, sollte wirklich eine Fortsetzung folgen, ein wenig mehr auf die Geschichte geachtet und die Albernheiten auf ein erträgliches Maß zurückgefahren werden. Ansonsten kann man zu einem zweiten Teil nur sagen: lasst es einfach bleiben.

5/10

Exklusiv bei SATURN gibt es den Film im Steelbook. Soweit, so noch nichts Besonderes, hätte dieses Steelbook nicht das Original-Logo der Ghostbusters als großer gummierter und detailgetreuer Magnet dabei. Außerdem beinhaltet das Set den Kino- und den Extended Cut des Films.


Quellen
Inhaltsangabe: Sony / Columbia Pictures
Poster/Artwork: Sony / Columbia Pictures

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