http://www.imdb.com/title/tt0097770/
Obwohl Knacki Frank Leone (Sylvester Stallone) nur noch ein halbes Jahr
abzusitzen hat, wird er in ein Hochsicherheitsgefängnis verlegt. Dort
ist er den Schikanen des sadistischen Gefängnisdirektors Warden
Drumgoole (Donald Sutherland) hilflos ausgeliefert. Frank und Drumgoole
haben eine gemeinsame Vergangenheit, denn einst gelang dem Gangster als
erster der Ausbruch aus einem Gefängnis unter Leitung des fiesen
Direktors. Der meint seitdem, Frank sei dafür verantwortlich, dass seine
Karriere scheiterte. Der Ausbrecher wiederum vergisst nicht, dass er
seinen todkranken Vater nicht besuchen durfte, weil Drumgoole
intervenierte. Jetzt, im neuen Gefängnis, lässt letzterer nichts
unversucht, Frank zu einer Straftat zu provozieren - Hauptsache, dessen
Strafe wird verlängert. Geht der Inhaftierte auf die Provokation ein
oder schafft er vielleicht gar einen neuen Ausbruch?
Regisseur John Flynn drehte in seinem
Leben nicht viele Kinofilme. "Deadly Revenge" mit Steven Seagal
gehört noch mit zu den bekanntesten. Meistens handelt es sich bei Flynns
Filmen um knallharte Actioner. Das Wort "knallhart" trifft den Nagel
bei "Lock Up" auf den sprichwörtlichen Kopf, der Begriff "Actioner" schießt
aber am Ziel vorbei.
"Lock Up" ist viel mehr als eine Art Drama
angelegt, das mit allerhand unblutigen und eher stumpf-brutalen
Torture-Szenen angereichert wurde. Der Storyteil, auf welchen in der
Einleitung eingegangen wurde, wird in den ersten zehn Minuten notdürftig
abgespeist und bietet daher nur den Einstieg für all die Grausamkeiten,
die den guten Sly im neuen Knast blühen. Unterstützt wird er
dabei von einem erstaunlich überzeugenden und gleichzeitig plappernden
Tom Sizemore als Dallas, welcher eine humoristische Komponente
einbringen soll, was aber nur selten zünden kann. Viel mehr sind es die
moralischen Szenen Sizemores, oder Einstellungen, in denen Flynn ihn
einfach ein bisschen "spielen" lässt, in denen er aufgeht und man ihm
seine Rolle perfekt abkauft. Weitere Kumpanen sind der eher nervende
Larry Romano, welcher stets aus jeder Klemme gerettet
werden muss, und der symphatische Frank McRae, der als netter
Mechaniker-Sidekick fungiert und funktioniert. Zusätzlich zu
Donald Sutherland als rachsüchtiger Gefängnisdirektor Warden Drumgoole, gesellt sich sein Laufbursche
und Gefangenenposten Sonny Landham auf die Gegnerbank, der schon als "Billy" in "Predator" beweisen konnte, dass
nicht nur Schwarzenegger ein breites Kreuz besitzt.
Man kommt aber auch nicht umhin zu sagen, dass Sly
eine verdammt gute Figur in "Lock Up" abgibt. Die Kamera ist zu einem
hohen Prozentanteil an seiner Seite und zeigt ihn und seine Physionomie oft in Nahaufnahme. Im
Orginal-Filmposter spiegelt sich dies auch sehr offensichtlich und
selbstironisch wieder - natürlich will sich der Film und damit auch
Stallone darüber verkaufen. "Lock Up" ist eigentlich auch ein astreiner Film, besitzt aber auch offensichtliche Schwächen. Wenn man einen Film als Actionstreifen
anpreist, muss man auch in gewissem Maße mit solcher aufbieten können.
Über ein sich ziehendes & wiederholendes Football-Spiel im Schlamm,
eine einzige, kurze Prügelei und den kurzen Schlussakt vorm Finale,
welches sicherlich noch einen der Pluspunkte darstellt, kommt es aber
nicht hinaus.
Weiterhin legt der Film demnach zu viel Wert auf
seine Peinigungsszenarien, die Stallone hier durchlaufen muss. Ein oder
zwei Stufen weniger hätten seinen Zweck genauso erfüllt.
Auch den Aspekt der Liebe muss sich "Lock Up" als Kritikpunkt gefallen lassen. Wenn man sie schon
einführt, und dann dermaßen als Motiv(ation) missbraucht, dann muss man
auch richtig damit umgehen. Am Anfang gelingt dies noch sehr gut, doch
was in der Mitte des Films mit dem Paar passiert, ist viel zu
ausdruckslos. Die dort angedeutete Romantikszene ist der Witz schlechthin.
Ein letzter Kritikaspekt ist die moralische Komponente. Natürlich ist
ein Film wie "Lock Up" auch gewillt, Gesellschaftskritik zu üben. Die
allgemeine Situation in amerikanischen Gefängnissen, die Sauberkeit, die
Methoden, die Brutalität der Insassen, das
Wärter-Gefangenen-Verhältnis, als auch das Wärter-Wärter-Verhältnis wird
abgehandelt. Problematisch ist nur, dass es zig hunderte Genregegner
gibt, bei denen das ein oder andere besser funktioniert. Wenn man einen
Gefängnisfilm dreht, muss man sich darauf einstellen, mit
Genrevertretern gemessen zu werden. Erst recht wenn es um die
Sinnfindung eines Films geht. Und da gibt es leider wenig Land für
"Lock Up". Schlussendlich ist es John Amos,
alias Captain Meissner, welcher das Ruder herumreißen muss. Er brilliert als
wortkarger, emotionsloser Oberaufseher und Art "rechte Hand"
Sutherlands, und stellt sich am Ende gegen die Ungerechtigkeit. Dies rettet
den Film in Sachen Gesellschaftskritik zu einem halbwegs passablen Endgedanken.
Sicherlich ist "Lock Up" keine von Stallones
Meisterleistungen und hat viele Macken. Vor allem die eigentliche
Handlung und der Liebes- & Moralaspekt werden zu schnell abgetan. Dadurch, dass dieses nicht noch vertieft, und die viel versprechende
Vorgeschichte gleichzeitig nicht noch weiter ausgeschmückt wurde,
verschenkt der Film Unmengen von Potential. "Lock Up" bietet aber nichts
desto trotz über weite Strecken gute Unterhaltung, bei der man nicht
umhin kommt, im Zusammenspiel von Gewalt, Hass und Intrigen mit dem Protagonisten
Stallone mitzufiebern.
7/10
Von Eightyfour Entertainment kommt der Film auch im auf 666 Stück limitierten Mediabook.
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