http://www.imdb.com/title/tt0248667/
1964: Cassius Clay (Will Smith) besiegt Sonny Liston (Michael Bentt) und
erboxt sich den Titel im Schwergewicht! Ausgehend von seinem ersten
Triumph verfolgt "Ali" die ereignisreiche Dekade 1964-74 des ersten
schwarzen Superstars. Medienwirksame Auftritte, private Affären sowie
grandiose Boxkämpfe sind ebenso Bestandteile der Boxlegende wie seine
Konversion zum Islam. Unter seinem neuen Namen Muhammad Ali versetzt er
die Boxwelt weiterhin in Staunen. Doch die Weigerung, in den
Vietnamkrieg zu ziehen, hat Konsequenzen für den Boxer. In einem Prozess
verliert er seine Boxlizenz sowie einen Großteil seines Vermögens. Das
Portrait Muhammad Alis stellt vor allem seine persönlichen Beziehungen
in den Vordergrund, die den oftmals diskrepanten Charakter des Boxers
genau zeichnen.
Michael Mann versucht sich an einem Biopic über den legendären
Boxer Muhammad Ali, in dem er 10 Jahre aus dessen Leben betrachtet. Herausgekommen ist ein etwas zu langer, flacher und unerwartet leiser Film über die Boxlegende, welcher mehr im Ton einer Elegie als dem eines euphorischen Boxerfilms dahingleitet. Wenn Michael Mann jedoch die strenge Gradlienigkeit des typischen Biopics lockert und in impressionistischen,
begnadet montierten Bilderbögen, die er diesmal meist mit wundervoller
Soul-Musik untermalt, zusammen mit dem Protagonisten im Augenblick
verweilt und den Moment auskostet, hat der Film durchaus seine Momente.
Die bruchstückhafte und fast schon als ignorant zu bezeichnende
Behandlung des Genres Biopic hat im Gegenzug allerdings einige grobe Schnitzer
zur Folge. Man lernt Muhammad Ali als eisernen Kämpfer kennen, der
seinem ganz schön vorlauten Mundwerk fairerweise immer auch
Taten folgen lässt. Dadurch bildet der Regisseur aber lediglich das
Image ab, das allgemein über den Boxer existiert. Muhammad Ali als
Menschen kann man sich nur schwer annähern und so bleibt er höchst
oberflächlich gezeichnet. Dasselbe gilt für prägende Nebenfiguren
in Ali's Leben wie beispielsweise seiner Frau, seiner Familie oder
seinem drogenabhängigen Freund und Motivator, die der Film einem zwar
präsentiert, aber fast ausnahmslos mit stiefmütterlicher
Vernachlässigung abstraft. Seine volle Kraft kann "Ali" daher sicher nur bei richtigen Fans des Boxers
entfalten, die sämtliche Eckdaten und Fakten aus der Biographie ihres
Idols bereits kennen und die unorthodoxe Inszenierung umso mehr
auskosten können, denn auch bezüglich zeitlicher Verortung diverser
übereilt abgehakter Ereignisse lässt der Streifen Unbeteiligte gerne mal
im Unklaren. Die stärksten Szenen sind ohne Zweifel die Kämpfe und insbesondere der Endkampf, der, unterlegt von grandioser Musik, fast schon künstlerisch-grandios inszeniert ist.
Neben der großartigen Leistung von Hauptdarsteller Will Smith, der
sich mit bemerkenswert imitierter Sprechweise und körperlicher
Verfassung des Vorbilds zum respektablen Charakterdarsteller mutiert,
sind es daher vor allem die markanten Einzelmomente, welche die typische Magie eines Michael Mann-Films versprühen. Weniger wäre hier dennoch mehr gewesen, um einen konzentriertem Einblick in das
Wesen von Muhammad Ali zu gewinnen. Authenzität bringt da nichts auf den
Tisch, wenn man sich nicht im Vornherein klar wird, wie man mit ihr
eine packende Geschichte erzählen kann und endete erwartungsgemäß mit dem Kampf Ali-Foreman und letztlich als insgesamt leider ernüchterndes und bemühtes Biopic-Epos.
6/10
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen