http://www.imdb.com/title/tt0078908/
Die Ehe von Frank (Art Hindle) und Nola Carveth (Samantha Eggar) steht
vor dem Scheitern. Nola befindet sich deswegen in psychiatrischer
Behandlung bei Doktor Hal Raglan (Oliver Reed), mit dessen Hilfe
vielleicht doch noch etwas zu retten ist. Seine experimentelle Therapie
trägt jedoch merkwürdige Züge, aber das ist der verzweifelten Nola egal.
Als Frank bei der gemeinsamen Tochter Candice (Cindy Hinds) Spuren
körperlicher Misshandlung feststellt, nachdem sie bei Nola zu Besuch
war, setzt Frank alles daran, dass das 5-jährige Mädchen nicht mehr zu
seiner Frau gehen kann. Aber die bedrohliche Lage spitzt sich weiter zu.
Denn die Großmutter (Nuala Fitzgerald) des kleinen Mädchens wird von
einem bizarren Wesen erschlagen, als sie gerade auf Candice aufpassen
soll. Frank und dem Ehemann (Henry Beckman) der getöteten Großmutter
dämmert langsam, dass hinter den Mauern des Psychiatrie Doktor Raglans
böse Dinge vor sich gehen, die gestoppt werden müssen.
"Die Brut" ist vielleicht David Cronenbergs autobiografischster Film. In vollster spürbarer Konsequenz von seinem eigenen damaligen Ehestreit mit Margaret Hindson
um das Sorgerecht der gemeinsamen Tochter angetrieben, schuf David
Cronenberg einen verstörenden Horror-Thriller, der, wie
für den Regisseur mittlerweile gewohnt, so manche unvergessliche Bilder
enthält.
Zudem begann er hier psychologischen mit physischem Horror zu verbinden. "Die Brut" markierte auch die erste Zusammenarbeit mit dem Komponisten Howard Shore, der seitdem zu Cronenbergs festen Stamm von Mitarbeitern zählt, den der Regisseur im Laufe der Jahre um sich scharte, darunter Cutter Ronald Sanders und Kameramann Mark Irwin, der erst 1988 durch Peter Suschitzky ersetzt wurde.
"Die Brut"
wirkt gleichermaßen selbstbewusst inszeniert wie raffiniert
strukturiert. Cronenberg erzeugt von Beginn an eine unbehagliche Atmosphäre und
trotz eines eher ruhiger gehaltenen Handlungsflusses sorgt der Regisseur
durch gelegentlich schockierende Einschübe und zutiefst mysteriöse
Elemente für durchgängige Spannung. Denn was hat es mit "Psychoplasmic" auf sich, einer psychotherapeutischen
Methode, bei der sich das kranke Innere der Patienten in Form von
Geschwüren oder Krankheiten nach Außen kehrt? Wer sind die deformierten,
gruseligen Kinder, die Morde begehen? Und wer verbirgt sich hinter der
ominösen "Bienenkönigin", die scheinbar für das größte Unheil
verantwortlich ist?
Cronenberg liefert nur in kleinen Dosen Hinweise und neue Entwicklungen,
während er einen fürsorglichen Familienvater in einen regelrechten
Krieg um seine Tochter schickt, was eine direkte Parallele der
persönlichen Situation des Filmemachers darstellt.
Der Horror erwacht also schleichend langsam, während ein Mann seine Tochter nicht an
seine eingewiesene Frau (beängstigend: Samantha Eggar) verlieren will, manifestiert sich in blutigen Ausbrüchen und findet in der
finalen Szene zu einem schonungslos spannenden Höhepunkt, welcher
perfekt ist, weil hier jedes Wort die brutale Wendung provozieren kann. Erst im furiosen Finale werden schließlich die großen Geschütze
aufgefahren und der Zuschauer wird zum verstörten, irritierten Zeuge
eines bizzaren Body-Horror-Fests, an dessen Ende die Frage steht,
inwieweit bei einem Ehe-Krieg womöglich die Kinder die größten
Leidtragenden sind. Am Ende ist der Zuschauer in jedem Fall um eine Erfahrung reicher: wenn man seinen Hass
herauslässt, ist er nicht verschwunden - er wird zu Fleisch und nimmt
sich Fleisch.
7/10
Von WICKED VISION Media erschien der Film erstmals in Deutschland ungeschnitten, komplett digital restauriert und in HD im Mediabook mit einer ganzen Fülle an Bonusmaterial:
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