http://www.imdb.com/title/tt0762073/
Der katholische Krankenhaus-Priester Sang-hyeon (Kang-ho Song) ist mit
seiner Litanei am Ende. Mehr als mitleidige Gebete hat er den
dahinsiechenden Patienten nicht zu bieten, von der verheißenen Kraft
seines Glaubens fehlt jede Spur. Dann nimmt der Desillusionierte als
Versuchsobjekt an einem medizinischen Experiment teil – und verendet auf
dem OP-Tisch. Eine Wiedergeburt später ist er der Star einer kleinen
Schar fanatischer Christen, die im bandagierten Sang-hyeon ein
wandelndes Wunder sehen. Die zweite Chance hat allerdings einen
gewaltigen Haken: die Bluttransfusion, die er bekommen hat, stammt von
einem Vampir...
"Thirst"/"Durst" ist ein sehr eigentümliches Horror-Drama, welches unverkennbar Park Chan-wooks ("Stoker", "Old Boy") Handschrift trägt. "Durst" ist darüber hinaus ein exzellentes Beispiel dafür, dass
Vampirfilme absolut das Zeug zu so viel mehr haben könnten und eben nicht als reine Lachnummer, wie beispielsweise die "Twilight"-Saga, abgetan zu
werden.
Insgesamt muss man auch wieder feststellen, dass Regisseur Park Park Chan-wook es
einfach versteht, seinen einzigartigen Stil vollends wirkungsvoll
einzusetzen. Ästhetische Bilder, welche mit einem großartigen Soundtrack
unterlegt werden, sind hierbei allerdings nicht das Einzige, was der
Zuschauer die volle Laufzeit über zu erwarten hat.
Wer hier nämlich einen typischen Film, der einem gewohntem
Handlungsschema unterliegt, erwartet, wird sich schnell umschauen
müssen. Nichts ist gewöhnlich - aber das ist auch gut so, denn
Gewöhnliches bekommen wir jährlich zur Genüge serviert. Umso schöner ist
es dann auch zu sehen, wie bemerkenswert diese unverbrauchte
Auseinandersetzung mit den Themen des Films zur Geltung kommt - so
einfach aber gleichzeitig auch so effektiv kann das also sein. Der Vampirismus der beiden Hauptfiguren dient hier nur als Triebfeder
und Metapher für überhaupt nicht übernatürliche Probleme. "Durst" ist
ein Film über das Ausbrechen. Das Ausbrechen aus der erdrückenden
Familie. Das Ausbrechen aus den selbst auferlegten Zwängen und
Wertevorstellungen des katholischen Christentums. Diese Anfangs durchaus
positiven Erfahrungen wandeln sich jedoch, geraten außer Kontrolle. Es
folgen das Ausbrechen aus grundlegenden moralischen Vorstellungen, das
Ausbrechen aus der Menschlichkeit.
Anhand einer audivisuell makellosen, grandios gespielten und berührenden
Vampir-Liebesgeschichte grübeln Park Chan-Wook und der Zuschauer
gemeinsam über die menschlichen Konstrukte von Moral, Gesellschaft und
Sünde. "Durst" nimmt den Zuschauer mit auf emotionale, düstere und intellektuell-philosophischen Reisen.
Und diese enden im grandiosen, tieftraurigen und schmerzhaft
konsequenten Finale des Films. Solche Genre-Beiträge zeigen darüber hinaus zudem immer wirklich
eindrucksvoll, wie Mut und das Blicken über den Tellerrand belohnt
werden können. Blutig und dreckig kommt "Durst" dabei insgesamt zwar durchaus daher -
trotzdem ist er aber irgendwie doch so schön in all seiner Gesamtheit.
Wunderbar erfrischendes Kino aus Korea eben.
Ein Blick auf dieses Werk kann sich hier also mit hoher
Wahrscheinlichkeit als lohnenswert herausstellen, auch wenn sich der
Film sicherlich ganz weit abseits des Mainstream-Kino anzusiedeln hat. "Durst" zeigt eindrucksvoll, dass die Vampir-Thematik nicht nur für
kindliche Romanzen, platte Monsterfilme oder altmodischen Grusel taugt,
sondern auch ein erwachsenes, anspruchsvolles und intelligentes Kino
hervorbringen kann.
7/10
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