http://www.imdb.com/title/tt2039393/
Der Literaturprofessor Jim Bennett (Mark Wahlberg) hat ein echtes
Problem. Seine Spielsucht bringt ihn immer wieder in äußerst prekäre
Situationen, besonders wenn man bedenkt, wem er alles Geld schuldet.
Seine reiche Mutter (Jessica Lange), die ihren Sohn längst abgeschrieben
hat, ist da wohl noch das geringste Problem. Viel gefährlicher dagegen
ist der Gangster Neville (Michael Kenneth Williams), der sein Geld mit
Nachdruck zurückfordert und für den ein Leben nichts anderes ist als ein
Pfand. Das Glücksspiel hat für Bennett längst die Welt der Spieltische
verlassen und prägt nun sein gesamtes Leben. Ganz davon abgesehen, dass
er eine heikle Affäre mit einer seiner Studentinnen (Brie Larson) hat,
begibt er sich bald auf illegales und riskantes Terrain, um die
zwielichtigen Persönlichkeiten, mit denen er sich eingelassen hat,
auszutricksen. Das erregt schließlich auch die Aufmerksamkeit des
Kredithais Frank (John Goodman), der ein fast schon väterliches
Interesse an Bennetts Zukunft hegt. Doch inwieweit kann Bennett ihm
wirklich trauen?
Ein Film für Melancholiker. Völlig gedankenverloren verweilt Jim Bennett
(mal ganz anders und sehr gut: Mark Wahlberg) immer wieder für einen Augenblick. Man weiß
nicht genau, ob er sich selbst und sein Leben reflektiert oder ganz
entgegen der ursprünglichen Annahme einfach nur Leerlauf im Kopf hat.
Wie seine Studentin Amy Philipps (grandios und irgendwie faszinierend: Brie Larson)
irgendwann im Verlaufe zu ihm sagt: "Du bist einer dieser Menschen, die
ohne Probleme geboren wurden, sich dann aber alle möglichen von selbst anschaffen."
Jim nimmt vielleicht nur ein einziges Mal die falsche
Abzweigung; schon ist alles dahin. Er ist gefangen im leidigen Strudel
des Versagens. Aber vielleicht immer noch ein Lächeln auf den Lippen.
Sieht er denn glücklich aus? Das Leben besteht nicht nur aus materiellen
Werten. Ständige Selbstreflexion führt zu unsäglichem Leid. Da kann man
ein Lied von singen. Aber nicht zu laut, das weckt die anderen auf. Es
geht also ruhig und bedächtig zu in "The Gambler". Ganz anders als vermutet,
als vom Trailer suggeriert, handelt es sich hierbei nicht um einen
coolen Zockerthriller, es ist vielmehr ein melancholisches Psychogramm
eines Menschen, der die wohl bestmögliche Ausgangssituation, die man
heutzutage immer noch haben kann in den Wind schießt und sich lieber
den Fragen des Existenzialismus stellt.
Fast schon beneidenswert. Auch
wenn man fast überwiegend mit einem aufkeimenden Fragezeichen auf der Stirn
dasitzt, funktioniert die Geschichte wunderbar - wenn man sich denn
darauf einlässt. Aber genau deshalb muss man vielleicht ähnlich
veranlagt sein und in etwa verstehen (eventuell gar nachvollziehen)
können, weshalb Jim sich so verhält und so handelt. Denn das ist
manchmal ganz und gar unlogisch (wenn man mal stark vom westlichen
Handlungsfeld ausgeht), aber bei näherer Betrachtung doch
absurd-sympathisch. Ein Mann in der Identitätskrise seines Selbst, aber
auch stellvertretend für eine ganze Gesellschaft, für die ganze
Menschheit. Hier wird gar nicht mal mehr die Frage nach einem Sinn des
Lebens gestellt. Diese Überlegungen sind mittlerweile doch obsolet
geworden. Passend dazu - und zu weitaus mehr noch - ist dann des
Protagonisten Umgang mit Geld.
Allerdings haben Charakterrollen für mögliche Oscar-Nominierungen offensichtlich
seit einigen Jahren bei männlichen Schauspielern einen Magerwahn
ausgelöst. Nach Christian Bale, Matthew McConaughey oder Jake Gyllenhaal
hat es nun auch Mark Wahlberg erwischt, der noch in Filmen wie "The
Fighter" auf seinen stählernen Körper angewiesen war. Für "The
Gambler" hat er angeblich 27 Kilo abgespeckt, weswegen John Goodman nur
mit dem Kopf schütteln sollte. An so eine Magerkur würde das
Schwergewicht wohl nicht mal im Traum denken. Goodman weiß auch trotz oder dank seiner Leibesfülle wieder zu
überzeugen und hat mit seiner Erklärung des "Fuck You-Status" einen
richtig genialen Moment.
Auch Jessica Lange spielt die Rolle der verbitterten Mutter verdammt
gut. Ihr von Botox entstelltes Gesicht ist allerdings ein Grauen. "The Gambler" überzeugt davon abgesehen aber nicht nur schauspielerisch.
Obwohl eine Straffung dem Film gut getan hätte, harmonieren vor allem die sehr ausdruckstarken Bilder perfekt mit dem richtig guten Soundtrack und schaffen somit eine ganz besondere
Atmosphäre, die von Beginn an in den Bann zu ziehen weiß.
7,5/10
Exklusiv bei Saturn gab es den Film im Steelbook. Mit einem schlichten, aber schönem Innendruck und einem passenden und dazu glanzlackierten Äusseren...
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