Der einfallsreiche Kunsthändler Charlie Mortdecai (Johnny Depp) hat eigentlich alles, was man sich so wünschen kann: Er hat eine wunderschöne Frau, Johanna (Gwyneth Paltrow), an seiner Seite und lebt wie ein König – nur leider ist er auch pleite. Da kommt es ihm nur gelegen, dass ein kostbares Gemälde gestohlen wird und Inspektor Alistair Martland (Ewan McGregor) ausgerechnet ihn damit beauftragt, bei der Suche zu helfen. Mortdecai denkt sich: Wenn er das Bild schon ausfindig machen kann, dann könnte er es doch bei der Gelegenheit und mit Hilfe seines getreuen Dieners Jock (Paul Bettany) auch gleich selbst behalten. Fehlt nur noch ein ausgeklügelter Plan und natürlich viel Glück, denn die Konkurrenz in Form eines international gesuchten Terroristen und eines habgierigen amerikanischen Milliardärs schläft nicht...
Die Gauner-Komödie "Mortdecai" besticht zunächst mit seiner schicken Optik. Die Kulissen
sind liebevoll gebaut, die Orte zahlreich, dazu gesellen sich ein paar britisch-schick
eingerichtete Häuser und sogar das ein oder andere berühmte Gemälde. Auch die
Liste der Schauspieler liest sich wunderbar. Johnny Depp, Gwyneth
Paltrow, Ewan McGregor, Paul Bettany und Jeff Goldblum, da kann doch
eigentlich nichts schiefgehen? Oh doch, es kann. Die Schauspieler sind als Gesamtpaket leider
ziemlich verschenkt. Gwyneth Paltrow spielt zunächst die gelangweilte, zickige
Hausfrau, um dann später eiskalt berechnend die Zügel in der Hand zu
halten. Das schafft sie allerdings nur, weil sie sämtliche Männer wie
durch Magie kontrollieren kann. Gesellschaft in weiblicher Form bekommt
sie später von Olivia Munn, die eher an eine Hochglanzschönheit aus der Klatschpresse erinnert. Aber nett anzuschauen sind
sie beide, und so ergeht "Mortdecai" sich in antiquierten Frauenbildern,
die von verschiedenen Figuren im Film mit Wohlwollen weitergeführt
werden.
Immerhin herrscht Gleichberechtigung, denn auch die Herren der Schöpfung kommen nicht besser weg. Johnny Depp gibt seine tausendste Variante des seltsamen, überdrehten und völlig unzurechnungsfähigen Kauzes. Paul Bettany hat seine Momente und wiederkehrenden Running-Gags, schafft es aber im ganzen Film nicht mehr zu leisten als angeschossen oder verprügelt zu werden - oder eben zu vögeln. Immerhin wechselt die Reihenfolge. Jeff Goldblum taucht für wenige Sekunden auf, und man hat ihn zwei Minuten später auch schon wieder vergessen. Und Ewan McGregor teilt sich mit Johnny Depps Charakter den Makel, nicht mit seinem Hirn zu denken. Ihnen allen zuzusehen ist nett und oft auch komisch, aber eben nicht der erhoffte amüsante Film, den der Trailer versprach.
Genau genommen hat "Mortdecai" zwei Sockel. Einer davon ist sein auffälliger Schnurrbart, der andere die Tatsache, dass Depp
versucht, einen desorientierten, exzentrischen, reichen aber gleichzeitig
verarmten britischen Lord zu spielen. Wer also über Leute lachen kann, die in einen
Kaktus greifen, "Auweia!" sagen und weitergehen, der sollte sich hier
wohlfühlen. Jedoch hat man mit der offensichtlich auf witzig geprügelten Namensgebung ein weiteres Manko. So heißt
beispielsweise Mortdecais Diener/Bodyguard "Jock Strapp" (Jockstrap = Suspensorium). Und wer damit immer
noch nicht bedient ist, der darf sich über einen wiederkehrenden (und immerhin zum Schmunzeln anregenden) Würgereflex-Witz freuen. Aber spätestens wenn ein von seiner Frau
abgelehnter Johnny Depp dann mit seinem einsamen Ständer in seinem
bunten Schlafanzug vor der verschlossenen Schlafzimmertür leidet, macht
sich das Mitleid breit. Mitleid, weil nicht so ganz nachvollziehbar ist,
wie eine Schauspielgröße wie Johnny Depp an diesen Tiefpunkt gelangen
konnte.
Zum so etwas niveaulosen Humor gesellen sich dann noch dümmliche Dialoge. Und wenn kein Solcher stattfindet, dann wird man mit wenig hilfreichen und nahezu lächerlichen Voice-Overs belästigt. Obendrauf kommt der uninspirierte Soundtrack, der sich diesem belanglosen und vor überholten Klischees nur so triefenden 08/15-Kunst-Heist-Filmchen perfekt anpasst. Natürlich könnte man nun hingehen und den Film auch anders lesen, denn alles an dem Film ist irgendwie gefälscht. Nicht nur die Gemälde, sondern auch die Schauspieler. Sie fälschen ihre Akzente, die Figuren fälschen ihren Reichtum, ihre Arbeit, ihre ganze Art. Und so betrachtet könnte man "Mortdecai" durchaus noch etwas abgewinnen. Aber so nur mäßig amüsant.
5/10
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