Mittwoch, 19. Oktober 2022

[KINO] Black Adam (2022)

https://www.imdb.com/title/tt6443346/

Vor beinahe 5000 Jahren erhielt Black Adam (Dwayne Johnson) von antiken Gottheiten übermenschliche Kräfte. Doch beinahe genauso lange musste er sein Dasein in Gefangenschaft fristen. Als er seinem Verlies endlich entfliehen kann, will er nur eines: Rache. Auch wenn die Welt sich mittlerweile stark verändert hat. Black Adams brutales Vorgehen bei seinem Vergeltungsfeldzug bleibt der modernen Gesellschaft nicht lange verborgen. Die Justice Society of America, , die aus dem kräftigen, seine Körpergröße ändernden Atom Smasher (Noah Centineo), dem geflügelten Hawkman (Aldis Hodge), dem mächtigen Zauberer Doctor Fate (Pierce Brosnan) und der wetterkontrollierenden Heldin Cyclone (Quintessa Swindell) besteht, versucht das übermächtige Wesen zu stoppen und auf ihre Seite zu ziehen. Doch können sie ihm beibringen mehr wie ein Held und weniger wie ein Schurke daherzukommen, der seinen Willen mit Gewalt durchdrückt? Die Zeit läuft davon, denn eine Macht noch stärker als Black Adam selbst wird zur ultimativen Gefahr.

Während der MCU-Zug unaufhaltsam rollt und sich nicht einmal durch schlechte Bewertungen, wie bei den jüngsten Serien aus dem Hause, aufhalten lässt, humpelt das DCEU gefühlt hinterher, stolpert, strauchelt und kommt auch durch die Skandale rund um ihre Darsteller nicht aus den negativen Schlagzeilen heraus. Ezra Miller, der "Flash", hat sich selbst nicht unter Kontrolle und beinahe wöchentlich hatte die Boulevardpresse Gelegenheit seine neuesten Eskapaden ausführlich durch den Schlamm zu ziehen - was in der Chefetage bei Warner nicht gerade für Freude sorgte und den geplante "Flash"-Film für unbestimmte Zeit nach hinten verlegte. Dazu kam der Prozess um Johnny Depps Ex-Gattin Amber Heard, deren verlorener Rechtsstreit gegen ihren Mann dazu führte, dass ihre Rolle als Mera aus dem neuesten "Aquaman"-Film herausgeschnitten wurde, die vollkommene Einstampfung des vollständig fertiggestellten Films "Batgirl" und nicht zuletzt der vollständige Umbau der WARNER-Chefetage. Das alles legte dem ohnehin sich nur noch hinterherschleppenden DCEU noch weitere Steine in den Weg. Das DC-Filmuniversum schwankt nun damit schon seit fast einem Jahrzehnt zwischen der Leichtigkeit von "Shazam!" oder "Wonder Woman" und der düsteren Gewalt von "Batman v Superman". Doch ein Projekt, welches seit beinahe 2 Jahren angekündigt ist, kam nicht zum Halt: "Black Adam". Von Dwayne "The Rock" Johnson vollmundig als "Gamechanger" angekündigt und mit einer unglaublichen Energie (allein von ihm) gepusht, hat es der Film doch tatsächlich geschafft, veröffentlicht zu werden. Dwayne Johnson und Regisseur Jaume Collet-Serra versuchen eine große vereinheitlichte Theorie des DC-Universums anzubieten, indem sie familientaugliche Unterhaltung mit einem Protagonisten mischen, der geradewegs Menschen ermordet (und das nicht gerade zimperlich). Das Ergebnis ist manchmal ein Durcheinander, aber im Allgemeinen unterhaltsam. Auch wenn der Film aufgrund seiner teilweise exzessiven Kills ursprünglich ein R-Rating bekam und für das angestrebte PG-13-Rating gekürzt werden musste.

Auch das ist so ein Punkt, der einen irgendwie missmutig die Nase rümpfen lässt. Doch seis drum. "Black Adam". Ein Film, der sich trotz seines angepriesenen Images als "Gamechanger" erstaunlich nah an der altbekannten (um nicht zu sagen altbackenen) Formel orientiert. Wie üblich wird in einem komplizierten Prolog, der im Jahr 2600 v. Chr. spielt, ein (Anti-)Held mit Superkräften vorgestellt, der dann verschwindet. Ein Schnitt und dieser führt den Zuschauer in die Gegenwart, wo die geschichtsinteressierte Freiheitskämpferin Adrianna (Sarah Shahi) ein altes Grab sucht und findet (auch das hat Tradition). Sie liest eine Inschrift auf einer alten Steintafel vor und siehe da, ein Blitz schlägt ein und befreit Teth-Adam (Dwayne Johnson), um die Feinde zu bekämpfen, die sie und ihr gemeinsames Heimatland Kahndaq bedrohen. Adam ist jedoch so mächtig, dass Viola Davis' Amanda Waller bald die "Justice Society" einschalten muss. Angeführt werden sie von dem fliegenden Kämpfer Hawkman (Aldis Hodge) und dem Magier Doctor Fate (Pierce Brosnan), die die Neulinge Atom Smasher (Noah Centineo) und Cyclone (Quintessa Swindell) mitbringen, um diese neue Bedrohung zu stoppen.

Es besteht damit auch nie ein Zweifel daran, wohin das alles führen wird. "Black Adam " ist offensichtlich gar nicht so schlecht, wenn man bedenkt, wie er sich mit Adrianna (eine weitgehend unentwickelte Figur) und ihrem sympathischen Sohn Amon (Bodhi Sabongui) anfreundet. Und die "Justice Society," der man zu Recht vorwirft, dass sie sich nur dann um die Notlage von Kahndaq kümmert, wenn dort ein Wesen mit Superkräften auftaucht, ist eindeutig nur gut gemeint. Offensichtlich wird es im Finale eine noch größere Bedrohung geben. Doch zunächst inszeniert Regisseur Collet-Sera einige brutale, zerstörerische Actionszenen, in denen Black Adam und die Justice Society ihr Können unter Beweis stellen können. Dabei ist Pierce Brosnan eine Ausnahmeerscheinung: Seine Kräfte erinnern etwas zu stark an einen Doctor Strange, bis hin zum Erschaffen einer "Spiegelwelt", die größeren Schaden abwenden soll, aber er hat einen fatalistischen Sinn für die Zukunft und eine Leichtigkeit, die sich frisch anfühlt. Der Film tut auch klugerweise nicht so, als sei Black Adam jemals in großer Gefahr: Es geht nur darum, wie wütend er wird und wer im Kreuzfeuer getroffen wird. Und trotz der Kürzung kratzt das Ding schon sehr stark an der PG-13-Grenze, angesichts verbrannter Menschen und auseinandergerissener Wesen.

Atom Smasher ist der (umgekehrte) Ant-Man des DCEU, Cyclone erinnert an Storm und Hawkman - darüber muss man gar keine Worte verlieren. Durchweg alle Helden wirken aber neben ihrer offensichtlichen Kopie vor allem schlecht portraitiert (Wer ist noch einmal Hawkman und woher bekam er seine Kräfte?), wenig ausbaubar und insgesamt wie aus einer TV-Serie entsprungen. Wie man es dreht und wendet, alles wirkt kopiert und abgekupfert aus dem bereits bekannten MCU - bis hin zu den Endcredits, wenn sich die Kamera über die Anzüge und Waffen dreht. Das ist auch das Hauptproblem des DCEU: es hat vielleicht dieselben Ideen, aber weil es schlicht zu spät damit herauskommt wirkt es oft kopiert, abgekupfert und uninspiriert. Bis hin zu dem aus einer geheimen, unterirdischen Basis im prächtigen Vorgarten eines Herrenhauses, startenden Jet, der ein wenig zu stark an den X-Jet aus den bekannten "X-Men"-Filmen erinnert und die Szene des Abhebens sowieso. Da nützt es nichts, dass die Schauspieler (sichtlich) gut aufgelegt sind und die eingestezten CGI ihr Geld ganz offensichtlich wert waren. Und unterm Strich bleibt dieser seltsame Widerspruch bestehen: Johnson, Collet-Serra und ihr Team wollen Härte, Action und Erwachsenenunterhaltung liefern - aber ohne das Familienpublikum zu verprellen. So kommt es zu massiven Actionszenen ohne offensichtliche zivile Opfer und zu gottgleichen Kräften ohne Konsequenzen. Das alles ist in tiefstehender Sonne und staubigen Landschaften schön gedreht, aber es leidet unter der Schwerelosigkeit, die Superheldenfilmen ihren schlechten Ruf einbringt: große Macht, keine Verantwortung. Und das auch noch kinderfreundlich. Hätten sie es doch wenigstens bei einem R-Rating belassen.

Die größte Stärke des Films, die sich wie ein roter Faden durch den Film zieht, ist das Gefühl, dass Superkräfte erschreckend sein können. Johnson, viel ruhiger und mit steinerner Miene als sonst, zeigt eine Art von verwirrter Amoralität, und sein Töten von Bösewichten scheint so natürlich wie das Atmen während seiner beeindruckenden Einführungsszene. Die Idee eines Übermenschen, der für sein unterdrücktes Volk kämpft, ist ebenfalls solide und eine interessante Herausforderung für die üblichen konservativen Superhelden, die nur ein paar Menschen vor Bösewichten retten. "Black Adam" macht seine Welt vielleicht nicht besser - noch nicht - aber er zeigt das Potenzial, das DC-Universum auf eine Art und Weise aufzurütteln, die es vielleicht doch noch schafft, seine nicht zueinanderpassenden Elemente zu vereinen. Der Film ist groß, dumm und macht nur bedingt Spaß. Er findet nicht immer den richtigen Ton, um Action und Charme zu vereinen, aber Johnsons unnahbarer und rücksichtsloser Superheld ist eine willkommene Abwechslung zur Norm. Und man darf sich letztlich sehr freuen, dass Henry Cavill (in der Mid-Credit-Sequenz) zurück kommt. Das ist etwas, was sich die Fans schon seit "Man Of Steel" wünschen. Vielleicht hört die Warner-Chefetage ja endlich mal auf seine Kunden.

6,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Warner Bros.

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