Der junge Adelige Robin von Locksley (Taron Egerton) verliebt sich in die ebenso schöne wie willensstarke Marian (Eve Hewson). Doch dann wird er einberufen, um in den Kreuzzügen zu kämpfen und als er in seine Heimat zurückkehrt, erkennt er das Land nicht wieder: England ist zu einer von Korruption und Intrigen gezeichneten Gesellschaft geworden, die Reichen schwelgen in Luxus, während es bei den Armen kaum zum Überleben reicht. Robin beschließt, dass er nicht länger wegschauen kann, und nimmt – ausgerüstet mit Maske, Pfeil und Bogen – den Kampf gegen die Ungerechtigkeit im Land und die tyrannische Oberschicht auf. Dabei hat er in dem arabischen Krieger John (Jamie Foxx) einen Verbündeten. Doch die herrschende Klasse will Robins Raubzüge und seinen Kampf für Gerechtigkeit nicht einfach hinnehmen und der gnadenlose Sheriff von Nottingham (Ben Mendelsohn) eröffnet die Jagd nach dem Gesetzlosen...
Robin Hood. Ein Name, den eigentlich jeder kennt, der nicht unter einem Stein lebt. Er ist der zentrale Held mehrerer spätmittelalterlicher bis frühneuzeitlicher englischer Balladenzyklen, die sich im Laufe der Jahrhunderte zu der heutigen Sage formten. Die Handlungen der Balladen wurden fortwährend umgedichtet und weiterentwickelt, auch neue Balladen wurden hinzuerfunden. So wird Robin Hood in den ältesten schriftlichen Quellen aus der Mitte des 15. Jahrhunderts noch als gefährlicher Wegelagerer einfacher Herkunft geschildert, der vorzugsweise habgierige Geistliche und Adlige ausraubt. Im Zuge seiner Auseinandersetzungen mit Feinden kommt es auch zu mittelalterlich-grausamen Praktiken. Später wird er immer positiver dargestellt. Die Dichtung macht ihn zum enteigneten angelsächsischen Adeligen und zum gegen die Normannen kämpfenden angelsächsischen Patrioten. Im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts wandelt sich die Figur auch zum Vorkämpfer für soziale Gerechtigkeit, der den Reichen nimmt und den Armen gibt. Die Existenz Robin Hoods als reale historische Figur ist aber bis heute nicht belegt.So ist es wenig verwunderlich, dass diese Figur Gegenstand diverser Bücher, Geschichten und Verfilmungen wurde, die aber alle eines gemeinsam hatten: Sie waren mehr oder minder gleich. Von daher sollte man den Kritikern, die diesem Film eine gewisse "Werkstreue" absprechen, mal darauf hinweisen, dass Robin Hood eine Sagengestalt ist, deren Geschichte durchaus interpretierbar sein darf, um nicht die tausendste gleichlaufende Geschichte zu erzählen. Wenn man also über den Tellerrand zu schauen gewillt ist, könnte einem die Neuinterpretation "Robin Hood" von Regisseur Otto Bathurst vielleicht sogar gefallen.
Wie gesagt: ein reines Beschreiten des bekannten Stoffes gibt es hier nicht zu sehen. Wie schon Ridley Scott 2010 in seinem "Robin Hood", der ungleich epischer ist, dichtet auch Bathurst hier und da etwas dazu, lässt etwas weg und stellt Figuren in ein anderes Licht. Von fröhlichen Gesellen, die im Sherwood-Forest dem lustigen Lagerleben fröhnen, fehlt jede Spur, und auch wenn viele Figuren aus der Vorlage hier auftreten, stehen Sie doch in neuen Konstellationen mit zum Teil anderen Motiven und Funktionen zueinander. Dafür gibt es andere Qualitäten, die diese Neu-Interpretation durchaus rechtfertigen, auch wenn die Besetzung hier leider nicht zwingend zu den ausgewiesenen Stärken des 2018er "Robin Hood" zählt.
Protagonist Joel Edgerton fehlt leider etwas von der Verwegenheit und dem Schalk eines Robin Hood, und auch Ben Mendelson kann nur leidlich die Diabolik eines faschistischen Sheriff von Nottingham vorweisen. Selbst Tim Minchins Bruder Tuck ist bloß ein mangelernährter und furchtbar unlustiger Trauerkloß. Die Freude über ein Wiedersehen mit F.Murray Abraham als Cardinal währt auch nur kurz, denn seine kleine Rolle war wohl selbst den Machern so unwichtig, dass Sie Ihm noch nicht mal einen Rollennamen gegönnt haben und Maid Marian Darstellerin Eve Hevson hat wohl nur zwei Talente, die Sie aber auch noch gut versteckt. Vom Ensemble bringt hier also einzig Jamie Foxx als Little John, der Robin von den Schlachtfeldern der unheiligen Kreuzzüge gefolgt ist, um eine Lebensschuld zu begleichen, die notwendige Coolness und Farbe ins graue Nottingham. Dieses ist nämlich von im Dunkeln schwelenden Feuerstellen illuminiert, als präindustrieller Moloch inszeniert wird, in dem auch aktuelle Themen wie Klasssen- und Rassenkampf abgehandelt werden. Zum gefälligen Medieval-Steampunk-Look des Films passen dann eigentlich auch die oft kritisierten stylischen Designer-Outfits recht gut.Was darüber hinaus unbestreitbar gefällt, sind die druckvollen, von Weltkriegsschlachten inspirierten Bogengefechte, bei denen die Pfeile wie Kugeln einschlagen und die engen Gassen an Schützengräben erinnern. Auch der aufgebrachte Mob demonstrierender Bürger, der in Auftreten und Handeln stark an die Ausschreitungen und Strassenkämpfe eines autonomen schwarzen Block erinnert, ist ein kreativer Gedanke. Interessant ist auch die Idee, Robin Hood paralell zu den in bester Heist-Manier ausgeführten Raubzügen, den Marsch durch die Instanzen gehen zu lassen. Zusätzlich auf der Habenseite zu verbuchen, sind Robins Training, das die ikonischen Bilder der Kampf-Vorbereitungen eines "Rocky" oder "Batman" persifliert, sowie der Umstand, dass Ihm der Spitzname Hood von der Bevölkerung verliehen wird, da er als Markenzeichen und Tarnung tatsächlich auch mal eine Kapuze trägt.
In frischem Setting von qualitativ manchmal etwas schwankender Action, dafür aber mit Ambition vorangetriebener Abenteuerfilm, der sich trotz des Verzichts auf fantastische Elemente, in Look, Tonalität und Machart offensichtlich am ebenso zu Unrecht gescholtenen Guy Ritchie-Film "King Arthur" orientiert, und der seine Stärken manchmal wohl nur zu kurz aufleuchten lässt, um als wohltuend frische Variation des ewig gleichen "Wir nehmens den Reichen und gebens den Armen"-Thema-Schema wahrgenommen zu werden.
6,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Studiocanal
Textauszüge: Wikipedia
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