Sonntag, 14. April 2019

[KINO FFFnights] 마녀 - Manyeo - The Witch: Part 1. The Subversion (2018)

https://www.imdb.com/title/tt8574252/

Die Geschichte beginnt mit einem brutalen Massaker. Nur die achtjährige Ja-Yoon kann entkommen. Zehn Jahre später scheint sie an das traumatische Erlebnis keine Erinnerung mehr zu haben. Ja-yoon führt ein normales Teenager-Leben auf dem Land und hilft ihren Eltern rund um Haus und Hof, wenn sie nicht gerade mit ihrer Freundin abhängt. Als sie sich entschließt, an einer überregionalen Talentshow teilzunehmen und ihr Gesicht bundesweit zu sehen ist, findet der ruhige Alltag ein jähes Ende. Fremde tauchen in Ja-yoons Dorf auf und geben vor, sie zu kennen. Eines Nachts spitzt sich die Lage zu: bewaffnete Söldner dringen in Ja-yoons Haus ein. Um sich und ihre Eltern zu retten, erwachen in Ja-yoon verborgene und übernatürliche Fähigkeiten, es kommt zu einem Blutbad. Das missglückte Attentat markiert den Auftakt einer wahren Odyssee für das junge Mädchen, das sich zu wehren weiß - und wie!

Eine elegante, ganz in Schwarz gekleidete Frau schlendert langsam in einen blutigen Raum. Ihre hohen Absätze klacken auf den Boden. Sie beugt sich nieder, nimmt einen kleinen, blutverschmierten Teddybären und sieht sich gelangweilt um. "Schießen Sie immer auf den Kopf", sagt sie zu ihren Untergebenen, die gerade damit beschäftigt sind, das Leben aus ihrem jüngsten Opfers herauszuprügeln und das nun fast leblos vor ihnen auf dem Boden liegt. Es ist klar, dass jemand entkommen ist, jemand Junges und diese beiläufig unbekümmerte Femme Fatale ist nicht allzu glücklich darüber. Schnitt zu einem kleinen Mädchen, über und über mit Blut besudelt, sich ängstlich umblickend und in Panik durch einen Wald rennend - hinter ihr Hundestaffeln und bewaffnete Männer in schwarzen Anzügen. Ihr Vater war der Mann, der dort auf dem Boden erschlagen lag, aber egal. Sie wird sich an nichts davon in zehn Jahren erinnern, als sie friedlich auf einem Bauernhof mitten im Nirgendwo mit Adoptiveltern lebt, die sie vor einer möglichen Auferstehung ihrer Vergangenheit schützen. Das kleine Mädchen hat Glück, denn diese Adoptiveltern stehen hinter ihr. Sie ignorieren, was mit dem Mädchen war (und sie ohnehin nicht wissen können) und die sie vor Jahren auf diesem verdammten Weg zu diesem Ort geführt hat - bis sie sich für den Talent-Wettbewerb entscheidet. Dann ändert sich alles.

Erst dann offenbart sich: Ja-Yoon gelang immer alles. Einser-Schülerin, die beste ihres Jahrgangs, ach, der ganzen Schule. Der Nation, wenn sie das nur wollen würde. Nie hatte sie mit irgendwelchen Dingen Probleme, alles gelang ihr. Das ist seltsam? Nun, seltsamer ist da, dass sie beim Gesangswettbewerb "Price Of A Star" plötzlich ihr Mikrofon schweben lässt und quasi mit "summa cum laude" nach Hause geht.

Von Hoon-jung Park, dem Schriftsteller von "I Saw The Devil", kommt "The Witch Part 1: The Subversion", eine spannende, wenngleich manchmal etwas langwierige, dieloglastige, aber trotzdem spannende Geschichte über den einen sich langsam ans Licht hebenden Hexenkult, der in letzter Zeit im Kino eine Renaissance erfährt. Dabei bewegt sich "The Witch Part 1: The Subversion" weniger in der Spur von Genrevertretern wie "The VVitch" oder "Hagazussa", sondern mehr in der Richtung "Carrie". Wobei auch das nicht so richtig passen. will. "The Witch Part 1: The Subversion" ist etwas anderes, neueres, untypisches. Eine Mischung aus Okkultismus, Hi-Tech und koreanischer Bildgewalt.

Hoong-jung Parks jüngste Geschichte ist ein ruhmvoller Rückblick auf die alten Zeiten, in denen es noch Hexen gab, die mit Telekinese und reiner Vorstellungskraft erstaunliche Dinge taten. Vermischt wird dies mit den technologischen Errungenschaften des 21. Jahrhunderts, Söldnern, Hexenjägern und  einer Art Wissenschaftler-Team, die es sich zur Aufgabe machte, diese Wesen zu erschaffen, zu studieren und für ihre zwecke zu nutzen. Angefangen mit langsamen Kamerafahrten steigert sich der Film bald in blutiges Gemetzel, wenn das scheue Mädchen beginnt ihre Kräfte zu entdecken. Bis dahin ist der Weg manchmal zäh, verliert sich die Geschichte doch oft in Sinnlos-Dialogen und unnützem Drumherum, die das Final nicht näher bringen wollen. Der überaus nervige Sidekick von Ja-Hoon trägt auch nicht gerade zur Erheiterung bei.

Doch es gibt Lichtblicke. Irgendwann, wenn Ja-Yoon endlich genug von ihrer Rolle als Beute hat und ihre Gehirnwellen nutzt, um jeden Feind, der es wagt, sie anzusehen, zu Boden zu werfen. Dann bekommt die Story einen gewissen Drive. Und plötzlich ist da dieser bösartige Twist, der der Geschichte nochmal Fahrt verleiht und einem endlich einen Einblick gibt, warum die Geschichte als "Part I" betitelt werden konnte. Wenn man so will, handelt es sich bei "The Witch Part 1: The Subversion", dieser bösartigen Geschichte von weiblicher Ermächtigung, um die Grenze, die man nie überschreiten sollte - eine völlig einnehmende und explosive Geschichte darüber, wie ambivalent es ist, dass manchmal eine Person im Raum die gruseligste aber auch die mit dem süßesten Lächeln sein kann. unterm Strich ist "The Witch Part 1: The Subversion" besonders empfehlenswert - gerade für Freunde des koreanischen Kinos und am Ende ist man schon gespannt auf den zweiten Part. Möge er bald erscheinen.

7,5/10

Von SPLENDID erschien der Film im auf 2.000 Stück limitierten und nummerierten Mediabook, welches zudem noch den Film "Swordbrothers" enthält.

Quellen
Inhaltsangabe: Splendid

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