Mittwoch, 10. April 2019

[KINO] Dumbo (2019)

https://www.imdb.com/title/tt3861390/

In der Manege machte dem Zirkusstar Holt Farrier (Colin Farrell) keiner so schnell etwas vor – doch dann kam der Krieg und plötzlich war nichts mehr, wie es einmal war. Nach seiner Heimkehr findet er dennoch zurück zu seinen Wurzeln, als ihn der Zirkusdirektor Max Medici (Danny DeVito) einstellt, um sich um einen kleinen Elefanten zu kümmern, der aufgrund seiner großen Ohren zur Zielscheibe fieser Witzeleien wird. Sein Name: Dumbo. Als Holts Kinder Milly (Nico Parker) und Joe (Finley Hobbins) jedoch herausfinden, dass ihr dickhäutiger Freund fliegen kann, wendet sich das Blatt: Der Unternehmer V.A. Vandevere (Michael Keaton) wird auf den außergewöhnlichen Vierbeiner aufmerksam und holt ihn prompt an Bord seines erfolgreichen Vergnügungsparks Dreamland, wo Dumbo an der Seite von Akrobatin Colette Marchant (Eva Green) schnell zur großen Nummer wird. Doch er muss sich in Acht nehmen, im Dreamland ist nämlich nicht alles so perfekt, wie es auf den ersten Blick scheint...

Das Spiel mit den Live-Action-Umsetzungen lohnt sich und spült Disney riesige Einnahmen in den Geldbeutel. Im Jahr 1941 lieferte Disney einen optisch beeindruckenden Film ab, der noch heute sehr faszinierend ist. Die Rede ist von "Dumbo". Mit einer - für Disney-Verhältnisse typischen - herzerwärmenden Geschichte um einen kleinen Elefanten mit großen, übergroßen, Ohren. Nun hat Altmeister Tim Burton eine Real-Adaption kreiert und legt seinen Fokus auf die menschlichen Charaktere. Mit Tim Burton und "Dumbo" vereint man auch zwei Seiten, die auf den ersten Blick nicht unbedingt zusammenpassen. Auf dem zweiten Blick harmoniert es aber wunderbar. Die Magie Burtons erkennt man in jeder Szene. Der Meister des Morbiden erweitert die Geschichte des beliebten Elefanten und schafft so Raum für seine Ideen und Vorstellungen. Die Realverfilmung von "Dumbo" ist damit ein schöner Familienfilm geworden, den man problemlos mit seinen Kindern schauen kann. Lediglich die Chemie der Charaktere holpert etwas und das gesamte Konzept bleibt etwas blass.


Rein von der Optik her ist Dumbo zweifelsohne einer der beeindruckendsten Filme des Jahres. Alles ist detailliert ausgearbeitet und auch das komplette Setting sieht brillant aus. Leider hat "Dumbo" kleinere Probleme beim Storytelling und legt seinen Fokus manchmal zu sehr auf die Menschen, wodurch der titelgebende Elefant Dumbo selbst oft zur Nebensache wird. Manchmal ist das aber auch gar nicht schlecht und fügt sich stimmig in das Gesamtbild ein. So gibt es für die Zuschauer auch viel Spektakel zu bewundern, bei der Hauptattraktion und dessen erzählerischen Rahmen lässt man sprichwörtlich ein paar Federn. Gags gibt es nur wenige, einige davon sind dafür sehr treffsicher. Und darüber hinaus überzeugt Disney mit einer beeindruckenden Selbstkritik und besonders der Kapitalismus und die ganze Zirkus-Thematik wird hervorragend aufgegriffen.

Der kleine Dumbo ist auch extrem niedlich umgesetzt und entlockt einem immer wieder ein Niedlichkeits-Lächeln. Der kleine Elefant ist wirklich knuffig und er sieht so real aus, dass man nie das Gefühl hat, dass die Menschen ins Leere starren. Viele herzergreifende Momente wie im Original-Film aus dem Jahre 1941 erlebt man ebenso. Bei den Schauspielern hat man auf eine Starbesetzung gesetzt und das Konzept geht beinahe auf. Es ist auch schön, DeVito und Keaton mal wieder zusammen in einem Burton-Film zu sehen. Colin Farrell ist als Vater durch die Bank weg sympathisch und herzlich, obwohl seine Entwicklung relativ unspektakulär ist. Danny DeVito ist der beste Schauspieler im Film und er hat immer noch seinen altbekannten Charme, mit dem er komplett überzeugen kann. Eva Green ist der dritte starke Part bei den Schauspielern und ihre Wandlung kommt sehr positiv zur Geltung. Alle anderen Darsteller sind etwas Schablonenhaft. Entweder sind sie die größten Klischee-Figuren (Michael Keaton als Schurke) oder unglaubwürdige Darsteller, die einfach nicht realistisch wirken und etwas zu übertrieben dargestellt werden. Aber was man sich dabei gedacht hat, Ring-Ansager Michael Buffer zu casten (ja, er sagt im O-Ton tatsächlich "Let's get ready for Dumbo!") bleibt wohl das absurdeste Rätsel des Films.


Den stimmigen Score von Danny Elfman, der zu Burtons Stamm-Crew gehört, zu erwähnen erscheint da fast obligatorisch. Weniger obligatorisch ist das Stück "Baby Mine", welches Arcade Fire zu diesem Film beigesteuert haben und durchaus erwähnenswert ist. "Dumbo" ist unterm Strich optisch meisterhaft, aber oft ein Hauch zu schmalzig. Bei "Dumbo" springt der Funke relativ schnell über und obwohl der Film brillant aussieht und der Elefant selbst ein Volltreffer ist, bleibt die Geschichte etwas vorhersehbar und bedient einfach zu viele altbekannte Klischees. Das liegt nicht daran, dass man es nicht will, sondern dass es in den entscheidenden Situationen an Wärme und Fingerspitzengefühl fehlt. Man schaut in die richtige Richtung, stolpert aber eher über kleinere Steine, während man den Weg geht. Immerhin funktioniert die Zirkus-Kritik und die ein oder andere Szene geht richtig ans Herz. "Dumbo" ist damit eine gelungene Realverfilmung des altbekannten Stoffes von Tim Burton und obwohl Burton sich von seinem morbiden Stil nach "Alice im Wunderland" ein Stück weit mehr entfernt und in eine etwas buntere Welt begibt, so trägt auch dieser Streifen eindeutig seine Handschrift. Gefällt.

7,5/10

Von WALT DISNEY Studios Home Entertainment gab es den Film exklusiv bei zavvi im limitierten Steelbook. Die Erstauflage beinhaltet den Film in 4K im Halbschuber.

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