http://www.imdb.com/title/tt0074285/
Die junge Carrie (Sissy Spacek),
die bei ihrer strengstreligiösen Mutter aufwächst, hat noch nie etwas
von der weiblichen Periode gehört. So fällt sie aus allen Wolken, als
sie – ausgerechnet im Sportunterricht – zum ersten Mal eine
Monatsblutung bekommt. Carrie wird von ihren Mitschülerinnen verspottet,
und auch von den Lehrern wird sie provoziert, was erstmals ihre
telekinetischen Kräfte ausbrechen lässt. Als sich Sue (Amy Irving)
für sie einsetzt und eine Lehrerin ihr hilft, gibt sie ihr Misstrauen
auf. Aber ihre Mitschüler planen bereits einen weiteren hässlichen Akt
gegen sie. Carrie lässt sich aber nichts mehr gefallen und richtet ein
Massaker an.
"Carrie" beginnt ziemlich grandios und scheint danach viel seiner
Wirkung einzubüßen und obwohl man den Schlag sieht der gegen Ende kommen
wird, zieht er einem für Momente den Boden unter den Füßen weg.
Mann ist sich ab der ersten Minute bewusst, dass dies nicht die
nächste 08/15 King-Verfilmung sein wird. Diese Szene in der
Mädchenumkleide ist sowas von Schön und ein völlige Umkehrung dieser
Szenerie, wie wir sie aus anderen Horrorfilmen kennen. Das ist so zart
und hat einen wunderbaren Fluß...wird aber abrupt von Carrie's erster Periode beendet. Leider legt "Carrie" danach diese Atmosphäre fast
komplett ab, wirkt bei der Einführung seiner Charaktere oftmals sogar
etwas überspitzt. Figuren und Thematiken des Films scheinen mit dem
Holzhammer deutlich gemacht werden zu sollen und erst nachdem der Ton
wieder ein etwas leiserer wird, beginnt "Carrie" auch wieder mehr zu
wirken. Und dies täte er vielleicht gar nicht, oder um einiges weniger,
wäre da nicht Sissy Spacek. Irgendwo hübsch, aber doch seltsam anmutend,
verkörpert sie die völlig nach innen gekehrte Carrie wirklich
herausragend. Gerade in den leisen Momenten scheint sie geradezu Carrie
zu sein, dieses Wesen ohne jegliches Selbstwertgefühl und Liebe zu sich.
Man nimmt ihr das alles zu 100% ab und ist dadurch bereit auch der
inhaltlichen Ebenen des Films mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Dieses
Bild der verletzten und haltlosen Jugend, die sich zwischen all den
Anforderungen und Erwartungen verläuft, die zwischen all den Einflüssen
und Versuchungen nicht mehr unterscheiden kann... dieses Bild bekommt
durch Sissy Spacek ein Gesicht. Grandios! Was auf dem Ball passiert ist dann auch keine wirklich Überraschung.
Die Umsetzung des Ganzen ist jedoch völlig großartig. Von einer
liebevollen Stimmung ausgehend zieht Brian De Palma ganz langsam die
Spannung hoch. Musik und Bilder faszinieren einen so sehr, dass es keine
Rolle mehr spielt ob man schon weiß was passieren wird. Die Bilder
werden intensiver, experimenteller und man sitzt einfach nur mit offenem
Mund vor dem Fernseher. Und dann passiert es. Eigentlich will man in
diesem Moment durchatmen, etwas an Anspannung verlieren, doch De Palma
dreht für ein paar kurze Minuten die Regler plötzlich voll auf Anschlag.
Die Minuten der Sissy Spacek. "Carrie" funktioniert dabei als Horrorfilm nicht durchgängig, da er sich phasenweise wirklich komplett auf die Seite des Jugend-Dramas schlägt
und dadurch wohl einige Erwartungen nicht erfüllt. Auch empfand ich während
der Sichtung in diesen Momenten ein paar Längen, welche sich im
Nachhinein aber als völlig Stimmig ergeben. Und auch wenn der Film die
Probleme des Erwachsenwerdens nur beschreiben kann und keine Antworten
parat hat, so hat es doch sicher eine reinigende Wirkung, wie hier
einmal all dieser verzweifelte Hass ausgelebt wird.
7,5/10
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