Samstag, 12. August 2023

The Little Things (2021)

https://www.imdb.com/title/tt10016180/

Deke (Denzel Washington) ist der Sheriff von Kern County in Kalifornien, doch er ist ziemlich ausgebrannt und hat seinen Beruf längst satt. Doch als ein Serienkiller sein Unwesen treibt, muss er sich noch einmal aufraffen und Einsatz zeigen. Ihm zur Seite steht der junge Detective Jim Baxter (Rami Malek) aus Los Angeles, der dem alten Provinzcop zuerst skeptisch begegnet. Schnell ist der Jungspund aber beeindruckt von der Spürnase des alten Hasen und dessen Auge für die kleinsten Details. Doch die Partnerschaft wird schnell auf eine harte Probe gestellt, weil Deke Regeln eher eigenwillig auslegt. Zudem trägt der alte Polizist noch ein dunkles Geheimnis aus seiner Vergangenheit mit sich herum, welches ihn plagt. Je länger die Cops nach dem grauenhaften Mörder suchen, umso mehr muss Deke feststellen, dass die einstigen Geschehnisse die Ermittlungen der Gegenwart beeinflussen könnten - und Baxter hat schon erste Hinweise vernommen...

Der düstere Serienkiller-Thriller "The Little Things" lullt den Zuschauer gleich von Anfang an mit einer selbstzweckhaften Vorahnung, einem selbstgefälligen Gefühl von Grandiosität, ein, welches dem Zuschauer mitteilen soll, dass der Film nicht nur substanzieller ist als der durchschnittliche Stalking-Schrott, sondern dass er in eine Richtung hingeht, die man so nicht erwarten würde. Der Film von John Lee Hancock bewegt sich in seinem überstürzten Finale zwar auf leicht unkonventionellem Terrain, aber es ist kein Finale, welches zufriedenstellend oder klug genug ist, um die stille Feierlichkeit zu rechtfertigen, die ihm vorausgeht. Es ist ein Film, der zwischen einer anspruchslosen und einer anspruchsvollen Version einer Geschichte gefangen ist, die man nur zu gut kennt, und unbeirrbar stabil in der Mitte des Weges landet.

Mit Elementen aus "Sieben" und "Zodiac" ähnelt der Film wohl am meisten "Insomnia", Christopher Nolans exzellenter Neuverfilmung. Schon der Titel erinnert an eine zentrale, immer wiederkehrende Zeile, in der es darum geht, sich während einer Ermittlung auf die kleinen Dinge zu konzentrieren (Hancock besteht darauf, dass alle Vergleiche zufällig sind, da der erste Entwurf des Drehbuchs bereits 1993 geschrieben wurde). In dem Film wird der stellvertretende Sheriff "Deke" (Denzel Washington) unweigerlich wieder in einen Fall hineingezogen, mit dem er eigentlich nichts zu tun haben sollte (nach einer zugegebenermaßen effektiven, an "Das Schweigen der Lämmer" angelehnten Eröffnungssequenz). Einst war er ein gefeiertes Mitglied der Polizei, doch mit zunehmendem Alter wurde er in den Hintergrund gedrängt und mit Routinearbeit überhäuft, statt mit lohnenderen Aufgaben. Doch als eine weitere junge Frau ermordet wird, kann er nicht widerstehen, sehr zum Leidwesen von Jimmy (Rami Malek), dem Hauptverantwortlichen für diesen Fall. Die Geschichte verwebt sich auch mit einem ungelösten Fall aus Dekes Vergangenheit und einem örtlichen Fremden (Jared Leto), der in den Fall verwickelt sein könnte oder auch nicht.

Wäre Hancocks Film in den frühen 90er Jahren produziert worden, hätte er sich auch irgendwie frischer angefühlt. Aber in einer Zeit, in der es selbst in kleinen Fernsehserien dauergrinsende Detektive gibt, die mehr Zeit damit verbringen, von ihrer Vergangenheit heimgesucht zu werden, als in der Gegenwart Verbrechen aufzuklären, fühlt sich das alles ein wenig zu vertraut und ein wenig zu unbedeutend an. Als langsames, meditatives Charakterdrama ist er zu seicht und als düsterer, verstörender Serienmörder-Thriller ist er zu langweilig, und so bleibt es ein größeres Rätsel, für wen dieser Film gedacht ist als für den, der in seinem Mittelpunkt steht. Als der wahrscheinlich zuverlässigste Hauptdarsteller, der derzeit in Hollywood arbeitet, kann Washington selbst das langweiligste Material zum Glänzen bringen, und obwohl er hier zweifellos überfordert ist, vermeidet er einen reinen Schlafwandler und trägt im Alleingang dazu bei, gerade genug Interesse aufzubringen, um uns durchzuziehen. Seine Figur ist größtenteils Standard, aber es ist eine solide, vollendete Rolle, wie sie nur er so gut spielen kann, während seine beiden anderen Oscar-Preisträger sich abmühen. Malek, der einen verbissenen LAPD-Detective mit der gleichen jenseitigen Fremdartigkeit spielt, für die er in "Bohemian Rhapsody" gelobt wurde (und die ihn zur perfekten Wahl für einen Bond-Bösewicht macht), ist für die Rolle denkbar ungeeignet, eine Darstellung, die so widersprüchlich ist, dass man sich fragen muss, wie vielseitig der Schauspieler langfristig einsetzbar ist und wie Hollywood ihn am besten einsetzen kann. Zwar sieht Leto mit seiner blassen, eingefallenen Haut und den fettigen langen Haaren durchaus wie ein "potenzieller Frauenmörder" aus, aber seine Darstellung ist so peinlich unsubtil, dass er genauso gut aus einer Horror-Parodie stammen könnte, denn er überzeugt nie davon, dass er etwas anderes als einen bösen Filmschurken spielt. Das pikante Killer-Cop-Interplay, das stachelige Katz-und-Maus-Spiel, das Filme wie diesen antreibt, ist einfach nicht wirklich vorhanden, und Hancock hat Mühe, seinen Film von den vielen anderen abzuheben, die vor ihm erschienen sind, so sehr sich Washington auch bemüht.

Das erwähnte Ende ist zwar theoretisch interessant, trifft aber nicht so gut, wie Hancock zu glauben scheint - ein großer Schlag, der daneben geht. Es ist bewundernswert, dass eine so leere Coda mit so viel Gewicht präsentiert wird und den Zuschaer dazu drängt, das, was größtenteils ein eher routinemäßiger Serienkiller-Film ist, mit preiswürdiger Ernsthaftigkeit zu nehmen, dass es letztendlich nervt. Es gibt "little things", die hier gut funktionieren, aber die großen Probleme sind nicht zu übersehen. 

6/10

Quellen
Inhaltsangabe: Warner Bros.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen