Im Jahr 1970 gründen Freddie Mercury (Rami Malek) und seine Bandmitglieder Brian May (Gwilym Lee), Roger Taylor (Ben Hardy) und John Deacon (Joseph Mazzello) die Band Queen. Schnell feiern die vier Männer erste Erfolge und produzieren bald Hit um Hit, doch hinter der Fassade der Band sieht es weit weniger gut aus: Freddie Mercury, der mit bürgerlichem Namen Farrokh Bulsara heißt und aus dem heutigen Tansania stammt, kämpft mit seiner inneren Zerrissenheit und versucht, sich mit seiner Homosexualität zu arrangieren. Schließlich verlässt Mercury Queen um eine Solokarriere zu starten, doch muss schon bald erkennen, dass er ohne seine Mitstreiter aufgeschmissen ist. Obwohl er mittlerweile an AIDS erkrankt ist, gelingt es ihm, seine Bandmitglieder noch einmal zusammenzutrommeln und beim Live Aid einen der legendärsten Auftritte der Musikgeschichte hinzulegen...
Mit einem Auftakt von nahezu nervenzerreißender Anspannung und Intensität beginnt "Bohemian Rhapsody", der die Karriere der erfolgreichen Rockband "Queen" und vor allem das Wesen ihres einzigartigen Frontmanns Freddie Mercury beleuchten will. Wenn sich der Sänger, der als Performer auf der Bühne vor Menschenmassen stets eine elektrisierende Präsenz entfaltete, in der ersten Szene dieses Films auf dem Weg zur Bühne des Wembley-Stadions befindet, wo Queen am 13. Juli 1985 beim Charity-Event Live Aid vor den Augen von 1,5 Milliarden Menschen auftraten, ist die überaus problembehaftete Produktionsgeschichte von "Bohemian Rhapsody" beinahe komplett vergessen. Eine langjährige, mühsame Produktionsgeschichte, in der zuerst Sacha Baron Cohen einen Freddie Mercury in all seiner skandalbehafteten, exzessiven Abgründigkeit spielen wollte und schließlich aufgrund von kreativen Differenzen ausstieg.

Und trotz aller Widrigkeiten ist mit "Bohemian Rhapsody" ein Strudel voller richtig guter Musik und der Geschichte eines Mannes,
der die Bedeutung als Performer auf der Bühne und einen Platz und
Anerkennung im Leben sucht herausgekommen - und man wird als Zuschauer vollkommen eingesaugt. Darüber hinaus bringt der Film eine tolle nostalgische (vielleicht auch
pseudonostalgisch) Atmosphäre, durch die Outfits, die Haare und die
Lieder, die man - ob "Queen"-Fan oder nicht - irgendwie kennt und häufig zu
Gänsehaut Momenten führen.
Kamera und Schnitt sind stimmig, viele spannende Übergänge und kluge Szenenschnitte und der Gesamtaufbau machen
Laune und Sehvergnügen. Weitestgehend ungelenk präsentiert sich zwar der Erzählryhtmus von "Bohemian
Rhapsody" in der ersten Hälfte des 135-minütigen Films, der bedeutende
Stationen und Meilensteine aus der Geschichte der Band ebenso kurzweilig
wie Stichpunkte auf einer Checkliste abhakt wie er sich an Freddie
Mercury selbst beharrlich die Zähne ausbeißt.
Ähnlich umstritten ist ebenso der Regieposten des Films, auf dem sich
zunächst Bryan Singer befand. Nachdem dieser rund 90% des Films
abgedreht hatte, zog er sich aufgrund familiärer Probleme zurück und der
ursprünglich vorgesehene Regisseur Dexter Fletcher übernahm. Mit
höchster Wahrscheinlichkeit steckten hinter dem Rückzug Singers, der von
zahlreichen Missbrauchsvorwürfen von Minderjährigen und Kindern
verfolgt wird, in Zeiten der #MeToo-Bewegung mehr als nur familiäre
Probleme, nachdem dieser förmlich von der Bildfläche verschwand. Sobald
Freddie Mercury in der anfänglichen Szene von "Bohemian Rhapsody" also
auf einen der letzten großen und zugleich größten Momente der Band
zuläuft, existiert der Film umgehend nur losgelöst für sich, bis die
Struktur der Handlung wie aus Sicherheitsgründen einige Schritte
zurücktritt.
Da stört es dann auch wenig, dass die zugrunde liegenden Fakten für die
Dramatik des Films verändert wurden, bzw. zeitlich zum Teil nicht
stimmen oder sogar der Dramaturgie zuliebe dazuerfunden wurden. Wobei solche Filme ja auch nicht zwingend
den Anspruch auf dokumentarische Richtigkeit haben. Wenn man diese künstlerischen Freiheiten und die chronologischen Fehler
mal aussen vor lässt, bleibt "Bohemian Rhapsody" aber immer noch eine beeindruckendes Biopic.Ein wirklich großartiger Film, in dem Rami Maleks Meisterleistung einen für die ursprünglich vorgesehene (und für mich persönlich perfekte) Besetzung der Rolle durch Sascha Baron Cohen mehr als entschädigt. Rami Malek ist anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig, liefert aber eine insgesamt sensationelle Performance, die zurecht mit dem Oscar belohnt wurde. Auch der Rest des Casts liefert ein gutes Gesamtbild, wo besonders Gwilym Lee mit krasser Ähnlichkeit zu Brian May ein "Chapeau" an das Casting Team entlockt.
Viele Biopics haben immer die Schwierigkeit inne, zu viel zu wollen oder jede Lebensstation so ausführlich beleuchten zu wollen, dass sie im Endeffekt sterbenslangweilig sind. Weil der interessierte Zuschauer alles, was im Film Thematisiert wird, ohnehin schon wusste. Doch "Bohemian Rhapsody" macht alles richtig und zeigt den Werdegang der Band "Queen", ohne zu langweilen oder sich zu sehr auf unwichtige Details zu fokussieren. Das Wunderbare an diesem Film ist, das er sich anstatt zu depremierend
mit Freddys Krankheit auseinandersetzt, fast ausschließlich dem
positiven aus dessen Leben widmet. Dazu sprüht dieses Biopic nur so vor
Energie, und ist zudem extrem opulent ausgestattet. Insgesamt ein
Triumph der Filmkunst, ganz großes Kino, und wohl auch ganz in Freddys
Sinn, dessen frühen Tod und seine Krankheit nicht in den
Vordergrundgrund rückend. "Bohemian Rhapsody" ist schlicht Filmgenuss pur - von der ersten bis zur letzten Sekunde des Abspanns. 9,5/10

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