http://www.imdb.com/title/tt1895587/
Als eine Journalistin des Boston Globes in einem Artikel einen
Missbrauchsfall in den Reihen der katholischen Kirche aufbereitet, der
direkt in Boston geschah, weckt sie damit das Interesse des neuen
Chefredakteurs Marty Baron (Liev Schreiber). Dieser ahnt, dass hinter
der Geschichte mehr steckt und setzt das Spotlight-Team auf die
Angelegenheit an, deren Recherche Schreckliches zutage fördert. Denn
Spotlight-Chef Walter "Robby" Robinson (Michael Keaton) und seine
Mitarbeiter Michael Rezendes (Mark Ruffalo), Sacha Pfeiffer (Rachel
McAdams) und Matt Carroll (Brian D’Arcy James) stellen fest, dass weit
mehr Priester in den Missbrauch von Kindern verwickelt sind als bislang
angenommen. Doch die akribischen Ermittlungen der Journalisten werden
durch das Schweigen der verängstigten Opfer und gut bezahlte Anwälte
zunehmend erschwert. Der Film basiert auf wahren Begebenheiten.
Den Oscar in der Kategorie "Bester Film" hat "Spotlight" sicher nur aufgrund seines fairen
und verantwortungsbewusstem Umgang mit dem heiklen Thema
Kindesmissbrauch und Kirche von der Academy bekommen. Denn filmtechnisch
ist der Film weder herausragend packend, noch bemerkenswert stilistisch
inszeniert. Dennoch ist "Spotlight" einer der Filme, die den Zuschauer sowohl begeistert als auch
enttäuscht zurücklassen. Begeistert aufgrund seiner Qualität
und wieder einmal enttäuscht darüber, dass dies alles etwas zu fade präsentiert wird.
Tom McCarthys Investigativ-Thriller ist ein
Thriller der anderen Art. Er verzichtet auf
die üblichen Elemente wie laute, bedrohliche Musik, reißerische
Kamerafahrten oder eine wendungsreiche Story. Rein dokumentarisch
begleitet McCarthy das "Spotlight"-Team der 'Boston Globe' auf der Suche nach der Wahrheit.
Nüchtern inszeniert wird einem fernab jeglicher Klischees das Ausmaß
einer landesweiten, sogar weltweiten Verschwörung bewusst
nähergebracht.
Zusammen mit den Journalisten wird der Zuschauer in einen Sumpf aus
Korruption, moralischen Mißständen und mangelnder Zivilcourage gezogen.
Eine ganze Stadt blickt weg, während sich Dutzende Priester
an wehrlosen Kindern vergehen. Eine grauenvolle Realität und eine
Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden. Je mehr das Team
aufdeckt, desto mehr gerät man als mündiger Zuschauer ins erschütternde Kopfschütteln.
Dabei leistet das komplette Schauspielensemble einen hervorragenden
Job und es ist faszinierend, der
Entwicklung dieser immer größer werdenden Zeitungsstory zuzusehen. In sehr gut geschriebenen Dialogen und genauso eindringlich
inszenierten Szenen, bekommt der Zuschauer einen recht authentischen Einblick in
die Welt des Journalismus vermittelt. Es ist Journalismus in einer seiner Sternstunden und für den Zuschauer begreifbar inszeniert. Die Charaktere vermitteln Authentizität und machen so das Gezeigte noch einmal wesentlich
intensiver. Am Ende sitzt man da und ist einfach nur sprachlos,
ja regelrecht fassungslos angesichts der Thematik, die einem (zumindest in diesem Ausmaß) nicht so recht bewusst gewesen sein mochte.
Dass der Film rückblickend durchaus einige Längen hat, kann man natürlich nicht
abstreiten. Auch sein etwas zäher Beginn mag ein Kritikpunkt sein. Allerdings tut dies dem cineastischen Erlebnis keinen Abbruch. Im Gegenteil, biete es doch dem Zuschauer die Möglichkeit, die einzelnen
Puzzleteile selbst zusammen zu setzen und dadurch jede Minute die Ermittlungen mit zu verfolgen. Aber so hervorragend der Film damit auch ist, umso weniger ist er für den
Mainstream-Filmseher konzipiert. Man braucht schon einiges an Geduld
und Sitzfleisch und muss "Spotlight" während des Sehens seine volle
Aufmerksamkeit widmen. Ja, "Spotlight" kann ein fesselnder Journalismus-Thriller sein, der nachhaltig zum
Nachdenken anregt und sich schon bei der Erstsichtung ins Gedächtnis
brennt - wenn man die nötige Geduld und das Interesse für das Thema mitbringt. "Spotlight" bleibt sachlich,
hebt hier und da kurz den Finger, aber ist eben hauptsächlich passiv.
Es ist wie neutraler Investigativjournalismus: objektiv sehr
gute Arbeit, aber subjektiv etwas zu trocken serviert.
7,5/10
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