https://www.imdb.com/title/tt2527338/
Luke Skywalker (Mark Hamill) ist tot! Doch sein Opfer entfachte den
Funken neu, den der Widerstand brauchte, um sich ins letzte Gefecht
gegen die Erste Ordnung zu werfen. Die mutigen Rebellen unter Führung
von Generalin Leia (Carrie Fisher) attackieren ihren Feind aus dem
Hinterhalt, da sie viel zu wenige sind, als dass ein offener Krieg gegen
die Truppen von Kylo Ren (Adam Driver) zu gewinnen wäre. Die Hoffnungen
des Widerstands ruhen nun auf Rey (Daisy Ridley), der letzten Jedi. Mit
ihren Freunden Finn (John Boyega), Poe (Oscar Isaac), Chewbacca (Joonas
Suotamo) und C-3PO (Anthony Daniels) geht sie auf eine Mission, die den
Kampf zwischen Jedi und Sith endgültig entscheiden könnte. Doch ein
altbekannter Strippenzieher tritt aus dem Schatten. Seit vielen Jahren
versucht er schon, den perfekten Schüler der Dunklen Seite zu finden…
Als Fan des "Star Wars"-Franchise ist man heutzutage hin- und hergerissen. Findet man das gut, was da so kommt, findet man alles nur noch schlecht? Passen die Spin-Offs ins Gesamtbild oder ist es altbackener cineastischer Müll? An "Star Wars" spalten sich spätestens seit "Episode I" die Geister, wobei bei vielen, gerade älteren Kinobesuchern, die Ur-Trilogie das Nonplusultra darstellt und nichts, aber auch gar nichts an diese verdammt geniale Trilogie herankommt. Doch eine Lanze sollte durchaus gebrochen werden. Auch wenn "Episode I: Die dunkle Bedrohung" und "Episode II: Angriff der Klonkrieger" nicht so ganz das Gelbe vom Ei waren, so wurde diese Prequel-Trilogie spätestens mit "Episode III: Die Rache der Sith" immer besser und bekam sogar den Spagat zu "Episode IV: Eine neue Hoffnung" hin, selbst ohne dabei noch das großartige Spin-Off "Rogue One", welches erst elf Jahre später erschien, ad absurdum zu führen. Mit "Episode VII: Das Erwachen der Macht" kopierte man in gewissen Teilen den etablierten "Eine neue Hoffnung", änderte hier und da Details und machte alles etwas größer, mächtiger und auch langweiliger, denn man hatte - trotz einiger mehr oder weniger vorhersehbarer Wendungen das Gefühl, das alles so oder so ähnlich schon einmal erlebt zu haben. Mit dem bis dato letzten Teil "Episode VIII: Die letzten Jedi" übertrieb man ein wenig und gerade eine Szene brachte wohl viele Fans zum Augenrollen. Zwischen gut und eher mittel, zwischen genial und peinlich, die "Star Wars"-Saga hat schon viel hinter sich. Mit dem aktuellen Teil "Episode IX: Der Aufstieg Skywalkers" darf man sich nun auf das Ende der dritten Trilogie freuen, wenngleich der geneigte Fan der ersten Stunde allein aufgrund der letzten Jahre seine Erwartungen zurückgeschraubt haben dürfte.
Vielleicht trübte diese gemäßigtere Ewartungshaltung auch den Umstand, dass die Trailer zum neunten Teil der Saga überhaupt nicht mehr so großartige gehypt wurden. Wo noch bei "Das Erwachen der Macht" der Fan jedem Bildschnipsel lechzend hinterherlief, ist es hier eher ein "schauen wir mal". Es gab eben keine Möglichkeit, die "Skywalker"-Saga zu beenden und wirklich alle Fans glücklich zu machen - und "Der Aufstieg Skywalkers" wird mit Sicherheit nicht alle Fans glücklich machen. Diejenigen, die "Die letzten Jedi" geliebt haben, werden sicherlich verärgert darüber sein, was in der achten Folge eingeführt wurde. Diejenigen, die sich über den Nostalgie-Köder von "Das Erwachen der Macht" ärgern, werden wahrscheinlich über das Recycling bekannter Beats und dem umfangreichen Fan-Service von Episode IX irritiert sein.
"Der Aufstieg Skywalkers" tut sich unglaublich schwer, alle Punkte auf der Liste abzuhaken und gleichzeitig die erzählerischen Verpflichtungen gegenüber den vorhergehenden Filmen zu erfüllen, sodass man praktisch das Knirschen im Getriebe der kreativen Maschinerie hören kann, die so sehr unter der Belastung stöhnen, wie der Millennium Falke, der versucht, den Sprung in den Hyperraum zu schaffen. Letztendlich macht es den Film zu einem etwas klobigen und verworrenen Abschluss der beliebten Saga, aber dennoch unterhaltsam und liebenswert, wie es sein sollte. Auch der neunte Teil der Saga besitzt viel Herz und Energie und zeigt einige sehr schöne Bilder lebendiger neuer Welten, insbesondere das sehr nasse Lichtschwert-Duell zwischen Rey und Kylo Ren, das auch in den Trailern zu sehen war. Die gesamte Aufführung von "Der Aufstieg Skywalkers" ist dabei ebenso unberechenbar wie enthusiastisch. Die Story ist voll mit Handlungslöchern, die groß genug sind, um einen Sternenzerstörer hindurchzufliegen. Den Verantwortlichen fehlten wohl die Nerven, die man benötigen würde, um sich nicht nur auf nostalgischen Fan-Service zu verlassen, sondern um die Fahrt für die breite Masse so angenehm wie möglich zu gestalten, ohne auf das offensichtlichste, aber erfolgreichste Tool von allen - die großen emotionalen Momente - zurückzugreifen, um beim Publikum Bestnoten zu erzielen. Es gibt zwar emotionale Belohnungen für die am meisten Nebenhandlungen dieser finalen Trilogie, von denen einige effektiver sind als andere. Große Fragen werden beantwortet und andere Angelegenheiten endgültig geklärt. Es gibt bittersüße Flashbacks zu früheren Filmen, die so konzipiert sind, dass manchem Fan sicher die Tränen in die Augen schießen, Fights zu Lande und in der Luft, die das Adrenalin in die Höhe treiben und genug (teilweise etwas kindlichen) Humor, um mehr als nur ein paar Lachen zu erzeugen. Der Film nutzt jedoch auch seine epische Größe und seine atemlose Geschwindigkeit in der Hoffnung, dass sich der Zuschauer stetig nach vorn bewegt, ohne sich mit den Details seiner verschlungenen Handlung und der unangenehmen Nachbetrachtung zu befassen.
Die erste Hälfte ist sehr expositionslastig und mit mehreren MacGuffins beladen - eine lange Spurensuche, bevor der Film seinen eigentlichen Weg findet. Die Geschichte gewinnt erst dann an Boden, wenn sie sich in den physischen und spirituellen Hauptkampf zwischen Rey (Daisy Ridley in ihrem selbstbewusstesten Auftreten in der Trilogie) und Kylo Ren (Adam Driver, der eine sehr gute "weniger-ist-mehr"-Performance abliefert) einfügt. Sie sind die einzigen Charaktere, die hier außerhalb von Leia Organa wirklich eine Rolle spielen (Carrie Fisher in ihrem letzten Filmauftritt, doch dazu später mehr) und der zurückkehrende Kaiser Palpatine (Ian McDiarmid, der nach all den Jahren immer noch Szenen stiehlt).
Einige neue Charaktere sehen cool aus, haben aber letztendlich keinen großen Einfluss auf die Ereignisse des Films, aber das lässt auch mehr Platz für C-3P0 (ein sehr ergreifender Anthony Daniels), Chewbacca (Joonas Suotamo) und Lando Calrissian (ein etwas behäbiger, aber immer noch sehr cooler Billy Dee Williams), um die Aufgaben ihrer Charaktere zu mit Herz und Humor zu erfüllen. Während John Boyegas Finn und Oscar Isaacs Poe Dameron die heimlichen Helde des Films sind (insbesondere Poe hat die meisten Screentime und gibt Isaac damit die zeit auch ordentlich zu glänzen), spielen die beiden im Grunde in jeder Szene die gleichen Ideen nach - nur an verschiedenen Orten. Das ist nicht die Schuld der Schauspieler, sondern der Geschichte, die Rey, Finn und Poe zu einem unzertrennlichen Trio macht, das Luke, Han und Leia ebenbürtig ist, auchh wenn die Charaktere mehr Zeit getrennt voneinander agieren anstatt zusammen. Dies war bereits in "Episode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritter" ein genialer Kniff, um gleich drei Handlungsstränge mit einem Mal zu erzählen. Doch hier ist ein Großteil der Entwicklung ihrer Beziehung zwischen dem Ende von "Die letzten Jedi" und dem Beginn dieses Films außerhalb des Bildschirms verlaufen, sodass das Zusammenspiel zwischen den Dreien nicht wirklich verdient erscheint.
In dieser Geschichte, die trotzdem eindeutig "Star Wars" ist, geht es darum, das kleine Licht in der immer stärker werdenden Dunkelheit zu finden und die Hoffnung gegen scheinbar unmögliche Chancen aufrechtzuerhalten. In diesem Sinne zeigt "Der Aufstieg Skywalkers" liebevoll die märchenhafte Essenz und die weit verbreitete Anziehungskraft, die die "Skywalker-Saga" zur Science-Fiction-Legende gemacht hat. Es wird aber auch schmerzlich offensichtlich, dass der Regisseur / Co-Autor J.J. Abrams, Lucasfilm-Chefin Kathleen Kennedy und alle anderen Beteiligten vor der Verfilmung von "Das Erwachen der Macht" keinen genauen Plan für diese Trilogie hatten - und der traurige Tod von Carrie Fisher schingt noch dazu unweigerlich mit diesem Teil mit.
Offensichtlich hatten Abrams und "Die letzten Jedi"-Regisseur Rian Johnson sehr unterschiedliche Vorstellungen über die Richtung und Bedeutung dieser Trilogie, und "Der Aufstieg Skywalkers" leidet darunter. Die gesamte Botschaft wirkt durcheinandergewürfelt und das Fehlen einer einheitlichen Vision, um diese letzten drei Folgen von Punkt A nach Punkt C zu bringen, ist allzu offensichtlich. Trotz all der vielen Mängel und zumindest aus Gründen der Notwendigkeit hatte George Lucas "Prequel-Trilogie" eine klare Vorstellung davon, was sie sein wollte und wohin sie führen sollte (und das kann man auch sehen, selbst wenn man diese Prequel-Trilogie nicht mochte). Diese Trilogie schien nämlich die Dinge im Laufe der Zeit einfach wieder gut zu machen - und obwohl dies bis zu einem gewissen Grad für die ursprüngliche Trilogie zu traf, gibt es einen Grund, warum es im Allgemeinen als sinnvoll erachtet wird, ein Endspiel in Betracht zu ziehen. Zu diesem Zweck versucht "Der Aufstieg Skywalkers", Charaktere und Themen, die "Die letzten Jedi" etabliert hat, an den Rand zu drängen und zu verdrängen, um sich seinem neuen Ziel zuzuwenden. Und diese Entscheidungen werden sicherlich von einigen Zuschauern als wichtige Kurskorrektur und von anderen als zu ängstlich angesehen werden.
"Der Aufstieg Skywalkers" umfasst Sequenzen von gruselig bis süß, von sehr cool bis sehr kitschig. Es ist nur eine ganze Menge Film in einer Laufzeit von zwei Stunden und 22 Minuten (10 Minuten kürzer als "Die letzten Jedi"). Der letzte Akt kommt dem Finale eines kleinen Superhelden-Films oder einer Fantasy-Adaption sehr nahe, da er sich auf überwältigende visuelle Effekte stützt, die ihr Bestes tun, um die schwachen, Hemdsärmeligsten Momente zu übertönen. Die kreativen Entscheidungen im dritten Akt - dem leider auch schwerfälligsten Teil des Films - werden sich zweifellos als Publikumsspaltend erweisen und in den kommenden Jahren Gegenstand heißer Debatten sein.
Nostalgie und Wehmut tragen aber letztendlich dazu bei, dass der Film die Ziellinie überquert, ohne die Schwellen, über die er bis dahin holperte noch großartig aufzuarbeiten. Obwohl auch viel darüber spekuliert worden war, wie "Der Aufstieg Skywalkers" die Aufnahmen von Leia, die eine kleine, aber nicht unwesentliche Rolle spielt, wohl in Szene setzen würde, gelingt es dem Film, das beste aus dieser denkbar schlechten Situation zu machen. Interessierte Beobachter werden wahrscheinlich ableiten können, woher Fishers Bilder stammen, aber - wie bei Brandon Lee in "The Crow" und Oliver Reed in "Gladiator", zwei Schauspielern, die während der Dreharbeiten zu den jeweiligen Filmen gestorben sind - Fishers Szenen funktionieren gut genug, wie es unter den tragischen Umständen wahrscheinlich möglich war. Leias Story erforderte vom Fan eine gewisse Akzeptanz, da es ja bereits im Vorfeld bekannt war, dass Fisher für diesen letzten Film kein neues Filmmaterial gedreht hat, aber für das allgemeine Publikum, welches die von Abrams vorgeschlagene Lösung nicht kennt, sollte sich Leias Nebenhandlung als wirksamer erweisen anstatt ablenkend.
Wenn man "Der Aufstieg Skywalkers" verlässt gibt es viel zu tun: "Der Aufstieg Skywalkers" ist ein Film, der entwickelt wurde, um den Zuschauer auf mehreren Ebenen zu beeindrucken, während er sich bemüht, Story-Elemente im Wert von 42 Jahren zu kompensieren - wahrscheinlich zu viel, als dass ein einziger letzter Film das überhaupt handhaben könnte. So viel Liebe, Leidenschaft und Nostalgie in diesem Film auch zu spüren sind, es ist auch ein Film, der offensichtlich von einem Ort stammt, der von der Angst getrieben wurde, das Publikum zu enttäuschen. Die herzzerreißenden Momente, die technischen Eindrücke und die unerbittliche Action des Films werden wahrscheinlich für diejenigen Fans ausreichen, die nur das Visier auf ihren Schutzhelmen lassen und die Macht durch sie hindurchfließen lassen wollen. Aber für diejenigen, die eine gewisse Beständigkeit und Logik für die Geschichte in dieser kunstvoll ausgearbeiteten fiktiven Galaxie benötigen, wird es wahrscheinlich bittersüß sein, zu akzeptieren, dass diese lang anhaltende Saga die Bruchlandung nicht gänzlich aufhalten konnte. Aber auch in seiner spaltbarsten und unvollkommensten Form hat das "Star Wars"-Franchise den Fans immer sehr viel geboten und man findet bei einer zweiten, dritten und x-ten Sichtung der Filme auch immer wieder etwas, das man im Kino nach ablehnte, sich aber dann doch denkt: "Ja, das passt!". Und dieses Finale für die "Skywalker-Saga" ist nicht zuletzt eine Hommage an dieses Erbe.
7/10
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