Sonntag, 22. Dezember 2019

Toy Story 4 - A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando (2019)

https://www.imdb.com/title/tt1979376/

Mittlerweile ist Andy aus dem Alter raus, in dem er noch mit seinen Spielzeugen spielt. Also hat er den Cowboy Woody (Originalstimme: Tom Hanks) und den Space-Ranger Buzz Lightyear (Tim Allen) an seine kleine Freundin Bonnie (Madeleine McGraw) weitergereicht, damit sie fortan ihre Fantasie mit ihnen ausleben kann. Dann aber bastelt sie in der Vorschule aus einer Gabel ein neues Spielzeug und die harmonische Idylle im Kinderzimmer ist dahin. Denn Forky (Tony Hale), so der Name des Gefährten, ist alles andere als glücklich mit seinem Leben als Spielzeug-Gabel. Er ist sich sicher, dass er kein Spielzeug ist, sondern Müll! Als die ganze Familie einen Ausflug macht, springt er kurz entschlossen aus dem Auto. Woody kann und will Forky nicht seinem Schicksal überlassen und eilt ihm hinterher. Der Cowboy will der Gabel aus seiner Identitätskrise helfen und macht sich mit ihm auf den Weg in ein aufregendes Abenteuer, bei dem sie auch auf die alte Bekannte, Bo Peep (Annie Potts) treffen. Doch Buzz will nicht auf seinen Freund Woody verzichten und begibt sich währenddessen selber auf eine Reise, um das ungewöhnliche Duo aufzuspüren...

24 Jahre ist die "Toy Story"-Reihe nun schon alt. Damals im Jahr 1995 erschien der erste Teil der legendären Filmreihe, der als erster Animations-Spielfilm nicht nur in die Geschichte einging, sondern zugleich eines der erfolgreichsten Genres der letzten Jahre erfand. Dem starken Auftakt ließ man 1999 einen etwas schwächeren zweiten Teil folgen, ehe man die Trilogie im Jahr 2010 mit dem erneut überragenden "Toy Story 3" abschloss. Da dieser jedoch über eine Milliarde Dollar an den Kinokassen generierte, kommen wir neun Jahre später doch noch einmal in den Genuss eines neuen Kapitels in der Geschichte der lebenden Spielzeuge. Ein schweres Erbe, immerhin war das Ende der Trilogie schlichtweg perfekt und daran anzuknüpfen mit erheblichem Risiko verbunden. Doch Pixar wäre nicht Pixar wenn sie mit dem vierten Teil nicht wieder einen exzellenten Film abliefern würden, der erneut alle Stärken der Animationsschmiede vereint. Wieso der Film dabei in Deutschland nicht schlicht und einfach "Toy Story 4" heißt, wie im Original, bleibt derweil ein Rätsel. Die grandiose Schnapsidee den vierten Teil in Deutschland "A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando" zu nennen, gehört jedenfalls schon jetzt in die lange Liste der dämlichsten Filmtitel deutscher Verleiher. Dem Film tut das jedoch keinen Abbruch. 


Am Ende von "Toy Story 3" war alles rund und gut: Der inzwischen erwachsen gewordene Andy übergab seine geliebten Spielzeuge in die Obhut des kleinen Mädchens Riley und sorgte damit für ein hochemotionales und passendes Ende der Trilogie. "Toy Story 4" setzt diese Geschichte nun nahtlos fort und zeigt die liebgewonnenen Spielzeugcharaktere wie Woody und Buzz Lightyear in den liebevollen Händen der kleinen Riley. Dass diese jedoch auch gut ohne Andys Spielsachen ausgekommen wäre, zeigt ihr erster Tag in der Vorschule, in der sie sich aus einem Plastik-Göffel kurzerhand ein eigenes Spielzeug baut: Forky. Der ist jedoch von seiner neuen Berufung als Spielzeug so gar nicht begeistert und sucht viel lieber den Mülleimer, denn Plastiklöffel sind nunmal Abfall. Da hat er die Rechnung jedoch ohne Woody gemacht, der händeringend versucht ihn vom Mülleimer abzuhalten. 


Ja wenn es einen Kritikpunkt am vierten "Toy Story"-Abenteuer gibt, dann sicherlich die Story des Films. Nicht dass die Geschichte um Forky schlecht wäre, ganz im Gegenteil, trotzdem geht Pixar mit "Toy Story 4" ganz auf Nummer sicher. Den erneuten Roadtrip der inzwischen zahlreichen Charaktere hat man zuvor schon in der Reihe gesehen. Pixar erfindet "Toy Story" also nicht neu, sondern setzt stattdessen auf Altbewährtes. Das ist zwar nicht sonderlich originell und man muss sich schon fragen, ob ein vierter Teil tatsächlich nötig gewesen wäre, letztendlich ist es jedoch meckern auf höchstem Niveau. Denn wenn Pixar mit der "Toy Story"-Reihe weiter ein so hohes Niveau erreicht, dann muss "Toy Story 4" auch nicht der letzte Teil gewesen sein. Denn altbewährtes wieder aufzuwärmen bedeutet auch, die gewohnte Pixar-Qualität zu bekommen. Diese besteht im wesentlichen aus drei Punkten: Zum einen der Humor, der sich natürlich durch (fast) alle Animationsfilme zieht.


Forky sorgt zwar für einige Schmunzel-Momente, vielmehr sind es jedoch die neuen Charaktere um Duke Caboom, sowie das Plüsch-Duo Ducky und Bunny, die sich immer wieder als Szenendiebe erweisen. Gerade die Visionen der beiden Teddybären sind urkomisch. Doch witzige Momente kreieren auch andere Animationsschmieden. Was Pixar so einzigartig macht, sind die erwachsenen Themen die behandelt werden. "Toy Story 4" funktioniert mal wieder hervorragend für Erwachsene und das obwohl Spielzeuge die Hauptrolle einnehmen. Pixar schreckt nämlich nicht vor großen Menschheitsfragen zurück und thematisiert Dinge wie die menschliche Existenz, die Notwendigkeit von Wandel und Abschieden, und ermutigt dazu, das Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Es sind zutiefst menschliche Fragen die in "Toy Story 4" auf leichtfüßige Art und Weiße behandelt werden und dabei für Kinder verständlich gemacht werden. So lädt auch dieser Pixar-Film wieder zum Lachen, Weinen und Staunen ein.

Das gilt in erster Linie für das phänomenale Ende des Films, das sich emotional nicht vom großartigen Ende des Vorgängers zu verstecken braucht und dem Hauptcharakter Woody einen fantastischen Abschied beschert. Generell ist "Toy Story 4" in erster Linie ein Woody-Film, denn der Sheriff steht im neuesten Ableger mehr denn je im Mittelpunkt. Gestört hat mich dieses Ungleichgewicht zwischen den Charakteren jedoch nicht, da sich der Woody-Fokus spätestens am Ende voll auszahlt.   

Neben der herzergreifenden Geschichte ist es aber auch Tradition, dass Pixar im Animationsbereich mit jedem Film neue Maßstäbe setzt. So auch hier. Wer bereits beim hervorragend animierten Wasser von Disneys "Vaiana" ins Staunen geriet, dem wird bei "Toy Story 4" die Kinnlade nach unten klappen. Die Anfangssequenz die nachts im Regen spielt, gleicht nämlich einer Tech-Demo und ist so fotorealistisch, dass man sich fragt ob das tatsächlich alles animiert wurde. Der Look des Films ist schlichtweg fantastisch und bietet einige große visuelle Highlights, die die Messlatte für künftige Animationsprojekte noch ein Stück höher legen. Langsam ist aber auch Schluss, immerhin sieht "Toy Story 4" inzwischen fast fotorealistisch aus. Eigentlich bietet "Toy Story 4" damit fast all das, was die die gesamte Reihe und vor allem den dritten Teil so stark gemacht hat. Ein richtig guter Look, schöne Musik und lustige als auch traurige Momente. Allein wegen diese Versatzstücke, ist "Toy Story 4" auch ein durchaus sehenswerter Film. Das Problem dabei aber ist, dass sich der Film genau nach eben jenen anfühlt. Eine gute und spannende Geschichte, die alten, sowie neuen Charakteren genug Zeit einräumt, sodass auch bei diesen emotionale Szenen funktionieren, bietet "Toy Story 4" nicht. Stattdessen fühlt sich das Gezeigte wie ein Flickenteppich an, der zwar durchaus zu gefallen weiß und immer noch in der obersten Liga spielt, aber keine klare und stringent verfolgte Idee aufweist. 

8/10

Quellen:
Inhaltsangabe:
 Disney / Pixar

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