Samstag, 21. Dezember 2019

The Lion King - Der König der Löwen (2019)

https://www.imdb.com/title/tt6105098/

Die Tiere Afrikas sind überglücklich, als mit dem Löwenjungen Simba (im Original gesprochen von JD McCrary) der zukünftige König der Savanne geboren wird. Als Sohn von Mufasa (James Earl Jones) gehört diesem nämlich der rechtmäßige Thron. Doch Mufasas Bruder Scar (Chiwetel Ejiofor) erhebt seinen Anspruch und erschleicht ihn sich auf tückische Weise, woraufhin Simba ins Exil verbannt wird und seine Freundin Nala (Beyoncé Knowles-Carter) verlassen muss. Mit dem quirligen Erdmännchen Timon (Billy Eichner) und dem lebensfrohen Warzenschwein Pumbaa (Seth Rogen) findet Simba aber neue Freunde und Wegbegleiter, die ihm helfen, trotz der schweren Zeit unbeschwert heranzuwachsen. Doch seine Vergangenheit lässt ihn nicht los und als junger Löwenmann erkennt Simba (nun gesprochen von Donald Glover), dass er in die Steppe zurückkehren und den Kampf mit Scar aufnehmen muss, um seinen rechtmäßigen Platz auf dem Thron zurückzuerobern...

Regisseur Jon Favreau wagt sich an eine weitere Neuverfilmung aus dem Hause Disney. Unter allen bisherigen Disney-Live-Action-Remakes ist "Der König der Löwen" das wohl aufsehenerregendste, wobei es sich genaugenommen nicht um Live Action, sondern um einen fotorealistischen Animationsfilm handelt. Diese Animation setzt neue Maßstäbe. Die inhaltliche Treue zum originalen "Der König der Löwen" von 1994 ist einerseits löblich, andererseits die größte Schwäche des Films. Denn wer den Trickfilm aus dem Jahr 1994 kennt, kennt auch die Realverfilmung, die Disney nun, 25 Jahre später, ins Rennen schickt. Die Story ist - bis auf wenige Dialoge und klitzekleine Szenenänderungen - eine 1:1-Umsetzung der Story von 1994.

Im Kern bekommen wir den gleichen Film wie damals noch einmal zu sehen, zum Teil Einstellung für Einstellung, präsentiert in neuester Technik. Die Unterschiede zur Zeichentrickversion sind marginal: hier etwas modernerer, selbstironischerer Humor, da etwas neue Musik. Politisch ist die Handlung immer noch fragwürdig, mit der Ausnahme, dass Bösewicht Scar weniger an Hitler erinnert, vor allem, da seine Musicalnummer – damals mit marschierenden Hyänen – abgeschwächt wurde. Der Laufzeitunterschied von rund 30 Minuten erklärt sich allein dadurch, dass einige der bekannten Szenen etwas mehr ausgeschmückt wurden, ohne dass es dem Spannungsbogen schadet. Denn jede Minute in der neuen Welt des Löwenkönigs ist ein audiovisueller Genuss.


Wirklich beeindruckend an der Realverfilmung von "Lion King" ist also lediglich die Technik und die somit sehr realistische Darstellung der Tiere. Auch die Landschaftsaufnahmen sind phänomenal episch und lassen den Kinobesucher in eine wunderschöne Welt eintauchen. Der Realismus der Landschaften, Tierfiguren und -bewegungen haut aus den Socken. In dieser Formvollendung hat es das noch nicht gegeben. Visuell beeindruckend, geht durch den Realismus leider viel Emotion verloren. Dieser Realismus bei den Tieren ist auf der anderen Seite auch der Grund, wieso diese ihre "menschlichen" Emotionen vom originalen Zeichentrickfilm etwas vermissen lassen. Die Tiergesichter haben einfach nicht die Bandbreite um menschliche Themen und Emotionen zu vermitteln, was besonders in der ersten Hälfte des Films viel an Wirkung einbüßt. Damit man wirklich mitgerissen wird, wie in der Original Zeichentrick Version, muss man die Tiere vermenschlichen, sonst entsteht eine zu große Dissonanz, die auch ein betont emotionales Voice Acting nicht überbrücken kann.


Die neue Stimmenbesetzung muss sich keineswegs hinter der alten verstecken. John Oliver als Zazu und Seth Rogen als Pumba passen wie die Faust aufs Auge; als heimliches Highlight erweist sich Florence Kasumba in der Rolle der Hyänen-Anführerin Shenzi. Nur Beyoncés Stimme wirkt etwas isoliert, statt mit der Figur Nala zu verschmelzen. Die deutsche Fassung schlägt sich gleichgut und setzt mehr auf Sprech-Profis statt auf Prominenz. "Der König der Löwen" ist auf seine Weise ein technischer Meilenstein, so wie es 1994 der Originalfilm war. Es stimmt, dass die computeranimierten Tiergesichter weniger Emotion erkennen lassen als die Zeichentrick-Versionen, aber dafür überzeugen die neuen Figuren eben mit ihren unglaublich lebensechten Bewegungen, während Stimmen und Musikuntermalung hinreichend Gefühle transportieren. Manche Szenen haben im Original besser funktioniert, zum Beispiel die Stampede, doch insgesamt gelingt Jon Favreau eine lupenreine, majestätische Neuauflage. Alles, was bleibt, ist die Frage nach der Notwendigkeit.

7,5/10

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