http://www.imdb.com/title/tt0118607/
Sklavenhändler entführen aus der britischen Kolonie Sierra Leone eine
Gruppe von Afrikanern. Die Sklaven wehren sich, indem sie das
Sklavenschiff entführen. Sie werden jedoch auf dem Ozean von einem
amerikanischen Schiff aufgebracht und nach Amerika transportiert. Dort
angekommen, werden die Afrikaner verhaftet und vor Gericht gestellt.
Dabei beanspruchen unterschiedliche Parteien das Schiff und die Sklaven
als ihr Eigentum. Der Prozess entwickelt sich dadurch zu einem absurden
Gezerre um Macht und Besitz, bei dem es nicht mehr um das Schicksal der
Menschen geht, bis ein Rechtsanwalt (Matthew McConaughey) alles daran
setzt, die Rechte der Afrikaner zu wahren. Der Film wurde auf der
Grundlage einer wahren Begebenheit gedreht.
Steven Spielberg ist ein viel zu cleverer Produzent und ebenso ein zu guter
Regisseur als nur einen Film über das Leid der Sklaven in Amerika oder
einen Abenteuerfilm herzustellen. In seinen späteren Filmen hat sich
Spielberg großen Themen mit zeitgeschichtlichem Hintergrund zugewandt,
so dem Holocaust und dem Eingreifen der USA im zweiten Weltkrieg n der
Normandie. Hintergrund von "Amistad" ist die zwischen den Nordstaaten und
den Südstaaten der USA unüberbrückbaren Differenezen in der Mitte des
19. Jahrhunderts in der Sklavereifrage, die letztlich zu im Film sich
bereits am Horizont abzeichnenden blutigen Bürgerkrieg geführt hat.
Wesentlicher
Inhalt des Films ist die gerichtliche Auseinandersetzung um die Frage ,
was mit den Farbigen aus Sierra Leone geschehen solle die sich mit
tödlicher Gewalt gegen ihre Menschenfänger auf dem Schiff 'Amistad' zur
Wehr gesetzt hatten. "Amistad" blickt den gleichbenamten Prozessen über die Schulter in einem
ausgeschmückten Epochenstück einer opulent ausgestatten
Geschichtsnachhilfestunde diffiziler Verstrickungen erbittert
gegeneinander debattierender Nationen im Gerichtssaal, wo es um
Zuständigkeiten, Geburtsorte und Eigentumsurkunden geht und in Wahrheit den
Wert der Freiheit über alle kulturellen Sprachbarrieren hinaus zu
bemessen. Die spanische Krone verlangte ihre Auslieferung
(was ihren sicheren Tod bedeutet hätte), die überlebenden Seeleute die
Prämie für die Beibringung der "Ware". Trotz staatlicher Einflussnahmen
auf die Gerichte in mehreren Instanzen wurde unabhängig entschieden und
die Nichtauslieferung der Angeklagen (immerhin hatten sie Menschen
getötet) sowie deren Rückführung nach Afrika verfügt. Steven pielberg
hat es sich nicht nehmen lassen, das für die damaligeZeit verblüffende
Ausmaß richterlicher Unabhängigkeit herauszustellen. Viele beteiligte, ideologisch gespaltene Personen sieht
Spielberg ulkigerweise jedoch als ein handlungsgehemmtes
(Gerichts-)Publikum, das darauf zu reagieren hat, Kontroversen
mitzutragen und abzunicken, anstatt sie mitzugestalten. Und das ist authentisch?
Spielberg widerstrebt es zumindest, die Figuren mehrschichtig zu zeichnen, was an und für sich speziell in der verschenkten
Persönlichkeit Morgan Freemans sichtbar wird, dessen Hintergrund,
hauptsächlich nach seinem Zusammenbruch auf dem Sklavenschiff,
vollkommen im Dunkeln bleibt. Auch die spanische Königin Isabella
(Anna Paquin) forciert vielmehr den Gedanken einer grotesken Karikatur
historischer Verzerrung, während Matthew McConaughey das Stigma eines
rechtsverdreherisch-spitzfindigen Menschen im Laufe der Handlung
nicht loswerden will. Spielberg scheint unfähig, gleichermaßen absurd-komische wie
pragmatisch-vertiefende Erzählmomente adäquat gegenüberzustellen.
Mit Hilfe der treibenden Gestaltungskraft eines durchweg lebendigen,
gegen universelle Unterdrückung schreienden Chors, sowie
unzähligen Eindrücken von zusammengepferchtem Fleisch, angeketteten Händen, die sich irgendwann endlich in
völliger Zwanglosigkeit berühren dürfen (exemplarisch im nahezu
wortbefreiten Prolog, der ausschließlich über den
sichtbaren Zorn in Männer- und Frauengesichtern samt Nässe und
Finsternis intensiv nachwirkt), den wehenden Schiffssegeln im Wind, vor allem aber der Träne, die an der Wange hinabfließt, verfestigt Spielberg einen visuellen Sprachausdruck, der sich gänzlich im
Zeigen zwischenmenschlichen Grauens manifestiert. Ab dem Zeitpunkt, als ein wackelig auf
den Beinen stehender, verknitterter, leidenschaftlicher Anthony Hopkins
seine aufwühlende Rede der Nation hält, hat Spielberg den Zuschauer
sowieso längst gepackt.
Bei einem Film von Spielberg ist ohnehin nichts anderes zu erwarten, als dass
der Handlungsablauf spannend und mit großer Dramatik in Szene gesetzt
wurde. Mit letzterer wurde vielleicht manchmal mit etwas zu starker
Farbe und zu kräftigem Pinselstrich gearbeitet.
7,5/10
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