Die Welt hat sich verändert, Mutanten werden in der Gesellschaft nun weitestgehend akzeptiert. Doch ein legendärer Bösewicht schickt sich an, Menschen wie Mutanten zu unterjochen: der einst als Gott verehrte Apocalypse (Oscar Isaac), der älteste und mächtigste Mutant der Welt. Er ist unsterblich und unbesiegbar, weil er die Kräfte vieler unterschiedlicher Mutanten vereint – und er ist bei seinem Erwachen nach Tausenden von Jahren gar nicht glücklich darüber, wie sich die Welt entwickelt hat. Zur Verwirklichung seines Plans einer neuen Weltordnung bringt Apocalypse mächtige Mutanten unter seine Kontrolle: Magneto (Michael Fassbender), Psylocke (Olivia Munn), Storm (Alexandra Shipp) und Angel (Ben Hardy). Es ist an Raven (Jennifer Lawrence) und Prof. X (James McAvoy), ein Team junger Mutanten anzuführen, das sich Apocalypse in den Weg stellt...
Bryan Singer ist ambitioniert, denn augenscheinlich legt er sehr viel Herzblut in seine Filme. Und während bei "X-Men: First Class" und "X-Men: Days Of Future Past" noch vornehmlich Charles Xavier/Professor X und Erik Lehnsherr/Magneto in den Vordergrund traten, wird hier nun für die neuen Mutanten und En Sabah Nur/Apocalypse, gespielt von Oscar Isaac, Platz geschaffen. Vom Aufbau her ist "X-Men: Apocalypse" auch merklich klassischer gestrickt und umreißt so lediglich eine weltweite Bedrohung durch einen Super-Bösewicht. Dass die Rückkehr der X-Men zu ihren bunten, alten Tagen, viele im Vorfeld bereits eher geärgert als gefreut hat, ist damit absolut unverständlich. "X-Men: Apocalypse" vermischt die Elemente der alten und neuen Trilogie zu einem äußerst kreativen und actionreichen Blockbuster-Erlebnis, wie man es im Genre schon lange nicht mehr in diesem eskapistischen Ausmaß erleben durfte. Wer sich drauf einlässt bekommt einen sehr guten Film serviert, mit einigen herausragend inszenierten Szenen und einer unterhaltsamen, spannenden Story.
Der Film hat sicherlich kleinere Problemchen und beim erneuten anschauen werden diese vielleicht mehr herausstechen, aber Singers vierter Ausflug in das "X-Men"-Universum ist vor allem eins, nämlich ein echter Film. Kein simples Unterhaltungsprodukt wie manch andere Comic-Verfilmung. Ohne jetzt in den Joel Schumacher Modus überzugehen, ist "X-Men: Apocalypse" im besten Sinne eine Art Rückkehr zu den älteren Tagen der Superhelden. Der Streifen ist eine sehr angenehme Mischung aus dem ausgelassenen Wahnsinn der 80er (welcher auch passend zur Epoche des Films gewählt ist) und dem ernsthafterem Vorgang der 2010er. Singer wählt zu jeder Szene einen nahezu perfekten Soundtrack/Score und schafft oftmals die Gratwanderung zwischen Effektgewitter und Dialogszenen, ohne zu oft das Tempo herauszunehmen, wie es noch bei "Captain America: Civil War" der Fall war. "X-Men: Apocalypse" ist flott, hat erneut eine mega-fetzige und somit erneut grandiose Quicksilver-Szene zu bieten und atmet in großen Teilen die Atmosphäre der 80er Jahre.
Schön auch, dass auch hier wieder der Fokus auf die wirkungsvolle Zusammenarbeit der verschiedenen Mutanten gelegt wird. Beide Seiten scheinen sich gegeneinander zu vereinen, dennoch zählt am Ende das Teamwork, um Apocalypse klein zu kriegen. Nicht, dass die "Avengers" das nicht auch machen würden, gerade im Finale aber wird die Gruppe als solches aber zur absoluten Notwendigkeit. Durch wirklich bedrohliche Sequenzen, einen erstaunlich ruppigen Gewaltgrad und ebenso verwundbare Charaktere, zeigt sich "X-Men: Apocalypse" auch deutlich konsequenter als man es erwarten würde. Dazu kommt ein Cameo, welches einem unweigerlich ein Grinsen ins Gesicht treibt.
Aber generell fühlt sich der Film nicht so an als ob er an irgendwelches Quellmaterial gebunden wäre. Er wirkt eher wie ein richtig großer Event-Film, in dem von den einzelen Akteuren schauspielerisch weit mehr gefordert wird und in dem der Umfang des Films extrem gut gezeigt wird, sei es durch verschiedene Sprachen, Schauplätze und Erzählstränge. Um die Entscheidungen aller Figuren wirklich zu akzeptieren und nachzuvollziehen braucht es daher auf jeden Fall die letzten beiden Filme, denn Singer bemüht sich nicht, erneut tiefer in das Seelenheil bekannter Charaktere einzutauchen, dafür haut er teilweise lieber richtig auf den Putz und liefert ein Spektakel, was ich persönlich als absolut gerechtfertigt ansehe, da gewisse Umstände schlicht und ergreifend bekannt sind. Entgegen gegen aller Erwartungen ist auch Oscar Isaac als Antagonist Apocalypse wirklich gut besetzt und wertet viele Szenen durch seine bloße, widernatürlich bösartige, Präsenz auf. Auch Sophie Turner als Jean Grey und Tye Sheridan als Cyclops sind hervorragende Neuzugänge, die sich vor ihren erwachsenen Vorgängern kaum verstecken brauchen.
Natürlich ist auch "X-Men: Apocalypse" auch eine Materialschlacht,
ein klassischer Superheldenfilm mitsamt Oberbösewicht und leider immer
noch nicht so gut wie das Meisterwerk namens "X-Men: Days Of Future Past". Aber sein
ungezügelter Mut die Wege der bloßen Ernsthaftigkeit zu verlassen,
wieder etwas Zauber in die Welt der Superhelden zu bringen und eine
Epoche wirklich zum Leben zu erwecken, das hat wirklich Respekt
verdient. Und es braucht nicht nur Respekt, denn der Film macht einfach
richtig viel Spaß. Auch wenn die 50.000 verschiedenen Staub-/Steinwolken
irgendwann irritieren können, ist der Film stets auf höchstem Niveau
inszeniert und strauchelt selten in Anbetracht eines Planes ein größeres
Universum zu etablieren.
"X-Men: Apocalypse" ist ein ganzes Paket an spaßigen
Einfällen, tollen Charaktermomenten und verdammt beeindruckenden
Effekten. Außerdem hat man danach mehr als nur große Lust, "Sweet Dreams" von
den Eurythmics zu hören.
8/10
Von TWENTIETH CENTURY FOX erschien der Film exklusiv bei zavvi UK auch im limitierten Steelbook in 4K Ultra-HD:
Quellen:
Inhaltsangabe: Twentieth Century Fox
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen