Dienstag, 31. Mai 2016

Alice In Wonderland - Alice im Wunderland (2010)

http://www.imdb.com/title/tt1014759/

Aus und vorbei: Alice Kingsleih (Mia Wasikowska) soll mit dem versnobbten Geschäftsmann Hamish (Leo Bill) vermählt werden; Raum für kindliche Phantasien bleibt da nicht mehr. Doch am Tage ihrer Hochzeit erspäht die junge Frau ein seltsames Kaninchen (Stimme: Michael Sheen) im prächtigen Garten des Anwesens und setzt ihm nach. Immerhin fuchtelt das Tier aufgeregt mit einer Taschenuhr herum - es gilt also, keine Zeit zu verlieren. Bis in einen Kaninchenbau folgt Alice dem unerwarteten Besuch und findet sich einen langen Sturz darauf in einer grotesken Märchenwelt wieder, in der eine böse Hexe (Helena Bonham Carter) und der merkwürdige Hutmacher (Johnny Depp) wichtige Rollen spielen...

Die Neuverfilmung von "Alice im Wunderland" kam im Jahr 2010 als Realfilm auf die Leinwände. Und wenn man mal ehrlich ist, dann ist der Stoff doch eine absolut passende Vorlage für Burton, richtig? Hier kann Burton seine Liebe für skurrile Gestalten, ausgefallene Kostüme und verdrehte Settings wunderbar ausleben. Und natürlich macht er dies auch, allerdings mit leichten Abstrichen. Burtons Interpretation des klassischen Stoffes ist schrill, bunt, laut und voller verrückter Ideen und Einfälle - eben so abgedreht, wie man es von "Alice im Wunderland" auch erwarten würde. Man kann zwar nicht unbedingt von einem Meisterwerk sprechen, dafür musste sich Burton ganz offensichtlich zu sehr an die Vorgaben des Buches halten und nur sehr wenig Eigenkreativität einfliessen lassen und ganz sicher hat Burton auch schon wesentlich bessere Streifen abgeliefert. Aber "Alice im Wunderland" hat einen ganz besonderen, eigenen Charme. Einen, der den Zuschauer fesseln und mitreißen kann. Wenn man sich - wie so oft - darauf einlassen kann.


Trotz eines etwas holprigen Starts mit etwas ekelhaft-überzogenen Charakteren geht die Sache richtig los, als Alice den Weg in den Kaninchenbau findet. Zunächst noch recht treu nach dem Original, entwickelt sich das ganze dann doch in eine eigene Richtung. "Alice im Wunderland" ist an vielen Stellen auch zu sehr Disney und lässt den ultimativen Burton-Faktor etwas vermissen. Burton inszeniert wie gewohnt optisch höchst brillant. Der Streifen stellt eine Mischung aus typischen familientauglichen Disney-Elementen und düsteren Burton-Vision dar. Das führt aber auch dazu, dass "Alice im Wunderland" auf der eine Seite gar nicht mal so wirklich für die Kleinen geeignet ist und auf der anderen Seite für das Erwachsene Publikum nicht den Sprung in ein völlig verrücktes Märchen wagt. Das ist aber auch das Einzige, was den Film von einer höheren Wertung abbringt.

Denn es ist schön zu sehen, dass Burton die altbekannte Geschichte nicht einfach nur nacherzählt, sondern sie mit dem zweiten Teil "Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln" durchmischt hat. Dadurch hat er irgendwie  seine eigene Version der Geschichte geschaffen.
"Alice im Wunderland" indess ist ansonsten ein extrem unterhaltsames und mit schwarzem Humor gespicktes Märchen, das ein Riesenvergnügen für Jung und Alt darstellen kann. Kostüme, Setting und auch die gelungene Musik von Danny Elfman unerstützen den Fanatasierausch, aber hauptsächlich überzeugen kann der hervorragende Cast, der mit Mia Wasikowska als Alice eine bezauberte Hauptdarstellerin gefunden hat. Aber auch Anne Hathaway und Helena Bonham Carter wissen zu gefallen, lediglich Johnny Depp spaltet die Gemüter. Er wirkt, als hätte er nie wirklich aus seiner Piratenrolle herausgefunden, schafft es aber immerhin seiner Rolle als Hutmacher etwas mehr Bedeutung zu verleihen. Burton versteht es eben auch, skurrile Figuren in voller Quietschigkeit aufeinander loszulassen.

Trotzdem bleibt "Alice im Wunderland" sehenswertes Popcorn-Kino, welches man sicher nicht zu Tim Burtons besten Filme zählen, aber zum Abtauchen in eine fantasiereiche Welt bestens nutzen kann.

7/10

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