http://www.imdb.com/title/tt1014759/
Aus und vorbei: Alice Kingsleih (Mia Wasikowska) soll mit dem
versnobbten Geschäftsmann Hamish (Leo Bill) vermählt werden; Raum für
kindliche Phantasien bleibt da nicht mehr. Doch am Tage ihrer Hochzeit
erspäht die junge Frau ein seltsames Kaninchen (Stimme: Michael Sheen)
im prächtigen Garten des Anwesens und setzt ihm nach. Immerhin fuchtelt
das Tier aufgeregt mit einer Taschenuhr herum - es gilt also, keine Zeit
zu verlieren. Bis in einen Kaninchenbau folgt Alice dem unerwarteten
Besuch und findet sich einen langen Sturz darauf in einer grotesken
Märchenwelt wieder, in der eine böse Hexe (Helena Bonham Carter) und der
merkwürdige Hutmacher (Johnny Depp) wichtige Rollen spielen...
Die Neuverfilmung von "Alice im Wunderland" kam im Jahr 2010 als Realfilm auf die Leinwände. Und wenn man mal ehrlich ist, dann ist der Stoff
doch eine absolut passende Vorlage für Burton, richtig? Hier kann Burton
seine Liebe für skurrile Gestalten, ausgefallene Kostüme und verdrehte
Settings wunderbar ausleben. Und natürlich macht er dies auch,
allerdings mit leichten Abstrichen. Burtons Interpretation des klassischen Stoffes ist schrill, bunt, laut und voller verrückter Ideen und Einfälle - eben so abgedreht, wie man es von "Alice im Wunderland" auch erwarten würde. Man kann zwar nicht unbedingt von einem Meisterwerk sprechen, dafür musste sich Burton ganz offensichtlich zu sehr an die Vorgaben des Buches halten und nur sehr wenig Eigenkreativität einfliessen lassen und ganz sicher hat Burton auch schon wesentlich bessere Streifen abgeliefert. Aber "Alice im Wunderland" hat einen ganz besonderen, eigenen Charme. Einen, der den Zuschauer fesseln und mitreißen kann. Wenn man sich - wie so oft - darauf einlassen kann.
Trotz eines etwas holprigen Starts mit etwas ekelhaft-überzogenen
Charakteren geht die Sache richtig los, als Alice den Weg in den
Kaninchenbau findet.
Zunächst noch recht treu nach dem Original, entwickelt sich das ganze dann doch in eine eigene Richtung. "Alice im Wunderland" ist an vielen
Stellen auch zu sehr Disney und lässt den ultimativen Burton-Faktor etwas
vermissen. Burton inszeniert wie gewohnt optisch höchst brillant. Der Streifen stellt eine Mischung aus typischen
familientauglichen Disney-Elementen und düsteren Burton-Vision dar. Das
führt aber auch dazu, dass "Alice im Wunderland" auf der eine Seite gar nicht mal
so wirklich für die Kleinen geeignet ist und auf der anderen Seite für
das Erwachsene Publikum nicht den Sprung in ein völlig verrücktes
Märchen wagt. Das ist aber auch das Einzige, was den Film von einer höheren Wertung abbringt.
Denn es ist schön zu sehen, dass Burton die altbekannte Geschichte nicht einfach nur nacherzählt, sondern sie
mit dem zweiten Teil "Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln" durchmischt hat. Dadurch hat er
irgendwie seine eigene Version der Geschichte geschaffen.
"Alice im Wunderland" indess ist ansonsten ein extrem unterhaltsames und mit
schwarzem Humor gespicktes Märchen, das ein Riesenvergnügen für Jung
und Alt darstellen kann. Kostüme, Setting und auch die gelungene Musik von
Danny Elfman unerstützen den Fanatasierausch, aber hauptsächlich überzeugen kann der
hervorragende Cast, der mit Mia Wasikowska als Alice eine bezauberte
Hauptdarstellerin gefunden hat. Aber auch Anne Hathaway und Helena
Bonham Carter wissen zu gefallen, lediglich Johnny Depp spaltet die Gemüter. Er wirkt, als hätte er nie wirklich aus seiner Piratenrolle herausgefunden, schafft es aber immerhin seiner Rolle als Hutmacher etwas mehr Bedeutung zu verleihen. Burton versteht es eben auch, skurrile Figuren in voller Quietschigkeit aufeinander loszulassen.
Trotzdem bleibt "Alice im Wunderland" sehenswertes Popcorn-Kino, welches man sicher nicht zu Tim
Burtons besten Filme zählen, aber zum Abtauchen in eine
fantasiereiche Welt bestens nutzen kann.
7/10
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