http://www.imdb.com/title/tt1572491/
1937: Der spanische Bürgerkrieg tobt und die Republikaner bedienen sich
aller Mittel, um den Militäraufstand der Faschisten unter der Führung
von Franco zu stoppen. Da wird sogar ein Zirkus rekrutiert, um auf der
Seite zu kämpfen. Darunter ein Clown (Santiago Segura), der sich noch in
vollem Kostüm seine Machete schwingend durch die faschistischen Scharen
metzelt. Doch Franco siegt und lässt den Clown vor den Augen seines
Sohnes hinrichten. Rund drei Jahrzehnte später: Der Sohn, Javier
(Carlos Areces), ist erwachsen geworden und will als trauriger Clown in
die Fußstapfen seines Vaters treten. An der Seite des lustigen Clowns
Sergio (Antonio de la Torre) bekommt er eine Chance in einem bunten
Wanderzirkus. Schnell wirft er ein Auge auf die schöne Akrobatin Natalia
(Carolina Bang). Die ist allerdings mit Sergio liiert, der sie brutal
misshandelt. Schnell gerät Javier in Natalies Bann, was er beinahe mit
dem Leben bezahlt – der Auftakt zu einem mörderischen Amoklauf,
zahlreichen Verwicklungen und einer Geschichte voller Blut und
Verderben, die Javier direkt bis zu Diktator Franco (Juan Viadas) führt.
Ein sehr atmosphärischer und eindringlicher Film von Regisseur Álex de la Iglesias aus Spanien, der weit weg von der
Komfortzone dem Zuschauer auf Herz und Nieren fühlt, in dem allerlei
Absurditäten und Splattereinlagen auf einen einprasseln. Handwerklich
sehr gut gemacht, vom bizarren Intro bis zum etwas größenwahnsinnigen
Finale. Die Stimmung ist düster und passend, die Figuren schräg und der
Film hat eigentlich alles, was es zum Ekel-Movie braucht.
Und doch drängt sich die Frage auf: Was soll das Ganze? Ein trauriger Clown verliebt
sich in eine Kollegin, die mit einem schwer gestörten lustigen Clown
zusammen ist, sodass der Traurige seine Rachegelüste entdeckt und selbst
schwer gestört wird. Der Film ist zwar skurril aber nicht lustig. Kritisch, zynisch, philosophisch, dazu absolut traurig und verstörend, das ja.
"Mad Circus" ist eine Metapher, die man verstehen oder zumindest
im Ansatz begreifen muss, um die vollkommene Schönheit dieses Filmes
erkennen zu können. Es ist ein schwerer, erdrückender Film mit viel
inflationär absurder Gewalt, pausenlos dreckiger Atmosphäre, kaputten Charakteren, die zynischer
nicht hätten gezeichnet werden können. Es ist eine Rebellion, eine Suche
nach Liebe in einer zerrissenen und unsicheren Welt.
Ein Ausnahmefilm, den man sich - als Genrefan - ansehen muss. Allein der Seherfahrung
wegen, ganz zu schweigen von der Inszenierung, dem Drehbuch, der Regie
und der Kamera, den dystopischen Bildern. Er ist eine detailgenaue, mit Liebe zum Medium Film gemachte Odyssee, durch die
schillernde und absolut witzige und bizarre Welt eines Zirkus - eines
tief melancholischen und sadomasochistischen Zirkus, ja, eine groteske Metapher. Und vielleicht der aussergewöhnlichste Liebesfilm aller Zeiten.
7/10
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