http://www.imdb.com/title/tt0905372/
Als eine norwegische Forschungsgruppe bei einer ihrer Expeditionen in
der Antarktis auf ein außerirdisches Raumschiff stößt und eine scheinbar
leblose Kreatur darin entdeckt, lässt die Paläontologin Kate Lloyd
(Mary Elizabeth Winstead) nicht lange auf sich warten. Zusammen mit
ihren Assistenten Davida Morris (Davetta Sherwood) und Adam Goodman
(Eric Christian Olsen) möchte Kate die außerirdische Lebensform näher
unter die Lupe nehmen. Bei einem Experiment, in dem das Wesen aus seiner
Eishülle befreit wird, kommt es zum unerwarteten Erwachen, das
zahlreiche Opfer zur Folge hat. Die junge Forscherin und ihre
Assistenten schließen sich dem Hubschrauberpiloten Sam Carter (Joel
Edgerton) an, um dem Parasiten, der jede Lebensform nachahmen kann, die
er berührt, zu entfliehen. Gemeinsam müssen sie einen Plan entwickeln,
wie sie die zerstörungswütige Kreatur stoppen können, bevor es die
Zivilisation erreicht. Doch können sie einander noch trauen?
Warum das Prequel/Remake von John Carpenters legendärem Horrorfilm "The Thing" beim Publikum durchfiel, ist relativ schnell ersichtlich. Praktisch jeder,
welcher mit der Vorlage, welche ja selbst schon ein Remake ist, vertraut ist, wird höchstwahrscheinlich mit einer von zwei
Erwartungshaltungen an den Film herangegangen sein. Einerseits mochte man einen Film sehen, welcher das
altbekannte Szenario vom formwandelnden Alien-Monster in der Antarktis
aufgreift und dieses mit derart frischen Ideen anreichert, dass am Ende
ein eigenständiges Werk dabei herauskommt. Zum anderen hingegen hofft man auf eine Hommage, welche die
filmische Vorlage durch Ton, Musik, Tempo und Symbolik einfängt und somit
für ein sehr uneigenständiges, aber dennoch stimmungsvolles Erlebnis
sorgt, welches die gute alte Zeit wieder aufleben lässt.
Fakt ist - und das ist wahrscheinlich einer der
Hauptgründe für den merkwürdigen Eindruck, den das Werk hinterlässt -
dass Regisseur Matthijs van Heijningen Jrs. "The Thing" sowohl darin scheitert,
eine anständige Hommage zu sein, als auch einen eigenständigen
Horrorfilm zu bilden. Der Schnitt zwischen beidem geht direkt durch die
Mitte und der Film gleicht damit jenem doppelgesichtigem Monster,
welches man in diesem als auch in Carpenters Werk bestaunen kann. Der 2011er Film
bildet nur eine leidliche Hommage, weil er zwar schon das gesamte
visuelle Design, elementare Details und Ereignisse des Storyverlaufs kopiert, jedoch die spezifische Stimmung, die die Vorlage verbreitet, zu keiner Zeit einfängt. Und obgleich
sich eine ganze Reihe an frischen Elementen in diesem Film finden, so
werden sie stets überschattet vom Gefühl des "Habe ich bereits gesehen".
Hinzu kommt, dass "The Thing" mit dem
denkbar falschesten aller Füße aufsteht. So etabliert der Film etwa
seine Hauptfigur Kate (Mary Elisabeth Winstead) relativ früh als
Fokuspunkt für den Zuschauer, doch gerade die erste Begegnung mit ihr
erweckt den Eindruck, dass sie eher teilnahmslos, kalt und im
Endeffekt unsympathisch daherkommt. Das ändert sich zwar im weiteren
Verlauf, allerdings erreicht die Inszenierung der Charaktere nie ein wirklich hohes Niveau. Gerade der scheinbar zentrale Konflikt zwischen
Kate und Dr. Halvorson (Ulrich Thomson) ist dermaßen grob gehandhabt, dass man
eher mit der Stirn runzelt, anstatt sich auf dieses potenziell
vielversprechende Kompetenzgerangel einzulassen. Während im Original
fast jede der Figuren irgendwann im Film mindestens einen entscheidenden
Gesprächsmoment und die Charaktere generell ein stärkeres Profil
hatten, so bleiben viele Akteure hier, trotz vereinzelter, sympathischer
Dialoge, nur Namen und Gesichter (wenn auch mit bärtigem, norwegischem
Charme). Hinzu kommt, dass der erste Ausbruch des Alienmonsters noch
recht lauwarm daherkommt. Er wird mit einem doppelten Jumpscare
eingeleitet und der sich anschließend entfaltende Horror verläuft eher
auf Sparflamme. Bei all dem schreitet das Erzähltempo deutlich schneller
voran, was zwar für Kurzweil sorgt, doch lässt dies gerade die sich
langsam aufbauende, bedrohliche Atmosphäre vermissen, von der man
angesichts all der Referenzen an den 82er Film erwartet, dass sie jeden
Moment um die Ecke schlendert. Doch wird dies zu keinem Zeitpunkt der
knapp 100 Minuten Laufzeit erreicht.
Sei es die mangelhafte
Etablierung der Figuren, die zu wünschen übrig lassende Atmosphäre, das
dreiste Kopieren oder das eher oberflächliche Handhaben zentraler Konflikte
und Themen: "The Thing" bietet eine wahre Wulst an
Angriffspunkten und Schwächen, die sich durch den ganzen Film ziehen.
Und dennoch: Ich mag diesen Film. Sein größtes Laster ist das Kleben an Carpenters Vorlage, denn auch wenn all das, was van
Heijningens Werk an neuen Elementen hinzufügt, nicht immer glückt, so
hätte man sich im Endeffekt mehr Eigenständigkeit gewünscht.
Denn
nach der ersten, noch recht lauen Monsterattacke, welche eher an "The
Thing" von 1951 erinnert, beginnt der Film langsam, aber stetig Spannung
aufzubauen. Insbesondere die Sequenz mit dem Hubschrauber packt. Sie involviert einerseits einen clever gestrickten
Ausbruchversuch des Dings als auch einen langsamen Realisierungsprozess,
den Kate im Badezimmer durchmachen muss, um der Natur dieses Organismus
auf die Schliche zu kommen. Die Art von Spannung, die hier
aufgebaut wird, unterscheidet sich deutlich von jener, welche man in
Carpenters Version sieht, ist so insgesamt gelungen und bietet grundsolide Horrorkost, die
sich stetig steigert. Man mag geteilter Meinung über das
Science-Fiction-lastige Finale des Films sein, doch gerade der
Mittelteil des Films weiß auf seine ganz eigene Art zu überzeugen.
Auch
die Monstereffekte sind im großen und ganzen sehr gelungen. Zwar ist
der CGI-Überzug nicht immer gänzlich überzeugend, doch ist das Monster-Design mal
wieder sehr kreativ, insbesondere in einer Szene, in welcher zwei
Gesichter verschmelzen. Aber auch abseits davon ist einfach Tatsache,
dass unter der seltsamen, zweigesichtigen Identität dieses Films noch
immer ein solider, kurzweiliger Horrorfilm steckt, wenn man nur in der
Lage ist, vom Schatten des Klassikers abzusehen, in welchem er sich
befindet. "The Thing" von 2011 ist ein Prequel/Remake mit einer Reihe von Neuerungen, einem höheren
Erzähltempo und mehr Story-Ereignissen, was zu Kosten der Atmosphäre und
Charaktere geht und nebenbei die Ikonizität des Originals nicht
erreichen kann. Doch findet sich handwerklich genug Qualität in diesem
schnellen, geschmeidigen Creature-Feature, sodass man das Ergebnis noch
immer gut genießen kann.
7/10
Von TURBINE erschien der Film in einer auf 2.000 Stück limitierten Box, welchen den Original-Film, die US-TV-Version, das Prequel und den Soundtrack, sowie umfangreiches Bonusmaterial enthält.
Quellen:
Inhaltsangabe: Turbine
Poster/Artwork: Universal Pictures
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen