http://www.imdb.com/title/tt4441280/
Spaniens größter Filmstar Anna Fritz (Alba Ribas) wird plötzlich tot in
ihrem Hotelzimmer aufgefunden. Sie gehörte zu den begehrtesten Frauen
des Landes und die Trauer über ihren Verlust ist bei Fans groß. Der
Körper der Verstorbenen wird in der Leichenhalle des Hospitals
aufbewahrt, in dem Pau (Albert Carbó) arbeitet. Der junge Mann ist
schüchtern und fasziniert von den sterblichen Überresten der
Berühmtheit, die auch im Tod nichts an ihrer Schönheit eingebüßt hat.
Einen Blick auf den Leichnam wollen sich auch Paus angetrunkene Freunde
Ivan (Cristian Valencia) und Javi (Bernat Saumell) nicht entgehen
lassen. Also führt der Krankenhausangestellte die beiden zu ihr. Als sie
die Tote schließlich vor sich haben, reicht ihnen das nicht. Sie
überschreiten eine Grenze… und plötzlich schlägt Anna ihre Augen auf.
Bitterböse ist das richtige Attribut für "Die Leiche der Anna Fritz", denn was der spanische Regisseur und Co-Autor Hèctor Hernández Vicens seinen
Figuren inklusive und insbesondere der bedauernswerten Anna da
abverlangt, ist nicht ohne. Nekrophilie, Eigentum und Ausbeutung des weiblichen Körpers,
Auswirkungen von prominenter Vergötterung, Geilheit auf passive und
unterwürfige Frauen. Dieser offen gelegte Subtext hätte als pechschwarze
Kommentare zu einem Männlichkeitsbild werden können. Handwerklich lässt sich nichts bemängeln. "Die Leiche der Anna Fritz"
wirkt von der technischen Inszenierung abgeklärt, nicht unbedingt wie
ein Debütfilm, und ist zudem mit relativ unbekannten Gesichtern
ordentlich besetzt. Sie wissen ihre Rollen ansprechend auszufüllen,
wobei diese natürlich durchsichtigen Stereotypen entsprechen. Damit sind
wir bereits beim deutlichsten Kritikpunkt, denn vorhersehbar ist das
Ganze von vorne bis hinten, sobald die Handlung richtig ins Rollen
kommt.
Lediglich der Charakter von Pau (Albert Carbó) besitzt einen
Hauch von Ambivalenz, aber auch die nicht besonders differenziert, was
ihn genauso klar berechenbar macht wie seine Freunde, die von Beginn an
das Gut- und Böse-Schild auf der Stirn tragen. Das Setting des Films ist verhältnismäßig einfach, denn es spielt fast
ausschließlich in der Leichenaufbewahrungshalle eines spanischen
Krankenhauses. Leider bleibt der Film aber nicht bei seinen unbequemen und
grenzwertigen Themen sondern ruht sich auf der Komfortzone eines
herkömmlichen, arg konstruierten und vorhersagbaren Hitchcock-Thrillers
aus. Das ist nach dem bitteren Versprechen des ersten Aktes ein wenig
enttäuschend. Allerdings erschafft er ein Keller-Kammerspiel aus
kalte-blassen Leuchtröhren-Licht und sterilisierter, moralischer
Verkommenheit. Den reinen Thrill beherrscht Debütant Hèctor Hernández
Vicens solide und nach diesem Film darf man gespannt sein auf die Dinge die da noch kommen.
6/10
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