Freitag, 29. April 2016

[COLLECTION] Thor (Premium Format Figure) (Collector Edition) (Thor: The Dark World)

http://www.sideshow.com/ 

"Er wird die neun Reiche vereinen und dann, ja dann, wird er König sein." Die donnernde Rückkehr des mächtigen Avengers mit Chris Hemsworth in der Titelrolle. Er versprach, er würde zurückkehren, und jetzt ist er da.


Sideshow Collectibles präsentiert aus dem MCU, dem Marvel Cinematic Universe: "Thor: The Dark World" - Premium Format Figur. Mit fast 60 cm Höhe und einem Gewicht von knapp 7 Kilogramm ist "Thor" ein ganz besonderes Stück in jeder Sammlung. Der göttlich Avenger ist handbemalt und kommt mit einem Umhang aus echtem Stoff. Seine Waffe, der mächtige Hammer "Mjölnir", ist aus Metall.


Thor hat geschworen, die Erde zu schützen und sieht sich dieses Mal mit einem alten Feind konfrontiert, der das Universum in Dunkelheit zu stürzen droht. Der Gott des Donners schwingt seinen legendären Hammer Mjölnir. Er kommt in einer großartigen neu gestalteten Rüstung, komplett mit dramatisch fließenden roten Umhang, bereit einen Sturm der Wut zu entfesseln, der die Erde beben lässt.

Donnerstag, 28. April 2016

Baskin (2015)

http://www.imdb.com/title/tt4935418/

Der Polizist Arda (Görkem Kasal) ist noch recht neu in seinem Job, doch schon einer seiner ersten Einsätze wird für ihn im wahrsten Sinne des Wortes zur reinen Hölle. Gemeinsam mit dem Polizeichef Remzi (Ergun Kuyucu), der seit dem Tod von Ardas Eltern auf ihn Acht gibt, dem Hitzkopf Yavuz (Muharrem Bayrak) und zwei weiteren Kollegen reagiert der Neuling auf einen Notruf, der die Einheit zu einem heruntergekommenen, alten Haus mitten im Nirgendwo führt. Doch schon auf der Fahrt dorthin bauen sie aufgrund einer plötzlich auf der Straße erscheinenden Kreatur einen Unfall, weswegen sie ihren Weg zu Fuß fortsetzen müssen. An ihrem Ziel angelangt, finden sie ein anderes Polizeiauto vor, von dessen Insassen allerdings jede Spur fehlt. Als sie dann das naheliegende Haus betreten und immer tiefer in dessen düstere Gänge und Räume vordringen, in denen ein blutrünstiger Kult sein Unwesen treibt, beginnt für die Polizisten ein schrecklicher Albtraum, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint.

"Baskin": surrealistischer Horror mit stilistischen Anleihen von Dario Argento, gepaart mit derben Gewaltexzessen - besonders zum Ende hin. Zunächst sieht der Film einfach nur toll aus und ist großartig inszeniert. Ein traumhaftes Blau legt sich sanft um orange-gelbe Lichtquellen, die Kamera gleitet geradezu über die Szenerie, Feuerfunken fliegen vor kühlen Räumen umher, eine Gestalt in Kutte tritt immer wieder ins Bild. Die machohaft-homophoben Gespräche der plaudernden Polizisten kann man zu der Zeit noch augenrollend beiseite lassen, auch wenn es etwas schade ist, dass der Film, auch später, nicht wirklich tiefer in die Charaktere gegangen ist. Aber es sollte, wie schon bei Argento, um etwas anderes gehen: um Atmosphäre.

Und die behält "Baskin", der auf dem gleichnamigen Kurzfilm beruht, bis zum tatsächlich bitteren Ende bei, reichert sie mit düster-surrealen Elementen von Folter und Sex an, schlägt erzählerisch einige Haken und endet schließlich in der Folterkammer selbst. Das ist ordentlich brutal und mit einer angenehmen Liebe für das Symbolhafte gestaltet, wird allerdings bald auch ziemlich langatmig. Weder Charaktere noch der Spannungsaufbau gestalten sich als dynamisch. Wirklich gruselig wird der Film auch nicht, da er gerade zum Ende in lahm ausdefinierte Showeffekte verfällt. Das erinnert gern an Rob Zombie, in dessen Streifen oft und gern jegliche Spannung zugunsten blutig austarierter Horrorkabinette verworfen wird. Die Atmosphäre bleibt hier zwar auf hohem Niveau, verliert mit der behäbigen Inszenierung aber bald auch ihre Kraft. Und damit verliert auch der Film sein stärkstes Merkmal und hat nach gut über einer Stunde Laufzeit auch schon die meiste Energie verbraucht. Etwas schade.

6,5/10

Von CAPELIGHT PICTURES kommt der Film ungeschnitten und ab 18 in der "2-Disc Limited Collector's Editon" im Mediabook mit 24-seitigem Booklet:

Mittwoch, 27. April 2016

[KINO] Captain America: Civil War - The First Avenger: Civil War (2016)

http://www.imdb.com/title/tt3498820/

Die Avengers haben sich mittlerweile als globale Einsatztruppe etabliert. Auch wenn sie mitunter nicht gerade zimperlich vorgingen - sei es gegen die invadierenden Chitauri in New York oder in Antwort auf Ultrons Attacke in Sokovia - der Zweck heiligte stets die Mittel. Als aber eine jüngste Mission zahlreiche menschliche Kollateralschäden fordert, ist die Geduld genug strapaziert. Die Vereinten Nationen verabschieden ein Dekret, die sogenannten Sokovia Accords. Demzufolge müssen Superhelden ihre Kräfte in den Dienst der UN stellen, nicht unähnlich einer polizeilichen Streitkraft, wenngleich bei weitem besser ausgestattet. Während Tony Stark (Robert Downey Jr.) diese Entscheidung begrüßt, sieht dies Captain America (Chris Evans) mit anderen Augen und das Recht auf Selbstbestimmung der Helden in Gefahr. Es entbrennt ein Streit um die Richtigkeit des Abkommens – mit Iron Man und Captain America als Vertreter der beiden entgegengesetzten Positionen. Wer nicht für den Vertrag ist und sich für die andere Seite entscheidet, wird automatisch zum Feind erklärt und unbarmherzig verfolgt. Es kommt zum Bruch der Avengers – und schlimmer noch: zum Bürgerkrieg.

Auf in Phase Drei des MCU und auf in den "Civil War". Nachdem Phase Zwei mit "Ant-Man" und "Avengers: Age Of Ultron" den rühmlichen Abschluss bildeten, wurde der dritte Teil um den Mann mit dem Sternenbanner heiß ersehnt. Es ist schon etwas seltsam bei Marvel. Es geht immer noch größer, höher, schneller, weiter und so richtig scheint man wohl nie auf dem Höhepunkt angekommen zu sein. Auch hier konnten die Trailer bereits begeistern, obwohl in Deutschland wieder einmal aus "Captain America" der "First Avenger" wurde, was dem Ganzen immer so einen Hauch von "Er, der nicht genannt werden darf" gibt. Superheldenmarketing in Deutschland ist offensichtlich kein leichtes Brot.

Aber "The First Avenger: Civil War" ist einmal mehr der Beweis dafür, wie gut das MCU (Marvel Cinematic Universe) funktioniert und wie sehr die einzelnen Filme von den etablierten Charakteren profitieren. Was nicht bedeutet, der Film hätte keine Fehler. Er lebt im Pronzip von allen anderen Filmen und führt sogar noch neue Charaktere ein, auf die man sich dann im nächsten Jahr freuen darf. Die Comic-Vorlage dient dabei nur als lose Inspiration. Was gut ist, denn einfach nur eine Geschichte nachzuerzählen, die die halbe Fangemeinde kennt ist auch nicht unbedingt immer gut. Geht es im "Civil War" Comic zum Großteil um die Enthüllung von Helden-Identitäten und die quasi Zwangsrekrutierung aller "speziell Begabten" durch die Regierung, spielt sich der Film auf einer intimeren Ebene ab.

"Civil War" schließt folgerichtig an die Zerstörungsorgie aus "Age Of Ultron" an und stellt ähnliche Fragen wie in "Batman v Superman", nach der Verantwortung und Kontrollierbarkeit von eigenmächtig handelnden Superhelden. Nach einem weiteren Unfall mit menschlichen Opfern drängen die Vereinten Nationen auf einen Beschluss, die sogenannten Sokovia Vereinbarungen die die Avengers und andere Helden unter die Überwachung der UN stellen sollen. Tony, der noch unter dem Schock vergangener Ereignisse und der verheerenden Kollateralschäden steht willigt ein, Captain America misstraut jeder Überwachung und fürchtet für die falschen Ziele instrumentalisiert werden zu können. Die Avengers spalten sich in zwei Gruppen und als sich der Cap dann noch schützend vor seinen ehemaligen Freund Bucky stellt, der als gehirngewaschener Winter Soldier grausame Taten begangen hat, eskaliert alles. Aufgewiegelt werden beide Seiten zudem von einem mysteriösen Typen namens Oberst Zemo, gespielt von Daniel Brühl. Schnell schaltet sich "The Black Panther" in den Kampf ein und Spider-Man wird rekrutiert, bevor sich alle am Leipziger Flugplatz so richtig auf die Fresse hauen, ehe Iron Man und Capatain America die Sache im Finale dann mechanisch ausdiskutieren. Das ist jetzt, vorsichtig ausgedrückt, nicht der komplexeste Plot der Welt und hat auch nicht ganz die epischen Dimensionen, die die Comicvorlage evozierte. Aber es funktioniert. Die Stärke der bekannten Charaktere und ihre Dynamik untereinander macht "Civil War" sowohl zu einer spannenden, humorvollen aber immer wieder auch überraschend emotionalen, ja sogar dramatischen Story.

Das funktioniert allerdings nur, weil der Zuschauer die Figuren kennt. Kennen muss, denn so viele Verweise gibt es auf die Filme aus Phase One und Phase Two. Sowohl Tony Starks Traumatisierung und sein zunehmend wahnhaftes Verhalten, die zivilen Opfer, die Spannungen in der Gruppe – alles hat seine Vorgeschichte und macht die Ereignisse des Films plausibler. Was natürlich auch den Schauspielern liegt. Robert Downey Jr wirkt nach "Age Of Ultron" deutlich motivierter und präsenter und Chris Evans schafft es immer wieder überraschend gut, eine potentiell langweilige "gute" Figur wie Steve Rogers mit Tiefe und Leben zu füllen. Die übrige Cast (es fehlen eigentlich nur Hemsworth und Ruffalo um die "Avengers" komplett zu machen) spielt ebenfalls souverän, auch wenn nicht alle so richtig viel zu tun haben.


Dafür überrascht Neuzugang Tom Holland als Spider-Man, dessen Rolle im Film zwar recht kurz ausfällt, dafür aber doch verblüffend gelungen ist. Trotz der begrenzten Screentime schaffen die Russo-Brüder ihm einen würdigen Einstand ohne viel Brimbamborium zu geben. Holland spielt Spidey als Mischung aus Maguires unsicherem Nerd, mit einem Hauch mehr linkischen Teenagertum und Garfields übercoolem Geplapper. Das kommt der Figur vielleicht näher, als es beide einzeln je kamen. Damit freut man sich auf den für 2017 anvisierten "Spider-Man: Homecoming" so dermaßen, dass man jede Szene mit Spidey förmlich aufsaugt. So wie dieser Peter Parker sein Netz als Waffe einsetzt, die Art wie er sich bewegt und dabei Sprüche klopft und damit den älteren Avengers durchaus auch auf die Nerven geht, das macht richtig Spaß. Und gerade in den beiden Hauptschlachtszenen stecken viele originelle optische Ideen und schöne Choreographien.

Das steht im angenehmen Kontrast zu vielen der kleineren Prügelszenen, die sich leider oft durch Nahaufnahmen und wackelige Kamera auszeichnen, was sie oft schlechter aussehen lässt als sie eigentlich ist. Doch trotz dieser Mängel und ein paar kleiner Hänger im Mittelteil, kann "Civil War" im Finale endgültig versöhnen. Denn wenn sich Rogers und Stark zum Schluss bekämpfen, dann wohnt diesem Kampf von Menschen, die eigentlich Freunde sind und deren Zerrissenheit sie gegeneinander treibt, eine überzeugend bittere Note bei, die ihn zu weit mehr macht, als nur einem weiteren Marvel-Showdown. Endlich mal schießt keine Energiesäule gen Himmel, endlich mal fliegt nix in die Luft und kein Helicarrier droht abzustürzen. Hier geht es um eine Freundschaft und Loyalitäten und eben weil der Zuschauer beide Figuren kennt und mag, funktioniert diese Prügelei auf einer Ebene die "Batman v Superman" an keiner Stelle erreicht. Mag der Plot auch nicht 100% wasserdicht sein, zumindest versteht der Zuschauer warum sich die Helden gerade auf die Fresse hauen.

Trotzdem gibt es auch hier Momente die nicht ganz so gelungen sind und die Höchstnote verwehren. Die Schlußszene, die die ganze Storyline zu sauber abschließt. Die halbgare Lovestory des Cap, die zwar für einen guten Lacher sorgt aber letztlich so kurz vorkommt, dass sie eher irritiert als die Figuren weiterbringt. Black Panther, der zwar adäquat eingeführt wirkt, aber ähnlich wie Spider-Man eher dem Franchise zuliebe mitspielt, als das er wirklich wichtig wäre. Was mit "Ant-Man" und "War Machine" ganz gut funktioniert, da sie durch vorige Filme schon etabliert sind, wirkt bei der Spinne und dem Panther stellenweise etwas ungelenk. Auch optisch ist der Film ein ebenfalls ein bisschen durchwachsen und hat keinen so konsistenten Stil wie sein Vorgänger. Man merkt den Russo-Brüder immer wieder an, dass sie sich noch an die ganz großen Actionsetpieces herantasten und das machen sie ganz gut, zwischendurch rutschen sie allerdings immer mal wieder in typische TV-Bilder ab und inszenieren mit zu wenig Scope, zu vielen klassischen TV-Einstellungen. Und ja: Der politische Diskurs, die Motivation Steve Rogers ist ein wenig dünn und hätte mit Verzicht auf ein paar Füllszenen sicherlich ein bisschen pointierter und deutlicher herausgearbeitet werden können.

Und leider kümmert wirklich niemanden Bucky. Er ist eine Plotdevice, ähnlich wie Daniel Brühls Schurke Zemo, der Aktionen auslöst, im Grunde aber immer langweilig bleibt. Bucky funktioniert ausschließlich durch die Zuneigung, die Rogers zu ihm empfindet. Seinetwegen der Zuschauer nicht, dass Bucky böse wird oder stirbt. Für sich genommen ist Bucky leider eine Nullnummer und Sebastian Stan der ihn verkörpert bleibt leider auch in seinem dritten Auftritt eher blass. Es ist irgendwie okay, dass er da ist, aber gäbe es eine andere Möglichkeit die Story in Gang zu halten, würde man ihn zu keiner Sekunde vermissen. Gleiches gilt übrigens auch Vision, der zwar eine der mächtigsten Figuren der "Avengers" ist, hier aber zu Tony Starks Türsteher degradiert wurde und dessen Szenen seiner Entwicklung als Figur eher schaden als nützen. Und dann ist da natürlich auch das Problem, dass der Film zum Ende hin auch ein wenig mut-und konsequzenzenlos bleiben muss, eben weil er Teil eines großen Franchise ist.

Doch das sind unterm Strich trotz allem Nichtigkeiten, denn über die meiste Zeit macht "Civil War" einfach extrem Spaß. Er überrascht, weil er epische Schlachten ankündigt, einen Bürgerkrieg der letztlich nur eine Rauferei unter Freunden ist, die allerdings so wirkungsvoll, witzig und auch anrührend umgesetzt wurde das am Ende bei aller Kritik eines blieb: Die Vorfreude auf den nächsten Film.

8,5/10

Bei zavvi UK gab es den Film in 4K von WALT DISNEY Studios Home Entertainment im limitierten Steelbook.


Quellen

Inhaltsangabe: Marvel / Disney

Montag, 25. April 2016

The Karate Kid, Part II - Karate Kid II: Entscheidung in Okinawa (1986)

http://www.imdb.com/title/tt0091326/

Okinawa ist für viele das Mutterland des Karate. Mr. Miyagi (Pat Morita) und sein Schüler Daniel (Ralph Macchio) reisen dorthin, damit der Meister seinen Vater noch ein letztes Mal vor dessen Tod sehen kann. Am Ziel wartet der rachsüchtige Sato (Danny Kamekona) darauf, eine alte Rechnung mit Miyagi zu begleichen, bei der es um eine Frau geht. Sato will einen Kampf auf Leben und Tod, dem Miyagi ihm aber verweigert. Daniel muss unterdessen mit seinen eigenen Problemen fertig werden. Er hat sich in Kumiko (Tamlyn Tomita) verliebt, die Nichte der Frau, um die es beim Streit zwischen seinem Meister und Sato geht. Doch ein Zusammenkommen der beiden Kids wird immer wieder verhindert...

"The Karate Kid, Part 2" - und was hat sich verändert? Okinawa statt Kalifornien, das Mädchen ist jetzt asiatischer, die Bösen sind jetzt noch böser und dieses Mal wird der Meister und nicht der Schützling herausgefordert. Das war es dann aber auch schon. Im Endeffekt muss doch wieder LaRusso kämpfen, Miyagi trainiert ihn und predigt Gewaltlosigkeit. Leider klingt es genauso belanglos wie es dann tatsächlich ist. Der Handlungsablauf wirkt auffällig inszenierter als beim ersten Teil, die Charaktere sind längst nicht so gut ausgearbeitet und wie üblich für alle Fortsetzungen wird nach aller Kunst der Überspitzung übertrieben und bishin zur Extreme ausgereizt.

Allerdings gibt es doch einige Punkte die für den zweiten Teil der Reihe sprechen: der Film verstößt in erster Linie nicht gegen seine Prinzipien. Der Kampf wird bis zum letzten Punkt abgelehnt und kann nur unter Zwang (auch wenn inszeniert) zustande kommen. Durch Miyagis Antigewaltphilosophie à la Ghandi wird der angekündigte Kampf tatsächlich verhindert und behält dadurch seine Glaubwürdigkeit, außerdem wird hier auch noch eine pädagogisch wertvolle Lektion erteilt, indem die beiden Streithähne ihren persönlichen Konflikt beenden müssen, um gemeinsam dem drohenden Unheil durch die übermächtigen Naturgewalten entgegenzuwirken. Im Endeffekt bleibt "The Karate Kid, Part 2" dennoch auf einem wesentlich niedrigerem Unterhaltungsniveau im Vergeich zum Vorgänger.

4,5/10

Sonntag, 24. April 2016

Suspiria (1977)

http://www.imdb.com/title/tt0076786/

Die US-Amerikanerin Suzy Bannion (Jessica Harper) kommt nach Freiburg im Breisgau in Deutschland, um in einer Ballettschule zu studieren. Bereits in der Ankunftsnacht trifft sie auf ein sich höchst seltsam gebärdendes Mädchen, das noch in derselben Nacht den Tod findet. Im Laufe der nächsten Tage muss sie feststellen, dass sich nicht nur die mysteriösen Ereignisse häufen, sondern auch ihr Essen von der Schulleitung mit Schlafmitteln durchsetzt wird. Immer mehr ihrer Kameradinnen werden nachts von einem Mörder heimgesucht. Als es ihre Freundin Sandra trifft, stellt sie Nachforschungen über Hexen und schwarze Magie an und macht sich auf die Suche nach den Ursachen der Morde. Sie erinnert sich an das Mädchen, das ihr in ihrer Ankunftsnacht begegnet ist und an zwei Gesprächsfetzen, die sie zu einer Tür führen, hinter der sie der "Mother Of Sighs" begegnet...

"Suspiria" ist der erste Teil der "Müttertrilogie" von Dario Argento, Altmeister des italienischen Thriller-Horrorfilms, genannt Giallo. Und "Suspiria" ist tatsächlich ein sehr interessanter Film, welcher mit seiner geheimnisvollen Atmosphäre und dem fantastischen Spiel mit dem Licht und Schatten sehr fesselnd wirkt. Dieser Film ist kein Schlachtfest. Er ist kein Slasher und auch kein Gore-Feuerwerk, was anhand der bis heute bestehenden Indizierung reichlich seltsam wirkt. Der Film ist ein kleines Fest für die Sinne. Argento's Talent liegt dabei abseits des gesprochenen Wortes. Abseits des Dialogs, der immer auch eine gewisse Eindeutigkeit verlangt, die man hinter Bildkompositionen und Soundkulissen verschleiern kann. Ähnlich wie De Palma beweist Argento außerordentliches Talent darin, retardierende Momente zu gestalten und auszukosten. Scheinbar beiläufige Sequenzen werden dann plötzlich zum Zentrum inmitten still stehender Zeit.

Die unbarmherzig-heftige Anfangssequenz ist wirklich ein guter Einstieg in diesen okkultigen Horrorstreifen. Im Zusammenspiel mit den prächtigen Farben und einem fantastischen Soundtrack gelang Argento ein überaus atmosphärischer Hexenfilm, der noch heute unheimlich wirkt. Die Darstellung der Räumlichkeiten ist fantastisch und dies auf allen Ebenen. Man könnte die Architektur beinahe als psychedelisch bezeichnen. Die Musik von Goblin fängt mit ihrer hypnotisch-repetitiven Struktur diesen Eindruck noch auf, hier wird musikalisch weniger ein Kommentar zur Filmhandlung geleistet, als ein psychisch stimulierender Teppich gelegt, der vielleicht mehr Textur als Musik ist.

Inszenatorisch ist "Suspiria" bis ins letzte Detail durchkomponiert und weiß auch durch die zu Tode erschrockenen Gesichter und das furchtsam-tosende Geschrei seiner Protagonisten absolut zu überzeugen. Argento verlässt sich hier nicht allein auf die lang anhaltende Verborgenheit des Täters, sondern setzt viel mehr auf Stimmung und Atmosphäre, auch wenn das für manch einen sicherlich zu viel des Guten sein und in Effekthascherei abdriften mag. Weder ideenarm noch auffällig abkupfernd zieht Dario Argento all seine stilistischen Register, um eine bedrückend dämonische Stimmung zu erzeugen, die die sehr einfache und für den ein oder anderen aber auch alberne Story wie einen davonlaufenden Hasen vorantreibt. Trotzdem fehlt es dem Film etwas an Energie, um seine schleichende Entwicklung des Grauens wirklich konsequent durchzuziehen. Zu oft wird es mittendrin wieder sonnig und seicht, dann zieht sich wieder eine Entwicklung zu sehr in die Länge oder die Dramaturgie macht einen kleinen Sprung.

"Suspiria" ist sicher gerade wegen seiner okkulten Züge sicherlich nichts für jeden, von der inszenatorischen Finesse und dem bahnbrechenden Sound allerdings für jeden Filmliebhaber und Horrorfan unverzichtbar. Audiovisuell und spannungstechnisch absolute Gourmetkost und damit eine Genreperle, die als einer der Vorreiter des Horrorschockerkinos Akzente setzte.

7,5/10

Von KOCH Films / Capelight Pictures / Eightyfour Entertainment kommt der Film als "Ultimate Edition" und enthält neben dem Originalfilm von Dario Argento aus dem Jahr 1977 auch das Remake, beide in 4K Ultra-HD, die Soundtracks und jede Menge Bonusmaterial.

Quellen
Inhaltsangabe: Koch Films / Eightyfour Entertainment
Textauszüge: Wikipedia

Horns (2013)

http://www.imdb.com/title/tt1528071/

Ig Perrish (Daniel Radcliffe) lebt mit seiner Familie in einer friedlichen Kleinstadt. Doch als eines Tages seine Freundin Merrin (Juno Temple) vergewaltigt und brutal ermordet im Wald aufgefunden wird, richten sich alle Augen auf ihn. Die gesamte Gemeinde glaubt fest an die Schuld des jungen Mannes. Nur sein bester Freund Lee (Max Minghella) und sein Bruder Terry (Joe Anderson) halten noch zu ihm. Obwohl sich die Polizei alle Mühe gibt, kann sie keinen Beweis für Igs Schuld finden, sodass alle Anklagepunkte fallen gelassen werden. Die Bevölkerung und die Medien kümmert das nicht weiter. Für sie steht der Schuldige fest. Als er nach einer durchzechten Nacht aufwacht, bemerkt Ig, dass aus seiner Stirn kleine Hörner zu wachsen beginnen. Entsetzt versucht er, sie entfernen zu lassen, stellt aber bald auch fest, dass sich die Menschen um ihn herum plötzlich merkwürdig benehmen. Sie beginnen, ihm ihre Geheimnisse zu verraten, bevor sie anfangen, ihren dunkelsten Trieben zu folgen. Ig entscheidet, dass sich diese neuen Fähigkeiten hervorragend dazu eignen, den Mörder seiner Freundin zu finden...

Wer hätte gedacht, dass aus dem ehemaligen kleinen Zauberlehrling mal so ein guter Schauspieler werden würde? Daniel Radcliffe entfernt sich nach "Die Frau in Schwarz" auch mit "Horns" immer mehr und mehr von seinem jüngeren Image und zeigt einmal mehr, dass seine diversen Theaterauftritte deutlich Früchte getragen haben. Sehr glaubwürdig mimt er den blassen Außenseiter, der durch diverse Schicksalsschläge auf die dunkle Seite getrieben wird. Einem jungen Mann die Mächte des Teufels zu geben und zu sehen wie er sie einsetzt, ist schon ziemlich grotesk, teilweise aber auch recht spaßig. Am Anfang ist der Zuschauer sicherlich genauso verwirrt wie Protagonist Iggy, doch im Laufe des Filmes wird die Gabe, welche Macht und Fluch zugleich ist, doch zu einer Last. Vor allem, wenn geliebte Menschen unserem Iggy die ganze, harte, ehrliche Wahrheit sagen.

Basierend auf dem Buch "Teufelszeug" (von Joe Hill, Sohn von Stephen King) wandelt Genre-Spezialist und Regisseur Alexandre Aja auf dem schmalen Grad zwischen Thriller und Liebesdrama. Doch erzählerisch überrascht er hier mit einer Feinsinnigkeit, die sonst in diesem Genre so nicht zu finden ist. Der Film ist zu Beginn auch eher das Drama und wandelt sich dann in eine Art Mystery-Krimi-Thriller. Zwar gibt es ein paar sehr stereotypische Gags, doch ansonsten wird freudig zwischen den Genreparadigmen oszilliert, sodass sogar die Liebesgeschichte sehr bewegend geraten ist. In Summe ist "Horns" sicherlich nicht für die Massen gemacht, doch wer interessiert an etwas experimentelleren Filmen ist, der dürfte hier fündig werden.

7,5/10

Samstag, 23. April 2016

Die Lümmel von der ersten Bank: Zur Hölle mit den Paukern (1968)

http://www.imdb.com/title/tt0063254/

So ein Schüler hat’s schon schwer, aber auch Lehrer können einem manchmal leid tun. Mit seinen permanenten Streichen bringt der Jugendliche Pepe Nietnagel (Hansi Kraus) den Oberstudiendirektor Dr. Gottlieb Taft (Theo Lingen) und das gesamte Kollegium an den Rand des Nervenzusammenbruchs. Teils aus Notwehr, weil die Pauker ihn und seine Kameraden auf dem Kieker haben. Teils aber auch aus purer Freude am Ärgern. Dies ändert sich jedoch, als Studienrat Dr. Albert Kersten (Günther Schramm) ans Mommsen-Gymnasium versetzt wird, und der seinen Schülern tatsächlich auf Augenhöhe begegnet. Und auch die Austauschschülerin Geneviève Ponelle (Hannelore Elsner) sorgt für eine Menge Bewegung im Haus von Familie Nietnagel.

Einen gewissen Kultstatus genießen die "Lümmel von der ersten Bank" auch noch bald 50 Jahre nach ihrem Entstehen. Dass die Verfilmung der Schulsatire zum Publikumsmagnet werden würde, stand für Regisseur Werner Jacobs wohl fest, denn er sicherte sich nicht nur die Rechte an der Verfilmung, sondern auch für weitere 6 Fortsetzungen mit den Charakteren, selbst ohne weitere literarische Vorlage. Dabei ist "Zur Hölle mit den Paukern" im Grunde nichts anderes als zuvor die "Lausbubengeschichten" (ebenfalls mit Hansi Kraus), nur dass man jetzt nicht mit in der bayerischen Provinz, sondern in einer Schule unterwegs war und zum Wohle eines größeren Publikums Hochdeutsch gesprochen wurde. Noch immer drehte sich hier alles um harmlose Streiche von gewitzten Jungs, die heute kaum mehr zum Lachen anregen. Ein falscher Feuerwehralarm, umetikettierte und verschlossene Lehrertoiletten, unfreiwillige Entkleidungen – es hat schon seinen Grund, warum der Film seinerzeit eine Freigabe ab 6 Jahren erhielt.

Der Reiz liegt auch weniger in den müden Witzchen als vielmehr dem Drumherum, denn als Zeitdokument haben die "Lümmel" noch einiges zu erzählen. Ob es die beschwingte Musik ist, Frisur und Kleidung, die Geschlechterrollen – "Zur Hölle mit den Paukern" ist ein Bilderbucheintrag für die späten 60er, dazu gibt es vereinzelt Kommentare zur Gesellschaft, welche sehr schön den damaligen Zeitgeist wiedergeben. Und mit Nostalgiebonus werden Erinnerungen wach - selbst wenn man die Filme in- und auswenig kennt, wird man sicher heute noch über einige Begebenheiten schmunzeln.

8/10

Vollständig restauriert (das war bitter nötig) und auf DVD erhältich sind alle 7 Teile der "Lümmel von der ersten Bank" von STUDIOCANAL in einer Box erhätlich:

The Karate Kid - Karate Kid (1984)

http://www.imdb.com/title/tt0087538/

Daniel Larusso (Ralph Macchio) zieht mit seiner Mutter von New Jersey nach Kalifornien. Daniel freundet sich mit dem Hausmeister der Wohnanlage an. Mr. Miyagi (Pat Morita), einem freundlichen, aber auch rätselhaften Asiaten. An seiner neuen Schule lernt Daniel die Cheerleaderin Ali kennen. Doch ihr Ex-Freund Johnny gefällt diese Freundschaft garnicht. Fortan drangsaliert er Daniel, wo er nur kann. Er ist Daniel deutlich überlegen, da er der beste Schüler seiner Kampfschule ist. Als Mr. Myiagi mitbekommt, dass Daniel Probleme hat, versucht er dem Jungen zu helfen. Er einigt sich mit dem Leiter von Johnnys Dojo darauf, dass die Jungen ihren Streit bei einem anstehenden Kampfturnier ausfechten. Mr. Miyagi unterweist Daniel nicht nur in die Geheimnisse der Kampfkunst, sondern bringt ihm auch eine neue Lebenseinstellung und Kultur nahe.

"Karate Kid" - einer, wenn nicht sogar der beste Kampfsportfilm mit einem unglaublich hohem Kultpotential aus den achtziger Jahren. Völlig zurecht ein Klassiker, der auch heute noch überzuegen kann. So wie "Rocky" kein Film über das Boxen an sich ist, so ist auch "Karate Kid" vom selben Regisseur John G. Avildsen im Kern kein Film über Karate. Mit viel Witz und Einfühlungsvermögen wird hier eine unwahrscheinliche Freundschaft geschildert, die vor allem aus dem durchaus beeindruckenden Zusammenspiel von Pat Morita und Ralph Macchio erwächst. Die Figur des Mr. Miyagi ist vielleicht der beste Yoda-Kopie, weil Morita kapiert hat, was diese Figur einzigartig macht: Humor, Tiefgründigkeit und eine durchaus dunkle Vergangenheit (die in diesem Fall ein unrühmliches Kapitel der US-Geschichte ganz beiläufig erwähnt: die Internierungslager für Japaner, die die Vereinigten Staaten während des zweiten Weltkriegs einrichteten).

Es sind nicht die großen, es sind die vielen kleinen Momente die diesen Culture-Clash, die erste Teenie-Romanze und ein bißchen Pathos zu einem so rundherum süffigen und liebenswerten Film machen. Ralph Macchio dürfte einer der wenigen Schauspieler sein, die mit Anfang 20 noch tatsächlich glaubhaft einen 16-jährigen Teeny darstellen konnten, ohne das es lächerlich wirkt. Sein naiv-freundliche, charmant-dauerplappernde Art, seine ungelenke Neugierde und Offenheit sind der ideale Gegenpol zu Pat Moritas augenzwinkernder Lehrmeister-Figur. Die Chemie zwischen den beiden stimmt, nur deswegen kümmert einen ihr Schicksal, nur deswegen ist der Schlusskampf überhaupt von Interesse - obgleich er im Grunde nur der Katalysator für Daniels und Miyagis Geschichte ist.

Wenn sich Daniel-San am Ende mit einem anrührend fußlahmem Hüpfen in den Ring zurückschleppt, dann fällt es schwer ihm nicht die Daumen zu drücken und sich zu freuen, wenn er gegen alle Wahrscheinlichkeit den Sieg davonträgt.

8/10

Donnerstag, 21. April 2016

Open Windows (2014)

http://www.imdb.com/title/tt2409818/

Nick Chambers (Elijah Wood) ist ein Nerd und dazu noch völlig vernarrt in die Schauspielerin Jill Goddard (Sasha Grey). Er ist ständig auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, an Bildmaterial von ihr heranzukommen, um dieses als Erster auf seiner Website zu posten. Als er eines Tages dann gar ein Abendessen mit Jill gewinnt, scheint für ihn ein Traum wahr zu werden. Doch kurz vor dem ersehnten Treffen erhält er die Nachricht, dass der Superstar das versprochene Treffen spontan abgesagt hat. Wenig später allerdings erhält Nick über eine geheimnisvolle Quelle Zugang zu Webcams, dem Handy und persönlichen Daten seines Schwarms. Trotz anfänglicher Skepsis kann er dieser Gelegenheit nicht widerstehen, aber schon bald wird er in ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel hineingezogen. Denn der Hacker Chord (Neil Maskell) hat Nick nicht aus purer Hilfsbereitschaft in das Leben der Schauspielerin eingeladen...

Die Idee hinter "Open Windows" ist durchaus interessant und führt vor Augen, wie sehr wir uns an das Bild eines Desktops gewöhnt haben, sodass die Eingewöhnungszeit an den Film (der ja ausschließlich einen Desktop zeigt) von beachtlich kurzer Dauer ist. Da "Open Windows" schon direkt am Anfang mit der Fiktion in der Fiktion startet, stellen auch surreale Grenzüberschreitungen kein Kontingenzbruch dar. Immerhin ist die Story so gut, dass man erst knapp nach einer Stunde Laufzeit die ersten Fragen nach dem Realismus stellen wird, weil man die ganze Zeit damit beschäftigt war zu verstehen, wer welches Spiel spielt und zudem darin einige schöne Reminiszenzen an Hitchcock ("Das Fenster zum Hof") hat.

Danach jedoch scheint Vigalando seinen Film nicht mehr im Griff zu haben und verkompliziert die Handlung unnötigerweise. Zu viele Nebenschauplätze und Charaktere lassen die Geschichte zerfasern, sodass die zahlreichen Storytwists im letzten Drittel ziemlich beliebig und wenig überzeugend wirken. Überhaupt hat der Film dadurch große Probleme mit der Glaubwürdigkeit, sodass "Open Windows" nach einem starken Beginn und der grundsätzlich interessanten Idee weit hinter seinen Möglichkeiten bleibt. Nach dem tollen "Timecrimes" eine kleine Enttäuschung. Ist man jedoch bereit mit den genannten Defiziten zu leben, dann erlebt man ein innovatives "Katz-und-Maus"-Spiel, mit visionären Ideen rund um die zukünftigen Möglichkeiten der Internet-Überwachung, ein wenig Erotik und einigen dann doch unvorhersehbaren Twists.

6/10

Dienstag, 19. April 2016

Death Warrant - Mit stählerner Faust (1990)

http://www.imdb.com/title/tt0099385/

Nachdem er den psychopathischen Killer Sandman (Patrick Kilpatrick) hinter Gittern gebracht hat, bekommt Undercover-Polizist Louis Burke (Jean-Claude van Damme) umgehend einen neuen Auftrag. Er soll herausfinden, warum in einem Gefängnis so viele Häftlinge ermordet werden und wird dazu als Schwerverbrecher eingeschleust. Burke kommt schnell hinter die Gründe für die Todesserie. Ein Ring Organ-Händler hat mit Unterstützung von Aufsehern und einigen Häftlingen das Gefängnis unter Kontrolle gebracht. Die Luft wird dünn für Burke, sein einziger Kontakt nach draußen ist die Rechtsanwältin Amanda Beckett (Cynthia Gibb). Schließlich versucht er zu fliehen. Das stellt sich jedoch als schwierig heraus, spätestens sobald ein neuer Häftling das Gefängnis erreicht: der Sandman!

"Mit stählerner Faust" ist ein weiterer grobschlächtiger "Hau-drauf"-Streifen der Marke van Damme, dafür mit etwas thrilligerer Story als sonst und auch der Gefängnislook sorgt für eine ansprechende Atmosphäre. Es ist definitiv einer der besseren Streifen mit Jean-Claude Van Damme. Ein Thriller, der angenehm unterhält, ordnungsgemäße Action zu bieten hat und sogar teilweise recht spannend ist. "Death Warrant", so im Original, wäre sogar ein ziemlich guter Knast-Streifen, wenn es da nicht noch ein paar Schwächen gebe. Vor allem im Aufbau der Story als auch in der Umsetzung hapert es. Aber es geht ausgesprochen dreckig und düster zu und auch vor kaltblütigen Gewaltszenen macht der Streifen nicht halt. Van Damme überzeugt in der Rolle des Undercover-Cops, aber die Show stiehlt ihm hier der Gegenspieler Patrick Kilpatrick als Psychopath "Sandman". Trotzdem ein guter Film, quasi für den schnellen Action-Hunger zwischendurch und somit auch allemal brauchbar.

6,5/10 

Erstmals komplett ungeschnitten, dabei sogar frei ab 16 und in HD kommt der Film im limitierten Mediabook als "Limited Collector's Edition" von NSM:

Sonntag, 17. April 2016

渇き - Kawaki - The World Of Kanako (2014)

http://www.imdb.com/title/tt3108158/

Der Ex-Cop Akikazu (Kōji Yakusho) begibt sich auf die Suche nach seiner verschwundenen Tochter Kanako (Nana Komatsu), einem bei Freundinnen und Lehrern gleichsam beliebten Mädchen, das ihrem Vater immer als Musterschülerin erschien. Doch was er auf der Suche nach Kanako über seine Tochter herausfindet, erschreckt den selbst nicht gerade heiligen Akikazu zutiefst. Kanako führt ein Doppelleben und hat sich in einem Netz aus Sex, Drogen und Gewalt verstrickt. Die Erkenntnis, dass seine Tochter ein ebenso gewaltbereites und moralisch zerrüttetes Wesen ist wie er selbst, erschüttert Akikazu zutiefst und je mehr er über Kanako herausfindet, desto rasender wird er. Sein Wunsch, seine Familie zusammenzuführen, die er durch seine Alkoholsucht und seine Brutalität auseinandergetrieben hat, scheint nunmehr unerfüllbar.

Mit einem überdrehten Tarantino-esken Intro beginnt die Fahrt in eine morbide Welt aus Inzucht, Verantwortungslosigkeit und dem intriganten Drogenvertrieb an kleine Schulmädchen, die in ihrer Uniform an liebe, naive Wesen erinnern, doch solche gibt es in der Welt des Regisseurs Tetsuya Nakashimas offenbar nicht. Schnelle Schnitte, die man so nur aus Kampfszenen kennt, ersetzen den normalen Erzählfluss durch eine stakkatoartige Einführung in einen verworrenen Plot. Diverse Zeitsprünge in die Vergangenheit eines naiven, liebenswürdigen, gepeinigten und letztlich bis auf die innerlichen Grundmauern heruntergebrannten Jungen erleichtern bzw. erschweren dem Zuschauer neben eingeschobenen Animezeichnungen und bunten Tamagotchi-Electrodrogenpartys einen Weg, der sich am Anfang zu einem gigantischen Labyrinth in die Unterwelt der Gangster aufzuspalten scheint.

Als vom guten Willen gezwungener, anscheinend aber böser Freiwilliger, offenbart sich ein von sich selbst ausgestoßener Familienvater als Protagonist für diese verzwickte Lage, seine entführte Tochter wiederzufinden. Warum er den Willen hat das zu tun, weiß er bei alldem Alkohol und den verdrängten Schandtaten, die von seiner selbst ausgingen und gehen, leider nicht mehr. Das ist eine ziemlich prekäre Lage, aus der er sich stets zu befreien versucht, die Schlinge um seinen Hals hat er sich aber selbst gelegt. Und immer ist man zumindest inhaltlich an mehreren Orten gleichzeitig.

Neben dem permanenten Schnittgewitter ist dies ein weiteres Stilmittel der Verwirrung, welches dafür sorgt, dass man ebenso wie die nach seiner Tochter suchende, emotional verwirrte Hauptfigur, sich in einem unbegreiflich krassen Dilemma befindet. Und aus diesen Dilemma tastet er sich nicht heraus, nein, er schlägt wild um sich und straft all diejenigen ab, die sich in ihrem Leben nicht gerade gemacht haben, die ihre Verantwortung einfach fallen gelassen haben, obwohl er dabei selbst nicht erkennt, dass er ebenfalls einer dieser Menschen ist, die zu faul sind um sich aufzuraffen.

Ein abgehalfterter, aggressiver Ex-Cop-Penner als moralischer Hammerschwinger, aber vielleicht kann man sich auch wieder ändern. "Wieso seid ihr alle so besessen von Kanako?" tönz es etwa zu r Hälfte des Films aus dem Mund einer emotional längst gebrochenen Person. Und genau das ist der Schlüssel zur Welt von Kanako, dessen längst geöffnete Tür den Zuschauer in einen blutigen Abgrund aus Intrigen und zerstörten, naiven Hoffnungen blicken lässt und fast hinterher stößt. Nakashima wirkt, als würde er sein eigenes Jugendtrauma aufarbeiten. Äußere Schönheit ist nicht gleich innere Schönheit und bei Kanako scheinen die Gegensätze zu einem teuflischen Wesen vereint. Unglaubliche Grazilität und dämonische Manipulation in Symbiose, bis schließlich ein selbstzerstörerischer Parasit den Panzer der Schönheit aufbricht, aus seiner Hülle emporsteigt und alle mitreißt, die auch nur kurz an das Gute in ihm geglaubt haben.

Und auch wenn das Intro bereits offenbarte, dass jegliche Liebe längst im eisigen Schnee des Hasses begraben liegt, erzählt Nakashima so viel, dass bald der Schädel zu platzen droht. Wer hier nicht bei der Erstsichtung Hunderprozentig 120 Minuten lange voll konzentriert ist, an dem fliegt der Film mit der Schnellebigkeit eines Wimpernschlags vorbei und man verliert sich in Irrungen und Wirrung, bis man schließlich völlig den Faden verloren hat. Dasselbe könnte allerdings auch dem gebannt starrenden Zuschauer passieren. "The World Of Kanako" ist ein Film, der von der Weitervererbung schlechter Eigenschaften berichtet, die versteckt im offensichtlich Guten nicht sichtbar werden. Wahrheit, Lüge, Vorurteil. Dieser Film ist ein Monster, das für den Zuschauer weder Spaziergang noch Erleichterung nach dem Abschalten ist und sicher nichts, was man sich zweimal hintereinander anguckt, in jedem Fall aber bahnbrechendes Japan-Kino für hartgesottene Investoren. Wer am Ball bleibt, bekommt einen ordentlichen Brainfuck geliefert, der noch etwas nachwirkt.

7/10

Law Abiding Citizen - Gesetz der Rache (2009)

http://www.imdb.com/title/tt1197624/

Clyde Sheltons (Gerard Butler) Frau und Tochter (Brooke Stacy Mills, Ksenia Hulayev) wurden ermordet, der Mann aus der Bahn geworfen. Dem Täter (Christian Stolte) aber winkt eine nur fünfjährige Haftstrafe, nachdem er sich mit dem Staatsanwalt Nick Rice (Jamie Foxx) abgesprochen hat. Zehn Jahre später schnappt sich Clyde den Mörder, bringt ihn in ein abgelegenes Lagerhaus und foltert ihn langsam zu Tode. Als die Polizei mit einem Squad-Team anrückt, leistet Clyde keinerlei Widerstand. Er lässt sich bereitwillig inhaftieren und der inzwischen die Karriereleiter herauf gesprintete Nick ist sich sicher, es hier mit einem Selbstgänger-Fall zu tun zu haben. Doch da hat er die Rechnung ohne Clyde gemacht: Aus dem Gefängnis heraus verübt der leidenschaftliche Tüftler mit selbstgebastelten, vorab deponierten Apparaturen Anschläge. Jeder, der etwas mit dem Prozess gegen die Mörder seiner Familie zu tun hatte, soll sterben...

Regisseur F. Gary Gray zeigt, wie Rachthriller wirklich geht und lässt seinen Protagonisten Clyde Shelton (Gerard Butler) in "Gesetz der Rache" nicht nur die Mörder seiner Familie masochistisch abmetzeln, sondern nimmt auch gleich noch die amerikanische Justiz ins Visier und spart dabei nicht mit ordentlicher Kritik an eben jener. Ohne Selbstjustiz zu verherrlichen zeigt der Streifen, wie Shelton dem Rechtssystem und seinen Vertretern auf der Nase herumtanzt; sie sogar regelrecht vorführt und so belehren will. Dabei wird parallel die Geschichte von Staatsanwalt Nick Rice (Jamie Foxx) erzählt, der die Ermittlungen im Mordfall an Sheltons Familie leitete, einen der Täter zu Gunsten der Todesstrafe des Mittäters milder bestrafen ließ und jetzt auch als Schachfigur in Sheltons perfidem Plan agieren muss.

Durch diese beiden Handlungsstränge sowie das Psychoduell der beiden, wird ein Gut-und-Böse-Schema vermieden und der Zuschauer kann sich selbst aussuchen auf welcher Seite er steht oder einfach nur zwischen beiden Parteien pendeln. Eine interessante Idee, die bis auf ein paar Logiklöcher und überspitzte Handlungsverläufe perfekt umgesetzt wurde. Denn zum Ende hin nimmt es Gray mit der Glaubwürdigkeit nicht mehr ganz so ernst und drückt  etwas zu fest auf die Konstruktionstube. Das schmälert den Spaß am Film aber keineswegs. Sowohl Butler als auch Foxx spielen tadellos und sorgen für einen andersartigen, ultraspannenden Rachethriller mit ungeahnten Wendungen und einem Fingerzeig auf ein korruptes wie veraltetes System, das immer noch praktiziert wird und nicht zwischen Rechtschaffenheit und Verurteilungsquote abwägen kann.

8/10

Von BIRNENBLATT erschien der Film in einem limitierten Mediabook inklusive Booklet, Kinoversion und Unrated Director's Cut:

Samstag, 16. April 2016

Dead Alive - Braindead (1992)

http://www.imdb.com/title/tt0103873/

Im Jahre 1957 wird auf der "Totenkopfinsel" eine neue Spezies entdeckt: Eine Kreuzung aus Affe und Ratte. Dieses Tier gelangt bald in den Zoo einer neuseeländischen Stadt, in der auch Lionel Cosgrove (Timothy Balme) lebt, ein eher zart besaitetes Muttersöhnchen. Der Junge hat sich in die hübsche Paquita (Diana Peñalver) verliebt, doch Lionels eifersüchtige Mutter (Elizabeth Moody) setzt alles daran, die aufkeimende Beziehung zu untergraben. Sie folgt dem Pärchen bei einem Ausflug in den Tierpark und wird dabei von dem äußerst aggressiven "Rattenaffen" gebissen. Kurz darauf stirbt sie, bleibt allerdings nicht lange tot...

Im Jahr 1992, als Peter Jackson noch längst nicht Blockbuster-Geschichte geschrieben hatte, veröffentlichte der Regisseur einen Meilenstein, der die Herzen der Splatter-Fans bis heute höher schlagen lässt. "Braindead" ist mehr als ein Zombiefilm. Er ist mehr als Splatter. Er ist mehr als Komödie. "Braindead" jongliert mit Archetypen und Gesellschaftskritik auf einer im Grundton sehr spaßigen Bühne aus teils absurder, völlig übertrieberner Gewaltdarstellung und skurriler Handlung. "Braindead" ist Kult.

"Braindead", auch bekannt als "Dead Alive", ist das Werk eines leidenschaftlichen Querkopfes, der sich aber mal so richtig austoben durfte. Was anfangs noch wie eine leicht kitschige Romanze beginnt, entwickelt sich schon bald zu einer Parade des schlechten Geschmacks, bei dem Jackson eine wahnwitzige und blutbesudelte Idee an die nächste reiht. Am Anfang steht eine Expedition zum Zwecke des Auffindens eines (unfassbar hässlichen) Affens ("Rattenaffen"), welcher in seiner heimischen Region, dem Outback irgendeines südlichen Inselparadieses, mit einem Tabu belegt ist. Ähnlich einem Fluch wird das Übertreten dieses Tabus mit einer Strafe geahndet, die wie eine Infektion denjenigen befällt, der das Tabu gebrochen hat. Das bekommt Protagonist Lionel (Timothy Balme) am eigenen Leib zu spüren, nachdem seine Mutter Vera Cosgrove (Elizabeth Moody) - unwissentlich, jedoch aus Ignoranz und Boshaftigkeit - dies wortwörtlich mit Füßen tritt.

Die asymmetrische und ungesunde, durch Dominanz und Angst geprägte Mutter-Sohn-Beziehung (wie man sie vielleicht schonaus "Psycho" kennt), aus der es kein Entkommen gibt, ist wohl ein weiteres Tabu, welches es zu brechen gilt. Jegliche Emanzipationsversuche, sämtliche Eigenständigkeit wird im Keim erstickt und entwickelt sich selbst gleichermaßen zu einem Tabu. Diese dysfunktionalen Ketten von Normen und Tabus werden erst durch einen externen Impuls ins wanken gebracht: die Liebe. Auch wenn dies zunächst ebenfalls tabuisiert wird. Doch diese Liebe ist hartnäckig, sie ist irrational, leidenschaftlich und sie widersetzt sich penetrant allen Hindernissen. Dem Neid, der Unmenschlichkeit, sogar dem Tod.

Und der kommt bei Jackson nicht zu kurz. "Braindead" ist vorangig eine slapstickhafte Komödie, mit vielen Stolperern und wahnwitzigem Overacting und vielen absurden Ideen und Szenen, zum Brüllen komischen Dialogen und unvergesslichen Charateren. Zombie-Babies, Zombie-Partygäste, Karate-Pfarrer, ... hier findet mal alles, was der Herz begehrt. Was den Film aber letztlich unvergesslich werden lässt, ist die letzte halbe Stunde, in der sich Lionel, sein schmieriger Onkel LEs (Ian Watkin) und seine Liebe Paquita (Diana Peñalver) einer wahren Zombiearmee zur Wehr setzen müssen. Der Film kulminiert in einem ausgedehnten, äußerst blutigen Rasenmäher-Massaker, für das insgesamt 300 Liter Filmblut verwendet wurden und das immer noch einzigartig in der Filmgeschichte ist. Die Effekte, die Effekte! Man fragt sich, wie Jackson das teilweise (ohne Computer!) gemacht hat. Die mit einem geschätzten Budget von 3 Millionen US-Dollar im Stil der 1950er-Jahre gedrehte Horror-Parodie greift zahlreiche Motive des Horror-Genres auf und übersteigert sie bis zur Absurdität. Ja, "Braindead" bricht Tabus. Er bricht mit fremdinduzierten Normen. Er bricht mit Unmündigkeit. Er ist großartig, er ist lustig, wahnwitzig, genial. Er ist das Werk eines Fans. Er ist zeitlos. Kurz: er ist Kult.

9/10