http://www.imdb.com/title/tt0103873/
Im Jahre 1957 wird auf der "Totenkopfinsel" eine neue Spezies entdeckt:
Eine Kreuzung aus Affe und Ratte. Dieses Tier gelangt bald in den Zoo
einer neuseeländischen Stadt, in der auch Lionel Cosgrove (Timothy
Balme) lebt, ein eher zart besaitetes Muttersöhnchen. Der Junge hat sich
in die hübsche Paquita (Diana Peñalver) verliebt, doch Lionels
eifersüchtige Mutter (Elizabeth Moody) setzt alles daran, die
aufkeimende Beziehung zu untergraben. Sie folgt dem Pärchen bei einem
Ausflug in den Tierpark und wird dabei von dem äußerst aggressiven
"Rattenaffen" gebissen. Kurz darauf stirbt sie, bleibt allerdings nicht
lange tot...
Im Jahr 1992, als Peter Jackson noch längst nicht Blockbuster-Geschichte
geschrieben hatte, veröffentlichte der Regisseur einen Meilenstein, der
die Herzen der Splatter-Fans bis heute höher schlagen lässt.
"Braindead" ist mehr als ein Zombiefilm. Er ist mehr als Splatter. Er ist mehr als Komödie. "Braindead"
jongliert mit Archetypen und Gesellschaftskritik auf einer im Grundton sehr spaßigen Bühne
aus teils absurder, völlig übertrieberner Gewaltdarstellung und skurriler Handlung. "Braindead" ist Kult.
"Braindead", auch bekannt als "Dead Alive", ist das Werk eines
leidenschaftlichen Querkopfes, der sich aber mal so richtig austoben
durfte. Was anfangs noch wie eine leicht kitschige Romanze beginnt,
entwickelt sich schon bald zu einer Parade des schlechten Geschmacks,
bei dem Jackson eine wahnwitzige und blutbesudelte Idee an die nächste
reiht. Am Anfang steht eine Expedition zum Zwecke des Auffindens eines (unfassbar
hässlichen) Affens ("Rattenaffen"), welcher in seiner heimischen Region, dem Outback irgendeines südlichen Inselparadieses, mit einem Tabu belegt ist. Ähnlich einem Fluch wird das Übertreten dieses Tabus mit einer Strafe geahndet, die wie eine Infektion
denjenigen befällt, der das Tabu gebrochen hat. Das bekommt Protagonist Lionel (Timothy
Balme) am eigenen Leib zu spüren, nachdem seine Mutter Vera Cosgrove (Elizabeth Moody) -
unwissentlich, jedoch aus Ignoranz und Boshaftigkeit - dies wortwörtlich mit
Füßen tritt.
Die asymmetrische und ungesunde, durch Dominanz und Angst geprägte Mutter-Sohn-Beziehung (wie man sie vielleicht schonaus "Psycho" kennt), aus der es kein Entkommen gibt, ist wohl ein weiteres Tabu, welches es zu brechen gilt. Jegliche Emanzipationsversuche,
sämtliche Eigenständigkeit wird im Keim erstickt und entwickelt sich selbst
gleichermaßen zu einem Tabu. Diese dysfunktionalen Ketten von Normen und Tabus werden
erst durch einen externen Impuls ins wanken gebracht: die Liebe. Auch wenn dies zunächst ebenfalls tabuisiert wird. Doch diese Liebe ist hartnäckig, sie ist irrational, leidenschaftlich und sie
widersetzt sich penetrant allen Hindernissen. Dem Neid, der Unmenschlichkeit, sogar dem Tod.
Und der kommt bei Jackson nicht zu kurz. "Braindead" ist vorangig eine slapstickhafte Komödie, mit vielen Stolperern und wahnwitzigem Overacting und vielen absurden Ideen und Szenen, zum Brüllen komischen Dialogen und unvergesslichen Charateren. Zombie-Babies, Zombie-Partygäste, Karate-Pfarrer, ... hier findet mal alles, was der Herz begehrt. Was den Film aber letztlich unvergesslich werden lässt, ist die letzte halbe Stunde, in der sich Lionel, sein schmieriger Onkel LEs (Ian Watkin) und seine Liebe Paquita (Diana Peñalver) einer wahren Zombiearmee zur Wehr setzen müssen. Der Film kulminiert in einem ausgedehnten, äußerst blutigen Rasenmäher-Massaker, für das insgesamt 300 Liter Filmblut verwendet wurden und das immer noch einzigartig in der Filmgeschichte ist. Die Effekte, die Effekte! Man fragt sich, wie Jackson das teilweise (ohne Computer!) gemacht hat. Die mit einem geschätzten Budget von 3 Millionen US-Dollar im Stil der
1950er-Jahre gedrehte Horror-Parodie greift zahlreiche
Motive des Horror-Genres auf und übersteigert sie bis zur Absurdität. Ja, "Braindead" bricht Tabus. Er bricht mit fremdinduzierten Normen. Er bricht mit Unmündigkeit. Er ist großartig, er ist lustig, wahnwitzig, genial. Er ist das Werk eines Fans. Er ist zeitlos. Kurz: er ist Kult.
9/10
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