Nach seiner Scheidung zieht der dreißigjährige Dr. Robert Laing (Tom Hiddleston) in ein ungewöhnliches Hochhaus. In den einzelnen Etagen werden die Bewohner nach niederer Klasse, Mittelklasse und Oberschicht unterteilt. In den oberen Stockwerken haust die Upperclass, während sich Familien mit den unteren Geschossen zufrieden geben müssen. Laings Appartement befindet sich im mittleren Bereich. Bald macht er nicht nur die Bekanntschaft des Fernsehjournalisten Richard Wilder (Luke Evans), der im zweiten Stock wohnt, sondern auch die des Architekten und Schöpfer des Hochhauses, Anthony Royal (Jeremy Irons), der erhaben über allen ganz oben residiert. Je länger Laing in dem Appartement haust, desto deutlicher spitzen sich die Konflikte zu, die unter der Oberfläche rumoren. Bei einem Stromausfall schlagen die Auseinandersetzungen dann in offene Gewalt um und es entsteht Anarchie. Laing steht plötzlich vor einer folgenschweren Entscheidung. Denn als Wilder Royal stürzen will, muss er Farbe bekennen...
Ein schwerer Film, gleichwohl interessant und bizarr. In der 1970er Jahren waren Hochhäuser auch als "in den Himmel gebaute Slums" bekannt und Regisseur Ben Wheatley nimmt sich dieses Themas an. "High-Rise" ist ein kurioses Schauspiel, glatt, schäbig und verrückt: eine Welt der Koteletten, Beton und hochflorigem, verfilztem Teppichboden mit Asche und Blut. Sehr seltsam. Es ist näher an einer künstlerischen Installation nicht-narrativer Verrücktheit und empörender Zügellosigkeit. Genuss ist der Fehler des Films, aber es ist auch in gewisser Weise sein Thema.


Unter den Plebejer sorgt Wilder (gespielt Luke Evans) für den nötigen Ärger zwischen den drei Klassen, ganz zum Entsetzen seiner hochschwangeren Frau Helen (Elisabeth Moss). Dekadenz, Verzweiflung und Gewalt. Alles findet man hier in einer Art erotischen Katastrophe wieder. "High-Rise" ist die Geschichte über ein grausames Wesen, welches in uns allen wohnt. Ein Wesen, eine Maschinerie, die den Menschen langsam verrückt macht. Im Film vielleicht ein wenig zu langsam, daher könnte "High-Rise" für einige frustrierend sein, auch die spezifische Bezugnahme auf Margaret Thatcher in einem Zitat funktioniert nicht ganz. Es ist quasi ein Stück Zeit, aber nicht unaktuell, im Gegenteil. Wheatley meidet Exposition, anstatt Sie zu vertiefen. Das ist etwas schade und raubt ein wenig die Illusion, aber eines ist absolut sicher: "High-Rise" ist der sozialkritisch-surrealistische Film des Jahres.
7/10
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