http://www.imdb.com/title/tt3845232/
London im Jahr 1895: Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch) und Dr. Watson (Martin Freeman) bekommen Besuch von Inspektor Lestrade, der für Scotland Yard im mysteriösen Fall der Emelia Ricoletti ermittelt, die auch als "Braut des Grauens" bekannt ist. Sie soll in einem Brautkleid von einem Balkon aus wahllos mit zwei Pistolen in die Menge geschossen haben, ehe sie Selbstmord beging. Nur wenige Stunden später jedoch, soll sie von mehreren Zeugen dabei gesehen worden sein, wie sie einer Kutsche entstieg, um ihren eigenen Mann zu töten. Doch wie ist das möglich? Ist sie als Geist zurückgekehrt? Ein neuer kniffliger Fall für Holmes und Watson!
Bereits in den ersten Minuten, als die Macher das Geschehen der
letzten drei Staffeln Revue passieren lassen und man direkt danach die
adrette Gestalt des titelgebenden Sherlock Holmes in seinem ersten
Streitgespräch mit Freund und Partner Dr. Watson inmitten des
viktorianischen Settings sieht wird sich kein Fan der
britischen Detektivserie "Sherlock" einer Gänsehaut erwehren können. Das
"Sherlock"-Special (als Bindeglied zwischen der dritten und er kommenden vierten Staffel) mit dem Titel "Die Braut des Grauens" setzt aber
nicht bloß in den ersten Minuten auf Fan-Nostalgie, nein, die
zahlreichen augenzwinkernden Anspielungen, sowohl auf die Serie, als
auch auf die literarische Vorlage von Sir Arthur Conan Doyle, ziehen
sich fast durch den gesamten Film. Dies ist aber gewiss nichts
Schlechtes. Ganz im Gegenteil: während sich "Die Braut des Grauens",
manchmal direkt, manchmal im übertragenen Sinne, quer durch das ganze
"Sherlock"-Universum zitiert und munter eine Selbstreferenz nach der
anderen an den Mann bringt, kann man als Fan nur schwer ein breites
Grinsen unterdrücken. Und viel mehr als das: Um "Sherlock" treu
zu bleiben, orientiert sich "Die Braut des Grauens" bemerkenswerterweise
sehr präzise an dem eigenwilligen Stil der Serie, ohne diesen dabei zu
kopieren.
Am deutlichsten wird dies in visueller Form. Wie man es bereits von
"Sherlock" gewohnt ist, verhält sich die Kamera in "Die Braut des
Grauens" äußerst dynamisch und es werden viele ruckartige Schnitte,
Rückblenden, Kamerafahrten und blitzschnelle Zooms eingesetzt, gepaart
mit der häufigen Verwendung von Zeitraffer und den messerscharfen und
schnell vorgetragenen Dialogen. Dadurch wird nicht nur auf kreative Art
und Weise die Intelligenz von Sherlock Holmes wiedergegeben, es ergibt
sich auch ein rapides Erzähltempo, insbesondere in den dialoglastigen
Szenen. Abseits der fantasievoll dargestellten Denkvorgängen von
Sherlock Holmes und der Interaktion zwischen den Charakteren, bietet
"Die Braut des Grauens" ein ungewöhnlich dunkles Szenenbild, das sich
konsequent vom sehr hellen Setting der Serie abhebt. In vielen Momenten
wird die Szenerie in tiefe Schwarz, Braun- oder Blautöne gehüllt und
zeichnet damit einen indirekten Verweis zum Horrorgenre auf, welcher
alleine durch die Verwendung des Wortes "Grauen" im Titel naheliegt.
Dazu gesellen sich noch weitere altbekannte Horrorfilm-Motive, wie zum
Beispiel die rachsüchtige Braut, blutige Schrift an der Wand, lebende
Skelette oder eine ausgeblasene Kerze und die Szene im nebelverhangenen
Labyrinth stellt einen offensichtlichen Querverweis auf Stanley Kubricks
"Shining" dar. Die Macher ziehen hiermit eine deutliche
Trennlinie zwischen dem Special und der Serie selbst, so als würden sie
sagen: "Ihr Zuschauer bekommt das was ihr erwartet habt, aber dazu gibt es noch etwas Neues, etwas Anderes."
So lobenswert diese Einstellung aber sein mag, umso glücklicher ist
man auch, sobald "Die Braut des Grauens" immer mehr Verbindungen zum
Ende der dritten Staffel von "Sherlock" knüpft und im letzten Drittel
sogar direkt daran anschließt. Diesem Umstand ist es jedoch
verschuldet, dass "Die Braut des Grauens" gegen Ende zu sehr vom
eigentlichen Fall abdriftet und sich in anfänglich ungenau erzählten
Traumsequenzen und Zeitsprüngen verliert und mit einem beinahe seltsam anmutenden Finale die Erwartungen des Zuschauers sprengt. "Die Braut des Grauens" weiß in Hinblick
auf die Kulissen, die verspielten, fast experimentellen visuellen
Einfälle und die wunderschön-schrägen Wortgefechte zu gefallen. Jedem
Fan der Serie sollte, allein durch die unzähligen kleinen Details,
Seitenhiebe und Parallelen zur Serie, in Form von Bild oder Ton, das
Herz aufgehen, denn eines ist in jedem Fall sicher: "Die Braut des Grauens" ist ein sehr
gelungenes Special, dass seinen Fans treu bleibt und gleichzeitig nicht
vor Innovationen zurückschreckt. In seinen besten Momenten erfüllt das
Special seine Aufgabe, nämlich die Fans über die lange Wartezeit bis zum
Erscheinen der vierten Staffel hinwegzutrösten, mit Bravour. Das Niveau
der Serie wird allerdings nicht durchgehend erreicht und so ist "The
Abominable Bride" letzten Endes nicht mehr, als ein kleiner
Leckerbissen, ein süßer Appetithappen, der den Heißhunger nicht
gänzlich zu Stillen weiß.
8,5/10
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